Unterwegs mit Jungs

Autor: MrsAirs
veröffentlicht am: 05.02.2010




Am nächsten Morgen traf ich in der Küche auf Nick. Er sah mir nicht in die Augen sondern nuschelte nur 'Morgen'. Ihm war die ganze Situation offensichtlich unangenehm nach unserem Gespräch vom Vortag, mir auch. Luke kam knapp nach mir in die Küche und wirkte auch angeschlagen. Er sagte ebenfalls nicht mehr als 'Morgen' und goss sich Kaffee in eine Tasse. Da saßen wir also und schwiegen uns an.
'Wo sind Alex und Lisa' Brach ich das Schweigen.
'Spazieren am Strand' Beantwortete Nick meine Frage ohne mich anzusehen. Als ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte ging ich wieder zurück in mein Zimmer und krallte mir mein Buch. 'Die Säulen der Erde'. Ich war total in Gedanken versunken und merkte gar nicht als die Tür geöffnet wurde.
'Wir gehen was essen, kommst du mit?' Ich erschrak als ich Lukes Stimme hörte.
'Ähm ja okay.' Wir fuhren mit einen der öffentlichen Busse in die Stadt und gingen in eine Pizzeria. Lisa und Alex waren nicht mit und es herrschte wieder Stillschweigen. Für mich war es eine komische Situation mit Luke und Nick zusammen zu sein nachdem was mir Nick gestern gesagt hatte. Nick war es offensichtlich auch unangenehm. Was Luke hatte wusste ich nicht, aber der war ja immer eher Still. Die nächsten Tage wurde es auch nicht besser. Luke und Nick gingen sich total aus dem Weg und mir gegenüber waren auch beide komisch. Nur wenn Alex dabei war konnten wir uns alle halbwegs entspannen. Der war aber die meiste Zeit bei Lisa im Hotel. Sunny, dachte ich mir, traf sich wohl jetzt immer mit Juka. Wir unternahmen auch nicht besonders viel. Ab und zu mal in die Stadt. Bei Schönwetter krallte ich mir meistens mein Buch und legte an den Strand. Allmählich entspannte sich das Verhältnis zwischen Nick und mir allmählich wieder. Nur er und Luke verstanden sich noch immer nicht. Wenn ich mit einem der beiden alleine war waren sie super nett, wenn sie zusammen waren unausstehlich. Sogar Alex bekam das schon mit obwohl er die meiste Zeit mit Lisa verbrachte. Am 8ten Urlaubstag, also am Sonntag, trennte sich Alex von Lisa. Sie tat mir zwar super Leid aber ich war froh dass er wieder immer dabei war. Das Verhältnis zwischen Luke und Nick wurde immer noch schlechter. Um die Situation zu klären redete Alex erst mit Luke dann mit Nick. Ich hatte keine Ahnung worum es ging aber, welch Wunder, sie gingen wieder normal miteinander um. Ich überlegte was da vorgefallen sein könnte, vielleicht war es aber auch besser es nicht zu wissen. Die restlichen Tage machten wir jede Menge Ausflüge. Am Montag gingen wir in ein Rutschenbad, es war ein Riesenspaß. Da gab es so eine Trichterrutsche von der man dann noch 2 Meter ins Becken flog. Ich bin das Ding sicher 20x runter gerutscht. Dienstag wieder Boot fahren, Mittwoch machten wir eine Radtour, Donnerstag Sightseeing. Freitag hieß es Haus putzen und Koffer packen. Wir wollten am Samstag früh los fahren. Ich fragte Luke über Ungarn aus. Nach jede Menge Erzählungen sagte er schließlich:
'Komm doch mit wenn du willst! Du hast doch auch noch länger Urlaub oder?'
'Ja total gerne' sagte ich sofort.
'Das halte ich gar nicht für eine Gute Idee!' Nick schaute Luke böse an 'Ich finde Lucy sollte mit uns nachhause fahren, wie abgesprochen!'
'Das ist nicht deine Entscheidung Nick!' Sagte Luke ruhig.

---LUKE---
Ich fand es eine Frechheit von Nick sich einzumischen. Im Gegensatz zu ihm warf ich mich nicht die ganze Zeit an Lucy ran. Alex hatte mir vor ein paar Tagen erzählt dass sie ihm beim Lagerfeuer abblitzen ließ. Nick war zwar ein Freund von mir aber ich wusste dass er nichts für Lucy war. Nick war wie Alex, nach kurzer Zeit langweilte ihn jede Frau, wobei ich mir schwer vorstellen konnte dass es mit Lucy langweilig werden würde. Ich fand die Diskussion überflüssig, Wenn Lucy Ungarn sehen wollte, warum sollte ich sie dann nicht mitnehmen. Ich würde es sicher nicht probieren mich an Joshs kleine Schwester ran zu machen. Das war für mich sowieso tabu, auch wenn ich es vielleicht wollte, das war egal. Als Lucy später den Raum verließ, ließ Nick mich schwören dass ich in Ungarn die Finger von ihr lasse. Um ihn zu beruhigen, und weil ich sowieso nicht vorhatte was mit ihr anzufangen, schwor ich. Nick schien zwar nicht überzeugt, aber doch ein wenig erleichtert. Als ich schlafen ging dachte ich, wie in letzter Zeit sowieso viel zu oft, an Lucy. Vielleicht hatte Nick Recht und es wäre besser wenn ich sie nicht mitnehmen Würde. Mir wurde bewusst dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich selbst war es doch der Nick im Tempelier erklärt hatte dass Lucy nichts für ihn ist, überhaupt für Joshs Freunde. Sie verdiente wirklich jemanden ganz besonderen. Ich dachte an diesen arroganten Snop den sie einmal ins Tempelier mitgebracht hatte. Dass das nicht der Richtige für sie war merkte ich sofort. So ein Typ der sie nur aufgrund ihres Äußeren schätzte war das meiner Meinung nach. Lucy war wirklich ein Erstaunliches Mädchen, klug, bescheiden, hübsch und lustig. Das Beste an ihr war jedoch dass ich mich in ihrer Gegenwart vollkommen Entspannen konnte. Mit ihr konnte ich völlig unverfangen über Gott und die Welt sprechen. Ich dachte an Ungarn, meine Eltern und Großelter würden sie sicher Lieben, eigentlich tat ich mir nichts Gutes damit wenn ich sie mitnahm. Natürlich würde ich dann mehr spaß haben, ohne Zweifel, doch andererseits viel es mir ja jetzt schon schwer mich nicht in sie zu verlieben.

---LUCY---
Am Samstag stand ich Früh auf um mich von Nick und Alex zu verabschieden. Nick wirkte alles andere als Glücklich. Sofort bekam ich wieder ein schlechtes Gewissen. Nick tat mir ehrlich Leid. Aber was sollte ich denn tun? Gefühle erzwingen konnte ich schließlich nicht. Genau so wenig wie sich Gefühle einfach abstellen ließen. Luke half den beiden das Gebäck in den Wagen zu hieven, dann fuhren sie. Luke und ich waren jetzt alleine hier. Ich verstand nicht was alle Welt dagegen hatte dass ich mit ihm nach Ungarn fuhr. Als ich gestern noch mit Josh telefoniert hatte wirkte der auch alles andere als begeistert. Ich winkte den beiden noch und ging dann unter die Dusche. Als ich von der Dusche wiederkam hatte Luke Frühstück gemacht. Pfannkuchen. Kochen konnte er also auch noch. Was konnte der Mann denn nicht? Okay, Pfannkuchen ist vielleicht noch nicht wirklich kochen aber immerhin. Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem öffentlichen Bus in die Stadt, meinen Koffer hatte ich auch mitgenommen. Ich suchte nach einem Waschsalon, das Häuschen in dem wir waren hatte ja keine Waschmaschine. Bereits nach kurzer Zeit fand ich einen. Ich wechselte einige Münzen zum Waschen und las in meinem Buch. Über 3 Stunden verbrachte ich im Waschsalon. Als endlich meine ganze Wäsche trocken und sauber war holte ich mir noch schnell ein Bosna und fuhr zurück. Luke sah mich ganz überrascht an als ich durch die Tür kam.
'Wo warst du denn mit dem Koffer?' fragte er
'Im Waschsalon, hab ja nur 2 Wochen geplant gehabt'
'Denkst du bei mir zuhause gibt es keine Waschmaschinen' grinste er. Daran hatte ich nicht gedacht dass ich meine Wäsche auch bei ihm zuhause waschen könnte. Er lächelte mich an.'Willst du heute noch etwas unternehmen oder lieber nicht? Morgen geht's früh los.'
'Ich finde es auch gemütlich ein bisschen hier zu bleiben und einen Film zu gucken.'
'Sollen wir in die Videothek fahren, da kannst du dir einen Film aussuchen!' Also fuhren wir gemeinsam zur Moviebox. Luke meinte es sei ihm egal was wir uns ansehen. Ich entschied mich für 'Charly und die Schokoladenfabrik' mit Johnny Depp. Einer der wenigen Depp-Filme den ich noch nicht gesehen hatte.

Um 06:00 Uhr morgens saßen wir bereits im Auto. Wir mussten noch kurz die Schlüssel vom Häuschen abgeben und fuhren los. Im Auto hörten wir wieder Musik. Obwohl es Sonntag war kamen wir schnell in einen Stau. Also kamen wir erst um 12:00 in Ungarn an. Lukes Familie lebte in einem kleinen Dorf, ca. 1 Stunde von der Stadt Pécs entfernt. Wir fuhren eine schöne, von Bäumen und Bächen umrandete Landstraße entlang. Die Landschaft war umwerfend, überall Felder mit Pferden, Schafen oder Kühen. Natur Pur. Luke erklärte mir dass seine Eltern Sonntag immer bei seinen Großeltern, die ja auch seine Nachbarn waren, aßen. Seine Großeltern hatten einen großen Bauernhof und sogar einige Gästezimmer. Urlaub am Bauernhof also. Ich war ziemlich nervös und fragte mich ob auch jemand Deutsch sprechen konnte außer Lukes Mutter und ihm selbst. Wir fuhren auf einen kleinen Parkplatz neben einer Alten Scheune. Gegenüber von dem Parkplatz war ein großes Gebäude mit einer Grauweißen Mauer im Erdgeschoss, darüber war aus dunklem Holz ein zweiter Stock gebaut worden. Es Roch nach Heu, Kuhmist, Wasser und einfach Natur, ganz anders als in Berlin eben. Wir gingen um den Bauernhof herum. Dahinter stand ein gelb gestrichenes, schönes Haus mit jeder Menge frischer Blumen an den 3 großen Holzbalkonen. Es sah wirklich genau so aus wie ich es mir vorgestellt hatte. Als wir Richtung Tür gingen kam uns ein kleiner kläffender Dackel entgegen. Erst erschrak ich, doch als er dann begeistert an Luke hochhüpfte merkte ich dass es ein Freudenbellen war. Luke wuschelte dem kleinen Hundchen über den Kopf und führte mich ins Haus. Es war ein länglicher gefliester Flur, links und rechts befanden sich jeweils eine alte Holztür. Eine, mit einem Teppich belegte Holztreppe führte in den zweiten Stock. Wir gingen jedoch nicht hoch sondern durch die rechte Holztür. Als wir die Türe öffneten stieg mir sofort der Geruch von leckerem Essen in die Nase. Lauter Freudenstrahlende Gesichter blickten uns an. Lukes Mutter stand sofort vom runden Esstisch auf und lief zu uns. 'Luke mein Junge' sagte sie und fiel ihm um den Hals. Sein Vater stand auch auf und sagte irgendwas auf Ungarisch ehe er sich mir zuwandte.
'Und du musst Lucy sein, freut mich dich bei uns begrüßen zu dürfen.' Sagte er in gutem Deutsch. Ich wollte ihm die Hand reichen doch er Umarmte mich plötzlich. Lukes Mutter tat es ihm gleich, dann auch die Großeltern. Ich hatte selten so eine herzliche Familie wie diese kennen gelernt. Seine Großeltern sprachen auch ziemlich gut Deutsch. Nach einer warmen, langen Begrüßung setzten wir uns dann an den Tisch. Ich wurde sofort über alles mögliche ausgefragt. Bereits nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür wieder. Eine Rundliche Frau und 4 Kinder ca. zwischen 4 und 10 Jahren kamen herein. 'Lukas' das Gesicht der Frau erhellte sich bei Lukes Anblick. Die Kinder liefen sofort zu Luke und quitschten begeistert irgendwas auf Ungarisch. Die Kleinen beanspruchten Luke nun voll und ganz für sich. Also wandte sich die rundliche Frau mir zu. Sie war die Schwester von Lukes Vater, also Lukes Tante. Wie der Rest der Familie war auch sie eine Äußerst herzliche Frau. Sie schien mir noch nicht älter als 35 zu sein. Weil Luke noch immer mit den Kids beschäftigt war, ich war erstaunt wie gut er mit den kleinen umging, fragte sie mich ob sie mich am Hof herum führen sollte. Lukes Eltern und Großeltern schlossen sich uns an. Nach einigen Minuten kamen wir am Häuschen von Lukes Eltern vorbei, dann kamen wir zu einem kleinen See, bzw. großem Teich. Lukes Oma erzählte mir dass die Gäste, die im Hochsommer kamen, immer Stege und Boote selber bauten. So war der See zu einem echten kleinen Schwimmparadies geworden. Hinter dem See führte ein Waldweg zu einem Hochsitz. Ich genoss jede Minute des Spaziergangs. Die Frische Luft tat mir extrem gut und ich fühlte mich total fit. Lukes Tante erzählte mir dass auf der anderen Seite des Waldes, ca. 20 Gehminuten entfernt, ein großes Pferdegestüt war. Als wir wieder zurück kamen erzählte Luke den Kindern gerade irgendeine Geschichte. Musste wohl eine sehr spannende Geschichte sein, die Kleinen ließen sich durch unser kommen nämlich nicht im geringsten Ablenken. Am späten Nachmittag durfte ich dann der Oma beim kochen helfen. Gulasch. Nach einem gemeinsamen Abendessen mussten die Kinder dann mit Lukes Tante nachhause. Das gab natürlich Geheule ohne Ende. Luke zeigte mir dann mein Gästezimmer. Es kleiner Raum, rechts neben der Tür eine Dusche mit Duschvorhang, links ein Kleiderkasten und gerade aus unter einem Fenster dass Bett. Es waren Blümchentapeten an den Wänden, das Fenster war umrahmt von Rosa Vorhängen und weißen Stricktüll. Das Bett war mit einer blauen Wolkenbettdecke überzogen worden. Auf dem Kissen lagen weiße frische Handtücher und ein Waschlappen. Luke erklärte mir wo ich das WC finden würde und fragte mich ob ich morgen Lust hätte mit ihm Reiten zu gehen. Natürlich hatte ich Lust. Eine gute Reiterin war ich zwar nicht (Im Internat gab es Pferde), aber ich freute mich darauf etwas mit Luke zu unternehmen.

Am morgen wurde ich von der Sonne geweckt die durch mein Fenster schien. Es kam mir alles vor wie in einem wunderschönem Traum. Fröhlich ging ich Duschen, meine Haare band ich mir zu einem seitlichen Zopf zusammen. Zum Reiten hatte ich natürlich keine Kleidung mit, also entschied ich mich für eine sportliche schwarze Hose und dazu ein hellgrünes Top mit der Aufschrift 'Johnny Cash'. Leise tapste ich die Treppe hinunter in die Küche um niemanden zu wecken. Doch meine Sorgen waren umsonst weil als ich in die Küche kam saßen Luke und sein Opa schon am Tisch und Oma stand hinterm Herd. Es gab frische Brötchen und dazu selbstgemachte Marmelade.
'Gehen wir nach dem Frühstück gleich reiten?' wollte Luke wissen.
'Ja gerne' antwortete ich freudig.
Wir gingen zu Fuß durch den Wald zum Gestüt. Luke kannte den Besitzer natürlich und stellte mich gleich vor. Wir durften uns ein Pferd aussuchen und der Besitzer, Volkan hieß er, half mir dann beim Satteln. Ich entschied mich für einen Haflinger, Luke für einen riesigen Araber. Wir ritten einen Fluss entlang, vorbei an weiteren Pferdehöfen und Feldern mit Tieren. Wir ritten 1 Stunde durch. Am Nachmittag halfen wir seinen Großeltern im Stall und spielten dann Karten. Ich lernte jede Menge Kartenspiele, Lukes Vater, der mit seiner Frau am Abend wieder zu uns kam, kannte zudem noch tolle Kartentricks. Ich kam bei keinen einzigen dahinter wie er das machte. Die folgenden Tage gingen wir fast täglich reiten. Außerdem zeigte mir Luke noch dass Dorf und ich lernte einige seiner Ungarischen Freunde kennen. Wir verstanden uns Prima, doch eins machte mich total traurig, von seiner Seite her kamen nie irgendwelche Andeutungen dass er auch mehr wolle. Er war zwar super Lieb und Zuvorkommend, doch tat er nichts was mich vermuten ließ dass er auch mehr als Freundschaft empfinden würde. Am letzten Tag vor der Heimreise war in der Stadt Pecs, die nur eine Stunde vom Dorf entfernt war, ein großes Stadtfest. Wir fuhren bereits früh morgens hin um ja bei jeder Attraktion mitmachen zu können. Wie kleine Kinder stürmten wir von Karussell zu Karussell. Luke schoss einen Stoffelefanten für mich, ich freute mich total. Dann gingen wir Autodrom fahren und, gehört natürlich dazu, Zuckerwatte essen. Wir fanden auch noch so ein Ding was die auch in 'Grease' am Schluss am Rummel hatten, wo man so durch laufen musste, war natürlich Kinderleicht aber trotzdem voll lustig. Auf dem Stadtfest gab es auch noch so eine Bungeekugel. Damit hoch geschossen zu werden war ein Atemberaubendes Gefühl. Reflexartig griff ich nach Lukes Hand. Nun wusste ich nicht mehr ob die Schmetterlinge in meinem Bauch von der unglaublichen Geschwindigkeit mit der wir hochgeworfen wurden, oder von Luke kamen. Es war irre. Ich wollte unbedingt noch mit dem Riesenrad fahren. Es war zwar kein besonders hohes Riesenrad aber ich fand so was trotzdem immer toll. Es war schon ziemlich finster als wir ins Riesenrad stiegen. Der Rummel war zwar hell beleuchtet, doch an der höchsten Stelle des Riesenrads war es schon ganz schön Dämmerig. Die Schaukeln waren ziemlich klein, passte mir aber ganz gut weil ich so dicht an Luke sitzen konnte. Nach der 2 Runde blieb das Teil plötzlich ruckartig stehen. Gerade als Luke und ich ganz oben waren. Mir wurde vom hin und her Geschaukel leicht schwindelig. Luke musste wohl bemerkt haben dass ich mich nicht so wohl fühle und legte sofort seinen Arm um mich, mein Herz begann zu Rasen. Er hielt mich ganz fest. Ich wünschte mir dass sich das Rad niemals wieder runterdrehte. Ich drehte mich zu Luke und blickte ihm ganz tief in die Augen. Er erwiderte meinen Blick. Mir wurde ganz heiß, und das Schwindelgefühl das ich nun bekam kam sicher nicht nur vom Schaukeln. Überall kribbelte es ganz heftig bei mir und ich Atmete immer flacher. Luke kam mit seinem Gesicht näher an meines. Ich schloss die Augen. Dann passierte alles Gleichzeitig. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flogen um die Wette, ich fühlte mich als wäre ich im Himmel. Genau in dem Moment als sich unsere Lippen berührten fuhr das Rad plötzlich ruckartig wieder weg. Luke schreckte zurück. Ich wagte es nicht mich zu rühren. Ich wusste nicht ob ich mich freuen oder heulen sollte. Der schönste Moment in meinem Leben, und sofort war er gestört worden. Ich sah Luke an. Er blickte versuchte nicht noch einmal mich zu küssen sondern murmelte nur etwas von'Ich denke es ist besser wir gehen jetzt. Morgen Müssen wir früh aufstehen'Am nächsten morgen verabschiedeten sich seine Großeltern und seine Eltern total lieb und sagten dass ich sie jederzeit besuchen könne. Luke benahm sich total komisch. Er war die ganze Zeit unfreundlich zu mir und meckerte mich dauernd wegen irgendwas an. Das ging die ganze Busfahrt so dahin. Als wir nach einer, mir endlos vorkommenden Heimfahrt, wieder in Berlin waren sagte er nur 'Man sieht sich' Und fuhr davon. Er half mir weder dass Gebäck auszuladen, noch kam er mit in die Wohnung. Ich verstand die Welt nicht mehr? Was sollte dass jetzt. Wollte er etwa nur testen ob er mich 'rumkriegen' würde oder was war dass im Riesenrad? Sein Verhalten passte doch überhaupt nicht auf das was vorgefallen war. Immerhin hatten wir doch einen Traumhaften gemeinsamen Urlaub hinter uns… Bella und Josh freuten sich natürlich total mich zu sehen und wollten gleich alles wissen. Neben Josh verheimlichte ich natürlich die ganze Sache mit Luke. Bella erzählte ich es später aber doch. Sie umarmte mich ganz aufgeregt. 'Lucy, du bist verliebt' strahlte sie am Anfang meiner Geschichte. Als ich dann zum Ende kam sah sie auch etwas verwirrt drein. Weiterhelfen konnte sie mir nicht. Ich lies sie noch schwören dass sie Josh nichts erzählt und verzog mich traurig auf mein Zimmer. Ausnahmsweise verschloss ich meine Zimmertür, ich wollte einfach nur allein sein. Als ich dann noch meine 'Heul-CD' auflegte, flossen die Tränen nur so dahin.

Well I heard there was a secret chord
that David played and it pleased the Lord
But you don't really care for music, do you?
Well it goes like this:
The fourth, the fifth, the minor fall and the major lift
The baffled king composing Hallelujah
Hallelujah Hallelujah Hallelujah Hallelujah...


---LUKE---
Ich wusste dass es nicht okay von mir war so gemein zu Lucy zu sein, doch ich hatte in Ungarn gemerkt dass sie wohl verliebt in mich war, und irgendwie musste ich ihr doch klar machen dass ich nicht der Richtige für sie war. Ich machte mir höllische Vorwürfe. Wie konnte es nur soweit kommen? Als dass Riesenrad stoppte und ich meinen Arm um Lucy legte konnte ich mich einfach nicht mehr halten. Aber dass genau in dem Moment das Riesenrad wieder fuhr als ich sie küssen wollte war eindeutig ein Zeichen. Früher waren mir die Gefühle anderer immer ziemlich egal, aber das hatte sich geändert. Ich dachte an Tobi. Er hatte mich immer für eine Art Held gehalten, ich habe ihn dann immer herumgeschickt und irgendwas für mich tun lassen. Manchmal war ich echt gemein. Wenn wer anderer probiert hatte gemein zu sein habe ich ihn zwar verteidigt, aber wirklich gesagt wie wichtig er mir ist habe ich ihm nie. Seit Tobis Tod dachte ich viel mehr darüber nach was ich tue. Ich war einfach nicht mehr fähig jemanden um mich zu haben den ich mochte. Es war einfach zu schwer für mich Gefühle zu zeigen, und Lucy hatte jemanden verdient der ihr zeigt wie sehr er sie Liebt. Ich saß zuhause in meiner kleinen Wohnung und probierte an etwas anderes zu denken. Ich drehte dass Radio auf, mehr Ironie gab es wohl nicht, gerade wurde Jeff Buckleys Hallelujah gespielt…

Well your faith was strong but you needed proof
You saw her bathing on the roof
Her beauty and the moonlight overthrew you
And she tied you to her kitchen chair
She broke your throne and she cut your hair
And from your lips she drew the Hallelujah
Hallelujah Hallelujah Hallelujah Hallelujah...







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