Goldene Fesseln Teil 1

Autor: _Schmusekätzchen_
veröffentlicht am: 19.06.2008




Sie wollte hier raus!!
Catherina sah sich genervt in ihrem Zimmer um. Seidene Kissen, goldene Schmuckstücke, bestickte Vorhänge und Wandmalereien des berühmtesten Malers am Königshof.
Wie sie es satt hatte. Seit Tagen sperrte sie ihr Vater, der König von Eldenberg, hier in ihren Gemächern ein, weil sie es sich erlaubt hatte, sich mit einer Küchengehilfin anzufreunden und ihr auf den jährlichen Jahrmarkt zu folgen. Nachts im Schutz der Dunkelheit selbstverständlich. Sie wusste ja wie gefährlich es für sie als Prinzessin war, ungeschützt durch die Stadt zu laufen. Leider hatte ihr Vater entdeckt, dass sie nicht in ihren Gemächern war und nach ihr suchen lassen. Sie wurde rot als sie an die Demütigung dachte, wie die Wachen des Palastes den Jahrmarkt unterbrochen hatten und sie vor den Augen aller anwesenden zurück ins Schloss gebracht hatten. Sie waren dabei nicht gerade sanft vorgegangen, den der König war außer sich vor Wut wie sie hatte entkommen können und dementsprechend demütigend war es, als die Wachen sie gezwungen hatten auf ihr Pferd zu steigen und ihre Zügel in die Hand genommen hatten. *Verflucht sei dieser goldene Käfig!* dachte Catherina bei sich, als sie nun sehnsüchtig aus dem Fenster blickte. An diesem tag sollten die Gauklerspiele in der großen Halle beginnen und ihr war es untersagt ihnen bei zu wohnen. Seufzend ließ sie sich auf dem Schemel vor ihrem Frisiertisch nieder und begann ihr Haar zu bürsten, doch nach zwei Strichen ließ sie die Hand sinken und starrte ihr Spiegelbild traurig an. Sie wusste dass sie nicht im klassischen Sinn schön war, aber jedes Mal wenn sie in den Spiegel sah, wurde ihr bewusst, dass man sie auch nicht attraktiv nennen konnte. Ihre Haare hatten diesen unmöglichen Farbton zwischen Weizenblond und Mausbraun, ihre Wangenknochen standen spitz aus dem Mäuschengesicht hervor und ihr Gesicht konnte man schon beinahe Dreieckig nennen. Das Einzige, was ihr so halbwegs gefiel, waren ihre dunklen, grünen Augen, die eine unglaubliche Tiefe besaßen. Langsam wand sie den Blick von ihren Augen ab und ließ ihn an ihrem nur mit einem Nachthemd bekleideten Körper hinab gleiten. Ihre Brüste füllten vielleicht gerade mal eine Kinderhand und ihre Hüften waren schmal wie die eines Knaben. *Wenn ich nicht Prinzessin wäre, würde ich sicherlich als alte Jungfer enden.* dachte sie missmutig und wand sich ab in Richtung des Bettes. Neben dem Bett schwang eine kleine Glockenschnur sanft im Wind der durch das offene Fenster hinein kam. An dieser zog Catherina jetzt und setzte sich wartend auf ihr Bett. Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür und eine ältere Frau in einem prunkvollen Gewand trat in Catherinas Gemach. Sie schloss die Türe hinter sich und sah Catherina missbilligend an. 'Was möchtet ihr heute tragen Prinzessin?' fragte sie mit unüberhörbarer Abneigung in der Stimme. Catherina beschloss wie immer es zu ignorieren und antwortet ihr in höflichem Tonfall: 'Das blaue Rüschenkleid aus der feinen Spitze. Es ist zu heiß um heute etwas anderes zu tragen.'
Die Comtesse drehte sich um und verschwand in dem angrenzenden Ankleidezimmer um das Gewünschte zu holen. Nach einigen Minuten kam sie mit einem Arm voll Kleider und Korsetts zurück, wobei das Gewünschte nicht dabei war. 'Ich habe das blaue Kleid nicht gefunden, welches möchtet ihr stattdessen anziehen?!' fragte sie mit hochnäsiger Stimme.'Keines von diesen', antwortete Catherina gelassen, 'mein Vater der König wünscht, dass ich diese blaue Kleid trage, wenn wir den jungen Knappen heute den Ritterschlag erteilen. Außerdem habe ich das blaue Kleid noch nie getragen, also MUSS es da sein.' Sie erhob sich um selbst nach dem Kleid zu sehen und trat hinüber in das Nebenzimmer. Tatsächlich war ihr neues blaues, extra für diese Gelegenheit angefertigtes Kleid nicht zu sehen. Missmutig begab sie sich zurück in ihr Schlafzimmer und bei dem herablassenden Blick mit der die Comtesse sie bedachte, wäre sie dieser am liebsten scharf über den Mund gefahren. Nur die 17 Jahre ständigen Übens und die dauernden Ermahnungen ihres Vaters in diesen 17 Jahren, eine Prinzessin lässt sich nicht herausfordern, ermöglichten es ihr ruhig zu bleiben. Als sie nun ein Kleid auswählte war ihre Stimme kalt wie Eis und ihr Gesicht zu einer höflichen Maske erstarrt. Sie trat an das Bett um sich den Haufen Unterwäsche, Reifröcke und Korsetts näher an zu sehen. Da das Kleid bis zum Bauchnabel ausgeschnitten war, brauchte sie ein Korsett, das etwas höher ging als normal und möglichst die gleiche Farbe hatte. Sie warf noch einen Blick auf das dunkelgrüne Kleid, dass sie sich ausgesucht hatte und wählt passend dazu, ein Korsett aus jadegrüner Seide mit Fischbeinverstärkungen an der Seite und unter der Brust. Weiße Spitze an der oberen Kante, machte es einem Mann, selbst wenn er größer war als sie, unmöglich einen Blick auf ihr Dekoltee zu erhaschen. Die farbliche Unterwäsche und die farblich abgestimmten Reifröcke landeten auch auf der Seite, da sie mit einem raschen Blick festgestellt hatte, dass sie Reifröcke auch zu seihen sein würde, da das Kleid in Wogen gerafft wurde. Während die Komtesse ihr das Korsett schnürte, verfluchte Catherina ihren Vater im Stillen, dass er jeder neuen Mode aus Paris und Mailand nach eifern musste.
Sie atmete scharf ein, als das Korsett ihr plötzlich die Luft abschnürte. Sehnsüchtig dachte Catherina an ihre Mutter zurück und an die Zeit, in der ihr ihre Mutter noch beim anziehen geholfen hatte. Sie hatte dann immer hinter ihr gesessen und ihr, während sie ihr das Korsett geschnürt oder das Haar gekämmt hatte, den neuesten Klatsch und Tratsch des Dorfes erzählt. Wie hatte sie diese Stunden geliebt!
Die Comtesse mit dem Ankleiden fertig war, bat sie Catherina mit verkniffenem Lächeln an den Frisiertisch. Sie kämmte mit raschen Streichen die Haare zurück und band sie so fest zu einer Frisur nach oben, dass Catherina schon wusste, dass sie noch vor dem Abend Kopfschmerzen haben würde. Nachdem auch das erledig war und Catharina sich noch den üblichen Puder ins Gesicht hatte stäuben lassen, war es bereits Zeit für sie nach unten in den Thronsaal zu gehen. Mit geübten Bewegungen schlüpfte sie in ihre zierlichen, hellgrünen Schuhe und begab sich nach unter.
Ihr Vater saß schon auf seinem Thron und wartet ungeduldig auf sie. Als er sie kommen sah, erhellte ein Lächeln sein Gesicht und er bemerkte nicht einmal, dass sie nicht das Kleid trug, das er ihr am Abend vorher ausgesucht hatte.
Als er den trotzigen Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, seufzte er tief und winkte sie zu sich an seinen Thron. 'Ach Kleines, du weißt doch dass ich dich nicht gerne in deinen Gemächern einsperre. Aber was soll ich denn tun, wenn du dich über meine Anweisungen wieder und wieder hinwegsetzt? Ich habe dir doch schon so oft erklärt, warum es für dich gefährlich ist, wenn du dich unter dem gewöhnlichen Volk bewegst. Vor allem ohne geeigneten Schutz.'Er lächelte sie um Verständnis heischend an und als sie weiterhin trotzig schwieg, fragte er sie traurig: 'Was kann ich tun, damit du nicht mehr weg läufst? Was fehlt dir hier im Palast, was du unter dem gewöhnlichen Pöbel findest? Wenn du es mir sagst und es in meiner Macht stehst, will ich versuchen, dass du es auch hier bekommst. Du weißt doch, ich würde alles für mein kleines Mädchen tun.' Bei diesen Worten blitzte der Schalk aus seinen Augen und Catherina musste Widerwillen lachen.
Er hatte diesen Spruch schon früher benutzt, wenn sie als kleines Mädchen böse mit ihm gewesen war, weil er sie - meistens zu Recht - gescholten oder bestraft hatte. Sie sah sich im Thronsaal um und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Türen verschlossen waren, kletterte sie zu ihrem Vater auf dem Schoß. Diesem stand die Verwunderung geradezu ins Gesicht geschrieben, denn in den letzten Jahren, war aus seinem anschmiegsamen Kätzchen, eine erwachsene Frau geworden.
Manches Mal war er abends noch zu ihr ins Zimmer geschlichen und hatte bei Kerzenlicht an ihrem Bett gestanden um seine Tochter zu betrachten. Er wusste, dass sie keine Schönheit war, aber sie hatte ein liebes, freundliches Wesen, war intelligent und gebildet und brachte ihn immer wieder, wenn er in Grübeleien versank, zum lachen. Sie war sein ganzer Stolz und obwohl seine Frau ihm, bevor sie gestorben war keinen Sohn mehr hatte schenken können, hätte er sich keinen besseren Thronerben vorstellen können als seine Tochter.Als sie jetzt so bei ihm auf dem Schoß saß, den Kopf an seine Schulter gelehnt, merkte er erst wie sie ihm die letzten Tage gefehlt hatte.
'Also mein Kätzchen, was ist es, womit ich dir eine Freude machen könnte?' hakte er nach und sah sie liebevoll an. 'Ich bin hier immer so alleine und alle Gesellschafterinnen die ich habe sind - Entschuldige Vater - alte Tanten. Ich möchte mich so gerne einmal über etwas anderes als über Politik, Krieg und Anstandsregeln unterhalten. Ich möchte mit jemandem über die Bälle und Feste reden auf die wir gehen, über Schneeflocke - mein Pferd - und…' ihre Stimme verstummte.
'Und?!' fragte der König lächelnd nach. '…über die jungen Männer und so. Du weißt schon…' Catherina errötete. 'Über Mädchenthemen also.' stellte der König fest.Catherina hörte ein Schmunzeln in seiner Stimmer und hob den Kopf. Die Zurechtweisung darüber, was sich für eine Dame schickte und was nicht, blieb aus. Der König sah sie nur traurig an und nach einer Weile des Schweigens meinte er: 'Du hast deine Mutter zu früh verloren, Catherina. Normalerweise könntest du solche Themen mit deiner Mutter besprechen und sie würde ein Mädchen für dich aussuchen, aber so muss ich das wohl selbst tun und die adligen Herrschaften…'
Catherina fiel ihm voller Eifer ins Wort: 'Nein bitte nicht Vater, ich möchte keine von den jungen Adelsdamen aus höheren Kreisen hier im Palast haben. Die würde hinter meinem Rücken doch nur schlecht über mich reden, damit sie und ihre Freundinnen ein neues Klatschthema haben. Könnte ich mir das Mädchen nicht selbst aussuchen?'
Bettelnd sah sie zu ihrem Vater empor und wie immer schmolz sein Herz bei diesem Blick förmlich dahin. 'Na ich weiß nicht… ob du dafür schon alt genug bist.' neckte er sie. Catherina schlang ihm enthusiastisch die Arme um den Hals und gab ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange, während sie jauchzte: 'Danke Vater, das ist das schönste Geschenk überhaupt!'
In diesem Moment klopfte es an der großen Eingangstüre und Catherina huschte geschwind zu ihrem Thron an der rechten Seite ihres Vaters, denn kurz darauf trat ein Sprecher in den grün-blauen Farben des Königshauses von Eldenberg in den Saal und verkündete: 'Majestät' er verbeugte sich. 'Prinzessin' eine zweite Verbeugung. 'Die Herren von Stand mit ihren Gemahlinnen und auch das gemeine Volk hat sich auf dem Turnierplatz zusammengefunden. Die angehenden Ritter warten auf Euer erscheinen.' damit verbeugte er sich tief und ging mit gezierten Schritten rückwärtsgehend aus dem Raum. Der König und Catherina folgten ihm einige Augenblicke später.

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Hey Leute, sagt mir bitte was ihr von der Idee haltet und wie immer sind Kritik und Kommentare durchaus erwünscht.
Hoffe die Geschichte gefällt euch
Liebe Grüße
Dani







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