Liebe(skummer) und schachmatt Teil 7

Autor: key
veröffentlicht am: 16.08.2008




Ohne eine Reaktion abzuwarten, nahm ich meine Tasche vom Boden, ging in die Wohnung, winkte ihm zum Abschied, rief 'Bis morgen!' und schloss die T?r.
Sodann schleuderte ich die Tasche in die n?chstgelegene Ecke, ging in mein Zimmer, spielte das Lied 'Es tut immer noch weh!' von Rosenstolz ab und kauerte mich mit dem R?cken gegen die Wand auf mein Bett und sackte zusammen,
Verdammt, was hatte ich da eben nur getan? So ein verdammter Mist! Das h?tte nicht passieren d?rfen! Ich war so sauer auf mich selbst, so sauer dar?ber, dass ich mich von meinen eigenen Gef?hlen ?berwinden hatte lassen, so sauer darauf, dass es nun doch passiert war, so sauer, dass ich der Gefahr aus dem Weg h?tte gehen k?nnen, wenn ich gewollt h?tte, dass ich ein Kissen nach dem anderen so heftig ich konnte gegen die Wand schmiss.
In dem Moment piepte dann zu allem ?berfluss auch noch mein Handy.
'Hey Babe, hast du dir schon Rouge gekauft? Ich vermiss dich ziemlich und hab schon ganz viele Spinnen gesehen, hei?t, ich denke ununterbrochen an dich! Hdgdl'
Verdammt! Jetzt liefen mir die Tr?nen ?ber die Wangen.
'Es tut immer noch weh! Es tut immer noch weh! Wir wollten's nicht riskieren, beim Teilen zu verlieren!', kam grade die Liedzeile.
Aber genau das war passiert! Wir hatten uns teilen m?ssen, weil es eben schon vorher so geplant gewesen war und jetzt hatten wir uns verloren. Und das war meine Schuld. Weil ich mich einfach nicht beherrschen konnte. Was war ein 4-t?giger Flirt schon gegen eine Beziehung mit Aaron wert? Erst in diesem Augenblick ging mir auf, wie wichtig er mir war. Verdammt, es stimmte also, das Sprichwort: Man lernt erst dann das zu sch?tzen, was man hat, und man sieht erst dann, wie wichtig es einem ist, wenn man es einmal verloren hat!'Leider stimmt nichts von dem, was ich versprach!!'
Durch mein 'ja' auf seine Frage, hatte ich ihm versprochen, treu zu bleiben, ihn zu vermissen, nichts mit einem anderen anzufangen. In diesem einen 'ja', hatten so viele Versprechungen gesteckt, die ich alle gebrochen hatte, die ich jetzt alle nicht mehr wahr machen konnte. Es war so schrecklich! Ich f?hlte mich so mies, so elend, ich f?hlte mich wie der letzte Dreck und das war ich vermutlich auch! Ich schluchzte und heulte wie ein Schlosshund.
'Oh mein Gott, wenn das die Nachbarn h?ren, denken sie vermutlich noch, hier wird grade 'Der Hund von Baskerville' nachgedreht!', h?rte ich pl?tzlich eine Stimme, die mir fast so vertraut war, wie die Stimme meiner Mutter, und ich sp?rte, wie mein vor Schluchzern bebender K?rper in eine sanfte Umarmung gezogen wurde. Meine beste Freundin Kalie, die nat?rlich auch einen Hausschl?ssel besa?, war hier.
Stimmt, wir waren ja f?r Abendessen verabredet. Wahrscheinlich wollte sie schon mal vorkochen, dass mich ein dampfendes Essen erwartete, wenn ich zermattet und gestresst nach Hause kommen w?rde. Vermutlich war sie sogar irritiert, weil ich schon da war.
'Magst du mir sagen, was los ist, oder sollen wir einfach weiter das Lied h?ren, oder willst du, dass ich gehe, willst du allein sein?', fragte sie mich sanft.
Ich klammerte mich an sie, wie ein Ertrinkender an alles, was er zu fassen bekommt, und bat 'Nein, lass mich bitte, bitte, bitte nicht allein. Das halt ich nicht aus!'
'Schon gut!', meine Kalie und strich mir sanft ?ber den R?cken.
Es tat gut, eine Freundin wie sie zu haben. Jemand, der da war, der einen auffing, der einem zuh?rte, der wusste, wie es einem ging, ohne dass man es ihm erz?hlte, der einen kannte von der Haarspitze bis zum kleinen Zehen, der einen mit all seinen St?rken und Schw?chen kannte und einen mit allen Macken und Fehlern und Schw?chen trotzdem lieb hatte, der einen verstand, durch einen blo?en Blick, durch eine einzige Winzigkeit eines Gesichtsausdruckes, der anders war, als sonst, den du nie anl?gen k?nntest, weil er als einziger die feine ?nderung deiner Stimme wahrnehmen w?rde, den du aber auch nie anl?gen wollen w?rdest, weil du mit diesem jemand einfach alles teilen kannst, alle guten Zeiten, viel Spa?, viele Parties und all das, aber auch die schlechten Zeiten, wenns dir mal nicht so gut geht, wenn dich alles einfach schlaucht und jemand, den es nicht st?rt, wenn du ihm zum hundertsten mal das gleiche Problem erz?hlst.
Ich wei? nicht, wie lange ich da sa?, bevor ich wieder sprach. Doch als ich es tat, erz?hlte ich ihr alles. Von meinen Empfindungen, als ich das erste Mal Matthews Augen gesehen hatte, von meiner Wut und meiner Verwirrung, als das mit Aaron und Fynn war, mein Mangel an Freude, als Aaron mich gefragt hatte, ob ich mit ihm zusammen sein wollte, meine Zweifel 'ja' zu sagen, von meiner Erkenntnis, dass ich nichts ?ndern konnte, an dem, dass mein Herz f?r zwei schlug, aber dass es auch vor?bergehen w?rde, und von dem Kuss.
Kalie war zun?chst einmal gestaunt.
Dann dr?ckte sie mir eine Tasse Tee, den sie w?hrend meiner Erz?hlungen bereitet hatte, in die Hand und meinte 'Oh S??e, da hast du dir wieder was eingebrockt! Aber so schlimm ist es auch wieder nicht, weil du dir ja zumindest jetzt sicher bist, dass du Aaron willst. Weil du eben die Angst gesp?rt hast ihn zu verlieren. Und ?berhaupt: Du hast zwei Jahre f?r ihn gek?mpft, das kannst du doch jetzt nicht f?r jemanden aufgeben wollen, von dem du gar nich wei?t, ob er genauso empfindet, wie du, oder nicht? Ach ?brigens: Du bist seit zwei Tagen mit Aaron zusammen und ich erfahre das erst jetzt? Ich bin entt?uscht!' Sie l?chelte, sie meinte das nicht ernst, sondern nett.
Ich l?chelte auch und meinte 'Ach, das hab ich in der Aufregung ganz vergessen!'
'Na also, jetzt l?chelst du ja schon wieder und du bekommst auch schon wieder ein wenig Farbe ins Gesicht!!'
Oh nein, blo? nicht, sonst kommt heute Abend noch meine Mutter und meint was von wegen Sonnenbrand und so, schnell wieder blass werden!! Ich musste schmunzeln bei diesem Gedanken. Ich war manchmal schon irgendwie komisch.
'Und wie soll es jetzt weitergehen? Ich meine, was sage ich Matthew morgen. Immerhin ist die ganze Aktion von mir aus gegangen, was wenn er jetzt will, dass ich daraus
Konsequenzen ziehe?'
'Naja, dann sag ihm einfach: Junge, schalt einfach mal die Blinkanlage in deinen Augen aus und dann w?rde so was nicht passieren!'
Ich prustete los und versch?ttete dabei beinahe den Tee.
'Nein, mal ernsthaft!'
'Naja, du wei?t ja noch gar nicht, ob er ?berhaupt etwas darauf sagt, weil wenn nicht, dann machst du dir hier ?berfl?ssig Gedanken. Und wenn er was sagt, sag einfach, dass es dir leid tut und dass er einfach eine ziemlich tolle Wirkung auf dich hatte, dass du aber deinen Freund nicht verlieren willst und dass du aber trotzdem weiterhin gut mit ihm (Matthew) auskommen willst.'
'Okay, und was, wenn er mich jetzt f?r einen totalen Spinner h?lt, ich meine, ich kann ihm ja nicht mehr unter die Augen treten!'
'Also ich w?rde mir eher Sorgen machen, wenn er dich nicht f?r einen Spinner h?lt, weil dann versagt bei ihm schlicht und ergreifend einfach die Menschenkenntnis!'
'Hey ?', protestierte ich.
'Ach komm, ich meins doch nicht b?se, das wei?t du doch. Und ?berhaupt, wenn er sich von dir fern h?lt, umso besser f?r dich, wenn du verstehst was ich meine. Wart doch einfach mal ab, was morgen ist und dann, mal sehen, ja?'
'Okay, du bist ein Schatz, Kalie!'
'Ich wei? ?'
'Und wie bring ich Aaron das Ganze m?glichst schonend bei? Ich finde, das geh?rt zur Beziehung dazu, dass ich ihm das jetzt sage, weil sonst plagt mich das schlechte Gewissen und au?erdem wei? er dann, woran er mit mir ist!'
'Das schaffst du schon, am besten immer grade raus!'

Am n?chsten morgen hatte ich ein mulmiges Gef?hl, als ich auf meinem Platz vor meinem Brett sa?. Freddy, Mary, Joan und Herr Strobel standen noch plaudernd zusammen, doch mir war einfach nicht danach, als ich gelesen hatte, dass Matthew wieder neben mir spielen w?rde, weil wir beide genau gleich viele Punkte bisher hatten.
Naja, besser, als wenn wir gegeneinander spielen m?ssten, versuchte ich mich zu tr?sten.Das ganze Tr?stliche an der Sache verschwand allerdings, als ich sp?rte, dass Matthew die Halle betrat. Ich konnte es nicht sehen, weil ich mit dem R?cken zum Eingang sa?, aber ich h?rte seine Stimme klar und deutlich unter all den anderen heraus, als er sich zu Freddy und den anderen stellte. Und es wurde ersetzt durch Herzklopfen und Aufregung und mein Hals f?hlte sich so zugeschn?rt an, als w?rde ein Gummiband darum liegen, dass langsam immer enger w?rde.
Ich h?rte Schritte. Das war zwar nichts ungew?hnliches, weil hier an die dreihundert Menschen durch die Gegend wuselten, aber wenn man Menschen lange genug kennt oder beobachtet, h?rt man, dass ihre Schritte alle anders klingen. Doch ich t?uschte mich, es wart nicht Matthew, der da pl?tzlich hinter mir stand, sondern Joan 'Hey, gehts dir nicht gut oder so, weil du hier alleine rumsitzt?'
Mann, sie hatte so einen Schrecken eingejagt, dass ich kurz vor dem Herzinfarkt war.
Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. PUH!
'Was, nein, alles ok ?'
Hoffentlich machte das Schild, das sonst immer auf meiner Stirn mit dem Wort L?GE
aufblinkte, grade Kaffeepause.
'Ich wollte mich nur f?r die letzte Partie noch ein bisschen sammeln!'
Hoffentlich dauerte die Kaffeepause noch etwas l?nger.
'Ach so, na dann ist ja gut, ich dachte schon, es ist was mit dir!'
Ich sch?ttelte schwach den Kopf und tat so lange so, als w?rde ich in meiner Tasche etwas suchen, bis ich h?rte, dass Joan ging. Grade in dem Moment, als ich mich wieder aufrichtete, fiel ein Schatten ?ber mich. Ich sah hoch. Matthew. Wie nicht anders zu erwarten. Ich wusste ja, dass er kommen w?rde.
Naja, er hatte gar keine andere Wahl, weil er ja auf dem Brett neben mir spielen musste. Gl?cklicherweise auf der gleichen Seite, so dass ich ihn w?hrend der Partie auf keinen Fall in die Augen sehen konnte.
'Hey Jolie, k?nnte ich vielleicht kurz mit dir reden?'
Gummiband. Herzklopfen. Rauschen in den Ohren.
'Ich meine drau?en, wo niemand dabei ist!'
Das Gummiband wurde enger, das Herzklopfen st?rker, das Rauschen lauter!
Ich nickte und trottete mit gesenktem Kopf neben ihm her, wie ein Schaf, das grade zur Schlachtbank gef?hrt wurde. M?h! Nun ja, da musste ich jetzt eben durch! Mea culpa, meine Schuld! Das hatte ich mir schlie?lich selbst eingebrockt! Und wenn ich irgendjemand anderes w?re, als ich selbst, w?rde ich vermutlich kein Mitleid f?r mich haben.
'Naja, es ist ?'
'? wegen gestern, ich wei?.'
Meep, unh?flich! Es kostete ihn bestimmt auch ?berwindung, mich darauf anzusprechen und er hatte sich bestimmt schon was zurecht gelegt, was er sagen wollte, also ich h?tte das an seiner Stelle getan, aber er war ja nicht ich, ach, lassen wir das!
'Ja, wegen dem Kuss!'
Autsch, das tat weh. Musste er es denn so pr?zise noch mal auf den Punkt bringen. Ich wusste doch, was ich verbrochen hatte. Doch aus seinem Mund klang es weniger wie eine Anklage, sondern eher wie eine Tatsache.
Naja, war es ja in gewissem Sinne auch. Weil ich es eben nicht mehr ?ndern konnte. Selbst wenn ich gewollt h?tte. Naja, was hei?t h?tte, obwohl ich es wollte.
'Also, ich w?rde gerne mal von dir wissen, wie du dar?ber denkst? Hatte er etwas zu bedeuten?'







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