604800 Sekunden - Teil 4

Autor: Anny
veröffentlicht am: 04.05.2012


Kapitel 4
Er und Ich, eine große Lüge… Ich schätze schon.
Noch eine ganze Stunde saß ich allein im Sand. Total regungslos, enttäuscht. Wie konnte er so etwas sagen? Dass er eine neue Freundin hatte, war eine Sache, aber dass er sagte wir wären nie Freunde, nie beste Freunde gewesen eine ganz andere! Was ist nur in diesem einen Jahr passiert? Haben wir uns wirklich so weit voneinander entfernt? Aber was war mit dem Tag an meiner Ankunft? Ich zweifelte schon an mir selbst, dass ich mir alles nur eingebildet hatte.
„Amina?“ rief es leise hinter mir. Ich wusste nicht genau wer es war, diese Person war auch noch ziemlich weit von mir entfernt. Auf alle Fälle war es nicht Tyler und darüber war ich sehr froh.
„Amina, wusste ich doch dass du es bist!“ sagt die Stimme hinter mir erfreut. Ich drehte mich um und Ryan strahlte mir entgegen. Er bemerkte sofort, dass es mir nicht gut ging und ich geweint hatte. Er nahm mich schützend in den Arm und setzte sich neben mich. Ryan und ich waren ebenfalls gut befreundet. Er hat blonde, längere Haare und Kristall-Blaue Augen. Typischer Surferboy, würde Nina jetzt sagen. Aber sie hatte recht damit, surfen war sein größtes Hobby. Anfangs war er nur ein Freund von Tyler, doch wir freundeten uns schnell an, da er auch in der Theater-AG war.
Ich hab ihn total vergessen, den ganzen Tag war ich nur mit Tyler beschäftigt, dass ich total vergessen habe ihn zu begrüßen. Nicht mal ein Hallo habe ich geschafft oder eine kurze Umarmung, obwohl ich genug Zeit hatte. Oh man, und er ist jetzt trotzdem hier und nimmt mich in den Arm, obwohl er nicht einmal wusste was los ist…
Er sah mich an, lächelte und stupste mein Kinn nach oben. „Nie den Stolz verlieren, egal was passiert.“ Sagte er dabei. Stimmt, Tyler konnte mir vielleicht das Herz brechen, mich vorführen, aber meinen Stolz kann er nicht haben.
Oh Gott, war mir das peinlich. Was er wohl dachte? Ich sitze da wie ein Häufchen Elend, mein Mascara war bestimmt verschmiert, meine Augen waren knallrot und ich hatte ihm den ganzen Tag nicht mal Hallo gesagt.
„Also Kleine, jetzt erzähl mal. Wer hat dich so zum Weinen gebracht?“ fragte er vorsichtig. „Hm, weißt du, das ist eine lange Geschichte…“ erwiderte ich. „Es war Tyler, nicht wahr?“ fragte er, obwohl er die Antwort kannte. „Ja…“ brachte ich nur noch heraus, bis ich wieder anfing zu weinen. Er drückte mich fest an sich, um mich zu trösten. „Hey, alles wird gut okay? Ich passe auf dich auf.“ Ich nickte nur und klammerte mich an ihn. An ihn, an die Hoffnung, den Glauben ans Gute.
Dadurch dass ich seit über einer Stunde dort saß, wurde mir ziemlich kalt. Ryan bemerkte das und zog seine Jacke aus und legte sie mir um die Schultern. Ich bedankte mich mit einem Lächeln und er zog mich an meinen Händen nach oben. „Komm mit, du erkältest dich sonst noch.“ Wie süß er sich um mich kümmerte und sich um mich sorgte… Er hielt mich beim Laufen immer noch im Arm und fragte mich immer wieder, ob er mir irgendwie helfen kann. Aber im Moment konnte mir niemand helfen, er konnte mir nur zuhören und mich festhalten, mir halt geben.
Wir setzten uns auf die Treppe, die zum Strand runterführte und er bat mich zu erzählen was passiert ist. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte. Vom Kuss vor einem Jahr, bis vorhin. Danach wischte er mir die Tränen vom Gesicht und sagte: „Ach Amina, er ist ein Arsch, ein sehr sehr großer Arsch sogar, wenn er ein so tolles Mädchen wie dich so verarscht. Von dem Kuss hatte er mir bis jetzt nichts erzählt, aber ich denke nicht dass er dich damals angelogen hat, aber was er heute abgezogen hat ist echt unter aller Sau. Ich werde nachher mal mit ihm reden, okay? Also nur wenn du möchtest, wenn nicht halte ich ihn dir fern. Versprochen!“ Ich war ihm so dankbar, allein das er einfach da saß und mir zuhörte, mich in den Arm nimmt und versuchte auszubügeln, was Tyler verbockt hatte. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr jemals ein Wort mit Tyler zu reden, aber schließlich waren wir in einer Clique und ich war ja schon noch in ihn verliebt…Aber war das war er gemacht hat zu viel? War bereits zu viel passiert? Hatte er recht, dass es nie hätte funktioniert? Diese Fragen konnte ich mir nur selbst beantworten…Nach längerem Überlegen willigte ich ein, dass er mit Tyler darüber spricht. Komme was Wolle, dachte ich mir.
Ryan wollte mich gerade noch zu meinem Zimmer bringen, als uns plötzlich Tyler über den Weg lief. Tyler war anders als vorhin. Er sah zerbrechlich aus, traurig irgendwie. Nicht mehr so kalt und Ernst. Als er mich sah blieb er für einen Moment stehen und er wirkte irgendwie verwirrt und unsicher. Danach erblickte er Ryan und sein Gesicht wurde ernster, er ging einen Schritt weiter auf ihn zu und sagte zornig zu Ryan „Na machst du dich jetzt an sie ran, Freund?“ Ryan erwiderte ebenfalls ernst: „Ich versuche das Chaos, das du hinterlassen hast in Ordnung zu bringen, Tyler.“ Tyler lachte nur spöttisch und ging weiter. Ich merkte wie Ryan ihm hinterher wollte, aber ich zog ihm am Ärmel zurück. Ich wollte mir nicht noch Sorgen machen, dass die beiden sich prügeln. Wobei Tyler es echt verdient hätte…
Ryan brachte mich zu meinem Zimmer und versicherte sich nochmals, dass es mir etwas besser ging. Nina wusste schon bescheid, ich hatte ihre eine SMS geschrieben, aber sie nahm mich nochmals in den Arm und sagte, dass Selbe wie Ryan „Alles wird wieder gut, Maus!“ Warum waren die beiden sich da so sicher? Ich war da nicht so zuversichtlich. Aber wieso war Tyler so zornig zu Ryan? Ich meine, wenn ihm nichts an mir liegt, wenn er gelogen hat, warum interessiert es ihn dann bitte ob Ryan sich an mich ranmacht? Selbst wenn es so wäre, könnte es IHM doch vollkommen egal sein. Er hat schließlich Jessica, so hieß seine Neue, das hatte ich von Ryan erfahren. Nina war der Meinung er ist eifersüchtig… Aber das hieße ja, dass ich ihm doch etwas bedeute?

Aus Tylers Sicht:
Als ich ihr am Strand so gegenüber saß, musste ich mich regelrecht zusammenreißen, damit meine Stimme nicht zitterte. Ich musste also glaubhaft rüberbringen, dass alles gelogen war, sie mir völlig egal war. Das war natürlich völliger Blödsinn. Eigentlich mochte ich sie, sehr sogar. Vielleicht liebte ich sie sogar, aber ich würde sie eh nur verletzen. Früher oder später verletzte ich jeden. So war es schon immer und so wird es auch immer bleiben…
Ich sagte also, dass ich gelogen hab, sie nicht liebte und wir niemals beste Freunde waren und auch keine sein werden. Es zerfetzte mir fast die Seele, jemand so wunderbares so etwas anzutun, aber ich musste es tun. Ich hatte Angst, große Angst. Angst, dass wir uns irgendwann auseinander leben und ich sie noch mehr verletzte, als sowieso schon. Außerdem wollte ich mich nicht weiter verlieren, verlieben. Ich habe bis jetzt nie eine ernsthafte Beziehung gehabt, mir hatte immer die Geduld und die Zeit gefehlt, aber Amina war jemand ganz besonderes. Man musste sie einfach lieben, aber ich war nicht gut für sie… Was konnte ich ihr schon bieten? Einen kaputten Kerl, der Eine nach der Anderen hat und nur auf eine schnelle Nummer aus ist. Lieber Feige Schluss machte, bevor ich mich verliebte. So jemand sollte nicht an ihrer Seite sein. Sie verdient jemand, der sie immer lieben wird und niemand der nicht genau weiß, was er für sie fühlte, der total durcheinander war, hin und her gerissen von Verliebtheit und dem Glauben, das es wahre Liebe nicht gibt. Jemand für den Party, Football und Spaß an erster Stelle stand…
Ich glaube ich habe sie schon seit unserer ersten Begegnung geliebt, aber mich nie auf diese Gefühle eingelassen, aus Angst verletzt zu werden und allein da zu stehen. Aus Stolz.
Außerdem gab es da noch ein Problem. Jessica. Ich weiß gar nicht warum ich mit ihr zusammen bin, es hat sich so ergeben und noch keinen Grund Schluss zu machen, bis Amina wieder kam. Jessica ist echt toll, sie hat Verständnis für mich und unterstützt mich beim Football, engt mich auch nicht ein. Wir streiten eigentlich nie, eigentlich die perfekte Beziehung, nicht wahr? Nur bis auf eine Kleinigkeit, ich liebe sie einfach nicht. Ich denke sie war anfangs nur ein Ersatz, ein Ersatz für die Leere, die Amina in mir zurück gelassen hat. Ich muss schon zu geben vom Äußeren her sehen die beiden sich verdammt ähnlich, vielleicht bin ich deswegen noch mit ihr zusammen?
Aber dieser Nachmittag mit Amina, ich war bereit mit Jessica Schluss zu machen, wollte es aber vorher Amina beichten und sie Küssen. Gott, sie sah an diesem Tag so verdammt hübsch aus. Dieses eine Jahr hat sie noch wunderschöner gemacht und sie sah glücklich aus. Richtig glücklich. Ich konnte sie nicht Küssen, dass wäre ihr Verderben gewesen. Ich bin ihr Verderben...


So Leute. ;)
Vielen, vielen Dank für eure Lieben Kommentare, diesmal habe ich einen Teil aus der Sicht von Tyler geschrieben, damit ihr mal mitbekommt wie er so über die ganze Beste-Freund-Plötzlich-Liebe-Sache denkt. 
Bitte sagt, ob euch das gefällt oder ehr nicht. <3







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