Black Star - Teil 7

Autor: Selly
veröffentlicht am: 14.10.2012


Danke an die, die immer fleißig kommentieren & lesen :) Hier der nächste Teil!

4. Kapitel
Gelangweilt und sehnsüchtig verfolgte ich die Zeiger der Uhr über der Tür. Eigentlich hatten wir zu tun, aber ich saß einfach nur da und beobachtete die Zeit. Im Raum war alles still, bis auf das Schreiben der Kugelschreiber und das leise Ticken der Uhr. Die Sonne schien durch eine Fensterseite des Raumes, auf welcher auch ich saß. Es war heiß mitten im Licht, aber trotzdem zog ich den Pullover, unter dem ich noch ein T-Shirt trug, nicht aus. Kurz ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, der durch Caro gebremst wurde, da sie neben mir saß. Auch wenn nicht freiwillig. Ariel saß weiterhin neben Mary, worauf natürlich nur Mary bestanden hatte. Caro hatte ihr heute Morgen eine Szene deswegen gemacht, aber wie immer war unsere Diva kalt geblieben und hatte sie auf den nächstbesten freien Platz verwiesen, welcher meiner war. Mit einem abwertenden Blick und der kleinen Einweisung, was ich zu tun hätte und was nicht, hatte sich Caro dann neben mich gesetzt.
Nun saß sie hier und versperrte mir das Blickfeld, während sie eifrig Zahlen auf ihr kariertes Blatt brachte. Doch mich interessierte nicht einmal die Aufgabenstellung. Stattdessen schaute ich wieder zur Uhr, die gleich den Kleiderkauf mit meiner Mutter einläuten würde, was nicht besser war als diese Mathequal. Somit eine Wahl zwischen Cholera und Pest.
Langsam packte ich die Stifte von meinem Tisch in meine Federtasche und schloss sie langsam, was ein nervendes Geräusch durch den Raum fahren ließ.
„Kannst du mal aufhören?“, fragte Caro neben mir gereizt und ließ ihren Kugelschreiber klicken. Ich antwortete nicht, sondern machte es noch langsamer mit einem Lächeln für sie auf den Lippen. Zickig schaute sie mich an und ich konnte mir vorstellen, was ihr auf der Zunge lag. Doch gerade als sie es zum Ausdruck bringen wollte, klingelte es und wir waren entlassen. Mit schnellen Bewegungen packte ich ein und zog mir die Kapuze über den Kopf, bevor ich aus dem Raum ging.
Auf der Treppe schwollen hinter mir der Lärm und die Gespräche an, weil allmählich alle aus den Klassen strömten. Aber mich interessierte nicht eines der Themen, welche hier angesprochen wurden, denn ich wollte raus aus diesem stickigen Gebäude, das einem fast die Luft abschnürte. Aber auch als ich die große Tür nach draußen aufstieß, wurde es nicht besser, da die Luft schwül war. Zum Schneiden dick, doch all dies rückte in den Hintergrund, als ich das schwarze Auto von Daniel vor unserer Schule parken sah. Sofort stoppte ich und sog scharf die Luft ein, bevor ich wütend darauf zustürmte.
„Hey, Ela. Steig ein, damit wir gleich los können“, begrüßte meine Mutter mich lächelnd, während sie das Fenster herunterfahren ließ.
„Was macht der denn hier?“, wollte ich wissen und verschränkte die Arme, ohne Allüren einsteigen zu wollen.
„Der hat einen Namen. Daniel wird uns begleiten“, sagte meine Mutter kühl, damit ich ihr nicht wiedersprach.
„Dann viel Spaß euch beiden. Hoffentlich findet Daniel ein schönes Kleid“ , meinte ich nur und wendete mich zum gehen ab. Aber sofort startete der Motor und das Auto hielt mit mir Schritt.
„Warum machst du immer alles so kompliziert?“, fragte meine Mutter verzweifelt aus dem Fenster.
„Wieso macht der immer alles kaputt?“, konterte ich, während mir die Kapuze vom Kopf rutschte.
„Steig ein, Ela“, versuchte meine Mutter mich nun zu kommandieren, ohne auf meine Frage einzugehen.
„Nein“, sagte ich nur und änderte die Richtung, damit sie mir nicht folgen konnten, aber Daniel legte den Rückwärtsgang ein und hielt weiterhin mit mir Schritt.
„Könnt ihr mich mal in Ruhe lassen?!“, schrie ich die beiden an. Aber meine Mutter schüttelte nur den Kopf. Ich wendete mich ab und schaute zur Schule, wo nun die ersten herauskamen. Auch Ariel und Mary konnte ich sehen, wobei ich mich wunderte, dass sie noch nicht Hand in Hand gingen. Eine Weile sah ich zu ihnen, bevor ich Ariels Blick auffing und er sich schnell von Mary verabschiedete. Er schien es eilig zu haben, da sein Gang sich beschleunigte. Aber er ging nicht seinen gewohnten Weg, sondern steuerte mich an. Was wollte er? Ruckartig machte ich mich auf den Weg zum Auto und stieg auf den Sitz hinter meiner Mutter.
„Schön, dass du es dir anders überlegt hast…“, begann meine Mutter.
„Ist doch egal. Fahr einfach los“, unterbrach ich sie und versuchte Ariel nicht anzusehen, der nun stehen geblieben war und verwirrt auf das Auto von Daniel schaute. Der Freund meiner Mutter legte den Vorwärtsgang ein und fuhr los. Wie immer roch es hier drin nach einem dieser Duftspender, die an seinem Rückspiegel hingen. Heute war es ein Tannenbaum, der, wie immer, fürchterlich stank.
Die Fahrt kam mir vor wie eine Ewigkeit, weil Daniel und meine Mum sich über belanglose Dinge unterhielten. Genervt saß ich da und schaute aus dem Fenster, wo die Häuser vorbeizogen, bis wir am Einkaufscenter hielten. Meine Mutter stieg sofort aus. Daniel folgte ihr. Doch mich überkam einfach keine Lust dazu, deswegen ließ ich mir Zeit, was von Daniel mit einem strafenden Blick abgetan wurde, den ich abwertend erwiderte. Ohne ein Wort steuerte meine Mutter den Eingang und dann die erste Boutique an. Trödelnd folgte ich ihr und ließ meinen Blick durch das Center schweifen. Überall gingen Menschen ihres Weges, schauten niemanden an, außer ihre Begleiter. Rentner schlichen förmlich die Gänge entlang und ließen sich auf den Bänken an den Springbrunnen nieder, welche die Mitte der Passagen schmückten. Kinder lachten und schlenderten mit Eis in der Hand umher.
„Ela!“, rief meine Mutter und winkte mich in eine Boutique namens „LaBella“ hinein. Gelangweilt folgte ich ihr. Von innen wirkte der Laden sehr schick und modern gehalten. Elegante Muster schmückten die Wände und ließen ihn verspielt wirken. Sie ging von einem Kleiderständer zum nächsten, wobei sie viele Stücke von den Ständern nahm. Ich schlenderte zu einem und schaute zwischen den Kleidern hin und her, bis ich ein graues herauszog. Es war eng geschnitten und trug verrückte Muster auf dem Stoff. Kurz hielt ich es mir an, bevor Daniel herüberkam.
„Das ist schick. Steht dir“, gab er sein Kommentar ab. Ohne ein Wort hang ich es wieder zurück und suchte weiter. „Ich sagte doch, dass es mir gefällt.“
„Ja. Ich hab es gehört. Ein Grund mehr es weg zu hängen“, meinte ich darauf und ging zu meiner Mum.
„Probier mal dies an“, bat sie und hielt mir ein gelbes hin, was mir überhaupt nicht gefiel.
„Findest du es nicht ein wenig zu knallig?“, wollte ich wissen und hielt es mir vor einem Spiegel an. Doch sie schüttelte nur den Kopf und drängelte mich in eine Kabine, wo sie mir noch andere Kleider an einen Hacken hing. Ruckartig zog sie den Vorhang zu und ließ mich alleine. Ich lehnte mich an die Wand und atmete aus. Wieso hatte sie diesen Idioten mitgebracht? Sie wusste genau, dass es mich aufregen würde. Wütend auf meine Mum und diesen Bazillus zog ich mir den Pullover über den Kopf, bevor ich meine Jeans aufknöpfte und auch sie auf den Hocker legte.
Zuerst war das gelbe Kleid dran. Es war knielang und ein richtiger Blickfang, was nichts Gutes verhieß. Ich zog es an und trat hinaus. Daniel stand lächelnd da und musterte mich von oben bis unten.
„Willst du wirklich Turnschuhe dazu anziehen?“, witzelte er.
„Willst du wirklich bleiben?“, meinte ich nur und ging wieder hinein. Dieses Stück kam auf jeden Fall zu dem Stapel ‚Nein‘, weil ich darin aussah wie ein Knallbonbon.
Das nächste war aus hellem lila Stoff und lang. Diesmal dauerte es, bis ich das trägerlose Kleid anhatte und hinaustrat.
„Mir gefällt es“, sagte meine Mutter und kam zu mir, um es zu richten.
„Mir auch“, stimmte Daniel ihr zu.
„Komisch. Hab gar keinen nach der Meinung fragen hören“, antwortete ich auf Daniels Kommentar und zog die Augenbrauen hoch. Aber bevor er etwas darauf erwidern konnte, verschwand ich wieder in der Kabine und probierte weitere Kleider an. Gefühlte Stunden später trat ich mit einem dunkelbraunen, welches mit goldenen Akzenten verziert war, wieder in den Laden. Daniel und meine Mum saßen auf Sesseln, welche zum warten dort standen.
„Hast du dich entschieden?“, fragte meine Mutter fröhlich und stand erwartungsvoll auf. Ohne zu antworten hielt ich das braune Kleid hoch und marschierte zur Kasse, wo Daniel schon sein Portemonnaie zückte. Aber ich stellte mich so hin, damit meine Mum es nicht sah. Somit bezahlte sie und wir gingen wieder hinaus.
„Ich hätte auch bezahlen können“, rechtfertigte sich Daniel.
„Du hättest auch nicht mitkommen müssen. Hast du auch nicht getan. Also wo liegt dein Problem?“, fragte ich rhetorisch, bevor ich wieder Richtung Auto ging.
„Wo willst du denn hin?“, hörte ich die Stimme meiner Mum hinter mir.
„Nach Hause.“
Stöhnend folgte Mum mir, weil sie sich wahrscheinlich noch einen Einkaufsbummel gewünscht hatte, den ich gerade Zunichte gemachte hatte. Aber ihr blieb keine andere Wahl, denn sie konnte verstehen, dass ich nicht mehr Zeit als möglich mit Daniel verbringen wollte.
Die Rückfahrt war still. Keiner sagte etwas, was mich überraschte, weil Daniel auch sonst nicht den Mund hielt. Aber er richtete nicht einmal das Wort an meine Mutter, was mir die Fahrt ein wenig angenehmer machte.






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