Du bist mein Retter! - Teil 11

Autor: Calandra
veröffentlicht am: 31.01.2011


Geschlagene vier Stunden später, um neun Uhr stand sie schliesslich nochmals auf und duschte sich ausgiebig. Und da sie in Daves Gegenwart einigermassen etwas hergeben wollte, rasierte sie sich sogar, schminkte sich und zog ein dunkelblaues Kleidchen an. Mit klopfendem Herzen und zitternden Händen ging sie schliesslich in die Küche, aus der sie schon Geräusche hörte. „Hey!“, sagte sie leise mit rauer Stimme. Dave zuckte leicht zusammen und drehte sich lächelnd um. Aber Laura sah ihm sofort an, dass er sich zum Lächeln zwingen musste. „Hey!“, sagte er künstlich sorglos. „Ich muss eben ins Dorf was erledigen“, entschuldigte Laura sich und ging zur Haustür. Erst draussen begriff sie, was sie eigentlich gerade gesagt hatte. Ursprünglich wollte sie doch den nächsten Schritt tun, aber irgendwie hatte ihr Hirn wieder mal etwas anderes geplant. Tja, jetzt brauchte sie nur noch einen Grund ins Dorf zu gehen. Ohne gross nachzudenken, lief sie los. An einem Supermarkt kam sie vorbei, an einer Bäckerei, Metzgerei, ein paar Einfamilienhäusern und einem Tennisplatz. Dann kam sie ins Dorfzentrum. Schnell steuerte sie den Kiosk an und blätterte ihre Lieblingszeitschrift durch. Und dann sah sie es: Bei den Leserbriefen wurde eine Suchanzeige errichtet, von der Schule. „Laura komm zurück!“, stand zuoberst in grossen Buchstaben, daneben ein Foto, das zwar schon etwas älter war, ihr aber trotzdem noch total glich. Es war aus dem Klassenfoto ausgeschnitten worden. Laura spürte den Kloss in ihrem Hals und rannte los. Ihre Beine trieben sie denselben Weg zurück, den sie gekommen war. Die Rufe der wütenden Kioskinhaberin ignorierte sie. Mit pochendem Herzen öffnete sie mit einem riesigen Krach die Tür und lehnte sich mit zittrigen Beinen an die Eingangstür. Nur eine Sekunde später hörte sie eilige Schritte sich nähern und schon stand Dave vor ihr. „Was ist los?“, fragte er besorgt. „Sie haben eine Vermisstenanzeige erstellt“, erklärte Laura mit keuchender Stimme und hielt ihm die Zeitschrift hin. Dave besah sie sich mit runzelnder Stirn und sagte schliesslich: „Ist vielleicht besser, wenn du nicht mehr allzu oft nach draussen gehst. Oder du meldest dich bei deiner Mutter und klärst das ganze. Es ist vielleicht besser, wenn du bald wieder zurück gehst, deine Mutter und deine Freunde vermissen dich sicher schon.“

Laura starrte ihn an und spürte die Tränen in den Augen. ‚Wieso will er mich loswerden? Ist es wegen dem Kuss, den ich nicht erwidert habe? Oder wegen dem Telefonat heute morgen? Konnte er meinen Anblick nicht länger ertragen? Oder weswegen?’, fragte sie sich und eine Träne rollte ihr über die Wange. Dave sah es und zuckte innerlich zusammen. Sollte er sie wieder trösten? Aber er wollte doch nicht bloss der Freund sein, der tröstete. Er wollte ihr Freund sein, der, der für sie da war, sie beschützte. Der einzige, der sie berühren durfte, der einzige, der sie küssen durfte und der einzige, der sie lieben durfte. Konnte er auch bloss ‚Freund’ sein? Lieber sie als Freund haben, als sie zu verlieren! Dave machte einen Schritt und schloss Laura in seine Arme. Sofort entglitt ihr einen Schluchzer. Verdammt, wieso klappte es zwischen ihnen nicht? „Du kannst natürlich auch hier bleiben!“, sagte Dave und streichelte Laura über den Rücken. Laura fand die Situation so absurd, dass sie traurig lachen musste. Dave war nun wirklich besorgt und setzte sich mit ihr auf die Treppenstufe daneben. „Hey! Was ist los? Hier findet dich schon niemand. Und wenn du dich erholt hast, bringe ich dich zurück nach Hause!“, versuchte Dave sie zu beruhigen. Nochmals entwich Laura ein Lach-Schluchzer. „Ich war nur einen Moment geschockt, als ich mein Bild da sah. Aber damit kann ich leben. Darum bin ich nicht traurig“, sagte Laura und schluchzte leise zwischendurch. „Wieso bist du traurig?“, fragte Dave und strich ihr über den Rücken. „Ich… ich habe heute morgen… Also gestern… Ich bin… Du… Oh Gott, ich kann das nicht!“, versuchte Laura ihm zu erklären und schluchzte, als sie merkte, dass sie es nicht schaffte, ihm die Wahrheit zu sagen. ‚Was will ich ihm denn genau sagen? Dass ich ihn heute Morgen belauscht habe, dass mir der Kuss gestern gefallen hat und dass… dass ich mich in ihn verliebt habe?’, sammelte Laura ihre Gedanken etwas. Beruhigend strich Dave ihr über den Rücken und wartete, bis sie sich wieder ein bisschen gefangen hat. Dann stand Laura von Daves Schoss auf und begann von Neuem: „Ich bin heute recht früh erwacht und habe ein Gespräch mitgehört. Du hast mit jemandem telefoniert. Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht belauschen, aber nach dem Kuss gestern, da… Auf jeden Fall hast du gesagt, dass du in mich…“ Ich machte eine kurze Pause, die Dave sofort ausnutzte: „Es tut mir Leid, dass ich dich einfach geküsst habe. Können wir es bitte dabei belassen?“ Es tönte gequält. Aber nun hatte Laura einmal die Initiative ergriffen und liess die sich nicht einfach so nehmen. „Hör mir bitte zu!“, sagte sie laut und mit Tränen in den Augen. „Ich sag das nur einmal! Du hast am Telefon gesagt, dass du in mich verliebt bist. Und du hast gesagt, dass ich es nicht wollte. Aber es war so, dass ich einfach total überrascht war und nicht darauf gefasst. Ich kann gut verstehen, dass du das gedacht hast, aber…“ Dave stand abrupt auf und sagte mit belegter Stimme: „Laura, bitte. Lass es! Es tut weh!“ Dave drehte sich ab und wollte gehen.

Laura stand geschockt da und nun kullerten ihre Tränen in Bächen an ihren Wangen herunter. „Dave!“, rief sie verzweifelt und schluchzte hilflos: „Mann! Ich…ich… ich liebe dich!“ Dann setzte sie sich auf die Treppe und schluchzte in ihre Hände. Ein Schatten warf sich über sie. Aber Laura traute sich nicht aufzuschauen. „Was hast du gesagt“, flüsterte Dave. „Ich sag’s nicht noch einmal!“, schluchzte diese dickköpfig und wischte sich die Tränen mit ihrer Hand weg. Dann kniete sich Dave hin, hob Lauras Kinn an und sah ihr in die Augen. Zu ihrer Überraschung waren selbst Daves Augen etwas feucht. Diesmal war Laura darauf gefasst, was nun geschah. Sie fühlte überall ein Kribbeln, als sei auf ihrem Körper ein Ameisenhaufen verteilt worden. Wir haben es geschafft, dachte Laura bei sich und musste lächeln. Sanft hob Dave Laura hoch und trug sie in die Wohnstube aufs Sofa. Sachte setzte er sich auf die Coach und liess Laura auf seinem Schoss runter.





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