Königin des Schwarzen Reiches - Teil 7

Autor: Jonex666
veröffentlicht am: 20.07.2012


Stunden vergingen, solange starrte der Fremde auf das Bild der jungen Frau. Es dämmerte, doch dies nahm er nicht wahr, bis er eine Hand an seinem Knöchel spürte. Völlig erschrocken und wie aus einem Traum gerissen, drehte er sich um. Die Hand, voller Blut, sein Blick wanderte von der Hand über den Arm bis zum Hals und dann in dessen Gesicht. "Die Leiche lebt ja!", schrie er schon fast schrill. "Hör auf so einen Stuss von dir zu geben. Lebende Leichen! Und bis vor ein paar Stunden war ich wohl noch eine *tote Leiche* oder was?", hauchte der Totgeglaubte. Das war natürlich peinlich für den Fremden. Peinlich berührt, besah er sich eines Besseren und half dem schwer Verletzten. Es war jener Tote, dessen Brust dieses riesenhafte Loch aufwies. Doch zu seinem Erstaunen war von diesem Loch in der Brust, fast gar nichts mehr zu sehen. Der Fremde Helfer räusperte sich und versuchte nicht mehr auf die Wunde zu starren. "Können Sie in Ihrem Zustand noch zum nächsten Krankenhaus springen? Mit meiner Hilfe natürlich", fragte er höflich. Doch zurück kam nur ein undankbares Gemeckere. *Wenn der Alte Halbtote weiter so rummault, dann mache ich aus ihm Wandschmuck* dachte sich der Fremde und grinste leicht. Doch zu früh gefreut, der Alte konnte Gedanken lesen. "Du Grünschnabel, das wage dir! Ein Krankenhaus brauche ich nicht, dafür ist keine Zeit. Aber ein Name wäre doch ganz nett!", murrte der Alte. Nach weiteren kleinen Streitigkeiten, stellten sie sich schließlich vor. Der junge Fremde trug den Namen Mikel und war aus königlichem Hause. Der verknatterte Alte, entpuppte sich schließlich als ein gewisser Gero, der ganz und gar nicht tot aussah.

Man hätte meinen können, das sich die zwei gesucht und gefunden hätten. Gero konnte ihn nicht leiden und Mikel wusste nicht was er von dem Verwirrten Alten halten sollte. Nach ewigen hin und her, beschlossen sie, in Gero´s Anwesen zu springen.
So gelangten also die beiden Streithähne doch noch auf eine Ebene, auf der sie miteinander auskamen. Auch das *Springen* in Gero´s Schloss erfolgte ohne jeglichen Tadel ganz gut. Gero konnte jetzt schon diesen Mikel weder Mögen noch Hassen. Es mochte wohl daran liegen, das er genau Seren´s Typ entsprach, wie er fand. Er malte sich insgeheim schon furchteinflößende Sachen seinerseits aus. *Überall kleine Kinder, die wie der da aussehen.*, schoss es durch Gero´s Gedanken, der daraufhin eine schiefe Grimasse zog. Mikel sah diese seltsame Grimasse und gruselte sich innerlich. Wer weis, was der noch für andere Dinge macht. Er schluckte. Gero allerdings, versuchte diese furchtbaren Gedanken und Bilder erst einmal zu verdrängen. Denn jetzt hatte er jemanden gefunden der nicht nur Potenzial, sondern auch mit Sicherheit den Mut aufbringen würde, sich dem Teufel zu stellen. Sein armes Kind war in den Armen des Teufels gefangen und würde ohne Hilfe nie wieder heraus kommen. Aber jetzt hieß es erst einmal sich zu Regenerieren und dann,...
würde er IHN für immer verbannen. Mikel schaute Gero fragend an. Gero blickte ihm daraufhin tief in die Augen und sagte: "Ich habe so einiges mit dir vor. Doch zunächst, will ich mein Portmonee zurück, mit BILD!" Mikel fühlte sich gar nicht wohl dabei, ertappt worden zu sein, nur widerwillig gab er das Bild und Portmonee an den Besitzer zurück.

Dank jahrelangem Training, verheilten Gero´s Wunden innerhalb der nächsten Nacht. Es war Still, kein Vogel trällerte. Alles wirkte traurig und verlassen, sogar der Mond schien zu weinen. Seine Gedanken wanderten wieder zu Seren, wie es ihr geht? Ob ihr Gewalt angetan wurde? Diese Frage hielt ihn Gefangen und trieb Gero zugleich voran, sofort an die Arbeit zu gehen. Herr über all seiner Kräfte, begann er Mikel zu suchen. Das gesamte Schloss stellte er auf den Kopf, aber von dem Einfallspinsel keine Spur. Er suchte solange, bis er schließlich vor der Tür Seren´s stehen blieb. Sein Magen fühlte sich augenblicklich flau an. Tränen füllten seine Augen und hüllten sie in einen Schleier der Verzweiflung. Die Tür hatte er vor kurzen erst ersetzt. Alles erinnerte ihn an Seren. Sie war es, die Gero den Sinn des Lebens gab. Er war immer einsam gewesen bis sie in sein Leben trat und alles veränderte. Und jetzt ist er schon wieder allein. Er sah herab, auf seine Hände mit denen er Seren als Baby in den Schlaf wog. Die ersten Schritte hielt er auf unzähligen Fotos fest. Jede Sekunde die er mit ihr verbracht hatte, waren wie ein Film mit jedem Detail in seinem Kopf gespeichert. So hob er den Kopf, atmete tief ein und aus. Denn Gero wusste, sie war Stark, also musste er es jetzt auch sein.

Gero drückte die Klinke herunter und so wie er sie öffnete, nahm sein Gesicht eine Steinerne Gestalt an. Dort stand Mikel, ganz abwesend. Dies wäre normaler Weise genau der Moment gewesen, bei den alle Sicherungen bei Gero durchgebrannt wären. Doch in der Haltung, wie er Mikel vorfand, verspürte Gero ein gewisses Verständnis. Denn er wusste, das sich Mikel in Seren verliebt hatte. Obwohl er sie nicht einmal kannte, war Mikel anzusehen, wie sehr er sich in seiner Sehnsucht verlor. Gero wusste nicht, ob er Mikel einfach ansprechen sollte, um ihn aus seinem Traum zu reisen. Oder vielleicht doch diesen Mikel erschlagen? Dann in einem Kontainer entsorgen und so tun als wäre nie etwas gewesen. ... Wie konnte er es auch nur wagen einfach so in Seren´s Zimmer zu gehen? Doch schlussendlich entschied er sich dafür, sich umzudrehen und einfach zu gehen. So wie die Tür wieder ins Schloß fiel, wachte Mikel endlich aus seinem Traum wieder auf. Er blickte abwechselnd zwischen dem neu errungenen Bild Seren´s, was er hier im Zimmer fand und der Tür. Mikel steckte das Bild in seine Brusttasche, noch immer hatte er sich nicht getraut, den gruseligen Gero zu fragen, ob sie seine Tochter sei. "Wenn das Gruselmonster mal stirbt, dann mache ich drei Kreuze und Feier diesen Tag wie meinen Geburtstag.", murmelte Mikel leise vor sich hin. Er ging zur Tür und öffnete sie mit dem Vorsatz, Gero endlich zu fragen, wer dieses Mädchen nun sei. Aber an manchen Tagen wird man einfach von seinem Mut verlassen und tritt von dem einen ins nächste Fättnäpfchen. So stand Mikel nun an der Tür, die er gerade geöffnet hatte und auf der anderen Seite, tatatata Gero! Na das ist doch mal Zufall oder? Doch zu Mikel´s Leid sah Gero so aus, als hätte er das böse Murmeln von Mikel gehört. Gero sagte nichts, außer "An die ARBEIT du AUSGEBURT!", ja Mikel sein erster Tag würde sicher nicht gut verlaufen. Das sah man Gero deutlich an. Trotz der Beleidigung, richtete Mikel sich auf und ging hoch erhobenen Hauptes an Gero vorbei.

Stunden vergingen, Mikel war total am Ende. Sollte er doch tatsächlich die ganze Zeit um das Schloss rings herum rennen und das ohne seine Kräfte. *Für die Ausdauer* wie Gero meinte. "Tz, na als ob ich aussehe, als hätte ich keine Ausdauer oder würde keine besitzen.", murmelte er. Jetzt musste er einfach das Hemd ausziehen, es störte einfach. Bei der Hitze, ist das ja schließlich kein Wunder. Es schälte sich ein perfekter Körper mit Muskelbesatz aus dem Hemd, was in Gero die Bilder von vorhin nur noch verstärkt hochtrieb. *Nicht der, nein nicht der da!* "Nicht dieser Blödmann, bitte!", flehte Gero leise. Während Gero mit seinen Horrorgedanken mal wieder kämpfte, rannte Mikel wie ein angestochener weiterhin seine Runden. Immer in der Hoffnung, Gero würde ihm endlich mal eine Pause gönnen. Und die Gebete wurden tatsächlich erhört. Mikel fand schon wieder diese Gruselgrimasse vor, die noch zehn mal schlimmer aussah, als davor. "Zieh dich wieder an, das will keiner sehen. Ich bin nicht vom anderen Ufer, für mich musst du dich nicht ausziehen!", kam es aus Gero´s Kehle ernst. Natürlich wusste er, das Mikel es nicht seinetwegen gemacht hatte, aber irgendwie musste er sich ja die Zeit vertreiben. Mikel hingegen war total entsetzt und baff. *Lieber sterbe ich, als das ich mich für dich ausziehe. Dich will sowieso keine und ein Kerl erst recht nicht!", na hoppla. Mikel biss sich auf die Lippen, hoffentlich würde das Monster jetzt nich ausflippen. Er schloss die Augen und bereitete sich vor, doch es kam nichts. Stattdessen vernahm er nur ein: "Du redest genau so wie sie." Eine eigenartige Stille legte sich nun über die beiden. Mikel kam es so vor, als wäre die Welt stehen geblieben. Seine Augen öffneten sich ein wenig. Er blickte sein Gegenüber an. Nun musste es raus, er musste es wissen, alles wissen. "Wer ist sie? Und wo ist sie? Sag, ist sie deine, deine... " Mikel´s Stimme versagte, Gero grinste schief. "Ja was denn meine? Hm?" Mikel holte tief Luft *das macht der mit Absicht*. "Ist sie deine Tochter?" So nun war es raus, Gott sei dank. Gero antwortete ruhig: "Sie heißt Seren. Und ich liebe sie wie mein eigen Fleisch und Blut. Doch das ist sie leider nicht. Der Teufel hält sie gefangen. Er hat sie mir weggenommen, sie betäubt. Ihre Sinne vernebelt und getäuscht." Gero machte eine Pause und holte tief Luft. Er setzte wieder zum Reden an: "Nun sage mir Mikel, willst du dich dem Teufel stellen, dein Leben für eine, dir unbekannten Frau riskieren, gar sterben? Dich mit dem Bösen in Person messen und mir mein Kind zurück bringen?", Gero zitterte, seine Augen waren feucht von den Tränen die sich bereits einschlichen. Es war das erste Mal, das Mikel Gefühle in Gero erkennen konnte. Er hatte jeden Satz Gero´s in sich hineingefressen. Nein, er hatte keine Angst vor dem Teufel, er würde alles tun um Seren zurück zu bringen. Alles würde er tun, um sie vor sich zu sehen. Er hatte sich in sie verliebt, auch wenn er sie nur auf dem Bild sehen konnte. "Alles, ich würde alles hergeben. Ich bring sie dir zurück!" Gero´s Gesicht entspannte sich bei diesen Worten. Doch jetzt war ihm anzusehen, wie sehr ihn dieser Verlust mitnahm. "Jetzt, wo dies geklärt ist, sollte ich dir vielleicht richtige Attacken beibringen. Irgendwie müssen wir uns ja wehren können, besonders du. Vergiss niemals, das ist der Teufel, kein zum Leben erwachtes Plüschtier." Mikel nickte, nun wurde es ernst, beide wussten, das nicht viel Zeit blieb.


Seren wandelte sich in dieser Zeit zusehends. Sie kannte keinen Gero mehr, ihr Herz hasste alles an der Welt. Nur noch Chris war Bestandteil ihres Lebens. Nur noch ihn konnte sie lieben. Er wich ihr nicht mehr von der Seite und genoss es, der Einzige zu sein, der seinen Platz bei ihr hatte.






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