Zwischen Himmel und Hölle - Teil 4

Autor: Alice-in-Wonderland
veröffentlicht am: 10.01.2012


Die Stunden gingen vorüber und schon bald klingelte es zum Schluss. Die ganze Zeit sah mich Danny an, sagte jedoch nichts. Dieser besorgte Ton der mitschwang bei seinem letzten Satz, ließ mich drüber nachdenken. Er sagte: „Wenn du dein Leben änderst, solltest du nicht gleich deine Gesundheit aufs Spiel setzen. Das hätte Leo nicht gewollt!“ Ich packte meine Sachen und ging in den Flur. Im Hauptsaal sah ich schon Tommi stehen und fing an zu lächeln. Er hielt wirklich sein Wort. Plötzlich fasste mich jemand am Arm und drehte mich in die Richtung. Danny sah mich besorgt und irgendwie auch etwas schüchtern an und sagte: „Versprich mir bitte, dass du dich von falschen Leuten fern hältst und nicht durch die noch mehr abrutschst.“ Ich runzelte die Stirn und sagte: „Auch wenn du mich gerade etwas irritierst, verspreche ich es dir.“ Nun lächelte er und ohne jegliche Vorwarnungen umarmte er mich und ging. Perplex starrte ich ihm hinterher und lief langsam vorwärts. „Hey Sweeps!“, begrüßte mich Tommi und gab mir einen Kuss. Ich war noch etwas benommen und sah gerade noch wie Danny in den Wagen seines Vaters einstieg. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Tommi und ich sah ihn nun an. Stumm nickte ich und versuchte zu lächeln. Es hatte wohl geklappt, denn er fing auch schon an zu lächeln und legte seinen Arm um meine Taille. Während wir Richtung U-Bahn liefen, streiften meine Gedanken immer wieder zu der Umarmung von Danny ab. Ich konnte es einfach nicht fassen. In all den Jahren, wo ich ihn schon kannte, hatte er so etwas niemals getan. Doch so sehr ich versuchte es zu verstehen, desto verwirrter war ich am Ende. Als wir in der U-Bahn saßen, nahm Tommi meine Hand und fragte etwas besorgt: „Worüber denkst du nach?“ Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und sagte: „Ach über nichts. Wohin fahren wir?“ Er küsste mich auf den Kopf und sagte mit einem Lächeln: „Zum Alex. Berlin will dir heute wieder einen Tag geben, an dem du was Vernünftiges essen wirst.“ Ich schüttelte den Kopf und musste daran denken, was er die ganze Zeit wie all die anderen versuchte. Die Gedanken von Leo und diesen einen Tag aus meinem Kopf zu bekommen. Die glauben gar nicht, wie sehr ich es wollte und was ich alles dafür geben würde, dass Leo wieder bei mir wäre. Sie alle waren der Meinung, dass ich an seinem Tod nicht Schuld wäre, doch kenne ich die Wahrheit. Ich hätte ihn damals aufhalten müssen. Wir hätten uns hinsetzen müssen oder ich hätte ihn einfach zur Vernunft bringen müssen. Das war meine Aufgabe als beste Freundin. Die einzige Aufgabe, die ihn hätte retten können. Plötzlich blitzte Danny sein Gesicht vor meinen Augen auf und ich konnte nicht fassen wie mein Herz anfing doller zu schlagen. Diese braunen kurzen Haare, wo man so schön reinfassen konnte und diese Lippen, die einfach mal immer danach schrien geküsst zu werden. Oh Mann und dann dieser Körper. Ich sah nur sein Gesicht, doch konnte ich mir seinen Körper nur zu gut vorstellen. Dieser breite Rücken von den 1.82 die er ist und diese muskulöse Brust und erst mal diese Hände. So tolle … „Du hattest es mir versprochen“, sagte auf einmal diese Gestalt, von Danny vor mir. Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Sweeps?“, hörte ich neben mir nun Tommi fragen. Erst schaute ich zu ihm und dann zurück zu Danny, der mittlerweile verschwunden war. Mein Herz schlug immer noch wie verrückt, doch bekam ich mit einer etwas kratzigen Stimme heraus: „Was ist?“ Ich versuchte immer wieder zu schlucken um meine Stimme wieder hin zu bekommen, aber mein Mund war wie ausgetrocknet. Während ich in meiner Tasche nach meinem Getränk griff und daraus trank, sagte Tommi: „Ich hatte dich was gefragt.“ Er streichelte mich an der Seite und fügte hinzu: „Du bist heute sehr oft in Gedanken vertieft. Hast du irgendwas?“ Ich schüttelte den Kopf und schaute nach draußen. Ich musste dieses Gefühl weg bekommen. Mein Herz brauchte eine Weile bis es wieder einen normalen Rhythmus hatte. Als wir am Alex ankamen, gingen wir Hand in Hand Richtung McDonalds. Dabei sagte ich zu ihm: „Danke, dass du mich abgeholt hast, von der Schule.“ Er lächelte mich an und drückte dabei meine Hand. „Habe ich gerne getan, aber ich werde in einer halben Stunde zu Steffanie müssen.“, sagte er entschuldigend. Ich nickte und dann sah ich zu, wie er für uns Beide bestellte. Während wir da saßen und jeder eine Portion Pommes Frites und zwei Cheeseburger aßen, dachte ich daran wie sehr ich doch wirklich normales Essen vermisste. Zwei Monate es her. Zu meinem 16.Geburtstag am 19.März hatte ich das letzte Mal etwas Vernünftiges gegessen. Ouh war das lecker gewesen. Brötchen, Bulette, Schweinebraten. Es gab einfach alles. Zwei Wochen vergingen und jeden Tag besuchte ich die Schule. Langsam fing ich auch wieder an etwas mitzubekommen von dem Stoff, doch Danny kam nicht. Er war die ganze Zeit nicht mehr aufgetaucht. Ich verstand nicht wieso, doch ich lenkte mich ab indem ich dem Unterricht folgte und mitarbeitete. Es war Freitag und die letzte Stunde war gerade vorbei. Ich packte gerade meine Sachen ein, als sich Linda vor mich stellte. Ich sah sie an und runzelte fragend die Stirn. Dunkelblondes mittellanges Haar hatte sie und sie war kleiner als ich. Ungefähr 1.63 und eine normale Figur. Sie sah mich etwas bedrückt an und fragte zurückhaltend: „Sag mal möchtest du vielleicht heute mit zu mir kommen? Meine Mum fragt schon öfters nach dir und die Anderen würden sich auch freuen, dich mal wieder zu sehen.“ Ich lächelte leicht und nickte. Sofort fing sie an zu grinsen und umarmte mich stürmisch. Geschockt hielt ich den Atem an und sagte nichts Logischeres außer: „Ähh…“ Augenblicklich ließ sie von mir ab und nuschelte eine Entschuldigung. Ich nahm meine Tasche und so gingen wir schweigend nebenher zur U-Bahn. Immer wieder sahen wir uns an und lächelten. Wo war bloß die Zeit geblieben? 4 Jahre kannten wir uns schon mittlerweile du dann zerriss alles auf einmal. Wir standen gerade an der Bushaltestelle –Pankstraße- als sie mich fragte: „Bist du jetzt wieder normal?“ Ich runzelte amüsiert die Stirn und sie schaute beschämt weg und nuschelte eine Entschuldigung. Ich zuckte mit den Schultern und sagte: „Wann war ich mal normal?“ Sie nickte nur und sah immer noch betretend zu Boden. Ich schüttelte den Kopf und als der Bus kam, stiegen wir ein und setzten uns hin. Bei ihr zu Hause angekommen, kamen mir sofort ihre Geschwister entgegen mit Jubelrufen und umarmten mich von jeder Seite. Dabei schrien sie herum und fragten alle durcheinander: „Selina ist wieder da.“ „Was machst du hier?“ „Wo warst du so lange?“ „Kann ich mit deinem Handy spielen?“ „Wirst du heute hier schlafen?“ Ich lächelte nur und sah Linda dabei an, die amüsiert den Kopf schüttelte. Dann sah ich ihren kleinsten Bruder Kevin an. Sagen wir lieber jüngsten, denn ich war mir sehr sicher, dass der bald größer als wir alle sein wird. Der Racker hatte braune Wuschelhaare, lange Wimpern, die ich liebte, einen hellen Haut Ton und war etwas mager. Dann war da noch ihre kleine Schwester Yasmina. Sie war bisschen kleiner als ich und hatte schwarz-braunes Haar. Ihr Haut Ton erinnerte mich immer an Nougat und ihre braunen Augen waren groß, genauso wie ihre Lippen, die so toll gefüllt waren. Das was sie so auszeichnete war jedoch, dass sie sich immer auffällig doll schminkte. Dann war da noch ihr mittlerer Bruder, der so alt war wie ich. Maxi. Er war schön groß und würde er des Öfteren oder überhaupt mal duschen, dann würde er auch echt toll aussehen. Er hatte braunes Haar, wie all die Anderen und trug eine Brille.

Wir saßen alle am Tisch und die Mutter von Linda füllte uns gerade Essen auf, als sie sagte: „Es ist schön dich wieder zu sehen Selina. Deine Mutter hatte mir erzählt, dass du wieder zur Schule gehst.“ Ich nickte und dachte mir so-Sie hat bestimmt auch erzählt, das sich schon zwei Monate nicht mehr zu Hause war- doch gesagt hatte ich es nicht. Gott wie ich mich freute ein normales Mittagessen wieder zu mir zu nehmen. Es war schön wieder unter Vertrauten zu sein. Doch irgendwie war ich nervös. Nicht diese Nervosität wenn man aufgeregt war, sondern meine Hände zitterten leicht. Ich brauchte etwas, doch ich wusste nicht was. Zu diesem Zeitpunkt zumindest.

Am Abend verabschiedete ich mich bei der Familie und ging. „Sehen wir uns am Montag in der Schule?“, fragte Linda hoffnungsvoll. Ich lächelte leicht und sagte: „Auch ich muss eine Arbeit schreiben. Tschüss.“ „Tschü.“ Ich ging in Richtung Bushaltestelle und plötzlich klingelte mein Handy. Ich ging ran und fragte: „Ja?“ „Sanny? Ich bin es Angie.“, hörte ich ihre Stimme besorgt sagen. Sofort war ich wieder in der Realität und konnte nicht fassen wo ich gerade gewesen war. „Sanny?“, fragte Angie. Ich stöhnte innerlich auf und sagte: „Ja bin dran. Was los?“ Im Hintergrund hörte ich Stimmen von bekannten Personen, wie Pawel und Lisa. „Wenn du sie nicht fragst, gib her und ich erledige das.“, sagte Pawel und ich hörte es rascheln. Dann hörte ich ihn: „Selina?“ Ich musste erst einmal tief durchatmen um Antworten zu können: „Bin dran.“ „Wo bist du gerade?“, fragte er vorsichtig. Sofort baute ich innerlich mein Schutzschild auf und sagte ruhig: „Ich bin auf den Weg zu Freunden. Warte hier Stendalerstraße auf den Bus.“ „Hast du Zeit um Reinickendorfer Straße dich mit uns zu treffen? Wir sind gerade Bornholmer.“, fragte er langsam. Ich hielt den Atem an und musste mich beruhigen. Sie alle wiedersehen? „Ich…ich weiß nicht“, sagte ich mit leicht zittriger Stimme. „Nur kurz, Selina. Wir haben dich seit dem tag nicht mehr zu Gesicht bekommen.“, bettelte er. Ich pustete die Luft aus, die ich bis dahin im Körper hielt und sagte leise: „Okay. Der Bus kommt gerade. Ich würde mal sagen, dass ihr euch besser auf den Weg macht.“ Ich hörte im Hintergrund Gejubel und dann sagte Pawel: „Wir sind schon auf dem Weg. Bis gleich!“ Ich legte auf und setzte mich im Bus auf einen Platz. Sie alle würden gleich da sein. All die Leute, die ich im Stich gelassen hatte. Was sollte ich nur sagen? Was sollte ich tun? Was würden SIE sagen? Ich hatte solch eine Angst sie wieder zu sehen. Es tat so weh, allein der Gedanke daran wer fehlen würde. Mir lief eine Träne die Wange runter und ich musste an mich halten, nicht los zu schluchzen. Es war eines von ihm jeden Tag zu träumen, doch war es etwas ganz anderes an ihn zu denken in diesem Zusammenhang. Meine Hände zitterten immer mehr und ich wusste nun was ich brauchte. Ich hörte die Ansage, der Haltestelle wo ich aussteigen musste und stand langsam auf.
Nun wird sich alles ändern!





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