Witch Birth - Teil 4

Autor: yuna151
veröffentlicht am: 08.03.2013


Verängstigt huschte sie in ihr Zimmer, verscheuchte alle Gedanken und legte sich so angezogen wie sie war, ins Bett hinein.
So viel beschäftigte sie, hielt sie noch eine Weile wach.
Erst dieses ständige Gefühl beobachtet zu werden, obwohl sie sich so sicher war, das niemand sie anstarrte...Zumindest war sie bis vorhin dieser Meinung gewesen. Nun war sie verwirrt. Verwirrt und gleichzeitig so merkwürdig beruhigt. Dieses Tier, dieser Wolf, kam ihr bekannt vor. Als würde sie ihn schon lange kennen, was nicht möglich sein konnte. Wäre sie schon einmal, einen Wolf begegnet, hätte es sich definitiv in ihr Gedächtnis geprägt.
Dann war da noch die verstaubte Bibel, von der sie sich ebenfalls unweigerlich sicher war, sie wirklich gesehen zu haben.
Doch anfassen, konnte sie das Buch nicht. Und auch keiner der beiden Freunde, hatte sie überhaupt sehen können.
Zu guter Letzt gab es dann noch, dass sie den Weg wusste, ohne in tatsächlich zu kennen. Das konnte nicht nur einfach Instinkt gewesen sein.
Es vergingen Stunden bevor sie es schaffte, die Augen geschlossen zu halten und ins Traumland zu gleiten.
Und wieder sah sie Bilder...


Die kleine Hütte war nur vom Schein des Feuers erleuchtet, hell genug, das man gemütlich beieinander sitzen und sich unterhalten konnten.
Das kleine Mädchen, nicht älter als zwölf Jahre, saß bei ihrer geliebten Mutter auf den Schoß und ließ sich das lange schwarze Haar bändigen, während sie eine Geschichte erzählt bekam. Ihr Vater saß am einzigen Tisch in der kleinen Behausung und schnitzte seine Pfeile für die Jagd.
Alles war harmonisch und wirklich so friedlich.
"Mama, warum mag man keine Hexen. Die tun doch nichts Böses." Die kleine Kinderstimme wirkte seltsam ernst und wachsam.
"Weil man sich vor allem fürchtet, was man nicht erklären kann."
"Aber ich kann es doch erklären. Wir können Dinge bewirken. Gute wie schlechte."
Die Mutter, mit ihrem ebenfalls rabenschwarzen Haar, strich ihrer Tochter liebevoll über die leicht gewellten Haare.
"Genau vor den schlechten haben die Menschen Angst, mein Schatz."
"Dann sind sie dumm. Wissen sie denn nicht, dass wir gute Hexen sind?"
"Woher sollten sie es wissen? Sie fragen nicht, handeln nur."
Das kleine Mädchen drehte sich ein Stück herum, eine Hälfte des Gesichts im Schein des Feuers hell erleuchtet, das andere dem dunklen Schatten zugewandt.
"Dann muss man es ihnen sagen! Auch wenn sie nicht danach gefragt haben."
"So einfach ist das nicht, Meredith. Wenn du sagen würdest, du seist eine Hexe, würdest du sofort getötet werden. Du darfst also niemals jemanden sagen, was du bist!"
Das Mädchen schluckte hart und drehte sich wieder ab.
"Ich verstehe."
Damit schwieg sie und hing ihren Gedanken nach.
In der plötzlichen Stille, die daraus entstand und nur wann und dann kurz von den Schnitzgeräuschen unterbrochen wurde, hallte eine Stimme wieder.

"Hexen!"

Die Leute in der kleinen Hütte, zuckten zusammen und sahen sich panisch an.
"Meredith, hast du schon etwas gesagt?", fragte die Mutter unvermittelt. Das Mädchen schüttelte den Kopf, ihre Schwester, die endlich aus einer Ecke kam, nickte jedoch.
"Ich war es, Mutter. Ich hatte es Leid, das wir unsere Stärke verstecken müssen. Das wir verleugnen müssen, was wir sind...wer wir sind!"
Die hübsche siebzehnjährige mit den elfenblonden Haaren und der zierlichen Figur, sah ihre Mutter ernst in die dunklen Augen.
"Gwen, was hast du nur getan?" Sie packe Meredith an den Schultern.
"Versteck dich hinter der Hütte im Wald und komme nicht hervor, bis einer von uns dich holt."
Das kleine Mädchen erschauderte, nickte und schlich aus einem kleinen Loch heraus in die finsterte Nacht.
Sie hatte den Wald erreicht, als die Schreie ihrer Familie sie stehen blieben und sich umdrehen ließen.
Die kleine Hütte, aus Holz und Stroh, stand in Flammen, die alles verschlangen.
Immer wieder erklang ein weiterer Schrei, verzweifelt und gequält.
Dem Mädchen stockte das Herz!
Ihr erster Reflex war es, zurück zu rennen, zu versuchen, ihre geliebten Eltern und die Schwester zu retten. Doch die Worte ihrer Mutter, ließen sie sich abwenden und in den tiefen schwarzen Wald rennen, von panischen Schrecken gepackt.


Wieder wachte Meredith schweiß gebadet auf und ihr Atem stockte. Das Herz klopfte ungebärdig schnell.
Noch nie hatte sie etwas vor der Jagd gesehen. Und noch nie hatte sie den Namen des kleinen Mädchens erfahren.
Warum hatte sie plötzlich einen anderen Traum, der doch mit ihrem zusammen hing?
Selbst jetzt, nach ein paar Minuten im wachen Zustand, hörte sie die Schreie in ihren eigenen Ohren, spürte die Qual dieser Leute nur zu deutlich.

"Meredith!"

Verschreckt, zuckte sie gewaltig zusammen.
Von Panik bestimmt, suchten ihre blauen Augen das Zimmer ab, blieben schließlich an der offenen Tür hängen und weiteten sich kaum merklich. Etwas stand dort. Nein. Jemand stand dort.
"Wer bist du?", wollte sie flüsternd wissen und zog die Beine, so eng es ging, an den Körper.
War es wieder nur eine Einbildung, die sie hier heim suchte? Oder schlief sie womöglich noch immer, ohne es zu wissen oder zu realisieren.

"Komm mit mir..."

Meredith schüttelte den Kopf, ihr rabenschwarzes Haar rutschte halb vor ihr Gesicht, die Augen waren wachsam auf die Gestalt gerichtet. Sie bewegte sich nicht, gab kein weiteres Geräusch.
"Wohin? Und wieso?", fragte sie wieder, nicht daran glaubend, eine Antwort zu erhalten. Und so war es auch.

"Komm mit..."

Die Gestalt entfernte sich und verschwand kurz darauf vollkommen aus ihrem Blickfeld.
Mit Angst im Kopf, stand sie zitternd auf und schlich zur Tür. Vorsichtig spähte sie hinaus, sah den Schatten noch zur Treppe hinauf eilen.
Genauso flink, tapste sie leise hinterher, damit Finn und Ann nicht wach werden würden.
Immer wieder hörte sie ihren Namen und das sie kommen solle. Sie folgte einfach nur, Angst schnürte ihre Kehle zu und ließ sie leicht frösteln. Mit den Händen strich sie über ihre bloßen Arme, versuchte diese eisige Kälte zu verwischen, oder Hitze entstehen zu lassen.

"Nach oben!"

Abrupt blieb Meredith stehen und sah hinauf, wo man eine kleine Tür entdecken konnte, wie es früher so üblich war, wenn man einen Dachboden hatte.
Um an die Schnur zu kommen, musste die Schwarzhaarige ein paar Mal hoch springen und danach langen.
Nachdem sie endlich geschafft, die Schnur fest in ihren Händen hatte, zog sie so fest sie konnte daran.
Erst tat sich rein nichts, ließ sie frustriert seufzen, doch dann knackte es verdächtig, und ihr kam die Tür, mit samt der der Rolleiter, entgegen. Sie wich einen Schritt zurück und lauschte.
Waren ihre Freunde wach geworden von dem unvermeidlichen Lärm?
Nein, es war noch immer still im unteren Stockwerk.

"Komm!"

Langsam begann es Meredith schon zu nerven, ihre Angst war wie weg gefegt, die Gänsehaut vollkommen verschwunden.
Behutsam stieg sie die schmalen, alten Stufen hinauf und musste den Würgereiz unterdrücken, da die stickige, modrige Luft ihr den Sauerstoff zum Atmen raubte.
Der Raum war Stockdunkel, dennoch konnte Meredith alles sehen, als wäre ein Licht an. Verwundert nahm sie die spärliche Ausstattung in Augenschein, fuhr mit zittrigen Fingern über einige Möbelstücke entlang.
"Was soll ich hier?", murmelte sie zu sich selbst und wurde von einem Punkt in der hintersten Ecke, wie magisch angezogen.
Langsam, fast schon andächtig, schritt sie drauf zu, hielt den Atem an und streckte eine der zittrigen Hand in diese Ecke, gespannt was dort sein möge.
Sie befürchtete, einer Ratte oder Spinne zu begegnen, mit denen sie so gar nicht auskam, doch ihre Finger berührten zaghaft etwas Hartes, Festes.
Auch ihre zweite Hand verschwand in der kleinen Nische. Schnell war sie sich sicher, dass ihre Finger an einen Buch lagen, mit einer Inschrift, die sich derb abhob.
Vorsichtig holte sie es heraus, wischte den Staub weg und las den Titel laut vor.


"Su...Mo...Dre!"





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