3. Kapitel: Auf den Weg gemacht Teil 3

Autor: Sonntagskind
veröffentlicht am: 01.03.2008




'Was willst du?', fragte Nina barsch und versuchte, dem merkwürdigen Jungen starr in die Augen zu blicken, was jedoch auch nur bei einem Versuch blieb. Sofort schmolzen ihre Augen in seinem Blick und ihr wurde wieder schwummerig. Verdammt, wie machte er das? 'Mh..', setzte der Jugendliche an, verstummte jedoch wieder und blickte verstohlen über Nina hinweg. Oh… 'Äh, wollen wir mal woanders hingehen?', schlug diese vor und stand hastig auf. Christin und ihre zwei ‚Mit-Fans' starrten den Jungen mit offenen Mündern an. Ihm war es wohl sehr peinlich, denn er räusperte sich noch zweimal, bevor Nina ihre Sachen wieder in ihrem Rucksack verstaut hatte und sich von ihren Freundinnen entfernte. Der junge Mann lief, soweit man es in diesem Gewusel und Gedrängel überhaupt als fortbewegendes Mittel bezeichnen konnte, hinterher. 'Ok, warte! Sie können uns nicht mehr hören!', sagte er und war ihr bei seinem letzten Satz gefährlich nahe gekommen.

Nina drehte ihren Kopf langsam nach rechts. Ihr Begleiter war dich an ihrem Ohr gewesen-jetzt genauso dicht an ihrem Mund. Das Mädchen nahm ihre Gegenwart überhaupt nicht wahr: Nicht, dass sie auf einem völlig überfüllten Platz stand. Nicht, dass sich auf die Picknicksdecke eines empörten Paares getreten war. Nicht, dass wegen ihr eine Jugendgruppe nicht zu ihrem Platz kam. Es gab nur noch sie und ihn. Ihren Mund und seinen Mund. UND sein Lächeln. Dieses schlich sich wieder auf sein Gesicht und er grinste keck. 'Ok, wo möchtest du etwas trinken?' 'Woher weißt du, ob ich was trinken möchte?', fragte Nina erstaunt. Anstelle einer Antwort nahm der Junge sie bei seiner Hand und führte sie durch die Menschenmasse. Als sie den Trubel hinter sich gelassen hatten, gingen sie zwischen den Bäumen hindurch und überquerten die vielbefahrene Straße. Auf der anderen Straßenseite angekommen, blieben sie stehen und schauten rechts und links die Straße hinab. 'Dort hinten sieht es doch ganz gemütlich aus, was meinst du?' Ninas Blick folgte dem des Jungens und blieb an einem kleinen, gemütlich aussehenden Cafe hängen. 'Ja, gerne!' stimmte sie ihm zu. Noch immer hielt er ihre Hand und ließ sie auch dann nicht los, als die Bedingung auf sie zukam, als sie das Cafe betreten hatten. 'Einen Tisch für zwei Personen?' 'Ja, bitte!' Der Junge mit dem wundervollen Lächeln schenkte Nina eines davon und führte sie zu einem kleinen Tisch an einem Fenster, das zur Straße zeigte. Die Inneneinrichtung war in dunkelrot, beige und grau gehalten, einem Stil der 70-iger Jahre. 'Es ist wirklich schön hier', bestätigte Nina und legte ihre Jacke neben sich auf die Sitzbank. Dann versteckte sie verlegen ihre Hände auf ihren Knien unter dem Tisch. Ihr Begleiter, der ihr gegenüber saß, tat es ihr gleich und lächelte wieder.

'Was möchtet ihr zu trinken haben?' Die Bedingung, eine zierliche, kleine Frau mit einem Spitzenhütchen, stand vor ihnen und strahlte das vermeintliche Paar erwartungsvoll an. 'Ehm, ein Wasser?' Dies war eher eine Frage, doch Nina war es ganz gleich, was sie trank, da sie sich die ganze Zeit über überlegt hatte, über was sie sich mit dem Jungen unterhalten konnte. 'Ich bitte auch!' Nun waren sie wieder alleine, als die Bedingung mit ihrer Bestellung verschwunden war. 'Ja, und wie heißt du jetzt?' 'Hehe.' 'Du hast es versprochen!', erinnerte Nina ihn und auf ihrer Stirn entstanden falten. 'Ja, da hast du Recht. Ich heiße Niklas und bin 18 Jahre alt.' Stimmte er ihr zu und grinste sie an. Nina lächelte zufrieden zurück. 'Ja, das ist doch schon mal was. Jetzt weiß ich wenigstens, mit welchem wildfremden Menschen ich es zu tun habe und etwas trinke!' 'SO wildfremd sind wir uns doch gar nicht mehr. Trotzdem möchte ich mehr über dich erfahren! Wo wohnst du und wie kommt es, dass du bei dem Konzert bist?' 'Ich wohne in Hamburg. Ich habe Christin, eine Freundin von mir, begleitet. Allerdings bin ich jetzt von meinem Freundschaftsdienst nicht mehr so überzeugt.' 'Wie kommt's?' 'Nun ja, ich bin nicht der größte Fan von ‚Proud' und deshalb der hohe Spaßfaktor', scherzte Nina. 'Gibt's ja nicht. Ich dachte, ich wäre der einzig Verrückte, der sich freiwillig diesem Ohrengesülze unterzieht! Ich tue mir jetzt schon leid, obwohl das Konzert noch nicht einmal begonnen hat!' Niklas verzog den Mund. 'Oh nein, ich bin wahrscheinlich noch viel schlimmer dran als du! Meine beste Freundin ignoriert mich, weil sie sich mit zwei Wildfremden über ihre Lieblingsband unterhält! Ich würde mich nicht so verhalten!' 'Na ja, so anders bist du doch aber nicht!' 'Wie meinst du denn das?' 'Du unterhälst dich ebenfalls mit so einem Fremden!' schoss Niklas zurück. Ja, das hatte sie allerdings noch nicht bedacht. Sie lächelte ihn an. 'Wie viele?' 'Oh..', er überlegte, 'fünf! Ja, fünf verrückte Fans..-' '..die ihr letztes Hemd für einen Kuss mit ihrem Star geben würden!', vollendete Nina. Beide lachten. Als sie verstummt waren, entstand eine merkwürdige Stille. 'Ich würde auch mein letztes Hemd für einen Kuss geben..', setzte Niklas mit rauer Stimme an und blickte Nina mit einem intensiven Blick in die Augen. Was sollte sie darauf sagen? Sie auch? Sie würde dafür ebenfalls alles tun? Oder sollte sie einfach nur nervös lachen? Abwinken? 'So, eure Getränke!' Gerettet. Nina nahm sich vor, der Bedingung nachher ein extra großes Trinkgeld zu geben, nachdem diese ihr ungewollt die lästige Entscheidung der richtigen Reaktion auf Niklas Geständnis abgenommen hatte.

Das Nuckeln an den Getränken verschaffte beiden Teenagern eine kleine Verschnaufpause von der plötzlich angespannten Stimmung. 'Wollen wir uns noch ein Eis bestellen?' Nina nickte als Antwort nur. Warum verlief das Gespräch auf einmal so angespannt? 'Tut mir leid, das mit vorhin.', sagte Niklas betroffen und senkte den Kopf. 'Es kam einfach so heraus. Ich wollte dich nicht verschrecken! Ehrlich nicht!' Nina fühlte sich durch sein Geständnis in dieser Wortwahl sehr berührt und schaute ihn mit einem zärtlich flehenden Gesichtsausdruck an. Niklas tauchte tief in ihre Augen ein. Wie machte er das? Doch das war Nina in diesem Moment herzlich egal. Sie dachte nur noch an Eins: Ihn zu küssen. Zögerlich näherte sich ihr Oberkörper dem Niklas. Langsam schloss sie die Augen. Es mussten nur noch wenige Zentimeter sein…Null Zentimeter, aber hundertprozentig Leidenschaft. Kaum hatten Niklas Lippen die Ninas berührt, griff sie, von einer Welle von Gefühlen erfasst, mit ihren beiden Händen um seinen Nacken und zog ihn an sich, so weit es die Entfernung über den Tisch zuließ (dass sie dabei ihr Glas umgeworfen hatte, merkte sie nicht einmal). Niklas Lippen waren so warm und Nina wurde von Glücksemotionen durchströmt. Das war das Schönste, dass sie je gespürt hatte-seine Nähe. Langsam, es kam ihr doch wie eine Ewigkeit vor, lösten sich ihre Lippen. Ein überraschender Gesichtsausdruck huschte über Niklas Gesicht und er lächelte schwach. 'Wow!', flüsterte er schwach und blickte Nina in ihre Augen. 'Hm, da schließe ich mich dir an', seufzte diese und löste ihre, durch den festen Griff um seinen Nacken geschlungenen Finger, steife Hand von ihm. Dann nahm der Junge die Hände des Mädchens in seine. Seine Finger verhakten sich in den ihren. 'Ehrlich gesagt, habe ich gar keine so große Lust mehr auf ein Eis', flüsterte Nina und lachte glucksend. 'Da muss ich dir jetzt einmal Recht geben!', antwortete Niklas genauso leise und zog sie von ihrer Sitzbank hoch. 'Wollen wir noch etwas spazieren gehen?' 'Ja, gerne!' Nina nickte und ließ sich von Niklas aus dem Cafe führen.

Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont. Doch das hatte Nina längst nicht so interessiert wie sonst, da sie aufpassen musste, nicht hinzufallen, da Niklas und sie sich die ganze Zeit im Laufen ununterbrochen küssten.

'Mh..MH,..woartö doch mol..' und sie riss sich von Niklas los. Dieser lachte schelmisch und beugte sich wieder zu ihr herunter. 'Einen Moment, bitte!', keuchte Nina und hielt ihn davon ab, sie wieder an ihn zu drücken. 'Das geht mir alles etwas zu schnell! Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte! Wieso mache ich das?' 'Hm, also erstens hatte ich nicht den Eindruck, das würde dir alles zu schnell gehen, da du mich ja sonst nicht dazu 'angeregt' hättest, dir nicht zu widerstehen. Sonst möchte ich gerne mal erleben, wie du dich verhälst, wenn du scharf bist…', schloss Niklas und ließ sich diesmal nicht davon abbringen, Nina eng an sich zu ziehen und sie leidenschaftlich zu küssen. Das Mädchen war so perplex, dass sie gar nicht schnell genug hatte reagieren können. Wieder einmal war sie seinen Küssen bedingungslos verfallen.

So, das war noch mal ein bisschen! Bis bald, euer Sonntagskind ;-)







Teil 1 Teil 2 Teil 3


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz