Mein kleiner Punker!

Autor: Hexe
veröffentlicht am: 19.07.2008




Eigentlich gings mir mit meiner ersten grossen Liebe ganz gut! Wir waren seit 2 1/2 Jahren ein wahres Traumpaar. Wir stritten so gut wie nie, wir unternahmen alles gemeinsam, hatten diesselben Freunde. Er Mechanikerlehrling, ich angehende Krankenschwester, meine Eltern mochten ihn, er war blond und blauäugig und bestimmt der Traum vieler Schwiegermütter. Doch tief in mir drinnen fiel mir immer öfter auf, das irgendetwas in meinem Leben fehlte. Immer öfter war ich gereizt und misslaunig, ich testete meine Grenzen aus und er gab mir keine. So sehr ich ihm auch weh tat, er reagierte nicht und machte im selben Trott weiter wie bisher.

Eines Abends, wir waren in unserer Stammdiskothek, liess ich mich total vollaufen, flirtete mit seinen Freunden, mit fremden Männern , beachtete ihn kaum. Er kam mir so leblos vor. Genervt trat ich mit ihm den Heimweg an. Noch total zugedröhnt vom Alkohol bewunderte ich den Sternenhimmel, sprang im Kreis und sang und lief einer kleinen Miezekatze nach, als plötzlich in der Ferne 2 Leute auftauchten.

Meine Blicke fielen auf ihn, ein rotzfrecher, rothaariger Punker, mit zerfetzten Jeans, nicht weniger betrunken als ich, der ebenfalls der kleinen Katze nachlief und bestens gelaunt war. Das Mädl neben ihn erkannte ich schon nach wenigen Metern. Es war meine 'Schwägerin' die eben so missmutig wie ihr Bruder durch die Nacht stapfte.

Das die beiden am Wegrand standen und genervte Blicke austauschten, während der rotzfreche Punk und ich uns sein Bier teilten, interessierte mich in dem Moment gar nicht mehr. Ich sah nur seine wunderschönen Augen und war einfach hin und weg, vor allem sein rebellischer Ausdruck, sein unkonventionelles Auftreten reizten mich enorm. Er fand mich auch auf Anhieb sympatisch und wir quatschten ein bisschen über dies und das und er fing die kleine Miezekatze für mich ein, die wir liebevoll streichelten. Doch die Beiden am Wegrand waren ja auch noch da, so kam es das sich unsere Wege gleich wieder trennten.

Mein Freund sagte mir dann am restlichen Heimweg, das dies der neue Freund seiner Schwester sei und sie sehr verliebt in ihn wäre und das er ihn als überhaupt nicht angebracht fände, aber wo halt die Liebe bla bla bla.... meine Gedanken schweiften einfach davon und ich hörte meinen Freund nur noch im Hintergrund plappern, verstand aber kein Wort mehr, weil ich an den anderen Jungen denken musste. Ich zwang mich zur Vernunft und schob diese wirren Gefühle auf den Alkohol zurück und so legte ich mich schlafen.

Als die Sonnenstrahlen das erste mal mein Näschen kitzelten war der Gedanke an IHN wieder da, ich konnte seine Augen nicht vergessen, die lustigen bunten Haare nicht aus meinen Kopf kriegen. Ich hatte ihn niemals zuvor gesehen, also wo sollte ich ihn wiedersehen. Vor allem war er der Freund der jüngeren Schwester meines Freundes und die durfte noch keinen Herrenbesuch empfangen.
Ich musste ihn mir einfach aus dem Kopf schlagen.

Ein paar Wochen später stand mal wieder Mädlsabend an und ich zog mit meinen Freundinnen los. Nach einem feuchtfröhlichen Heurigenbesuch machten wir uns auf den Weg in unsere Stammdisco. Ich dachte mir, so ein bisschen Abstand von meinem Freund täte wieder gut und ich könnte mich ein bisschen ablenken und austoben. Meinen Freundinnen hatte ich von dem magischen Moment mit dem wilden Punk erzählt, doch sie belächelten die Sache nur und meinten, ich hätte doch schon den tollsten Traummann zuhause sitzen. So unterhielten wir uns nicht weiter über das Thema.

In der Disco angekommen, hörte ich dann plötzlich jemanden nach mir rufen. Ich drehte mich um und da stand ER vor mir. Er umarmte mich spontan, gab mir links und rechts ein Küsschen und stellte mich seinen Freunden vor. Lauter verrückte Punks mit den verrücktesten Outfits und Haarfarben standen vor mir und alle waren total gut drauf. Ich gesellte mich zu ihnen auf die Bar und liess mich von ihrer unbändigen Art einfach mitreissen. Es wurde getrunken, gefeiert, gelacht, getanzt, gepöpelt, es war einfach ein verrückter lustiger Abend. Immer wieder zog es mich in SEINE Nähe und immer wieder streiften sich unsere Blicke. Mein Herz schlug ausser Takt, wenn er mir in die Augen sah. Immer wieder versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, ich durfte einfach nicht so fühlen. Da war mein Freund und seine Schwester und ich konnte 2 Menschen, die mir nie was böses angetan hatten so verletzen. So sammelte ich meine letzten Kräfte und rief mich zur Vernunft und machte mich gegen meinen Willen auf den Heimweg. Ich war so traurig wie lange nicht mehr, dieser Typ war in meinen Gedanken und meinem Herzen festgebrannt, obwohl ich kaum etwas über ihn wusste.

Mein Freund merkte natürlich das mit mir was nicht stimmte an den darauffolgenden Tagen. Je lieber er zu mir sein wollte, umso mehr blockte ich ab. Ich war stur und unzugänglich und ich suchte wegen jeder Kleinigkeit Streit, auf den er sich aber nicht einliess, sondern immer geduldig und lieb auf mich einging. Obwohl ich den Punk wieder 3 Wochen nicht gesehen hatte, hielt ich die ganze Situation, das schlechte Gewissen wegen meinen Gefühlen nicht aus. So nahm ich all meinen Mut zusammen und sagte meinem Freund, das ich mich von ihm trennen will. Das erste Mal in seinem Leben, sprudelten Gefühle aus ihm raus, er schimpfte und verletzte mich aufs Übelste und im Streit trennten sich dann unsere Wege.

Meine Eltern verstanden die Welt nicht mehr, aber ich musste einfach reinen Tisch machen und mein Gefühlschaos aufarbeiten.
Meiner besten Freundin vertraute ich dann auch den wahren Grund an. Sie war für mich da und verstand und akzeptierte meine Entscheidung. Trotzdem hoffte ich, den rotzfrechen Punk nicht wiederzusehen, denn ich wollte nicht noch eine Beziehung zerstören. Geknickt liess ich die Wochen verstreichen. Mein Herz war leerer als je zuvor und es tat einfach so weh, jemanden zu lieben, den man aber nicht in seiner Nähe hatte. Ich hielt mich von unserer Stammdisco fern und traf mich grad ab und an mit meinen Freundinnen.

Meine Freundin versuchte mich aus meinem Schneckenhaus rauszuholen und schlug vor, wir könnten doch nen netten Zeltabend mit ein paar Leuten veranstalten. Jaaa ein bisschen Ablenkung würde mir sicher gut tun und ich sagte zu. Irgendwie freute ich mich sogar drauf. Wir sassen dann abends am Lagerfeuer, grillten Würstchen und tranken ein wenig. Zu später Stunde hörte ich dann Motorengeräusch in der einsamen Gegend. Einige Jungs auf Mopeds fuhren wie verrückt um uns rum. Sie hielten an, nahmen die Helme ab und ...mein Herz blieb fast stehen, da war ER wieder.

Sie waren lustig wie eh und je. ER setzte sich gleich zu mir und fragte mich wo ich mich so lang versteckt hätte! Er plauderte munter drauf los und ich konnte seinem Blicken kaum standhalten. Schön langsam verzogen sich alle in ihre Zelte und wir saßen noch immer am Lagerfeuer. Manchmal berührte er 'unabsichtlich' meine Hand oder er strich eine Strähne aus meinem Gesicht und jedesmal hielt ich die Luft an und dachte ich müsse explodieren. In meinem Magen tummelten sich tausend Schmetterlinge, nein Millionen von Hubschraubern und ich hatte das Gefühl als müsste ich mich jeden Moment übergeben vor Nervosität. Nein, es durfte einfach nicht sein, ich muss hier weg, waren meine einzigen Gedanken. Als ob er meine Gedanken lesen könnte, nahm er mein Gesicht in seine Hand und sagte, hey ich hab solange nach dir gesucht und dank deiner besten Freundin und ihrem Tipp, wo ihr heute Nacht zelten würdet, hab ich mir gedacht, das ist meine Chance und die lass ich mir jetzt nicht entgehen. Seine Augen leuchteten im flackernden Feuer und genauso lichterloh wie das Feuer brannte mein Herz und ich ließ es einfach geschehen und ließ mich fallen. Es war als wären sein Mund und mein Mund einfach füreinander bestimmt. Es war der schönste Kuss in meinem ganzen Leben, liebevoll, zärtlich, stürmisch, herausfordernd. Ich war atemlos und wollt ihn nie wieder loslassen. Die Zeit sollte einfach genau in diesem Moment stehenbleiben. Tränen kullerten über meine Wangen - erschrocken sah er mich an und meinte, hats dir nicht gefallen. Ich sagte, doch ich habe mich so sehr danach gesehnt, seit dem ersten Tag an dem wir uns begegnet sind, aber du hast eine Freundin und wir dürfen nicht....pscht sagte er, in dem Moment als ich dich das erste Mal sah, habe ich mich in deine rehbraunen Augen verliebt, die Welt rund um mich war mir egal, noch am selben Abend hab ich meine Freundin verlassen, weil ich gegen diese Gefühle nicht angekommen bin. Glücklich sank ich in seine Arme, wir küssten uns, kuschelten uns gemeinsam in einen Schlafsack und schliefen Arm in Arm selig nebeneinander ein.

Das ist eine Lovestory, die vor 12 Jahren wirklich so begann, wenn ihr wissen wollt, wie sich alles weiterentwickelt hat, dann lest demnächst Teil 2 :)







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