Goldene Fesseln Teil 5

Autor: _Schmusekätzchen_
veröffentlicht am: 25.10.2008




'Nein, Nein, Nein! Du wirst mich nicht vor allen Adelsfamilien in Verruf bringen nur weil du mal wieder eine deiner Launen hast. Schlag dir das aus dem Kopf. Endgültig!!''Aber Vater, du hast gesagt ich darf mir ein Mädchen aussuchen, die ich als Comtesse haben möchte. Und die Mädchen die du mir vorgestellt hast waren alle so schrecklich steif. Und Fiona war so lieb zu mir, als dieser schreckliche Malatesta so ausfällig geworden ist und…' 'Warum Fiona? Warum kannst du dir nicht wie jede andere Prinzessin auch ein ganz normales ADELIGES Mädchen aussuchen, der es eine Ehre wäre dir zu Diensten sein zu dürfen? Warum also diese Bauerngöre?'
Catharina funkelte ihren Vater zornig an. 'Rede nicht immer so abfällig über sie. Sie ist tausend Mal mehr Wert als jedes dieser dummen verzogenen Adelstöchter. In den letzten zwei Tagen seit diesem unschönen Vorfall, habe ich mit ihr mehr Spaß gehabt als ich es mir mit diesen Puten auch nur vorstellen könnte. Also warum versteifst du dich so sehr darauf, dass ich mir eine dieser arroganten Mädchen als Comtesse aussuche? Was passt dir an Fiona nicht? Sie ist sanftmütig, zuverlässig, freundlich, pünktlich, fleißig…'
'Ja ja, ich hab's schon verstanden', knurrte der König unwillig. 'Willst du wirklich wissen was ich gegen sie habe? Sie hat keine Ahnung von der Etikette an Hof und kann so auch nicht entscheiden, was du zum Beispiel anziehen sollst. Außerdem kann ich es vor meinen Adelshäusern einfach nicht verantworten, wenn ich ein Mädchen vorziehe, das einem etwas…sagen wir mal einfacherem Hause entspricht. Das würde alle tödlich beleidigen und mir vielleicht sogar wichtige Verbündete nehmen. Verstehst du denn nicht?!'

Catharina hatte auf einmal Mitleid mit ihrem Vater. Sie wusste, dass er nichts lieber getan hätte als ihr ihren Wunsch zu erfüllen, da er selbst nicht wie die anderen Adelshäuser auf die einfachen Bauern hinunter schaute. Er versuchte ihr nur zu vermitteln, was sie zu erwarten hatten, wenn sie sich für Fiona entschieden. Er steckte in der Falle der Etikette fest und Catharina suchte Fieberhaft nach einem Ausweg. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, kam ihr eine ganz simple Lösung dieses Problems in den Sinn.
'Wieso kannst du Fiona nicht einfach in den Adelsstand erheben und behaupten sie wäre eine entfernte Cousine von mir und du hättest ihrem Vater schon seit ihrer Geburt versprochen, sie als meine Comtesse einzustellen?'
Mit leuchtenden Augen blickte Catharina zu ihrem Vater hinauf und er wusste, dass er schon verloren hatte. Eigentlich sollte er sich von ihr nicht dermaßen einwickeln lassen, aber hier spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Einerseits wollte er, dass seine Tochter endlich wieder das fröhliche Mädchen wurde, das sie vor dem Tod ihrer Mutter gewesen war. Der zweite Aspekt war der, dass er die kleine Fiona ja auch irgendwie mochte. Er kannte ihre Mutter besser als die meisten seiner Untertanen, da er sie ab und zu wenn ein Fest anstand ins Haus und in die Küche holte. Er kannte Fiona schon seit sie ein kleines Mädchen mit Zöpfen gewesen war und dass sie kein adeliges Blut hatte, störte ihn persönlich nicht sonderlich. Und der dritte Grund war einfach der, dass er seiner Prinzessin noch nie einen Wunsch hatte abschlagen können.
'In Ordnung. Hol sie her.' gab der König letztendlich nach und ließ sich auf seinen Thron fallen. 'Dann müssen wir ihre Mutter aber…'
'Oh, Vater, vielen Dank!'
Catharina fiel ihrem Vater strahlend um den Hals und rannte schon davon um Fiona zu suchen, sodass sie den letzten Satz ihres Vaters nur noch zur Hälfte mitbekam.

Catharina fand Fiona im Stall bei den königlichen Pferden. Sie stand gerade neben einer Fuchsstute und streichelte staunend ihre Blässe. 'Fiona', Catharinas Stimme flog durch den Raum, 'stell dir vor, mein Vater hat mir erlaubt dass du meine Comtesse wirst. Klar bist du dafür eigentlich noch zu jung aber wir haben den Plan ausgearbeitet, dass wir dich einfach als entfernte Verwandte angeben. Mein Vater erhebt dich in den Adelsstand und dann könntest du hier bei mir im Schloss arbeiten und wohnen.' Catharina sprudelte diese Worte so begeistert hervor, dass Fiona erst gar nicht begriff was geschehen war. Doch dann, als Catharina sie mit erwartungsvollem Gesicht anblickte, sickerte auf einmal doch hindurch was geschehen war. 'Aber was wird dann aus meiner Mutter?' fragte Fiona nachdenklich.'Hmm, mein Vater - der König', verbesserte sich Catharina schnell, 'Hat gerade etwas erwähnt, aber ich habe nicht zugehört was. Komm einfach mit, dann werden wir schon sehen.'
Rasch rannten die zwei Mädchen über den Burghof zum Audienzsaal, in dem der König sie schon erwartete. 'So, du bist also dieses Mädchen, dass meine Tochter sich als Freundin und Comtesse erwählt hat.' Die Augen des Königs waren warm und humorvoll und ein Lächeln spielte um seine Lippen, als er die zwei Mädchen so einander vor sich stehen sah. der Unterschied hätte nicht größer sein können. Seine Tochter war rank und schlank wie eine Weidenrute, während Fiona schon die weiblichen Kurven einer erwachsenen Frau hatte. Auch hatte Catharina das Aussehen ihrer Mutter mit ihrem spitzen Kinn, und den klassischen, hoch angesetzten Wangenknochen geerbt, während Fiona ein eher ovales aber dennoch sehr anziehendes Gesicht hatte.
Liebevoll blickte der König auf seine Tochter hinunter. Er wusste dass sie sich damit quälte nicht die ausladenden üppigen Formen zu haben, die die Männer so besonders anziehend fanden, aber ihre Mutter hatte auch diesen knabenhaft schlanken Wuchs gehabt und ihn von Anfang an verzaubert erinnerte er sich. Auch die charismatischen Augen hatte Catharina von der verstorbenen Königin.
Als Fiona ihn unwohl ansah und dann einen fragenden Blick zu seiner Tochter hinüber warf, wurde ihm klar, dass er sich einen kurzen Moment in Tagträumen verloren hatte. Er richtet sich auf und sah Fiona streng an. 'Du musst innerhalb kürzester Zeit lernen die Etikette an Hof zu beherrschen. Du wirst ab jetzt meine Tochter überallhin begleiten und daher musst du dich unter Adligen bewegen können ohne auf zu fallen. Da dich hier schon einige Leute kennen, wird es das Beste sein die Zeremonie nur in einem kleinen Rahmen zu begehen und… Ja, hast du noch eine Frage?!' unterbrach der König sich selbst, als er sah wie das Mädchen vor ihm unruhig die Hände rang. 'Majestät, ich will wirklich nicht unhöflich sein, aber…' 'Aber sie hängt sehr an ihrer Mutter und da stellt sich natürlich die Frage wie wir ihr da helfen können.' fiel Catharina ihrer neuen Freundin rasch ins Wort, als sie merkte wie unwohl dieser die Vorstellung war vor dem König eine so große Bitte äußern zu müssen. Diese Vermutung erwies sich als richtig, da Fiona ihr sofort einen zutiefst dankbaren Blick zuwarf.
'Nun, das geht wohl nicht', schmunzelte dieser, 'das müssen wir ja irgendwie klären nicht wahr? Und ich hab mir auch da schon etwas zu überlegt. Schnell Fiona, lauf und hol deine Mutter, sie müsste noch unten in der Küche sein. Fiona sah ihn fragend an, doch er gebot ihr mit einer Handbewegung sich zu gedulden. Nach kurzer Zeit kam Fiona wieder und zerrte ihre Mutter - ein winziges Persönchen mit einem Blick der normalerweise Steine zum schmelzen bringen konnte - hinter sich her.
Vor dem Thron blieben beide stehen und Fionas Mutter - Maria - knickste ehrfürchtig. 'So Francesca, hat deine Tochter dir schon gesagt was passiert ist?' fragte der König die verschüchterte Frau freundlich. 'Nein Majestät.' antwortete diese rasch.
'Nun, dann will ich dich mal aufklären.' Der König berichtet über die jüngsten Ereignisse und als er geendet hatte blickte Maria sich wie erschlagen nach ihrer Tochter um. 'Das sind… wundervolle Aussichten für meine Fiona. Ich danke euch von Herzen Majestät.''Wieso schaust du dann so traurig aus?' verlangte der König mit einem Schmunzeln zu wissen. 'Es ist nicht so, dass du deine Tochter nicht mehr sehen wirst. Im Gegenteil.'Zögernd wagte Maria den König fragend anzublicken. 'Wie meint Ihr das Majestät… ich glaube ich versteh nicht ganz…'
'Ganz einfach', erklärte der König, 'es wird Zeit dass meine Catha mal etwas anderes sieht als immer nur diese Mauern. Ich werde sie und Fiona auf mein Castello in Florenz schicken, damit sie dort die Gepflogenheiten erlernt die nötig sind für einen Besuch am Hof des Kaisers.' Er hörte Catharina erstaunt nach Luft schnappen, ließ sich davon aber nicht beirren. Er sah dass er Francesca nur noch ein eine größere Verwirrung stürzte und erklärte sich schließlich: ' Ich möchte dass du sie als Anstandsdame begleitest, da deine Fiona noch etwas zu jung ist um als richtige Comtesse angesehen zu werden. Und deshalb wirst auch du in den Stand einer Adelsdame erhoben.'
Ein verwirrtes Schweigen folgte und dann sah er, wie sich auf einmal allgemeines Begreifen breit machte. Bevor er es verhindern konnte hatte Maria sich vor ihm auf den Boden geworfen und dankte ihm nun wortreich für seine Güte.
Schnell bat er sie wieder auf zu stehen. Dann wiederholte er den Grund und den Termin des nur kleinen Zeremoniells noch einmal, bevor er sich mit der Begründung er hätte noch einiges zu tun in seine Studierstube zurückzog.







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