... mich kann man doch nicht lieben Teil 1

Autor: Mietzekätzchen
veröffentlicht am: 28.04.2008




Unzufrieden schaut Anna in den Spiegel. Was sie sah war ein ungefähr 16 Jähriges Mädchen, das etwas übergewichtig war. Sie war 1.60 m gross, hatte lange rote Haare und gelbgrüne Augen.
'Wieso muss ausgerechnet ich so fett sein?', dachte sie sich. Mit einem leisen Seufzer zog sie sich ihren Anorak über und machte sich auf den Weg zur Schule.
Sie musste früh los laufen, denn ihre Schule war in der rund drei Kilometer entfernten Stadt.Natürlich gab es einen Schulbus, aber auf den Spott der anderen konnte sie gut verzichten.

Ein einhalb Stunden später sass sie verträumt an ihrem Platz in der Schule. Sie hatte keine Freunde, niemand mochte sie und so sass sie auch alleine in der Bank. Sie zeichnete Herzen in ihr Heft und träumte von dem Mann, der sie liebt wie sie ist.
Ein leiser Seufzer entfuhr ihr und das war das Zeichen, welches sie zur Realität zurückholte.

Herr Booflinger erklärte gerade wie man Prozente in Dezimalen umwandeln kann - kannte sie schon und deshalb träumte sie weiter vor sich hin.

'Anna?' , riss der Lehrer sie aus den Gedanken. Sie schaute ihn verwirrt an.
'Wie viel ist 78% in einer Dezimalen?'
Anna stotterte und sagte schlussendlich 0.78 was auch richtig war.
Hinter sich hörte sie Gelächter und sie wusste von wem es stammte - Fabiana und ihrer Clique.

Es klingelte zur Pause, Anna wollte aufstehen, doch Stefanie, eine aus der Clique, schubste sie gegen das Pult.

'Hi du Fettsack, pass auf dass du mich nicht erdrückst' , sie zog eine Grimasse und ging zu ihrer Clique.

Anna war den Tränen nahe, wieso sind sie so gemein zu mir? Dieser Satz geht ihr tagtäglich durch den Kopf.

Anna erhob sich, packte ihre Sachen zusammen und wollte zur nächsten Stunde, doch wieder gab es einen Zwischenfall.
Ein Junge aus ihrer Parallelklasse kam auf sie zu.
'Na? Gehst du auch zum Treffen?'
Ein leises Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit.
'Was denn für ein Treffen?'
Ein böses Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
'Zum Treffen der anonymen Fresssüchtigen, oh sorry du bist ja gar nicht anonym'
Alle brachen in Gelächter aus.

Anna rannte an ihm vorbei und nach Hause. Schluchzend fiel sie beinahe ins Haus und rannte in ihr Zimmer.
Sie schmiss ihre Sachen in eine Ecke und setzte sich aufs Bett, dann zog sie die Schublade ihres Nachttisches heraus und nahm die darin liegende Rasierklinge heraus.
Anna schob den Ärmel zurück und zog die Klinge ein paar mal hintereinander durch, bis das Blut ihr Laken verschmierte.
Sie zog den Ärmel wieder über die Wunden, drehte das Laken um und verstaute die Klinge wieder im Nachttischchen.
Sie legte sich hin und döste ein wenig bis sie die Stimme ihrer Mutter hörte.

'Schatz? Ist alles in Ordnung? Und wieso bist du schon hier?'
'Schulstundenausfall'
'Achso, ich ruf dich wenn es Essen gibt'

Ja, ich will aber nichts essen, bin sonst schon fett genug, dachte Anna bitter. Dann schlief sie ein.

Wenig später, als die Mutter zum Essen rief, erwachte Anna wieder. Wieder schaute sie sich im Spiegel an und wieder stieg dieses bittere Gefühl von Unzufriedenheit in ihr auf. Sie drehte sich vom Spiegel weg und lief in die Küche. Anna stockte der Atem als sie sah was auf dem Tisch stand, käseüberbackene Nudeln, fettiger Fisch in dieser Sosse die sie immer so mochte und zum Nachtisch eine Erdbeerroulade mit viel Schlagsahne. Sie setzte sich leichenblass an den Tisch und fing an zu essen. Immer wieder ging ihr durch den Kopf, dass sie unbedingt abspecken müsse. Sie wollte endlich dazu gehören. Ihre Mutter hatte es gut, sie konnte essen was sie wollte und blieb schlank. Ihr Vater war tot, deshalb konnte sie nicht sagen wie es bei ihm aussieht.
Mit einem resignierten Seufzer erhob sich Anna schon nach dem zweiten Bissen des Nudelauflaufes und ging in ihr Zimmer. Ihre Mutter machte keine anstallten irgendetwas zu tun geschweige denn zu sage. Anna ging ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Dann schaute sie eine weile die Kloschüssel an. Soll ich, soll ich nicht? Ein Versuch könnte ja nicht schaden.
Sie setzte sich auf den Boden vor der Schüssel, steckte sich den Finger in den Hals und erbrach sich. Es war eklig, aber nach dieser Prozedur fühlte sie sich irgendwie besser. Das wollte sie von nun an immer machen, wenn sie es wagen würde zu essen. Sonst würde sie das Essen einfach unterlassen. Sie ging in ihr Zimmer und schaute zum dritten Mal in den Spiegel. Ja, Kleidergrösse XL und haufenweise zu Futtern, das war kein Leben.
Sie packte sich ein paar Sportsachen ein, zerrte das Fahrrad aus dem Keller und radelte an den kleinen See ausserhalb des Dorfes, in dem sie wohnte. Sie zog sich dort Jogginganzug und Badeklamotten an und rannte zuerst zwei Mal um den See und dann ging sie schwimmen. Irgendwie fühlte sich das gut an. Sie schloss die Augen und genoss das lauwarme Wasser um sich herum und die Stille, da selten jemand hierher kommt. Plötzlich hörte sie ein Rascheln und sie erschrak. Sie schaute um sich, als sie nichts entdeckte vermutete sie, dass es ein Tier war, doch da war es schon wieder. Ein bisschen misstrauisch und verängstigt schwamm sie zum Ufer und zog sich so schnell sie konnte ihre Sachen wieder an. Sie wollte schon aufbrechen als plötzlich ein Junge neben ihr stand.

'Hi, mein Name ist Thommy...'







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