Du bist mein Retter! - Teil 6

Autor: Calandra
veröffentlicht am: 25.01.2011


Der Kühlschrank war leer, na super. Auch die restlichen Schränke fand sie leer vor. Laura griff nach einem Glas und trank gierig mehrere Gläser Wasser, um ihren Durst zu stillen und ihren leeren Magen etwas zu füllen. Müde setzte sie sich auf einen Stuhl und spürte das weiche Kissen auf dem Stuhl. Da kam ihr eine Idee. Sie nahm die Kissen von den fünf Stühlen, robbte in ihr Zimmer zurück, holte dort noch die zwei Kissen und die Decke und legte schliesslich alles zusammen auf den Wohnzimmerboden. Und tatsächlich: es war viel bequemer und weicher als das Brett mit der harten Matratze.

Eine Sonnenstrahle kitzelte Laura an einem Auge und als sie ihre Augen öffnete, sah sie aus der Küche direkt in einen wunderschönen Garten mit Pool. Augenblicklich wollte sie aufstehen. Natürlich hatte sie dabei mal wieder vergessen, dass sie keine ruckartigen Bewegungen mit ihrem Bein anstellen durfte. „Heilige Scheisse. Diese Scheisslaterne! Idiot! Mann, blöder Hornochse! Idiot! Idiot! Idiot!“, fluchte sie, um ihren Schmerz zu lindern. „Und? Ist der Schmerz weg?“, fragte Dave in diesem Moment lachend aus der Küche. „Ja!“, kam die Antwort zurück. „Darf ich dich fragen, warum du auf dem Boden geschlafen hast?“, fragte Dave und schaute sich Lauras Kissen und Decken auf dem Boden an. „Das sieht nämlich ziemlich unbequem aus.“ Laura erklärte: „Auf dem Boden ist es immer noch viel bequemer, als auf diesem Brett!“ „Dann hast du ja sicher auch gesehen, dass es nur zwei Meter neben deinem selbstgemachten Bett ein Sofa hat“, grinste Dave. Laura schaute neben sich und sah tatsächlich ein Sofa. „Oh!“, sagte sie nur und starrte das Sofa an, als wäre es ein noch nie gesehenes Objekt. „Im oberen Stockwerk hat es noch mehr Zimmer, du kannst dir dann ein Bett aussuchen. Na ja, oder du schläfst in meinem Bett, das ist natürlich viel besser für die Umwelt, weil wir dann weniger Bettwäsche waschen müssen und so“, schlug Dave vor und grinste mal wieder. „Bevor ich irgendetwas tue, würde ich mich liebend gerne mal duschen und mir frische Kleider anziehen!“, antwortete Laura nur auf seine Anspielung. „Soll ich mitkommen? Mit deinem kaputten Bein geht es vielleicht schlecht alleine zu duschen“, scherzte Dave. „Du kannst mir zeigen, wo ich neue Kleider herbekomme und den Rest den schaffe ich alleine, glaub mir“, entgegnete Laura und musste über Daves scherzhaften Ideen lachen. „Die Kleider sind aber im oberen Stock. Ich fürchte, ich muss dich tragen“, sagte Dave in einem Tonfall als hätte Laura keine andere Wahl. „Witzbold. Du weißt gar nicht, was ich mit einem Bein alles anstellen kann!“, erwiderte Laura und setzte sich auf die unterste Treppenstufe, dann zog sie sich mit den Armen hoch. Dave sah ihr von unter her zu und warf ihr skeptische Blicke zu. Als Lauras Treppensteigen kein Ende zu nehmen schien, kam Dave die Treppe hoch, schob Laura die eine Hand unter die Knie und die andere unter den Rücken. „Was soll das?“, fragte Laura überrascht und wehrte sich sofort mit allen Mitteln – zwecklos. Dave war stärker als sie und schlussendlich gab sie sich geschlagen und liess sich von ihm tragen. „So, da wären wir! Schau dich um und such dir was aus!“, bemerkte Dave, als er Laura in einem der Zimmer hinunterliess. „Dave? Wo sind wir hier? Wem gehört dieses Haus? Und dürfen wir hier überhaupt sein?“, erkundigte sich Laura. „Also, dieses Haus gehört meinem Onkel und meiner Tante, aber sie sind für längere Zeit in Urlaub gefahren. Und ich darf hier rein, ich habe schliesslich sogar einen Schlüssel. Und ich darf mitnehmen wen ich will.“ Nun war Laura zufrieden, sie taten also nichts Unrechtes. „Und die Kleider, darf ich mir die wirklich ausleihen?“, fragte Laura. „Das habe ich zwar nicht gefragt, aber sie haben sicher nichts dagegen! Diese Sachen gehören meiner Cousine, aber sie hat schon längst eine eigene Wohnung und die Kleider, die sie anzieht, hat sie in ihrer Wohnung. Also: schau dich um und zieh an, wozu du Lust hast!“

Ich gehe in der Zwischenzeit die Essensvorräte aus dem Keller in den Kühlschrank und so einräumen, damit wir was zu essen haben. Du kannst duschen und wenn du ein Problem hast, dann rufst du, okay?“ Laura war froh und lächelte: „Ja, okay!“

Laura genoss die Dusche in vollen Zügen, leise summte sie eine Melodie und liess sich das Wasser über den Körper laufen. Sie shampoonierte ihre Haare gleich zweimal, da sie so fettig waren und massierte sich noch eine Spülung in ihre kastanienbraunen, langen Haare. Auf dem Lavabo hatte ein nagelneuer Damenrasierer gelegen, damit rasierte sie sich nun ihre Beine. Ihr Schienbein war an einer Stelle stark angeschwollen und hatte sich schon gefährlich blau verfärbt. Es sah für ihre Verhältnisse schlimm aus.

Frisch und munter stieg sie aus der Dusche und vergass, dass es keinen Teppich vor der Dusche hatte. Mit einem lauten Schrei schliff sie mit ihrem nassen Fuss aus und fiel auf ihr kaputtes Schienbein. „Aaaah!!! Verdammte Scheisse. Du scheiss Dusche! Arschloch! Du mieser, gottverdammter Drecksboden! Mann! Scheisse!“, fluchte sie los. Dave kam angerannt um zu sehen, was los war. „Nichts ausser, dass ich dreimal pro Tag auf mein schon kaputtes Schienbein falle. Jeder Mensch legt einen Teppich vor die Dusche!“ Erst jetzt wurde es Laura bewusst, dass sie im Badetuch war. „Raus! Sofort raus! Du nutzt die Situation mal wieder schamlos aus!“, schimpfte Laura und wedelte mit ihren Armen, um Dave zu vertreiben. Dieser lachte und ging vor die Tür. „Sag mir, wenn du angezogen bist.“ Schnell zog sich Laura an. Daves Cousine und Laura hatten etwa dieselbe Kleidergrösse. Sie hatte sich für eine dunkelblaue, lange Trainerhose und ein schwarzes T-shirt entschieden. Ganz schlicht und einfach. Daves Cousine besass natürlich noch ganz andere Klamotten, aber da Laura sowieso nicht aus dem Haus gehen würde, wollte sie sich nicht chic machen. Zu schminken hatte sie keine Lust und Dave kannte sie sowieso nur ohne Schminke, also war es egal.

Langsam öffnete sie die Tür. „Ich hab Hunger, können wir was essen?“, fragte sie Dave, der tatsächlich vor der Tür gewartet hatte. „Natürlich. Es gibt nur eine Bedingung“, lächelte Dave. Laura seufzte: „Du und deine Bedingungen! Also, was willst du? Dein ‚Dessert’?“ Dave lachte. „Na ja, wenn du mir das so vorschlägst, warum nicht?“ Aber dann wurde er wieder ernst und fügte hinzu: „Nein, ich wollte mir nur mal dein Bein anschauen.“ Damit hatte Laura nun wirklich nicht gerechnet. „Mein Bein?“, fragte sie nochmals nach. „Ja, dein kaputtes Schienbein.“ Laura dachte nach. „Und wieso?“ „Weil ich Angst habe, dass es etwas Ernstes sein könnte und falls zum Beispiel etwas angerissen oder gebrochen ist oder so, dann will ich nicht Schuld sein, wenn du in zehn Jahren immer noch humpelst. Ich meine, es ist besser, wenn du es jemandem zeigst, der sich in diesem Gebiet auskennt. Und falls es schlimm ist, könnten wir zu einem Arzt gehen“, antwortete Dave. Laura schüttelte sofort den Kopf und protestierte: „Also: erstens: Ich werde niemals zu einem Arzt gehen. Zweitens gehe ich nicht aus diesem Haus und drittens… wieso sollte ich mein Bein DIR zeigen?“ „Weil ich Medizinstudent bin“, begründete Dave. Laura klappte der Mund auf und sie war tatsächlich sprachlos. „Du studierst Medizin?“ Sie war positiv überrascht. „Darf ich mir jetzt mal dein Bein ansehen? Keine Angst, nur dein Unterschenkel. Du brauchst deine Hose nicht auszuziehen und ich werde nichts anderes anfassen, als dein Schienbein. Okay?“ Zögernd nickte Laura. Vorsichtig schob Dave ihr Hosenbein nach oben und besah sich ihren Unterschenkel. Langsam tastete er ihr Bein ab. „Au!“, schimpfte Laura, als er aus Versehen die geschwollene Stelle berührte. „Tut mir Leid!“, lächelte er und machte mit seiner Untersuchung weiter. Aus einem Verbandskasten an der Wand holte er eine Salbe und mehrere Verbände. Er tat die Salbe auf die schmerzende Stelle und band ihr Bein dann mit den Verbänden ein. Das alles machte er mit einer rührenden Vorsicht. „Wie sieht’s aus Herr Doktor? Werde ich überleben?“, fragte Laura gespielt besorgt. Dave sah sie ernst an und antwortete: „Ich denke, die Überlebenschancen stehen recht gut. Allerdings werde ich Ihrem Freund in der Küche ausrichten, dass Sie nicht mehr selber laufen dürfen. Sie haben also absolutes Beinbewegungsverbot. Deshalb sollte ihr Freund Sie wenn möglich tragen. Und da dies für den Rücken Ihres Freundes mit der Zeit etwas schädlich werden kann, verordne ich Ihnen täglich eine Massage für Ihren Freund. Und falls es für beide erwünscht ist, liegt auch noch ein ‚Dessert’ drin, da dies…“ Weiter kam Dave nicht, denn Laura war schon dran Dave gehörig in die Seite zu boxen. Doch dieser war stärker, hob Laura hoch, trug sie die Treppen runter in die Küche, setzte sie an den Esstisch und brachte ihr das Morgenessen: Spiegeleier, Speck, Brot, drei Minuten Eier, Brot, Butter, Konfitüre, Honig, Orangensaft und Kaffee. „Oh mein Gott!“, rief Laura sprachlos. Dave sah sie lächelnd an. In nur zwei Tagen hatte sie sich von der verschlossenen Rebellin in eine liebenswürdige, quirlige, kleine Prinzessin verwandelt. Und er musste zugeben – sie gefiel ihm immer besser! „Was verschweigst du mir?“, fragte Laura ihn und versuchte aus ihm schlau zu werden. „Wieso?“, fragte Dave und grinste über Lauras Sprachlosigkeit. „Du studierst Medizin und du kannst kochen. Das hätte ich von dir jetzt nicht erwartet!“, erläuterte Laura. „Du weißt noch vieles nicht über mich, Kleines“, raunte er ihr zu und zwinkerte. Laura hatte einen Bärenhunger. Sie ass soviel auf einmal, wie noch nie zuvor in ihrem ganzen Leben. Dave musste schon fast blinzeln, als er die Menge sah, die dieses zierliche Mädchen in sich aufnahm. Als sie alles gegessen hatte, lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und seufzte zufrieden. „Bist du satt?“, fragte Dave und grinste belustigt. „Ich habe seit fünf Tagen nicht mehr richtig gegessen. Hör auf mich so anzugrinsen!“, verteidigte Laura ihre Essgier von eben. Dave trug alles in die Küche und Laura erledigte den Abwasch. Dave legte einen Teller ins Lavabo, das voller Wasser war und als er die Hand wieder herauszog, schüttete er eine handvoll Wasser in Lauras Gesicht. Diese kreischte auf, aber da sie mit ihrem Bein Dave nicht nachrennen konnte, rief sie ihm nur nach: „Oh, oh, oh… Dave, du weißt nicht, mit wem du dich anlegst!“





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