Gefangen in meinem eigenen Leben - Teil 3

Autor: Regentanz<3
veröffentlicht am: 20.02.2013


Vielen Dank für eure Kommentare <3 ich freue mich immer riesig, wenn ihr kommentiert :)) Ums es noch einmal zu sagen: das gedicht zum Anfang war, damit ihr versteht, warum ich schreibe, ergo ja das ist meine Geschichte, wie es passiert ist :)


Die nächsten Tage verbrachten meine Eltern in einvernehmlichem Schweigen. Mein Vater kam sehr viel später nach Hause, als sonst und Mama wirkte ziemlich wütend, wenn sie in der Küche arbeitete. Aber irgendetwas bereitete mir jeden Tag Bauchschmerzen. Es stimmte etwas nicht. Ich wollte so gerne mit jemandem darüber reden, aber ich schämte mich zu sehr. Also schwieg ich weiterhin. Je düsterer der Himmel wurde, desto schlimmer wurden meine Bauchschmerzen. Das Gefühl, dass etwas falsch war, verschwand nicht. Mamas Blick wurde immer leerer. Papa immer wütender. Oft rastete er aus, nur weil jemand irgendetwas in der Küche oder im Wohnzimmer hatte stehen lassen. Mama sagte gar nichts. Und dann, an einem Tag kurz bevor ich mein erstes Kalendertürchen öffnen durfte, kam ich am Morgen ganz normal in die Küche. Die Teller standen schon auf dem Tisch und es roch nach Kaffee. Doch mit Mama war irgendetwas. Mein Magen zog sich zusammen. Ich streckte meine Arme so hoch ich konnte aus und umarmte sie. Mama fing an zu weinen. Hilflos versuchte ich sie zu trösten.
„Es tut mir so leid. Ich hab nicht nachgedacht.“, flüsterte sie und ich hörte die Tränen in ihrer Stim-me.
Ich ging um sie herum und sah dann einen dicken, weißen Verband am Handgelenk der rechten Hand. Was hat sie denn?!
„Tut es doll‘ weh Mama?“, fragte ich sie zögernd. Sie schüttelte den Kopf. Sie lügt! Mami lügt nie!
„Was ist denn passiert?“, fragte ich nach. Mama schwieg eine kurze Zeit und meinte nachdem sie tief eingeatmet hatte:
„Ich habe mich geschnitten. Das ist alles.“
Ich sah sie fragend an, aber ich wollte sie nicht nerven. Als Papi in die Küche kam, schlug er ihr ins Gesicht, warum sie selbst zum Schneiden zu dumm wäre. Abends stritten sie sich wieder so laut, dass ich weinte. Die ganze, dunkle, kalte Nacht. Aber ich traute mich nicht, hinunter zu gehen.

Heute hatte ich mir gewünscht, als ich verstanden hatte, dass sie nicht abgerutscht war, dass sie es doch hätte längs machen müssen. Dann hätte sie diese kommenden schrecklichen Weihnachten nicht erleben müssen, von denen ich euch berichten werde. Ich mag Weihnachten nicht sonderlich, aber irgendwo schon. Es ist ziemlich kompliziert Weihnachten zu mögen, wenn man einmal so ein “berauschendes“ Weihnachtsfest hatte, wie ich…

Es war ein Tag vor Weihnachten. Das hieß eigentlich Stress. Der Weihnachtsbaum würde heute endlich aufgestellt werden und morgen würden wir ihn schmücken. Gerade trug Papa den Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer. Ich sah hinter dem Sofa und spielte, dass ich ein Tier war. Tiere waren frei und konnten machen, was sie wollten. So sehr wollte ich es auch!
„Scheiß Weihnachtsbaum!“, fluchte er und stellte ihn rücksichtslos hin.
„Hilf mir!“, sagte er und drehte sich zu mir um. Ich stand auf und hielt ihn fest, nachdem Papa mir gezeigt hatte, wo. Er war mindesten doppelt so groß, wie ich und wirklich schwer. Last Christmas. Das Lied grölte im Hintergrund. Papi liebte es, die Musikanlage auf volle Lautstärke zu drehen.
Gerade, als das Lied angespielt wurde, passierte das Unglück. Ich konnte den Baum nicht mehr halten, weil Papa ihn losgelassen hatte, um ihn festzuschrauben. Er fiel auf mich drauf. Ich sah noch die spitzen Nadeln und schon lag ich unter ihm.
„Bist du selbst zum Festhalten zu blöd?!“, schrie Papa mich wütend an. Ich wollte ihn nicht wütend machen! Wirklich nicht! Es war einfach so passiert. Doch es war schon zu spät. Der erste Schlag kam, als ich kaum wieder auf den Beinen war, er kam so heftig, dass ich mit dem Rücken gegen das Sofa zurücktaumelte und mir die Lehne in den Nacken gedrückt wurde. Es tat unsagbar weh. Gegen meinen Willen flossen meine Träne an meinen Wangen hinunter. Nein! Nicht Papi böse machen! Wenn ich weinte, war er noch wütender auf mich! Panik stieg in meinem Körper auf. Papa! Bitte sei nicht böse! Ich hab dich doch lieb! Morgen ist Weihnachten Papi!, dachte ich verzweifelt. Aber es nützte nichts.
„Hinknien!“, brüllte er. Warum waren Mama und Jana und Franzi weg?! Warum hilft mir niemand?
Ich ging mit zitternden Knien auf den Boden, bis ich auf allen Vieren stand. Ich kam mir so schrecklich klein vor. Papi war wütend und ich war schuld. Also musste ich, weil ich ein Ekel war, bestraft werden. Ich hatte nichts Besseres verdient. Kaum hatte er zugeschlagen, brannte mein Po. Es blieb nicht nur bei dem einen Schlag. Nach einiger Zeit zählte ich nicht mehr mit. Ich versuchte verzweifelt auf Last Christmas im Hintergrund zu hören. Ich versuchte leise mit zu summen, aber es brachte nichts. Nein der Schmerz war immer noch allzu dolle. Papi war wirklich wütend.
„Du bist echt zu nichts zu gebrauchen! Und so was soll meine Tochter sein? So was nutzloses und wertloses, wie das da?“, schrie er und zog mich nach einer gefühlten Ewigkeit nach oben. Morgen würde das Sitzen wehtun. Das wusste ich. Er drückte seine Hände um meine Unterarme viel zu fest zu. Es tat so sehr weh! Mein ganzer Körper bestand aus einem einzigen Brennen. Aber ich fühlte mich noch viel schlechter. Er hatte Recht. Nicht einmal einen Baum konnte ich halten. Selbst dafür war ich zu dumm! Er drückte noch fester zu.
„Die Scheiße kannst du wegfegen!“, sagte er und ging einfach weg…
So kam es dazu, dass ich am Heiligen Abend weder richtig sitzen konnte, noch seine Handabdrücke an meiner schmerzenden Hand ignorieren konnte. Das erste Mal grüne und blaue Weihnachten. Ganz wunderbar war dieses Fest. Das kann ich euch sagen.






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