Du bist mein Retter! - Teil 5

Autor: Calandra
veröffentlicht am: 24.01.2011


Ihr Kopf dröhnte, als Laura am nächsten Tag erwachte. Ihre Augen gewöhnten sich nur ganz langsam an die Dunkelheit. Da die Schassen geschlossen waren, hatte sie keine Ahnung welche Zeit es ungefähr war. ‚Wo bin ich?’, fragte sie sich und dachte an gestern Nacht. Sie konnte sich nur noch teilweise an den letzten Abend erinnern. Wie war sie hierhin gekommen und überhaupt wo war sie? Gerade wollte sie sich erheben, als ein furchtbarer Schmerz in ihrem Bein sie am Bewegen hinderte. Laut stöhnte sie auf und sank elend auf das Brett mit der viel zu harten Matratze drauf zurück. „Geht’s wieder besser?“, fragte plötzlich diese raue Stimme, die ihr sehr bekannt vorkam. Sie erhob ihren Oberkörper und starrte Richtung Türe, sie konnte allerdings nur den Umriss der Person ausmachen. „Bist du Dave?“, fragte sie leise und zögernd. „Weißt du noch was gestern passiert ist?“, fragte dieser ohne eine Antwort zu geben. Laura schluckte, sie war sich sicher, dass es Dave war. „So ungefähr“, antwortete sie leise und traurig. „Willst du was essen? Ich hab was gekocht“, sagte Dave und zeigte den Gang entlang. Laura spürte erst jetzt wie sehr sie Hunger hatte, schliesslich hatte sie seit vier Tagen kaum was gegessen. Deshalb nickte sie schnell und beobachtete Dave weiter. Obwohl er sie gestern gerettet hatte, fühlte sie sich trotzdem unwohl in seiner Gegenwart. Dave erwartete, dass Laura das Bett verliess, doch diese blieb liegen und schaute ihn weiter an. Ihr Blick zeigte ihm, dass sie ihm überhaupt nicht vertraute, was ja auch klar war nach einer solchen Nacht. „Du musst schon kommen, wenn du was essen willst“, sagte er. „Du darfst mir nicht zugucken“, erklärte Laura. „Oh“, lachte Dave und ging schmunzelnd über Lauras Gesichtsausdruck in die Küche.

Laura schlug die Decke weg. Auf ihrem T-shirt waren Blutflecken zu sehen und ihre Jeans war an den Knien zerrissen. Sie ekelte sich in diesen Kleidern. An der Wand stand ein Schrank, vielleicht hatte es ja Kleider darin. Mit beiden Händen umfasste Laura ihr linkes, demoliertes Bein und versuchte es mit Hilfe aus dem Bett zu heben. Was ihr mit wahnsinnigen Schmerzen schliesslich auch gelang. Dann stand sie stöhnend auf und humpelte zum Schrank. Ihr Bein pochte und schmerzte noch mehr als gestern Abend. „Selber Schuld“, murmelte sie und öffnete den Schrank. Eine Staubwolke stieg ihr ins Gesicht und liess sie husten. Reflexartig schlug sie ihre Hände vors Gesicht und schon verlor sie das Gleichgewicht. Mit einem Plumps landete sie auf ihrem Hintern und ihr kaputtes Bein schlug auf dem Boden auf. Ihr Schrei war durch das ganze Haus zu hören und machte, dass Dave angerannt kam. Über die Situation, die sich ihm bot, konnte er im ersten Moment nur laut lachen. „Du bist ein Arschloch! Ich liege am Boden und du vergrölst dich“, beschwerte sich Laura maulend. „Tut mir Leid, aber so total staubverschmiert siehst du einfach zu lustig aus“, verteidigte sich Dave und begann von neuem zu lachen. „Halt sofort die Klappe und hilf mir aufstehen!“, forderte Laura und sah Dave böse an. Lachend kam Dave in ihre Richtung und griff unter ihre Arme. Sie stöhnte leicht auf. „Eine Frau, die stöhnt, wenn man sie unter den Armen hält“, murmelte Dave und grinste. Dafür kassierte er einen Schlag in die Seite von Laura. „Hey, pass auf was du tust. Sonst lass ich dich fallen!“, feixte Dave. „Pass du lieber auf was du sagst. Auch wenn ein Bein kaputt ist, habe ich immer noch das andere Bein und zwei Arme!“, entgegnete Laura. Das gab’s ja nicht, war sie etwa gerade mit Dave am flirten? ‚Hör auf damit, Laura. Das ist nicht gut!’, befahl sie sich selbst. „Tut dein Bein so weh?“, fragte Dave. „Meinst du ich würde sonst ein solches Drama veranstalten?“, rief Laura entrüstet. „Soll ich mir das mal ansehen?“, fragte Dave und schien es ernst zu meinen. Laura lachte. „Was ist?“, fragte Dave überrascht. „Meinst du im Ernst ich lass dich an meine Beine ran?“, fragte diese lachend. „Ja, ich glaub schon!“, antwortete Dave selbstsicher. Schon wieder kassierte er einen sanften Schlag in die Seite. „Was hast du eigentlich in diesem Schrank hier gesucht?“; wechselte Dave das Thema. „Ich suchte was anderes zum Anziehen“, antwortete Laura. „Das hättest du mir auch sagen können. Warte hier, ich suche im oberen Stock etwas“, erklärte sich Dave bereit und ging die Treppen hoch. Laura lächelte. Dave war eigentlich in Ordnung, auf jeden Fall ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Aber wieder kam diese innere Stimme, die ihr sagte: ‚Nein! Er ist und bleibt ein Mann. Und was haben wir schon von klein auf gelernt? Wir vertrauen keinem Mann!’ Ja, genau, ich durfte mich nicht von seinem Charme und seiner Hilfsbereitschaft fesseln lassen. Ich liess mich auf das harte Bett sinken und dachte nach. Was wird noch alles geschehen?

„Woran denkst du?“ Laura schreckte aus ihren Gedanken hoch und bewegte ihr Bein, was ihr wieder einen stechenden Schmerz bereitete. „Du bist ein Arschloch! Musst du mich so erschrecken? Arschloch, Arschloch, Arschloch!“, jaulte Laura auf. „Wow! Ich bin ein vierfaches Arschloch, das tönt doch gut“, witzelte Dave. „Ich muss jemanden zusammenscheissen, wenn ich Schmerzen habe!“, erklärte ich ihm. „Kein Problem. Falls du mal wieder Schmerzen hast, stehe ich dir jederzeit zur Verfügung. Und falls du mich sonst mal brauchst, natürlich auch. Falls du zum Beispiel deine Hose nicht alleine ausziehen kannst, oder falls…“ Weiter kam Dave nicht, denn Laura hatte schon ein Kissen nach ihm geworfen und den überraschten Dave am Kopf getroffen. „Du bist ein kleines Miststück, weißt du das?“, lachte Dave und kam mit dem Kissen in der Hand näher. „Bleib wo du bist!“, rief Laura reflexartig mit wachsamer Stimme. Sofort blieb Dave stehen und hörte auf zu lachen. „Hey, Laura, ich tu dir nichts! Versprochen! Ich werde dir niemals etwas antun!“, versprach ihr Dave mit ernsthafter Stimme und es hörte sich sehr glaubhaft an. „Es tut mir Leid!“, flüsterte Laura und merkte, dass sie Dave nicht vertraute und genau dies tat ihr Leid. Sie spürte die Tränen, die nur darauf warteten, dass sie den Startschuss gab und sie loskullern konnten. Dave setzte sich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schulter, nur ganz zögernd, um ihre Reaktion abzuwarten. Dave war angenehm überrascht, als Laura sich an seine Brust lehnte und sich schützend einrollte, auf jeden Fall so schützend wie es mit ihrem kaputten Bein ging. Dave umarmte sie schützend und sagte ganz sanft: „Hey!“ Nur dieses eine Wort, das er mit einer so sanften Stimme gesprochen hatte, war der Startschuss für ihre Tränen. Sie schluchzte und liess sich von Dave trösten, der sie einfach nur in den Armen hielt. Laura fühlte sich geborgen und als sie das merkte und diese Geborgenheit spürte, begannen ihre Schluchzer seltener zu werden und wenige Minuten später war sie in Daves starken Armen eingeschlafen. Ganz vorsichtig liess Dave sie auf das harte Brett sinken und deckte sie mit der Decke zu.

Mitten in der Nacht wachte Laura auf, weil sie auf die Toiletten musste. Es war stockdunkel, sie konnte rein gar nichts ausfindig machen im Zimmer. Auf jeden Fall konnte sie so nicht auf die Toilette humpeln, da würde sie sich nur wieder Schmerzen zufügen, also musste sie es wohl auf dem Boden gekrochen schaffen. Nur gab es da ein zweites Problem, wo war die Toilette? Tja, das musste sie nun herausfinden. Möglichst schmerzlos, was natürlich nicht ging, liess sie sich auf den Boden gleiten und kroch auf allen dreien zur Tür hinaus und zum ersten Mal auf den Gang. Wenigstens gab der Mond hier ein bisschen Licht, da die Schassen nicht geschlossen waren, so sah sie recht schnell wo die Toiletten waren. Als sie die Toiletten wieder verliess, knurrte ihr der Magen. Schliesslich hatte sie gestern nichts gegessen und die vier Tage zuvor auch nicht genug. Also robbte sie weiter Richtung Küche. In der Küche fragte sie sich zum ersten Mal wem dieses Haus überhaupt gehörte. Und wo schlief Dave eigentlich? Mit dem Gedanke an Dave kehrte auch die Erinnerung an den letzten Abend zurück, als er sie so rührend getröstet hatte. Sie musste lächeln bei diesem Gedanke. Er war wirklich unglaublich süss. ‚Dieser Junge muss dich nur einmal im Arm halten und schon frisst du ihm aus der Hand. Was tust du, wenn er dich wieder verletzt? Dann wärst du froh gewesen hättest du auf deine innere Stimme gehört. Lass endlich die Finger von ihm, du verbrennst dich nur’, riet ihr Lauras innere Stimme. Ja, wahrscheinlich würde sie sich verbrennen und schlussendlich todtraurig und mutterseelenallein zurückbleiben. Aber was war, wenn nicht? Was wäre, wenn sie ihn abwies und er sie aber vielleicht nicht enttäuscht hätte? Schnell warf sie diese Gedanken beiseite, sie hatte im Moment doch sowieso keine Zeit für solche Gedanken übrig.






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