604800 Sekunden - Teil 3

Autor: Anny
veröffentlicht am: 03.05.2012


Das konnte doch nicht sein!
Ich stand da, wie festgefroren. Wie konnte er mir das antun? Wieso hat Nina mit nichts davon erzählt? Ich war total aus meiner ach so heilen Welt gerissen… Zuerst sind wir Freunde, beste Freunde, dann Küsst er mich, ich muss für ein Jahr weg, dann verbringen wir einen wunderschönen Nachmittag. Ich denke alles wird prima, aber nein. Jetzt steh ich da und starre ihn an. Ihn und Sie. Sind sie zusammen? Sind sie nur Freunde? Nein, sicherlich sind sie nicht nur Freunde. Man küsst seine Freunde ja nicht, wenn man nicht zusammen ist, oder? Schließlich haben wir uns auch geküsst und sind nicht zusammen und sind Freunde?
Ich drehte mich zu Nina und sagte: „Nina, wieso hast du mir das nicht gesagt?“ „Hey Amina, es tut mir so schrecklich leid, aber ich konnte nicht. Ich dachte es wäre nicht wichtig und das er es dir selber sagen sollte…“ erwiderte sie. „Nicht wichtig? Du verheimlichst mir so etwas? Brünett und grüne Augen, Modelfigur? Danke echt…“ schrie ich trotzig. „Man Amina, sei jetzt nicht so, bitte! Was hätte es denn gebracht, wenn ich dir tausende von Kilometern weit weg erzähle das Tyler eine neue hat? Ich hätte dich nicht mal trösten können.“ „Hm okay, wie lange schon?“ fragte ich. „Drei Monate…“
„Hm… drei Monate also.“ Ich ging einfach ohne noch ein Wort zusagen. Ich höre wie Nina immer und immer wieder meinen Namen rief, aber es war mir egal. Mein Herz war kalt, kalt und in tausend Splitter zerbrochen. Ich fühlte nichts, für einen Moment. Ich war einfach leer und es leid ständig zu weinen und mich zu fragen was sie hat und ich nicht habe.
Aber eine Frage stellte sich mir… Wieso, wieso um Himmels Willen war er gestern so zärtlich und liebevoll zu mir, wenn er doch eine Freundin hatte? Lief es in der Beziehung schlecht? Oder ist er einfach nur der Arsch, der er schon immer war? Wenn ja, hatte ich mich getäuscht. Dachte ich wirklich dass er anders ist, dass doch ein treuer Kern, ein Traumprinz in ihm steckt? Gott, hatte ich mich getäuscht…
Nachdem ich ein ganzes Stück gelaufen war, ging ich zurück zum Campus und zu meinem Zimmer. Einfach nur gerade aus, so dass ich niemanden sah. Ich wollte allgemein niemanden sehen. Und besonders nicht Tyler oder seine … ich traute es mir gar nicht auszusprechen… seine Freundin. Freundin, das klang so endgültig, so vergebens, vergebens für mich, meine Hoffnung.
Am Zimmer angekommen, wühlte ich meinen Schlüssel aus der Tasche, doch augenblicklich öffnete mir Nina die Tür schon von Innen. „Hey Maus, wie geht es dir?“ fragte sie besorgt. Ich merkte wie schrecklich leid es ihr tat und ganz ehrlich eigentlich konnte ich sie ganz gut verstehen. Ich glaube ich hätte nicht viel anders gehandelt, auch wenn ich vorhin noch anders darüber dachte. Eigentlich war ich ihr dankbar, dass sie mir nichts gesagt hat. Ich hätte eh nur schlechte Laune geschoben und mir Australien total versauen lassen und stimmt sie hätte mich dort nicht trösten können. Genauso sagte ich ihr das auch. Wir fielen uns in die Arme und heulten fast. Wir konnten uns nie lange streiten und sauer konnte ich Meiner Maus sowieso nicht sein.
Jetzt viel mir Ersteimal wieder ein, dass ich ja noch gar nicht ausgepackt hatte! Mittlerweile war es schon 14.00 Uhr und ich hab noch nicht mal die Kurse fertig. Das Gepäck kann warten, zunächst musste ich mich wirklich um meine Kurse kümmern. Außerdem wollte ich unbedingt wieder ins Cheerleader-Team. Nina kam mit, sie hatte sich ebenfalls noch nicht eingetragen. Wir gingen also zu den Listen, die in der Nähe vom Campus an einer Art Blackboard hingen. Hm super, Cheerleader zu werden ist also gebongt! Dann noch die üblichen Kurse und Kunst AG, vielleicht auch noch Theater? Da hab ich mir eine Menge vorgenommen…
Als ich mich umdrehte wurde ich gezwungener Maßen gegen das Blackboard gedrückt. Nun wer war‘s? Richtig, Tyler. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Er stützte sich mit dem einen Arm gegen Das Blackboard und mit dem anderen trug er sich in die Listen ein, ich wurde total zwischen ihm und dem Board eingeschlossen…
Woah, er roch so gut. Ich liebte Tylers Geruch und ich konnte wieder seine Wärme spüren und war wieder total hin und weg von ihm. Nachdem er sich eingetragen hatte, legte er seine Arme um mich und umarmte mich. Mir blieb nicht viel anderes übrig als es zuzulassen. Hinter Tyler stand Nina und sie sah mich mit straffenden Blicken an. Ich könnte ihre Gedanken praktisch hören –Amina, nicht schon wieder. Er ist ein Arsch. Lass dich nicht einlullen!- so würde es ertönen, wenn ihr Blick sprechen könnte.
Aber die Umarmung war kürzer als sonst, dies wunderte mich ein wenig. Das lag bestimmt ein seiner Neuen… Er ließ mich los und sagte „Hey, hast du Zeit? Wir müssen reden..“ Er schaffte es nicht einmal mir in die Augen zu sehen. Und ein „Wir müssen reden.“ Bedeutet nie etwas Gutes…
Ich nickte und wir gingen runter zum Strand. Nina warf mir noch einen warnenden Blick zu, ließ mich aber letztlich gehen. Ich wusste echt nicht was mich erwartet… Ich fühlte mich wie eine Geliebte, als ob wir eine Affäre hätten und er seine Frau mit mir betrügen würde. Es war ein schreckliches Gefühl, der Weg zum Strand kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Den ganzen Weg sagten wir kein Wort. Er sah mich nicht einmal an. Kein Blick, kein Wort, keine Wärme. Nur Stille und Kälte begleitete uns eine ganze Weile.
Am Strand angekommen setzten wir uns nebeneinander in den Sand. Der Sand war das einzige, was Wärme ausstrahlte. Dann sah er mich an, seine sonst so Haselnussbraunen Augen, waren dunkel und verschlossen. Anders als sonst. Auch sein lächeln war verstummt, er sah irgendwie traurig aus…
Aber was kümmerte mich sein trauriges Gesicht? Schließlich war ich auch traurig, traurig und zu tiefst verletzt! Enttäuscht, verarscht, im Stich gelassen, verraten!
Ich ergriff das Wort, wer weiß wie lange wir sonst noch da gesessen hätten.
„Also, was gibt es zu bereden Tyler?“ fragte ich vorsichtig. „Weißt du, ähm…“ stotterte er. Ich unterbrach ihn „Tyler, jetzt sag was los ist!“ „Okay, als wir uns geküsst haben und ich dir gesagt habe was ich für die empfinde, das war gelogen…“ sagte er leise. „Wie gelogen? Du küsst mich und sagst mir, dass wir vielleicht eine Chance hätten und warst gestern so wundervoll zu mir und heute ist das alles gelogen? Alles gespielt?“ „Es hätte sowieso nicht funktioniert und als du so vor mir saßt, musste ich dich einfach küssen.“ „Sag mal, willst du mich eigentlich verarschen? Du MUSSTEST mich küssen? Was ist das bitte für eine Begründung? Ich bin nicht eine von deinen kleinen blonden nummern, die du ein paar Wochen, wenn überhaupt, zum Spielen hast und dann wegwirfst! Ich dachte echt wir sind beste Freunde und du tust mir so etwas an?“ schrie ich auf ihn ein, die Tränen liefen von meinem Gesicht, wie ein Wasserfall.
Bevor er aufstand und ging sagte er noch: „Wir sind keine besten Freunde und wir waren nie beste Freunde.“
Ich konnte meine Gefühle nicht mehr unterdrücken, warum tut er mir das an? Jetzt waren wir nicht einmal mehr Freunde, beste Freunde? Sagte er das alles wegen seiner Neuen Freundin? Aber er hatte doch gar kein Wort über sie verloren, er sagte nur, dass er gelogen hat. Alles war eine Lüge.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf. So viele Wörter die ich ihm gerne an den Kopf geschmissen hätte, aber ich war zu verletzte, zu schwach. Ich blieb einfach dort sitzen und weinte. Ich wartete, auf was wartete ich? Darauf das er zurück kommt und sagt „Alles nur ein Scherz, Süße.“? Darauf, dass alles nur ein Traum war und ich aufwache? Auf Hoffnung, auf Kraft und Beistand?
Ich wusste es nicht. Einfach alles war eine Lüge.
Er und Ich, eine große Lüge… Ich schätze schon.







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