Schwesterchen - Teil 4

Autor: JaDe
veröffentlicht am: 20.09.2011


Ich weiß nicht mehr wann meine Überlegungen in Träume übergingen.
In meinem Traum passierte noch mal alles durch, was ich mit Angel erlebt hatte... und dann war da eine Szene, die absolut nicht ins Bild passte. Angel´s Gesicht näherte sich langsam meinem Gesicht, während seine Hand durch meine Haare fuhr. „Ich liebe dich.“ hauchte er. Anstelle einer Antwort, gab ich ihm einen Kuss.
Ich schrak hoch. „Oh mein Gott.“ flüsterte ich. Angel war es. „Helly, meintest du ihn?“ fragte ich das Bild meiner Schwester. Ich lehnte mich wieder zurück.Warum grade Angel? Ich sah sein Gesicht genau vor mir. Seine gerade Nase, seinen schön geschnittenen Mund. Dann waren da noch diese blaugrünen Augen, die mich fast schon röntgen.

Ich konnte nicht wieder einschlafen. Leise stand ich auf und schlich in Helena´s Zimmer. Es war das erste Mal nach ihrem Tod, dass ich es betrat. Ich sah mich genau um. Ich war wohl auch die erste, die es betrat.
Es sah genauso aus, wie das letzte Mal, als ich hier war. Auf dem Schreibtischstuhl lagen die Klamotten, die sie zuletzt getragen hatte. Sie hatte sich umgezogen, damit wir ins Gino´s gehen konnten. Ich nahm sie hoch und schnupperte kurz. Sie rochen merkwürdigerweise immer noch nach Helena. Als ich einen Schritt zurück machte, knarrte eine lose Bodendiele. Ich betrachtete sie genauer. Sie war mir nie aufgefallen. Ich begriff schnell warum. Der Teppich war beiseite geschoben worden. Etwas steckte unter der Diele. Ein Tagebuch. Ein Tagebuch? Ich war verwirrt. Seit wann hatte Helena ein Tagebuch?Auch ein Packen Briefe klemmt dort. Sie waren an „Helena Moreno“ adressiert. Noch verwirrter war ich, als ich den Absender las. „Marc Meyer“. Wer zum Teufel war Marc? Leise schlich ich in mein Zimmer zurück. Dort setzte ich mich auf mein Bett und las den ersten Brief.

Meine liebste Helena, (was für ein Schleimer!)
Seit ich Dich damals, dass erste Mal getroffen habe, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf.

Es ist schwer so weit von Dir entfernt zu sein. Weißt du noch damals am Strand? Ich hab mir damals so sehr gewünscht, dass dieser Moment nie endet.
Ich muss dich wiedersehen. Ich bin am Samstag in deiner Stadt... an UNSEREM Platz? Um 17 Uhr?

In Liebe,
dein Marc

So ein Schleimscheißer!, dachte ich wütend. Ich erinnerte mich an den Sommer. Marc war einer dieser Touri´s gewesen. Ich hatte sein Bild genau vor Augen. Groß und... Nett... aber nett war ja auch der kleine Bruder von Scheiße. Helena hatte ihn nie wirklich erwähnt. Ich überflog die Briefe, die alle im selben Stil- oder eher nicht-Stil geschrieben.
Nur der letzte war anders.
Helena,
ich bitte Dich! Du wusstest genau, dass es irgendwann so kommen würde.
Diese Beziehung war auf zu weite Entfernung aufgebaut. Helena, es hat einfach keinen Sinn mehr, dass wir zusammen sind. Ich liebe dich nicht mehr. Ich habe mich in Charlotte verliebt. Sie ist mir einfach näher. Sowohl geografisch, als auch emotional. Charlotte und ich gehören zusammen. Ich...

Verzeih mir.

Marc.

Ich kämpfte mit den Tränen. Ich konnte Helena´s Schmerz fast körperlich nachempfinden, während ich in einen unruhigen Schlaf fiel. Helena saß neben mir und sah mich verlegen an. „Helly, wieso hast du denn nichts gesagt?“ „Weil... weil ich nicht wollte, dass du ihn nicht magst...“ „Jeder, der dich liebt, den...“ „Er liebt mich ja nicht mehr...“ „Hat er sich danach noch mal gemeldet?“ „Ja... ein Brief. Er liegt in meinem Schrank. Bei den Büchern.“ Sie streckte den Arm aus und strich mir über mein Gesicht. „Lena, öffne ihn bitte für mich. BITTE!“





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