2. Kapitel: Auf den Weg gemacht Teil 2

Autor: Sonntagskind
veröffentlicht am: 22.02.2008




'Kiel Hauptbahnhof!' 'Wir sind da!', quietschte Christin aufgeregt, als sie ihre Reisetasche aus dem RE hievte. 'So, wo müssen wir jetzt hin?' Grüblerisch schaute sich Nina auf dem überfüllten Gleis um und hoffte, so etwas wie einen Taxistand oder eine Bushaltestelle zu entdecken. 'Entschuldigen Sie bitte! Wie kommen wir zur ‚Event-Hall'?' Christin sprach einen Fahrgast ihres Zuges an, der sich ebenfalls auf dem Bahnsteig suchend umgeblickt hatte. 'Ihr müsst einfach nur dem Gleis folgen, dann erreicht ihr den Bahnhofsvorplatz. Geht die Burgwaldstraße rechts rein. Von dort aus sind es nur noch etwa 15 Minuten bis zu der Konzerthalle!' 'Vielen Dank!' Mit einem Lächeln drehten sich die beiden Freundinnen um und schritten auf den Bahnhofausgang zu.
'Zur ‚Event-Hall', bitte!', beauftragte Nina den Taxifahrer, nachdem dieser ihr Reisegepäck im Kofferraum verstaut und die Rücksitze angeboten hatte. Zufrieden und doch ein wenig erschöpft ließ sich Nina zurück in den Sitz gleiten. Wie das Konzert werden würde? 'Hey, woran denkst du?', fragte ihre Freundin sie und stupste sie an. 'Wir sind da, keine Zeit für Träumereien!' Damit schwang sie ihre Beine aus dem Taxi-Bus und nahm ihre Tasche entgegen, die der Taxifahrer ihr entgegenreichte. Seufzend folgte ihr Nina.

'Oh mein Gott. Siehst du das, was ich auch sehe? Ist das nicht der Wahnsinn?! Ich bin ja so glücklich!!', schrie Christin, außer sich vor Freude. Wenn du das sehen würdest, was ich hier sehe (einen Haufen überdrehter Teenager, die sich wegen ihrer euphorischen Fanliebe 24 Stunden in die Kälte setzen-FREIWILLIG) wärst du nicht glücklich, dachte Nina duster und fragte sich, warum dieses Verhalten der Jugendlichen, eine Blasenentzüdung plus Erkältung einzufangen, Nina ansprach, als dass es sie abschreckte.
'Hallo! Wer seid Ihr? Ist hier noch ein Platz?' Die beiden Mädchen, die vor dem zweiten Absperrgitter, das den Vorhof des Einganges der Halle eingrenzte, saßen, gaben mit ihrem Lächeln die erhoffte Antwort auf Christins Seite. Somit setzten sich die beiden 17-jährigen Hamburgerinnen zu den 14- und 15-jährigen Niederländerinnen, wie sich später herausstellte. Sie hießen Nadja und Kathleen und dieses war erst ihr erstes Live-Konzert von 'Proud'. Nachdem die Formalitäten wie Name, Alter, Wohnort, wie Christin es gerne ausdrückte, erledigt waren, schwelgten sie nun in Fanträumen. Das hatte Nina nicht anders erwartet und doch fühlte sie sich etwas ausgeschlossen, da sie nicht mitreden konnte. Deshalb wollte sie sich aus reinem Zeitvertreib umschauen. 'Ich schlendere einfach mal ein bisschen umher, ja?' 'Mh…, jaa, das hab ich auch gedacht, als ich dieses Interview mit ihm gelesen habe!!...Äh ja, ist okay…mh,…ja, was DAS sollte, das weiß ich bis heute noch nicht…!' Und die drei Mädchen grübelten weiter über das Verhalten ihrer Popidole und analysierten jeden Satzbaustein des Interviews mit der Band, das sie in der ‚Super' lasen. Mit einem Seufzer wandte sich Nina ab. Jedes Mal das Gleiche: lernt sie neue Menschen kennen, bin ich zweitrangig und uninteressant. Ach was, mahnte sie sich dann aber doch selber, es wird bestimmt ganz lustig. Doch überzeugt war sie nicht.. Jetzt schaute sie sich zum ersten Mal bewusst um und registrierte die Fangrüppchen, die es sich mit Isomatten, Rucksäcken und Fressalien auf dem kalten Pflaster gemütlich gemacht hatten. Christin, Nadja und Kathleen saßen vor dem zweiten Gitter. Daran schloss ein weiteres Gitter, das, falls das erste seinen Pflichten nicht nachkommen sollte, trotzdem noch die Fans vor einem Ansturm auf die Halle hindern sollte. Die Gegend um das zweite Gitter war schon gefüllt, weshalb Nina, wie ein Storch durch den Salat, durch die Grüppchen stakste und sich sehr ungraziös dabei vorkam. Je weiter sie sich jedoch von der Halle entfernte, nahm auch die Dichte der Herumsitzenden auf dem großen Vorplatz, der von großen Bäumen umgeben und somit vor neugierigen Blicken der Autofahrer geschützt war, der ‚Event-Hall' ab. Doch nach und nach kamen immer mehr aufgeregte Fans im Alter von 10-18 Jahren auf den Platz geströmt, weshalb Nina sich schnell wieder zum Rest ihrer Truppe aufmachte, bevor hier gar kein Durchkommen mehr möglich sein würde.
In dem Moment, als die letzte Wolke vor der Sonne vorbeizog und diese ihre zarten, laufwarmen Strahlen in Ninas Augen schickte, konnte die 17-jährige nichts mehr erkennen und war blind. 'Aua, so pass doch auf!', schreckte eine männliche Stimme auf und Nina spürte einen Druck an ihrem rechten Bein. Sofort senkte sie ihren Blick, der auf blaue Augen traf. Nina wusste überhaupt nicht, was mit ihr passierte. In ihren Ohren rauschte das Blut und sie hätte eigentlich wieder richtig sehen können, da die Sonnenstrahlen sie nicht mehr trafen, doch konnte sie durch den plötzlich aufkommenden Nebel vor ihren Augen nichts mehr erkennen. Dieses Gefühl hielt noch ein paar Sekunden an, bis das Prickeln nachließ und sich auch der Dunstschleier vor ihren Augen verzog. 'Äh..-..ehm..j-ja, entschuldige..', stammelte Nina und blickte den Jungen zu ihren Füßen entgeistert und verwirrt an. Dessen Gesichtsausdruck wurde gleich wieder mild und lächelte sie schief an. 'Aber andererseits muss ich dir ja dankbar sein!', brachte der Junge hervor und grinste immer noch. Fragend zog Nina ihre linke Augenbraue hoch. 'Na, sonst hätte ich doch keine Gelegenheit gehabt dich zu fragen, wie du heißt!', schloss er und lachte leise auf. 'Nina, ich heiße Nina…', antwortete diese und ihr schoss das Blut ins Gesicht. Noch nie hatte ihr ein Junge gezeigt, dass er an ihr interessiert war. Fragend blickte das verwirrte Mädchen den sich offensichtlich immer noch gut amüsierenden Typen an, bis dieser dann das Schweigen unterbrach: 'Möchtest du wissen, wie ich heiße?' 'Ach so, äh ja klar!', antwortete Nina leicht irritiert und lächelte entschuldigend. 'Tja, THEORETISCH könnte ich es dir ja verraten…aber wirklich nur THEORETISCH. Trink etwas mit mir und ich verrate dir meinen Namen!' Jetzt grinste er schelmisch, für Ninas Geschmack etwas ZU schelmisch. Selbst wenn er Interesse zeigte-für SO blöd ließ sie sich auch nicht verkaufen. 'Pfeh!' Ihr Laut zeigte mehr als deutlich, was sie von seinem Vorschlag hielt und somit stolzierte, soweit man dies sagen konnte in all dem Gedrängel, zwischen seinem Rücken und einer anderen Gruppe hindurch und hoffte, die richtige Richtung zu ihrem 'Lager' so halbwegs zu treffen, da sie sich wegen der vielen Menschen, die oft noch herumstanden, nicht orientieren konnte. Was fiel diesem unverschämten Jungen ein? Er kannte sie noch nicht einmal und machte dann solche Scherze auf ihre Kosten! Sie würde seinem Angebot nicht nachgeben, egal, was geschehen würde. So ließ sie sich nicht behandeln.
Der Junge, der seinen Namen nicht verraten hatte, lachte noch einmal laut auf, wobei er genau wusste, dass es dieses hübsche, eigensinnige Mädchen genau gehört hatte. Er würde noch genügend Gelegenheiten haben, sie anzusprechen. Schließlich war er bis zum bitteren Ende (d.h. bis zum Ende dieses Konzertes) dazu verpflichtet, in moralischer Hinsicht, bei seinen Freunden zu bleiben. Immer noch lächelnd drehte er sich wieder zu ihnen um und verfolgte weiter ihr Gespräch über die ‚Proud's'. Doch manchmal konnte er nicht umhin, sich zu dem hinreißenden Mädchen umzublicken, jedoch ohne Hoffnung, da er sie sowieso nicht in dieser Menschenmenge erspähen könnte.

Als Nina verärgert zu ihrer Truppe zurückkehrte, waren diese immer noch in eine Diskussion vertieft, die absolut keine Störung duldete. Selbst als Nina schließlich nörgelnd murrte, ob sie nicht mal etwas essen wollten, wurde sie mit einer Handbewegung Christins abgespeist.Gerade hatte sich die etwas schlechtgelaunte Nina auf ihrer Isomatte neben ihren drei Begleiterinnen, die sich kreisförmig über einer Fanausgabe ihrer Idolgruppe beugten, hingelegt und ihre Lieblingsmusik, ‚The Fish's' laut aufgedreht, als sich ein merkwürdiger Schatten über ihrem Gesicht erhob. Sie hatte zwar ihre Hand über die Augen zum Schutze vor der Sonne gelegt, doch der Schatten war größer. Schon leicht genervt davon, dass sie sich auf einmal so komisch fühlte und nicht mal in Ruhe Musik hören konnte, ohne, dass sie gestört wird, nahm sie ihre Hand herunter und schlug die Augen auf. Und bevor ihr das Gleiche wie in so einer letzten Situation passieren konnte, kniff sie die Augen schnell wieder zu. NOCH fühlte sie sich den Umständen entsprechend gut.
'Hi!' Oh nein, es fingt wieder an…







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