Liebe(skummer) und schachmatt Teil 9

Autor: key
veröffentlicht am: 17.08.2008




Mann, natürlich hatte er das, das Problem an der Sache ist leider nur, dass ich vergeben bin …'Ja, hat er. Mir zumindest!'
Soweit war das ja die Wahrheit. Ich wollte jetzt noch abwarten, was er nun sagte oder nicht sagte und wenn er etwas wegen meinem Freund fragte, dann sollte es mir recht sein, dann würde ich Antwort darauf geben, wenn er nicht danach fragte, würde ich es ihm wohl selbst irgendwie beibringen müssen.
'Gut!!!!'
Was, halt, Moment, das Wörtchen 'gut' war in meiner Planung aber nirgends aufgetaucht, was bitte sollte an dieser Situation 'gut' sein oder meinetwegen auch 'gut!!!!'?
'Mir nämlich auch!'
Warte mal, warte mal, warte mal.
Stopp, stopp, stopp!
Matthew machte einen Schritt und damit waren die ganzen mühsam erkämpften eineinhalb Meter Abstand zwischen uns weggewischt wie nichts. Sein Gesicht war nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Ich konnte seinen Duft riechen und spürte seinen Atem sanft an meinem Hals. Doch ich konnte ihn nicht ansehen. Ich würde diesen Blick nicht ertragen können. Ich wusste, was im Moment da oben in seinem Kopf vorging und noch schlimmer: ich hörte sein Herzklopfen, als er mich in die Arme schloss und ganz fest an sich zog. Ich kämpfte gegen die Wärme und die Geborgenheit, die garde in mir aufbranden wollte an, drückte sie mit aller Macht nieder, denn das konnte so nicht weitergehen Verdammt!'Hör zu, ich kann nicht, Matthew, bitte!'
Ich spürte, wie sein Blick auf mir ruhte, doch er ließ mich los, als er meinen sanften Widerstand spürte.
Ich wollte mich in diesem Moment eigentlich nicht wehren, doch ich musste, denn gestern hatte mir gezeigt, wie sehr Aaron mir wichtig war.
'Jolie, ich dachte …'
'Ja, Matthew, dachte ich auch. Aber gestern Abend nach dem Kuss hab ich mich verdammt schlecht gefühlt. Wegen meinem Freund. Matthew, er vertraut mir. Aber ich weiß nicht warum, weil ich mir im Moment nicht mal mehr selber vertrauen kann! Und ich weiß, dass ich dir mit dem, was ich hier grad sage, weh tue, und ich fühle mich schlecht dabei. Aber ich möchte, dass du folgendes weißt, auch wenn es vermutlich nichts daran ändern wird, wie du jetzt über mich denkst, weil es nämlich auch irgendwie egoistisch ist: Mir fällt es nicht leicht, das zu sagen. Weil ich merke, dass ich auf dich reagiere, mein ganzer Körper reagiert auf dich. Mit Herzklopfen und einem Kribbeln im Bauch. Und deine Augen sind wirklich der Wahnsinn. Ich sage dir das, damit du weißt, dass ich nie mit dir gespielt habe, nie mit dir spielen wollte, weil das nicht meine Art ist. Aber du musst wissen, ich hab zwei Jahre um Aaron gekämpft und was weiß ich von dir? Aber damit du siehst, dass das, was ich sage stimmt, schau mir in die Augen und fühl dabei mal meinen Puls!'
Seine Gesichtszüge entgleisten, als ich sagte, was ich sagte. Ich hörte nicht, was um mich rum passierte, hörte nicht, ob er während ich geredet hatte, ebenfalls versucht hatte irgendwas zu sagen. Ich wusste nur, dass ich es jetzt geschafft hatte, dass es vorbei war. Dass ich jetzt nur noch mit Aaron reden musste, aber das würde ich schaffen. Irgendwie! Dessen war ich mir sicher!
Ich fühlte dann, wie seine Hand an meinem Handgelenk nach meinem Puls tastete und seine andere meinen Kopf sanft unterm Kinn nahm und mich dazu brachte, ihn anzusehen. Mitten in die Augen. In die Augen, die eine verdammte Traurigkeit ausstrahlten. Und mir gefiel das Gefühl. Mein Herzklopfen und seine Hand an meinem Kinn und meinem Handgelenk. Wir standen lange so da und sahen uns einfach nur an.

'Es wäre mir lieber, wenn du mich jetzt loslassen würdest, Matthew!'Und gerade jetzt in diesem Moment wünschte ich mir sehnlichst, dass das Wort 'LÜGE' nun wirklich auf meiner Stirn aufleuchten würde. In dicken, fetten, roten Buchstaben.
Obwohl, würde rot optisch zu meinem Teint passen?
Also entweder sah Matthew das Schild oder aber es interessierte ihn einfach nicht, was ich sagte, denn er hielt mein Kinn weiterhin mit der einen Hand fest und näherte sich langsam meinen Lippen. Er küsste mich. Und wie.

Im ersten Moment war ich wie versteinert. Von dem Gefühl und von dem Herzklopfen. Doch dann, als ich mich endlich wieder gefasst hatte, drückte ich ihn weg von mir und ging ein paar Schritte auf Abstand, bevor ich nach Luft japsend fragte
'Hey, was sollte das? Ich hab dir doch grad erklärt, dass das nicht geht, wegen Aaron!'Ja genau, was sollte das, wenn überhaupt irgendjemand das Recht hatte, andre Leute mit Kussattacken zu überfallen, dann war ich das, das war mein Part, sollte er sich doch was eigenes ausdenken …
'Gleiches Recht für alle! Außerdem hast du mich ja gestern auch nicht gefragt, ob ich eine Freundin hab. Das war dir ganz egal!! Und wenn dus wissen willst: Mich hat vorher auch niemand nach meiner Meinung gefragt, ob es mir garde in den Zeitplan passt, dass du mir den Kopf verdrehst oder ob es eine Woche früher oder später vielleicht besser gepasst hätte, verstehst du? Sondern es ist halt einfach passiert!! Und wenn du von Aaron mehr weißt, als von mir, ist das verständlich, wir kennen uns nämlich erst vier Tage, falls dir das entgangen sein sollte, aber du könntest mich ja kennen lernen … aber gut, mir jetzt auch egal! DU bist mir egal!!'
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Er ließ mich einfach stehen. Und ich sah ihm hinterher mit den gleichen traurigen Augen, wie diese Wackeldackel-Viecher immer haben. Es fehlte nur noch, dass auch ich meinen Kopf so komisch auf und ab bewegen würde. Jetzt fing es auch noch das Regnen an.
Ich hatte ihn verletzt.
Ach, nein, meinst du wirklich?, schaltete sich mein Gewissen ironisch ein.
Ach, komm schon, ich hab nich bei der Hotelrezeption angerufen und eine Portion schlechtes Gewissen bestellt, ja!!!
Mir ging es auch so dreckig genug. Ich konnte mich doch jetzt nicht neben ihn setzen, als wäre nichts, als wäre nie etwas gewesen. Das ging doch nicht!!! Wie er sich wohl fühlte? Wie sehr ich ihn wohl verletzt hatte? Aber andererseits hätte das vermutlich keine Zukunft mit uns gehabt. Er war sechs Jahre älter als ich.
Ich wusste in meinem tiefsten Inneren ganz genau, dass alles, was ich vorgab gegen eine Beziehung zwischen Matthew und mir zu sprechen, nur fadenscheinige Gründe waren. Aber was brachte es, wenn ich jetzt noch meinen Gedanken nachhing? Nichts mehr! Ich hatte mich entschieden und nun musste ich eben - wenigstens dieses eine mal - dazu stehen. Egal, wie schwer es werden würde. Was mir nur so sehr zu schaffen machte, war, dass ich insgeheim gehofft hatte, Matthew und ich würden uns wenigstens weiterhin gut miteinander verstehen. Naja, Pustekuchen. Schreib es auf die 'Forget-it-Liste' und gut ist.
Ich schlich wie ein geprügelter Hund zurück in die Halle, nahm an meinem Brett Platz und sah noch einmal - ein letztes mal, wie ich mir schwor - zu Matthew hinüber. Er merkte es und drehte sich weg. Mein Gegner sah mich verwirrt an und setzte an, etwas zu sagen, doch ich schüttelte nur stumm und mit einem flehenden Gesichtsausdruck den Kopf.
Oh nein, das hatte mir gerade noch gefehlt, dass so ein Sechzigjähriger meinte, er muss sich in mein Liebesleben einmischen und dann vielleicht noch mit so blöden alten Schlager-
Sprichwörtern ankommen, wie 'Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling! Schade um die Tränen in der Nacht!' Nee, also wirklich nicht!

'Und zur Feier eurer guten Erfolge hab ich mir was ganz besonderes ausgedacht: Wir gehen jetzt alle zusammen schwimmen!'
'WAS?! Wir haben doch gar kein Badezeug dabei!', schrieen Joan, Mary und ich. Ja, ich versuchte mich abzulenken. Freddy grinste nur blöd. Klar, ihm als Kerl machte das natürlich nichts aus. 'Tja, ihr könnt ja in Unterwäsche schwimmen gehen!', meinte er grinsend. Mary, Joan und ich sahen uns an. NO, NEVER!!!
'Also hört mal, ich hätte euch jetzt schnell heimgefahren, damit ihr euer Zeug holen könnt, aber wenn euch Freddys Vorschlag lieber ist!'
Eine halbe Stunde später stiegen wir am nahe gelegenen Baggersee aus und Herr Strobel führte uns - SCHOCK - direkt neben Matthew und seinen Vater.
Haha, liebes Schicksal, wirklich toll, sehr witzig, nächste Woche hab ich einen Termin frei, da lach ich dann drüber.
Matthew bemerkte, dass ich ihn anstarrte, drehte sich um und meinte 'Hey Mary, willst du dich nicht neben mich setzen?' Er lächelte sie auffordernd an und tätschelte mit der Hand auf den freien Platz neben sich. 'Aber gern doch!', kicherte sie. Ich wandte mich ab. Ich hatte genug gesehen und ich wusste, was er damit bezwecken wollte.
'Tz, wenn du nicht willst, es gibt noch genug andere Mädchen außer dir!', sollte das wohl heißen.
Gut, ich hatte verstanden. Ich hatte ihn verletzt, ihn in seiner Eitelkeit gekränkt und ihn mit meinen Aktionen völlig durcheinander gebracht. Aber mal ehrlich, wie alt waren wir? 10?Trotzdem tat es irgendwie weh zu sehen, wie sehr er mit ihr blödelte. Wie er sie anlächelte mit dem Lächeln, das er die Tage zuvor noch mir geschenkt hatte. Wie er sie immer wie zufällig berührte. Ich legte mich in den warmen Sand und schloss die Augen. Was kümmerte es mich? Sollte er seine Show abziehen, ich hatte Aaron.
'Hey Dornröschen, wach mal auf, oder muss ich dich wachküssen?'
Ich musste wohl eingenickt sein und … vielleicht träumte ich gerade noch, denn das hörte sich an, wie Aaron. Da fühlte ich plötzlich etwas warmes und weiches auf meinen Lippen. Mh, so gut kann sich doch kein Traum anfühlen und kein Traum kann so gut schmecken.Ich schlug verwirrt die Augen auf und das erste, was ich sah, waren ein Paar eisblauer Augen. Dann stellten meine Augen langsam auf scharf und ich erkannte einen dunkelblonden Wuschelkopf.
Okay, mein Gehirn war wohl noch nicht ganz so aktiv. Was machte ein Typ hier, der aussah, wie Aaron, der roch wie Aaron und auch noch dieselben Grübchen beim Lächeln hatte, wie Aaron. Ich war sooooo kurz davor zu fragen 'Wer bist du und warum siehst du aus wie Aaron?', bis es bei mir - klick - machte und ich peilte, dass es wirklich Aaron war.Doch in diesem Moment wusste ich nicht, was seltsamer war: ein Typ, der aussah wie Aaron, aber nicht Aaron war, oder dass es der Original-Aaron war. Also ich wusste ja gar nicht, dass der Baggersee plötzlich zu Australien gehörte, so weit war mir die Fahrt dann doch nicht vorgekommen.
'Was … wie … wo … warum?'
'Also, ich wusste ja, dass ich gut küssen kann, aber dass ich so gut bin, dass du hinterher nur noch stammelst konnte ich ja nicht ahnen. Sollte man mal in ein Männermagazin schreiben, dass es so einfach sein kann, Frauen zum Schweigen zu bringen.'
Er grinste mich verdammt süß an und zwinkerte mir dann zu.
Ich setze mich dann langsam auf und fing an mich gut zu fühlen. Ich lächelte. Nein ich strahlte. Ich rutschte ein Stück, so dass Aaron sich noch mit auf mein Handtuch setzen konnte, wartete, bis er bequem saß und fragte dann (diesmal in richtigem Deutsch, ja ich bin auch erstaunt, dass ich das beherrsche) 'Sag mal, wo kommst du denn her?'
'Aus Schlumpfhausen, bitte sehr!'
Ich lachte und sah ihn abwartend an. Doch er setzte sich erst mal hinter mich und zog mich dann von hinten an sich, so dass mein Kopf bequem an seiner Brust lag. Mh *genieß*'Nee, wir waren auf dem Flughafen, dann hat sich rausgestellt, dass es die Agentur, bei der wir gebucht hatten, nicht wirklich gab, du weißt schon … Abzocke. Dann sind wir wieder heimgezuckelt. Und dann dacht ich mir, ich besuch dich heute mal, da hat deine Mum gemeint 'Ja, die ist mit den Schachmenschen beim Baden' Naja, hier bin ich!! Wie gehts dir so? Was hast du so gemacht?'
… mit den Schachmenschen beim Baden. Oh mein Gott, die waren ja auch noch da! Die sahen mich bestimmt alle ganz erstaunt an. Vor allem Matthew. Ich sah ihn an und bemerkte, dass er grade zu mir her sah, dass Gesicht zu einem abschätzenden Lächeln verzog und den Kopf kaum merklich schüttelte. Oh Mann, oh Mann, der hielt das bestimmt für voll das abgekartete Spiel, a la 'Gut, du meinst, dass du auch andere haben kannst, dann bestell ich eben mal meinen Freund her!'
Aus dieser Sicht gesehen musste es wohl das allerletzte sein, was ich da tat, kindisch und verletzend und es sah aus, wie gekränkter Stolz. Wie war das mit dem Alter? Aber es war ja nicht so, es war ja nicht mit Absicht, es war ja ein Versehen. Wieso also sollte ich mich schlecht fühlen, wo mein Freund spontan beschlossen hatte, dass er mich sehen wollte? Ach ja, dem sollte ich vielleicht auch mal antworten. So bei Zeit mal, unter Umständen.
… was hast du so gemacht?
Ja, was hatte ich denn so gemacht? War da nicht noch was? So was wie Fremdküssen oder so?
Verdammt, das musste ich ihm auch noch beichten. Naja, wenn nicht jetzt, wann dann, wenn nicht hier, sag mir wo und wann … oder so ähnlich ging doch dieses Handballlied.'Du Aaron, können wir ein Stück spazieren gehn, ich würd dir gern was wichtiges sagen?'Er stand gut gelaunt auf, half mir hoch, nahm mich sanft an der Hand und wir gingen los.'Klar doch, Babe, was gibt's denn? Haben dich deine Schachgegner blöd angemacht? War das Rouge alle? Sollen wir den Drogeriemarkt verklagen?'
Mann, wie sollte ich denn da mit meinem Seitensprung oder sollte ich lieber sagen Seitenkuss rausrücken, wenn er so lieb zu mir war. Ich fühlte mich wieder so schlecht wie gestern. Nein, eigentlich noch viel schlechter. Und es wurde KEINESWEGS besser dadurch, dass mir Aaron einen zärtlichen Kuss auf den Nacken hauchte. Naja, war schon irgendwie seltsam das Gefühl. Ich hatte zwei Jahre lang was von Aaron gewollt und hatte mich nach diesem einem Moment gesehnt, dem ersten Kuss von uns beiden und mir immer wieder vorgestellt, wie es wohl sein würde und jetzt so plötzlich war alles total auf Nähe eingestellt zwischen uns. Händchenhalten und Kuss waren normal. Drei Jahre bisher nur freundschaftliche Berührungen und jetzt BAMM gabs halt noch mehr, war das Repertoire an Berührungen eben noch etwas erweitert worden.
'Nein, was ich dir sagen will, ist ernst'
'Okay, dann schieß los.'
'Es ist aber nichts gutes!', warnte ich ihn schon mal vor.
Er blieb stehen, nahm meine beiden Hände in seine, schaute mir tief in die Augen und meinte 'Hör mal, wir sind zusammen, um Probleme zusammen zu lösen. Und es gibt nichts, was uns daran hindern könnte, Probleme zu lösen, klar? Und du kannst mir vertrauen! Also sag schon!'
Herzklopfen. Meine Zunge fühlte sich so schwer an wie Blei und ich wusste nicht, ob ich fähig sein würde, irgendwas zu sagen. Plötzlich schien der Sand und das Wasser, das eben noch so leuchtend, so rein, so klar, so strahlend ausgesehen hatte, trüb, fast grau. Von den Wolken, die ich zuvor noch als so niedlich empfunden hatte, kam es mir plötzlich so vor, als würden sie drohend, wie eine Anklage am Himmel hängen.
'Aber ich kann mir selbst nicht vertrauen, wie solltest du es da können!'
'Was redest du denn da? Sag endlich, was los ist, oder ich rufe die Männer mit den weißen Jacken, die dich dann in eine Gummizelle ganz für dich alleine bringen!'
Gummi war ein gutes Stichwort, denn mein Hals fühlte sich schon wieder an, als würde ein Gummiband darum liegen. Naja, wie hatte Kalie vorgeschlagen? Am besten immer grade raus!

'Ich hab einen anderen geküsst!!'







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