Sommernacht

Autor: lauriii
veröffentlicht am: 22.01.2010




Erschöpft ließ Hannes die Tür vom Proberaum hinter sich zufallen. Er kam gerade von der Theaterprobe. Jasmin war nicht da gewesen wegen ihrer Prellungen und dem gebrochenem Bein. Großartige Lust schon nach Hause zu gehen hatte er auch nicht…An dem Café vorbei gehend blickte er stur geradeaus zur Ampelkreuzung, als jemand ans Fenster klopfte. Da saß Jasmin und winkte ihm zu. Sein Herz machte einen Sprung. Eilig ging er zur Eingangstür, direkt auf ihren Tisch hinzu. Er begrüßte sie, wie üblich, mit zwei Küsschen auf der Wange. 'Hey!' gab er von sich. 'Hey. Wie geht es dir?' 'Gut…Danke.' er errötete, es war vollkommen gelogen ' Ich liebe dich, ich will dich. Wieso können nicht WIR zusammen sein? ' dachte er und verwarf sogleich diesen Gedanken. 'Was machst du da eigentlich?' und nahm ihr das Buch aus der Hand. 'Ich lerne fürs Theater.' antwortete sie ihm. 'Du wirst also bald wieder dabei sein?' 'Ja sehr bald sogar. In einer Woche kommt der Gips ab und ich kann wieder ein normales Leben führen.' schmunzelte sie. 'Das freut mich. Duuu… sag mal, hättest du nicht mal wieder Lust auf Party? Wir könnten mit alle Mann hingehen und mal wieder so richtig schön tanzen.' entgegnete er. 'Und mit alle Mann, meinst du wen?' fragte sie. 'Na ja du, Kaddy, Jonas, Anja, ich…' bei dem Namen Anja wurde Jasmin flau im Magen. Sie runzelte die Stirn und riss sich zusammen, bemüht ein freundliches Gesicht zu machen. 'Ja klar, warum nicht? So was haben wir schon lange nicht mehr gemacht.' antwortete sie ihm. 'Cool. Ich geb dir dann noch mal genau Bescheid wann es los geht, ok?' 'Ok.' Damit erhob sich Hannes von seinem Platz. 'Ich werd dann auch mal wieder los.' und noch bevor die Bedienung kam, hatte er sich seine Sachen geschnappt und ging zur Tür. Jasmin schaute ihm gedankenversunken nach.

' Verdammt! Was zum Teufel ist denn mit mir los? Wieso mach ich alles kaputt? ' fragte Hannes sich. In seiner Jackentasche fing es unterdessen an zu vibrieren. 'Ja?' bellte er genervt ins Telefon. 'Bleib cool, Mann! Ich bins nur dein bester Kumpel Jonas, falls du dich noch an mich erinnerst.' 'Tut mir leid, Jonas ich war nur gerade in Gedanken.' 'Hast du Zeit, Alter?' 'Ja, klar. Wieso?' fragte Hannes. 'Wollt mal wieder mit dir was machen. Was dagegen wenn ich zu dir komme?' 'Nein, überhaupt nicht. Anja ist nicht da. Wenn sie überhaupt mal da ist außer zur Übernachtung.' entgegnete Hannes und drehte genervt seine Augen. 'Ok. Dann sehen wir uns in ner Stunde ok?' 'Ok, bis später.' Eilig ging Hannes los.Bevor er nach Hause stampfen würde, würde er noch fix einkaufen gehen. Schnell lief er durch die Einkaufshalle. Schnappte sich was aus den einzelnen Regalen und ging schnell zur Kasse. Es war mal wieder brechend voll. Nervös zappelte er mit dem Fuß bis ihm jemand auf die Schulter klopfte. Mit klimpernden Augen sah Anja ihn an. 'Hi Schaaaaaatz!' schrie sie auch schon. Und drückte ihm einen lipgloss-feuchten Kuss auf die Lippen. Leicht angwidert schmierte Hannes sich das Zeug von den Lippen, dabei schaute er sich Anja genau an. Ihre solariumgebräunte Haut war schon krebsrot. 'Pssst, nicht so laut, Süße.' hörte er sich auch da schon sagen. 'Ach was heißt hier nicht so laut?!' ' oh man ist sie heute wieder gut drauf…. ' dachte Hannes ironisch. 'Meinst du nicht auch, du solltest das mit dem Solarium langsam lassen? Deine Haut ist schon ganz rot.' 'Ach was, ich hab mich nur ein wenig verbrannt. Nach der Entzündung bin ich wieder knackig braun, so wie du es magst…' Mochte er das tatsächlich? Gott, wo war die Frau geblieben in die er sich mal verliebt hatte? Anja war seine Jugendliebe. Früher war sie stinknormal gewesen und hübsch. Ohne Solarium, ohne Push-Up BH´s die ihre Brüste aufplusterten, sodass sie einem fast die Augen ausstachen. Ohne zu enge Tops, oder zu knappe Jeans wo man mehr sehen konnte als einem lieb war in der Öffentlichkeit. Plötzlich wurde er wütend über ihre Aussage. 'Seit wann mag ich verbrannte gerötete Haut? Anja, guck dich doch mal an! Du siehst aus wie ein Püppchen was du eigentlich niemals werden wolltest! Und jetzt?' ebenfalls wütend funkelte Anja ihn an, keifte eine Antwort zurück und ließ Hannes allein an der Kasse stehen. 'Junger Mann, würden Sie ihren Einkauf bitte auch bezahlen?' schien es ihm aus weiter Ferne zu kommen. Die Kassiererin blickte ihn merkwürdig an. Ungeduldig zappelte er an seiner Geldbörse herum, schmiss das Geld der Kassiererin entgegen und machte sich so schnell wie möglich davon. 'Bitte lass sie, weiß Gott nicht in meine Wohnung gerannt sein…' dachte er seufzend.
Hannes Vermutung bestätigte sich Gott sei dank nicht. Anja war doch nicht in seine Wohnung marschiert. Erleichtert stellte er das Bier für Jonas und sich auf den Tisch und nahm sich vorweg schon mal eins. Er machte sich den Fernseher an und zappte durch die Sender bis es klingelte. Da stand Jonas auch schon auf seiner Türschwelle mit noch mehr Bier in der Hand und ein paar DVD´s. 'Na Kumpel, alles paletti oder was? Was ziehst´n du für´n Gesicht? Hat Anja dich etwa verlassen?' Jonas brach in schallendes Gelächter aus. Hannes konnte nicht anders und musste schmunzeln. 'Nein, noch nicht. Aber vielleicht bald. Komm rein, dann erzähl ich dir die neueste Story von ihr.'

Nachdem Hannes zu ende erzählt hatte, konnte Jonas nur mit dem Kopf schütteln. Anja war ein ganz klarer Fall von Zickigkeit, Arroganz und Egoismus. Er hegte auch den schlimmen Verdacht, dass sie fremdgehen würde, da sie sich kaum noch bei Hannes blicken ließ und ständig mit ihm rum stritt. Und genau diesen Gedanken äußerte Jonas auch seinem besten Freund, offen und direkt wie er war. Entgeistert blickte Hannes ihn an. Er schaute bestürzt zu Boden und murmelte 'Diesen Gedanken hatte ich auch schon…Aber wenn selbst du mich jetzt schon drauf aufmerksam machst…Tja was soll ich sagen? Ich sollte wohl ernsthaft mit ihr reden.' 'Klar Mann. So kann es doch nicht weiter gehen. Ich seh doch wie du dich damit rum quälst und eigentlich schon längst in eine andere verliebt bist.' Hannes Herz schlug dreimal so schnell. Seine Ohren verfärbten sich rot. 'Musst du schon wieder damit anfangen? Ich empfinde nichts für Jasmin außer Freundschaft!' schrie Jonas beste Freund ihn schon an. 'Und worüber haben wir das letzte Mal gesprochen? Alter…gesteh es dir doch endlich mal ein, du bist bis über beide Ohren in diese Frau verliebt!' erwiderte Jonas zurück. 'Nein, ich werd es niemals gestehen. Weil es nämlich nicht stimmt. Es war doch nur so eine kurze Laune von mir...w..wei.. weil es mit Anja nicht klappte.' ,versuchte sich Hannes zu verteidigen um sich nicht die Blöße vor Jonas zu geben. Hannes Gesicht brannte und er ging ruckartig schnell auf die Toilette um weiteren wahren Aussagen von Jonas zu entkommen. Als er sich im Spiegel sah, schämte er sich. Für seine Feigheit, für seinen Verrat an Anja, für seine Lügen…Mit kaltem Wasser wusch er sein Gesicht. Er musste bei klarem Verstand bleiben, um aus dieser Situation hinaus zu kommen. Um Jasmin fallen zu lassen und sich wieder Anja hinzufügen. Doch nur eine Frage hämmerte ihm im Kopf herum…wollte er aus der Situation überhaupt hinaus?

Als Jasmin aus der Arztpraxis ging ohne Gips am Bein fühlte sie sich 100 Kilo leichter, aber nicht unbedingt wohler. Ihre Muskulatur musste erst wieder richtig aufgebaut werden. Und die dunklen Haare auf dem Bein zeichneten sich ebenso ab, es war Zeit für eine Rasur. Als sie endlich mit schwachen Gliedern bei sich zu Hause ankam schmiss sie sich nur noch auf´s Bett und starrte die Decke an. Ihre Gedanken kreisten mal wieder um Hannes. Wann wäre wohl der richtige Zeitpunkt ihn anzusprechen auf die verschiedenen Hinweise? Was wäre mit Anja? Würde es eine geheime Liebe zwischen ihm und Jasmin sein? Oder würde er sich zu ihr bekennen? Plötzlich wurde sie wütend darüber und fasste einen Entschluss. Sie würde Hannes niemals nach den Blumen oder dem Gedicht fragen. Sie würde überhaupt nichts unternehmen. Alles war gut so wie es war. Freunde und mehr nicht. Wieso hielt sie sich nicht an diesen Grundsatz? Weil sie rettungslos in ihn verliebt war…dachte sie. Hastig schob sie diesen Gedanken beiseite. Sie sollte sich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Wie z. B. auf ihr Studium oder das Theater. Ihre große Leidenschaft gegenüber Geschichten und Aufführungen. Nach diesen Gedanken machte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit. Sie schwang sich aus dem Bett und stellte ihren Cd-Player an. Und drehte die Rockmusik laut auf. Die Liebe konnte warten…







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