Mein kleiner Punker!

Autor: Hexe
veröffentlicht am: 25.10.2008




Mein Verstand schaltete sich kurzerhand aus und ich genoss die anstehende Zeit einfach nur.

Wir unternahmen viel, trafen uns an den unmöglichsten Plätzen und feierten wilde Party´s. wir konnten die Finger nicht mehr voneinander lassen.

Unser gemeinsames erstes Mal fand nach einer einer total verrückten Partynacht statt. Wir hatten viel getrunken, eine Band spielte die verrücktesten Lieder, wir tanzten total wild und zum krönenden Abschluss gab es eine Bierdosendusche. Als wir uns von der Party davonschlichen waren wir nass, betrunken, lachten über jeden Blödsinn und sangen doofe Kinderlieder. Wir kamen an einer Halle vorbei, wo Stroh gelagert wurde und er nahm mich an seiner Hand und zog mich mit sich mit. Wir kuschelten uns ins Stroh und küssten uns, das Stroh blieb an unseren noch immer nassen Haaren hängen. Wenn ich heute daran denke, wie wir damals wohl gemüffelt haben, aber uns war alles egal. Der Mond schien durch ein grosses offenes Fenster. Langsam zog er mich aus und legte seinen Mantel aufs Stroh, das doch sehr piekste. Wir küssten uns leidenschaftlich und ich zitterte vor Aufregung. Ich war zwar keine Jungfrau mehr, aber diesesmal war es schöner als jemals zuvor. Ich habe noch nie so ein Verlangen verspürt und vor lauter Glück wollte ich am liebsten Weinen. Ab diesem Tag wurde diese Halle unser Liebesnest, da ja unsere Eltern noch nichts von uns erfahren durften.

Das Punkleben nahm total überhand. Meine Haare leuchteten bald in den buntesten Farben und meine Eltern waren einfach nur mehr verzweifelt. Ich liess mich piercen und tättowieren. Die Jahre zuvor war ich ein schüchternes braves Mädchen und nun diese Veränderung. Meine Eltern wollten endlich den Grund für meinen Sinneswandel kennenlernen.

Auf meiner Abschlussfeier war es dann soweit. Alle im Smoking und Abendkleider, nur mein kleiner Punk stach mit seinem bunten Irokesen, seiner zerfetzten Jeans und seinem langen Ledermantel aus der Runde. Meine Eltern mussten erstmals auf den Schock hinauf ein paar Gläser Sekt trinken und setzten sich dann zu uns auf den Tisch. Ich war total hibbelig und aufgeregt und da mein Papa manchmal sehr streng sein konnte, hatte ich Angst, vor dem was er sagen würde. Die paar Gläser Sekt hatten anscheinend Wunder gewirkt und solange hatte ich mich davor gefürchtet und jetzt war alles halb so schlimm. Mein Papa hatte denselben Beruf den mein kleiner Punk gerade dabei war zu lernen und so fanden sie schnell Gesprächsstoff. Meine Mama war nur froh, das er eine Lehre machte, denn in ihren Gedanken waren Punks einfach nur Assis.

Von diesem Abend an durfte er mich auch zuhause besuchen und wir verbrachten jeden Abend und jeden gemeinsam freien Tag zusammen.

Doch leider kam noch eine schwere Zeit auf uns zu. Um mich beruflich weiter entwickeln zu können, nahm ich einen Job an, der 2 Stunden von zuhause entfernt war. Er wollte mir nicht folgen, stellte auf Stur und stellte unsere Liebe in Frage. Er verstand nicht, wie ich wegziehen konnte, er dachte ich würde ihn nicht mehr lieben. Wir haben viel gestritten, geweint. Er machte weiterhin Party, ich wurde zum Workaholic und war auch an den Wochenenden sehr beschäftigt. Er wollte sich seine Jugend nicht rauben lassen, das erste Mal verspürte ich den Altersunterschied. Wir lebten uns auseinander und sahen keine Zukunft und machten Schluss.

3 Jahre lebte ich in einer fremden Stadt. Lernte nur langsam neue Leute kennen. Ich lernte auch wieder einen Mann kennen, für den ich etwas empfand, aber nicht diese unbändige Liebe, die ich damals bei meinem kleinen Punkt empfunden hatte, aber ich schob es auf das Alter und das man ja auch ruhiger wird. Wir besuchten Theater, Kino, machten Mondscheinspaziergänge, diskutierten über Politik und die Welt. Es war eine ganz andere Welt in die ich da hineingewachsen bin. Ich dachte einfach, es gehört zum Erwachsenwerden dazu. Dieser Mann lebte auch für die Arbeit, genauso wie ich, unser Liebesleben spielte sich in Werbespotschnelle ab, sonst wurde gearbeitet und er entwickelte sich immer mehr zum Pascha der sich von mir bedienen liess. Ich hasste mein Leben immer mehr und dachte an die wilde Zeit zurück und wie glücklich ich damals war.

Ich wollte einfach wieder mehr Freiheit, Freizeit, Spass, Freunde treffen und ich fasste den richtigen Entschluss und trennte mich von diesem Mann, kündigte meinen Job und zog in meine alte Heimat zurück. Ich fand auch schnell einen Job, der zwar nicht so herausfordernd war, aber wir hatten Spass in der Arbeit, nette Kollegen und ich konnte meine alten Freunde wieder treffen.

Meine damalige Stammdisco hatte schon zugesperrt und machte nur für Events auf und alle 2 Monate machte die Discothek auf und es spielte die alte Musik und es trafen sich noch viele der Leute von damals um mal wieder richtig auf die Pauke zu hauen. Von meinem kleinen Punk hatte leider keiner meiner Freunde was gehört, aber es war ja schon so viel Zeit vergangen.

Nach einer Wiedereingewöhnungszeit und Einarbeitungszeit in meiner neuen Firma wollte ich endlich mal wieder richtig die Sau rauslassen. Meine ehemals beste Freundin, mit der ich nie den Kontakt abgebrochen hatte, war natürlich mit von der Partie. Wir kauften uns ein paar Flaschen Wein, schnappten uns Decken und machten es uns in der Nähe der Discothek in einem Weingarten gemütlich, tranken und quatschten über die alten Zeiten. Schon ziemlich betrunken machten wir uns dann auf den Weg in die Disco. Ich traf soooo viele alte Bekannte und es war total lustig. Irgendwann musste ich dann mal dringend auf die Toilette und kämpfte mich durch die Menge, als mir jemand auf die Schulter klopfte und meinen Namen sagte und ohne mich umzudrehen wurden meine Knie weich wie Pudding.

Er stellte sich vor mich hin und sah mir tief in die Augen. Er sagte, du bist noch genauso schön wie ich dich in Erinnerung habe. Seine Haare waren nun etwas länger und braun, er hatte einen süssen Kinnbart und wirkte sehr viel männlicher. Wir setzten uns an die Bar und kamen ins Gespräch über alte Zeiten. Mit Tränen in den Augen sagte er mir, das er mich nie vergessen konnte. Er nahm meine Hand und drückte sie fest, als wolle er sie nie wieder loslassen. Er erzählte mir, das er immer wieder in diese Disco zurückkam und immer hoffte, das ich eines Tages vor ihm stehen würde.

Ich merkte tausend Hubschrauber und Schmetterlinge im Bauch, meine Knie waren butterweich und mein Herz schmolz dahin - da war es wieder, dieses Gefühl, wo ich dachte, ich wäre zu alt es jemals wieder zu fühlen.

Er drückte mich fest an sich, auch mir kullerten Tränen über die Wangen. Er nahm mein Gesicht und küsste mich und er schwor mir, mich nie wieder gehen zu lassen.

Meine Eltern und Freunde reagierten ganz anders als erwartet. Sie alle meinten, haben wir doch gesagt, ihr seit einfach füreinander bestimmt.

Ein Jahr später, in der selben Disco, machte er mir einen Heiratsantrag. Unsere Hochzeit war wohl die Wildeste die man sich vorstellen kann. Als Zeichen meiner Liebe wurde in mein Herz das ich mir tättowieren liess, als wir uns in jungen Jahren liebenlernten, sein Name tättowiert. Es war einfach der schönste Tag in meinem Leben.

Wir haben uns ein Häuschen gebaut, nur für uns alleine, ganz abgelegen im Grünen, leben da mit einer Menge Haustiere und wer weiss, vielleicht kommt ja mal so ein kleiner Punk auf die Welt, der auch uns als Eltern das Leben schwer machen wird.

Mein Schatz, ich werde dich für immer Lieben!!!







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