Sommernacht

Autor: lauriii
veröffentlicht am: 07.11.2008




Mit vor Schreck geweiteten Augen blickte ich ihn an. Nein das konnte doch nicht etwa…? Es war geschehen. Er hatte mich einfach so geküsst! Mit der Hand vor dem Mund lief ich aus dem Zimmer. 'Jasmin!' schrie er nur noch hinterher, doch ich lief so schnell ich konnte…

Keuchend stand ich mit dem Rücken an der Tür. In meiner Wohnung war alles dunkel. Alles nur kein Licht, dachte ich. Wieso hatte ich nicht mitbekommen das er mehr von mir wollte? Ich hätte mich ohrfeigen können! Ich war solange in diesen Typen verschossen! Er war mein bester Freund! Doch er hatte nie Interesse gezeigt, hat sich ausgeweint bei mir wenn es ihm schlecht ging mit Anja…Wieso gerade jetzt? Und wieso bin ich verschreckt weggelaufen? Vielleicht unserer Freundschaft wegen? Oder womöglich eher wegen der Tatsache das er mit Anja noch zusammen war? Alles fing damit an das ich proben musste fürs Theaterstück das in nächster Zeit stattfinden sollte. William Shakespeares Sommernachtstraum. Eine Komödie. Dabei war aber nie die Rede von einem Kuss…zumindest nicht zwischen Hermia und Demetrius. Auch wenn er am Anfang in sie verliebt ist. Es war die Anfangsszene die wir geprobt hatten…gedämpftes Licht in der Wohnung von Hannes, Getränke auf dem Tisch, die wohltuende Wärme bei dem Herbstwetter. Ich fühlte mich geborgen und beschützt in Hannes Wohnung. Ich gab gerade die widerspenstige Hermia zum Besten als Hannes auf mich zukam und mich einfach küsste. Ich hatte nichts mitbekommen. Ich hatte es wohl ignoriert wie er mich anschaute. Sein süßes Lächeln. Ständig hatte ich mir eingeredet dass wir nur Freunde waren. Die besten. Und das nie etwas anderes zwischen uns sein würde. Wie man sich doch irren konnte! Von heute auf morgen war das Glück bzw. Unglück vor einem. Langsam ging ich auf mein Bett zu und kramte mein Handy aus meiner Handtasche. 3 Anrufe in Abwesenheit blinkte es auf. Hannes, wer auch sonst? Noch während ich nachdachte und mein Handy in der Hand hielt fing es an zu vibrieren. Total verschreckt öffnete ich die SMS:

'Hey Jasmin, tut mir leid zwecks des Kuss. Ich weiß auch nicht…Können wir morgen reden? HDL'

Er schien wohl auch völlig verwirrt denn so wirklich ausdrücken konnte er sich anscheinend nicht. Ich antwortete nicht darauf. Ich wollte lieber schlafen und all das vergessen. Nicht mehr dran denken…aber ich konnte nicht anders. Selbst im Bett grübelte ich noch darüber nach. Es war eigentlich zu schön um wahr zu sein. Und somit gewöhnte ich mich an den Gedanken und lächelte. Hannes konnte gut küssen was von den bisherigen Kerlen nicht zu sagen war. Der eine steckte dir seine Zunge förmlich in den Rachen, wieder ein anderer küsste wie ein Fisch und die meisten wussten wohl nicht wo sie mit all ihrer Spucke hinsollten…Bääähh. Hannes war einfach anders für mich. Ich war verliebt in ihn. Glücklich schlief ich letztendlich doch ein.

Zuhause lief er Achten. Was hatte er da nur gemacht? Jasmin war einfach zu süß. Wieso hatte er nicht vorher bemerkt gehabt das da mehr bei ihm war außer Freundschaft? Jonas sein Kumpel hatte ihn schon ma darauf aufmerksam gemacht das Jasmin sich in Hannes verliebt hatte. Aber das war Quatsch, hatte er sich damals gesagt. Beste Freunde mehr nicht. Aber Jonas glaubte nicht an Freundschaft zwischen Frauen und Männern. Wie recht er doch hatte im Nachhinein. Zwischen einem von beiden hatte sich doch mehr entwickelt und zwar bei ihm! Doch er hegte Hoffnung das Jasmin es nicht anders ging. Und so hatte er die Gelegenheit genutzt als sie ihn bat mit ihr zu proben. Was war gemütlicher als gedämpftes Licht, Wärme, Getränke und Shakespeare? Scheinbar hatte Jasmin davon nicht viel mitbekommen. Sie war immer so ehrgeizig. Seine Freundin Anja hatte nie so ein Feuer in ihm geweckt. Er hatte sie einmal geliebt, aber war dass echte Liebe gewesen? Er bezweifelte es. Anja kümmerte sich mehr um sich. Seit wann stand Hannes auf so oberflächliche Menschen und seit wann ist er selber einer von ihnen geworden? Jasmin war so anders. Herzlich, nett, schüchtern…hübsch, sehr sogar eben einfach toll. Es hatte einfach Peng! gemacht. Und nun hatte er mit seiner Ungeduld scheinbar alles kaputt gemacht zwischen ihnen. Sie meldete sich nicht einmal auf seine SMS! Völlig aufgelöst verkroch er sich in sein Bett um eine unruhige Nacht zu erleben.

Warmer Atem stieß aus meinem Mund in die Kälte hinaus. Meine Wangen waren ganz rot vor Kälte. Ich bettelte darum das die Straßenbahn schnell kommen möge! Von Hannes war keine Spur zu sehen da er erst zur dritten hatte. Wir gingen beide auf dieselbe Uni, nur das wir unterschiedliche Fächer hatten. Und er die Vorlesungen meist verschlief. Somit liefen wir uns nicht allzu oft über den Weg. Ich war auch nicht besonders scharf darauf um ehrlich zu sein. Heute waren allerdings Theaterproben und Hannes wirkte an den Requisiten mit. Mir graute es jetzt schon wenn der Unterricht vorbei war.

Endlich am Schulgebäude angekommen begrüßte meine beste Freundin mich herzlich mit einer Umarmung. Sollte ich es ihr erzählen? Sie würde genauso schockiert sein wie ich. Das wusste ich. Ich beschloss also es ihr zu erzählen. Wie ich es gewusst hatte reagierte sie schockiert auf meinen Bericht. Als sie mir gerade sagen wollte was sie davon hielt klingelte es auch schon zur Stunde. Flüsternd unterhielten wir uns während des Unterrichts. Es klingelte zur Pause und ich traute mich gar nicht nach draußen aus Angst, Hannes könne auf mich warten. Als ich hinaus ging auf den Schulhof passierte es dann. Mein Blut in den Ohren rauschte, mein Puls ging schneller, ich zitterte vor Aufregung und mir blieb fast die Luft weg. Tatsächlich wartete Hannes! Was sollte ich ihm bloß sagen?







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