Gefährliches Spiel - Teil 4

Autor: Weidekätzchen
veröffentlicht am: 09.03.2013


Kapitel 3

Ich drückte mich tiefer in den Kinosessel. Alex hatte einen Horrorfilm ausgesucht, ich vermutete eine Absicht dahinter und zwar dass ich solche Angst bekommen würde, dass ich mich an ihn rankuscheln würde. Ich fürchtete mich zwar zu Tode, aber das würde ich niemals zugeben. Ich zuckte zusammen als ein Messer auf mich zu kam. Verdammte 3D-Technik. Alex legte seine Hand auf meine, die sich krampfhaft in den Sessel gekrallt hatte. Sofort zog ich sie zurück und warf ihm einen warnenden Blick zu. Dann musste ich grinsen – er konnte es ja unter der Brille nicht sehen. Ich rutschte ein wenig mehr in die andere Seite des Sessels und versuchte mich ein bisschen weniger vor dem Film zu fürchten.
„Und? Hattest du Angst?“, fragte mich Alex grinsend. Ich schüttelte den Kopf und schaute mein Coke-Glas dabei an. Er sollte nicht merken, dass ich mich eigentlich so gefürchtet hatte, dass ich am liebsten aus dem Kinosaal gelaufen wäre. Ich umklammerte das Glas und zuckte zusammen. Die Wunde brannte wie Feuer. Alex fixierte mich und ich bemerkte die Sorge in seinen Augen, als ich den Kopf hob und ihn ansah.
„Was ist passiert?“, sein Blick fiel auf die Hand.
„Ich war ein bisschen unvorsichtig, hab mich an einer Scherbe geschnitten“, antwortete ich trocken.
Alex wollte die Hand packen, ich zog sie jedoch schnell zurück. Er liess die Hand sinken und starrte mich mit seinen unglaublich grünen Augen an. „Hast du die Wunde desinfiziert?“, fragte er streng. Ich schüttelte den Kopf. „Gib mir deine Hand, das ist keine Bitte“, sagte er in einem etwas herrischen Ton. Ich blickte ihn ungläubig an. Dann schlug der Unglauben in Wut um. „Was glaubst du wen du vor dir hast? Such dir jemand anderes zum herumkommandieren!“ Ich sprang so plötzlich auf, dass ich den Stuhl umwarf. Ein kurzer Moment war mir schwindlig und ich musste mich an der Tischkante festhalten. Alex sprang sofort auf um mich zu halten. In diesem Moment packte ich das Cola-Glas und schüttete ihm den Inhalt ins Gesicht. Ich liess das Glas fallen und rannte aus dem Cafe. Es hatte angefangen zu regnen und der starke Wind peitschte mir den Regen ins Gesicht. Ich lief los – nur noch nach Hause. Meine Hand pochte, mir war schwindlig, und das Blut rauschte in meinen Ohren. Ausserdem war ich selbst davon überrascht, dass mich so eine Kleinigkeit aus dem Konzept bringen kann. Ehe ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, stand ich vor unserer Haustür. Die Autos standen nicht in der Einfahrt, das hiess, dass meine Eltern wieder arbeiten waren. Ich war also wieder alleine – sollte mir recht sein. Ich schloss zittern die Tür auf und betrat den dunklen Hausflur. Ich versuchte durchzuatmen und meine Aufmerksamkeit meiner Hand zu widmen. Ich ging ins Badezimmer um meine Wunde zu versorgen. Als ich vor das Waschbecken trat, schreckte ich zurück. Ich sah nicht das Mädchen, das ich war in dem Spiegel – eher ein bleiches, zombieähnliches Gebilde. Ich versuchte mich meiner Wunde zu widmen. Vorsichtig löste ich den Verband. Als ich die Gaze entfernen wollte, verzog ich das Gesicht. Sie war regelrecht mit der Wunde verschmolzen. Ich schrie auf und kämpfte erneut gegen einen Schwindelanfall. Meine Wunde hatte sich innerhalb von kürzester Zeit entzündet. Sie pochte und gelbes Sekret floss aus ihr heraus. Ich hielt meine Hand unters Wasser. Mein Blick fiel erneut in den Spiegel. Ich betrachtete dieses unbekannte Zombie-Mädchen. Meine Haut war Aschfahl, meine Lippen waren blau. Ich fing an zu zittern und schaute wieder auf meine Hand. Sie hatte auch eine bläuliche Farbe. Eine Bewegung im Spiegel zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich starrte in den Spiegel und glaubte zu halluzinieren. Mein Spiegelbild veränderte sich. Plötzlich hatte es schwarze Augen – wie ein Geist – und schnellte mit einem fürchterlichen Schrei auf mich zu. Ich schrie vor Schreck auf und wurde von dem Wesen an die Wand gedrückt. Es roch nach Fäulnis, Zerfall, Tod… Ich versuchte den Kopf weg zu drehen, es nicht an zu sehen. Es packte mich und warf mich gegen den Spiegel. Ich spürte wie er zerbrach. Ein Gefühl durchströmte mich, wie wenn tausend Nadeln auf mich einstechen würden. Ich fiel zu Boden und blieb regungslos liegen. Der Boden unter mir war kalt. Ich sah das Wesen verschwinden. Ich sah, wie das Blut aus mir floss. Wie sich eine Blutlache unter mir bildete. Mit letzter Kraft versuchte ich aufzustehen. Nur um Hilfe zu holen. Meine Beine gaben jedoch nach. Ich fühlte mich hilflos, schutzlos, ausgeliefert. Heisse Tränen liefen über mein Gesicht. Ein Weinkrampf schüttelte mich. Meine Umgebung verschwand um mich herum. Alles verschmolz zu einem einzigen Bild. Dann verlor ich mein Bewusstsein. Alles wurde schwarz. Endgültig schwarz…






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