Zeit ist nur ein Wort - Teil 5

Autor: julia
veröffentlicht am: 17.12.2012


Das schrille viel zu laute Klingeln ihres Weckers riss sie aus ihrem schweren Schlaf. „Halt die Klappe wir haben Samstag.“, murmelte sie nur müde. Wenn sie nicht zu faul wäre zum aufstehen, hätte sie das Ding mittlerweile schon aus dem Fenster geworfen. Entschlossen sich nicht weiter stören zu lassen, kuschelte sie sich noch tiefer ihn ihr Kissen. Doch plötzlich räusperte sich ebendieses laut. Erschrocken richtete sich Elisabeth auf. „Verdammt, was…?“ Erst jetzt, da sie ihre Augen endlich aufzwängte, erkannte sie dass sie sich die gesamte Nacht über an Conrads breite Brust gekuschelt hatte. Das gibt’s doch nicht! Wie dämlich konnte man nur sein? Vor Verlegenheit leicht errötend blickte sie sich weiter im Zimmer um. Sie hatten anstatt auf der Couch auf dem Boden in der dicken wollenen Decke eingewickelt gelegen. Oh Mann! Wie viel hatte sie gestern bloß getrunken? Als sie sich nach der Flasche umsah, entdeckte sie dass diese nur noch zwei Finger breit Whiskey enthielt. „Ähm…ich möchte ja nicht stören, aber heute haben wir Freitag.“, meldete sich die dunkle Stimme von Conrad zu Wort. Erschrocken riss Beth ihre Augen auf und fuhr herum. „Was?! Im Ernst?“ Als dieser nur nickte, stürmte sie laut fluchend in ihr Schlafzimmer. Wie hatte sie sich nur im Tag irren können? Das war ihr noch nie passiert. In Windeseile schlüpfte sie aus ihren Schlafklamotten und warf sich in ihr schwarzes Cocktailkleid und legte hastig ein wenig Make-up auf. Einigermaßen mit ihrem Spiegelbild zufrieden trat sie aus dem Zimmer und schlitterte über den Holzbohlen zur Diele um ihre Schuhe anzuziehen. Conrad hatte sich derweil ebenfalls aufgerafft und auf der Couch Platz genommen. Obwohl er genauso spät wie sie schlafen ging, zierten keine dunklen Ringe seine Augen und seine beinahe schulterlangen Haare waren auch nicht durcheinander. Er sah perfekt wie eh und je aus. Aus dunklen wachen Augen, betrachtete er ihr Tun. „Was machst du da?“ Schnippisch antwortete sie, „Da wir nicht alle Grafen sein können, müssen manche von uns um leben zu können eben arbeiten gehen.“ Schnell richtete sie sich auf und machte sich auf Richtung Tür, dabei entging ihr das amüsierte Funkeln in seinen Augen keineswegs. „Du kannst derweil hier bleiben, fernsehen oder was immer du tun möchtest. Wir sehen uns dann um sechs am Nachmittag.“ Mit einem schnellen „Bis dann!“ war sie auch schon weg. Sie konnte es sich nicht leisten schon wieder zu spät zu kommen. Michael würde ihr irgendwann noch wirklich den Lohn kürzen! Und das konnte sie sich nun wirklich nicht leisten! Gott sei dank war das Restaurant gleich um die Ecke. Schnell stempelte sie ein und hastete in die Küche. Erst jetzt bemerkte sie dass bis jetzt noch kaum jemand hier war. Sie war sogar noch zu früh hier. Schnell atmete sie auf. Wenigstens ein Lichtblick! Sie konnte sogar noch in Ruhe frühstücken. Sie packte sich ein Teller voll Essen aus der Küche und setzte sich nach draußen auf einen der weißen Messingstühle und wartete genüsslich ihr Frühstück verzehrend auf die anderen. Lange musste sie nicht warten. Der erste war Michael. „Salut Elisabeth! Wie geht’s dir?“ Sie schluckte den Rest des Frühstücks hinunter. „Gut, danke. Und dir?“ Schwungvoll zog er einen Stuhl vor und nahm Platz. „Sobald ich weiß dass die Situation mit deinem Vater geklärt ist, viel besser!“, brachte er die Sache auf den Punkt. „Wann triffst du ihn denn?“ Beth wich beinahe alle Farbe aus dem Gesicht als sie sich daran erinnerte, dass sie ihn heute um 8 Uhr treffen wollte. Sie hatte nun wirklich keine Lust ihn auch nur zu hören, geschweige denn zu sehen! Seufzend gestand sie, „Heute Abend.“ Ruckartig hob Michael den Kopf und sah sie überrascht an. „ So früh schon? Weiß dein Bruder denn schon Bescheid?“ Schnell nickte Beth. „Wann sehe ich ihn?“, fragte Michael forschend. Vielleicht witterte er die Lüge ja schon. „Ähm… keine Ahnung, er hat nicht gesagt wann genau er ankommt. Nur dass er bis acht sicher hier sein wird.“ Misstrauisch blickte Michael auf sie herunter. „Und das ist auch sicher wahr?“ Wieder nickte Beth. Natürlich würde er nicht kommen. Wie sollte er auch, er war vor vielen Jahren gestorben! Im selben Moment kam Jean daher. „Hey Beth! Ca va?“ „Très bien, merci.“, antwortete sie lächelnd. Zu Michael gewandt, „Ich geh dann mal an die Arbeit.“ Endlich konnte sie sich ein wenig aus seiner Nähe stehlen. Zusammen mit Jean trat sie ins Restaurant und sie begannen aufzudecken. Jean war wirklich ein guter Arbeitskollege. Er hatte immer etwas zu erzählen. Und wenn die Geschichte noch so ungläubig war, er erzählte sie immer so glaubhaft, dass selbst Michael nicht wusste was nun wirklich geschehen war. Das war auch einer der Gründe weshalb er überall so beliebt war. Auch bei den Gästen. Langsam füllte sich das Lokal und sie Beide hatten mehr als genug zu tun. Obwohl sie die Leute, die hier arbeiteten, gut leiden konnte, mochte sie die Arbeit hier nicht wirklich. Das Lokal war eines dieser Nobelrestaurants, in dem nicht allzu viele Leute Platz hatten, was eine familiäre Atmosphäre schaffen sollte. Doch zu ihrem Leidwesen, gab es auch unter den gut Betuchten, Ferkel, die sich nicht zu benehmen wussten und keine Grenzen kannten. Das Problem mit denen war nur, dass man sie nicht wirklich zurecht weisen oder rauswerfen konnte. Auch Michael nicht, denn seine Gäste hatten zu viel Einfluss, als dass man ihnen auf die Füße treten sollte. Nur ein Ton eines solchen Gastes könnte den Laden für immer schließen. Deshalb blieb einem Garcon wie Jean und ihr nur übrig Beleidigungen und solches einfach über sich ergehen zu lassen. Doch es kam eher selten zu ernsthaften Übergriffen.
Um 4 Uhr abends war das Restaurant berstend voll. Nicht ein Sessel war leer, keine Reservierung war zu Hause geblieben. Jean und Beth eilten geschäftig umher, beflissen die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Wenigstens war die Anzahl der Tische überschaubar, sodass sie zu zweit gut klar kamen. Als Elisabeth eben den Teller eines Gastes in der Küche holte, hielt Michael sie auf. „Auf Tisch 9 sitzt unser altbekannter Freund Monsieur Roux, der weltbekannte Weinproduzent. Du kennst seine Launen ja bereits, also bitte bleib von ihm weg. Ich habe seinen Tisch Jean gegeben. Es sollte also reibungslos ablaufen, denn seine Frau kommt eine halbe Stunde später und wenn sie hier ist, benimmt er sich wenigstens. Also gib Acht!“, mahnte er sie. Und das würde sie wirklich, denn auf keinen Fall wollte sie diesem Mann noch einmal zu nahe treten. Er war ein grober, rücksichtsloser Schürzenjäger, der nicht den kleinsten Funken Anstands besaß. Das letzte Mal hatte der Mann sie ständig in den Hintern gezwickt, ständig versehentlich ihren Busen berührt, sie festgehalten und unter ihren Rock gegriffen. Erst als Michael ihn freundlich darauf hinwies, dass er sie dringend noch brauchte, hatte er sie widerwillig gehen lassen. Nun aber hatte er geheiratet und man munkelte er sei ruhiger geworden.





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