Witch Birth - Teil 5

Autor: yuna151
veröffentlicht am: 22.03.2013


Weit entfernt, auf der anderen Seite des Erdballs in einer zweiten Welt, fegte ein heftiger Wind durch die dunklen Katakomben des alten Gemäuers. Der kleine Zwerg Tibur schreckte hoch aus seinen kleinen Tagtraum, hielt sich das Gesicht fest und schlotterte am ganzen Körper. Seine braunen Augen blickten sich angstvoll um, suchten den Unruhestifter.
Auch die anderen Wesen, welche sich hier zuhause fühlten und es sich in den vielen verwinkelten Ecken des Schlosses, gemütlich gemacht hatten, gerieten in wilden Aufruhr und rannten panisch durch die Gänge.
Tibur stürmte zu einen Loch, was ihm als kleines Fenster diente und spähte in die kalte Nacht. Der Schnee glitzerte verlockend schön, doch das gefiel dem Zwerg ganz und gar nicht.
Schnee gab es hier nicht!
Ebenso, wie diese weiße Pracht niemals so schnell die Erde hätte bedecken können, oder so lautlos umhergehen konnte.
Etwas musste geschehen sein. Etwas, das sich auch auf dieses Reich aus zu dehnen schien.
Eigentlich konnte es dafür nur eine einzige Erklärung geben: eine mächtige Hexe hatte das schwarze Buch gefunden!
Ihm stockte das kleine Herz, als er daran dachte, was alles geschehen könnte.
So schnell wie ihn seine kleinen Füße tragen konnten, rannte er die Stufen der alten Treppe hinauf, um zum Turm zu gelangen. Seine Faust schlug kräftig gegen die einzige Tür, die man hier finden konnte, seine Stimme überschlug sich fast.
"Herr!!!"
Mit wild pochenden Herzen und tiefer Panik darin, hielt er den Atem an und wartete geduldig. Was anderes blieb ihm auch nicht übrig, wollte er sich wirklich Gehör verschaffen.
Ein lautes Knarren war zu hören, als die Tür endlich einen Spaltbreit aufging und der mächtige Herr über diese Welt, sich zeigte.
"Was gibt es, Tibur?"
"Seht nach draußen. Wir befinden uns im tiefsten Winter!" Der Zwerg zitterte noch immer und stärker, da das Gesicht seines Herrn sich mit jedem Wort verfinsterte.
"Berufe alle ein! So schnell es geht!"
"Jawohl."
Flink rannte er wieder nach unten und tat was ihm befohlen wurde. Seine Gedanken fuhren Achterbahn, als er an die ganzen Konsequenzen dachte, die dieses Buch mit sich brachte. All das Leid, die Kämpfe.
Schon einmal war dieses Buch der Beginn einer langen, dunklen Zeit gewesen, weshalb es gut verstaut in der Menschenwelt gebannt wurde.
Doch wer hätte ahnen können, dass es dort wieder eine so mächtige hexe geben würde, die es berühren konnte. Womöglich hatte sie es bereits auch aufgeschlagen...
Seine Schritte beschleunigten sich, sein Atem ging stoßweise.


Vriel stand an einen der hohen Fenstern des dunklen Raumes, starrte nach draußen in die noch finstere Nacht und hielt ein offenes Buch über die dunklen Künste in den Händen. Seine verschlossene Miene sah zum Himmel hinauf, zum Mond. Die milchige Farbe zog ihn magisch an, ohne dass er es beschreiben konnte.
Ein Bild versuchte sich in seine Gedanken zu schieben, ihn zu zwingen, sich daran zu erinnern. .
Die rabenschwarze Nacht zog sich immer weiter dahin und so langsam kraute schon der Morgen am weiten Firmament.
Mit einem leisen Knurren wandte er sich wieder dem Raum zu. Vor ihm stand ein großer, runder Tisch, an dem zehn Dämonen, die Oberhäupter der Stämme, saßen und auf eine Entscheidung von ihm warteten. Wie er das verachtete. Nie hatte er seine Ruhe, seitdem er die Nachfolge seines Vaters, Raphael, angetreten hatte.
Geschmeidig wie eine Raubkatze setzte er sich hin und sah zu den anderen am Tisch.
"Vriel! Wir müssen eine Entscheidung treffen.“, wurde er sogleich von Castan, einen grauhaarigen alten Dämon auf gefordert. Castan war einer der Wenigen, die es wagten, ihn unaufgefordert an zu sprechen. Tibur stand neben ihm und beobachtete seinen Meister argwöhnisch. Ihm entging nicht, dass er wieder in Gedanken geweilt hatte. Leider wusste er nicht, welche Gedanken es genau waren. So sehr es ihn auch interessierte, sein Leben war ihm wertvoller als die Erinnerungen von dem mächtigen Dämon.
Der Wolfsdämon verzog genervt das Gesicht.
„Das müssen nicht wir, sondern ich.“, war seine kalte Stimme zu hören. Ein paar der Anwesenden holten erschrocken Luft, lehnten sich im Sitz zurück oder spielten mit ihren Gewändern. Anscheinend hatte ihr Herrscher wieder einmal schlechte Laune. Das hieß ihn auf keinen Fall zu reizen, auch wenn es bedeutete womöglich noch ein paar Stunden hier zu sitzen und zu warten. Darauf das er sich dazu herab ließ, zu antworten.
„Natürlich Vriel, Herr. Wir wollten euch auch in keinster Weise drängen…es ist nur so, das…“ Vriel hatte sein Gesicht wieder abgedreht und der blauhaarige Wasserdämon verstummte automatisch, da er die Gefahr kannte, wenn man den Wolfsdämon zu sehr in die Enge trieb.
Mit dem Herrn war nie zu spaßen, schon gar nicht, wenn etwas ihn nervte.


Minuten verstrichen in denen nur der Klang der Nachttiere zu hören war, die in ihrem festen Schlaf gestört wurden waren. Draußen zog dichter Nebel auf und verschleierte die klare weiße Landschaft. Vriel dachte über die ganze Situation nach. Er wusste genau, dass eine Entscheidung getroffen werden musste.
Nachdem er einen Entschluss gefasst hatte drehte er sich zu den wartenden Ratsmitgliedern um. Seine kalten Augen ruhten auf der Mitte des Tisches, während er sprach.
„Stellt eine kleine Gruppe zusammen. Sie sollen Erkundungen einholen.“
Ein Muskel an seiner Wange zuckte, als er die fragenden Blicke der anderen sah.
„Was?“ Eisige Kälte breitete sich aus.
„Nach was sollen denn genau Erkundigungen eingeholt werden?“, traute nur der Blauhaarige zu fragen. Alle anderen schienen in ihren Sitzen zu schrumpfen oder die Luft an zu halten.
„Wer es hat!“, war das einzige was der mächtige Herrscher von sich gab.
Solange er denken konnte, gab er nur solch einsilbige Antworten von sich und es war ihm egal, was andere darüber denken mochten.
„Okay, wie ihr wünscht. Sollen Kyra und Fero die Truppen anführen?“, hörte er dann Tibur fragen.
Diesmal nickte er nur.
Die beiden waren am besten dafür geeignet, auch wenn sie im Vergleich zu ihm noch sehr jung waren, hatten sie eine erstaunliche Kraft und Ausstrahlung. Ganz zu schweigen von ihrer mehr als kalten Art.
Unschlüssig, was nun noch zu klären war, sahen sich die Ratsmitglieder an. Einer nach den anderen ließ den Blick zu Vriel gleiten.
„Ist noch etwas?“, fragte er etwas ungehalten. Zucken und Keuchen war zu bemerken.
„Wir wollten gerne noch wissen, was ihr wegen des Problems gedenkt zu tun."
Fragend hob ihr Herr eine Augenbraue.
War ihm etwa schon wieder eine Sache entgangen? Er war in letzter Zeit ziemlich oft unaufmerksam, was solche Nichtigkeiten anbelangte.
Der Blauhaarige versuchte ihn nicht genau anzusehen, und doch sprach er ernst weiter.
"Uns ist natürlich klar, dass wir nicht viel machen können, solange wir die Hexe nicht haben, aber dennoch sollten wir bestimmte Maßnahmen ergreifen."
"Tut was ihr für richtig haltet!"
Er stand auf lief langsam auf die große Tür des Raumes zu und trat lautlos hinaus.

Seine Gedanken waren ununterbrochen nur auf diese Sache konzentriert. Das Buch musste so schnell wie möglich gefunden und endgültig zerstört werden. Nur so war gewährleistet, dass es niemals wieder Schaden anrichten könnte.


Zephyr stand am Rand des Waldes, gut zwischen den tiefen Ästen und den hohen Büschen verborgen, konnte er das Haus beobachten. Seine gelben Augen leuchteten in der Dunkelheit verstärkt.
Auch er hatte es gespürt, diese alles verschlingende Macht und die zerstörerische Natur dieser gefürchteten Macht.
Also hatte er sich nicht getäuscht. Sie war eine Hexe. Eigentlich hätte es ihm schon in dem Moment klar sein müssen, als sie ihn nur gebannt angesehen hatte, nicht aber vor Angst geflohen war.
Hexen waren bekanntermaßen mit der Natur, also auch den Tieren, verbunden. Das galt auch dann, wenn ein Dämon, die Gestalt eines anderen Lebewesens annahm.
Seine empfindliche Nase nahm den schwach süßlichen Geruch von Blut auf. Er drehte den Kopf ein wenig. Nein, es musste aus dem Haus kommen. Wahrscheinlich von dem Buch selbst...Immerhin hatte es viele Opfer erfordert, dieses Schriftstück in die Welt der einfachen Menschen zu bringen.
Auch er war dabei gewesen und hatte unzählige seiner Art auf qualvolle Weise sterben sehen, selbst war er davon verschont geblieben, da er lediglich als Aufpasser gedient hatte.
Doch das half ihm nun auch nicht. Er musste das Mädchen aufhalten, egal zu welchem Preis. Und das dieser Preis sehr hoch wäre, daran hegte er keinerlei Zweifel.
Nicht tief in seinem Herzen.






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