safe. - Teil 4

Autor: himbäre.
veröffentlicht am: 17.08.2012


ehem. ja.. ;D Ich hab es auch mal geschafft, weiter zu schreiben.
Viel Spaß ;)

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Woher wusste er, dass ich mit dem Fahrrad zur Schule fuhr? Ist ja auch egal. Ich konnte es ihm ja auch nicht übel nehmen, dass er auf mich wartete, schließlich kannte er den Weg zur Schule nicht. Allein sein Anblick ließ meine Knie weich werden. Wie schaffte man(n) es so gut auszusehen? Ich selbst achtete zwar auch auf mein Aussehen, aber lange nicht so sehr wie einige Mädels aus meinem Jahrgang, die alle zwei Minuten in den Spiegel schauen mussten. Die standen morgens bestimmt eine Stunde im Bad und sahen hinterher immer noch nicht gut aus, sondern meiner Meinung nach einfach nur künstlich. Zugekleistert mit Schminke. Aber Samuel war einfach von Natur aus hinreißend. Nicht dass er sich schminken würde, aber er brauchte definitiv nichts zu verdecken oder zu kaschieren. Die männlichen Gesichtszüge sprachen für sich, genauso wie sein trainierter Körper. Und sie sprachen eine verdammt anziehende Sprache. Ich atmete einmal tief durch um mich und meine Gedanken einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Dann schwang mich auf den Sattel und rollte auf die Straße. Samuel folgte mir. „Hi.“, begrüßte ich ihn, mit einem strahlenden Lächeln. „Morgen.“, kam es zurück. Sofort verblasste mein Strahlen ein wenig. Welch eine knappe Antwort.
Doch ich dachte mir nichts weiter dabei, außer dass ich das nach meiner ebenfalls knappen Antwort gestern wohl verdient hätte. Es war ein schöner Morgen und den wollte ich mir nicht durch Grübeln verderben. Die ersten Sonnenstrahlen kamen nun zwischen den Blättern der Bäume am Straßenrand durch und ließen den grauen Asphalt gleich freundlicher wirken. Auch die Fahrt war echt angenehm, angenehmer als sonst. Ich war mir sicher, dass das an meinem Begleiter lag. Immer wieder schaute ich ihn verstohlen an und war auch immer wieder beeindruckt. Er strahlte so etwas Faszinierendes aus, was mich jedes Mal in den Bann zog. Gut, jedes Mal ist vielleicht übertrieben, da ich ihn noch nicht einmal einen Tag kannte, aber er war einfach unglaublich. Wir sprachen nicht viel, eigentlich gar nicht, doch das war nicht schlimm, denn wir beide genossen den Morgen. Hinter der letzten Kurve kam ein Betonblock in der Landschaft oder kurz >Schule< zum Vorschein. Nein, es war nicht wirklich ein Ort zum Wohlfühlen, aber wer fühlte sich schon in der Schule wohl?! Wir stiegen von unseren Rädern und schoben sie durch das Tor, über den Schulhof auf die Fahrradständer zu. Allein diese 50 Meter reichten aus, dass Samuel die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich habs ja gesagt, dachte ich seufzend, während wir die Fahrräder anschlossen. Mein Vorhaben, den Tag auf mich zukommen zu lassen, zerplatzte genau jetzt, wie eine Seifenblase, die auf den Boden kommt. Meine Seifenblase wurde bis hierhin von dem kleinen Funken Hoffnung getragen, ich würde weiterhin mit Samuel zu tun haben und wir könnten vielleicht sogar Freunde werden. Doch als ich die Blicke meiner Mitschüler – und besonders die meiner Mitschülerinnen sah, wusste ich, dass daraus nix werden würde. Ich versuchte mich also möglichst schnell zu entfernen, doch weit kam ich nicht, denn Samuel rief mir hinterher: „Emily, warte auf mich!“ Er lief mir nach. „Ich kenn mich doch hier nicht aus.“, fügte er hinzu, als er mich erreicht hatte. Meine Resignation war schnell voran geschritten und ich gab mir keine Mühe, als ich ihm antwortete: „Ich bin sicher, du wirst jemanden finden.“ Dabei deutete ich auf Kristy, Mary, Stacey und Ashley. Die besagte Tussenclique unserer Schule, die sich auch schon anschlich. Heimlich wurden sie „evyl“ genannt, was eine Ableitung von „evil“(engl. für „böse“) sein soll. Das „i“ ist aufgrund der 4 „y“ in deren Namen ersetzt worden. Okay, genug der Infos. Ashley, der Kopf von evyl, ließ mal wieder nix anbrennen und stolzierte albern mit dem Hintern wackelnd zu Samuel. Sie verwickelte ihn in ein Gespräch und versuchte dabei so oft wie möglich ihre Hände irgendwo auf Samuel Körper zu platzieren. Ich setzte meinen Weg schleunigst fort, damit ich mich nicht mitten auf dem Hof übergab. Albern, billig, aufgesetzt, … mir würden noch viele andere Begriffe einfallen, wenn ich lange genug darüber nachdachte, aber Vi unterbrach mich mit einer Umarmung. „Dein neuer Nachbar ist ja mal sowas von süß. Samuel oder wie hieß er gleich?“ „Ja.“, gab ich nur knapp als Antwort. Da wären wir auch schon wieder beim Thema. Samuel. Wie gestern schloss sich ein kalter Nebel um mein Herz und versetzte ihm einen Stich. Ich gab während ihres Redeschwalls nur einzelne Worte von mir, um Zustimmung oder auszudrücken oder eben nicht. Doch der Nebel hatte mich schon mehr oder weniger abgeschaltet. Wir liefen mittlerweile mit einem Haufen anderer Schüler die Flure entlang und ich hatte gar nicht gemerkt, dass Viola das Thema gewechselt hatte. „… nicht so schön oder Emmy?“ „Äh… sorry. Hab grad nicht zugehört. Was ist nicht so schön?“ „Sonnenblumengelb, die Trendfarbe des Sommers.“ „Nein, die ist total hässlich. Passt ja auch nix zu.“, gab ich schnell meinen Kommentar ab. Was interessierte mich die Trendfarbe des Sommers? Ach ja, wegen Viola „interessierte“ ich mich dafür. Obwohl, wenn ich darüber nachdachte, „interessierten“ mich wegen Viola oft Dinge, die mir eigentlich am Allerwertesten vorbei gingen. „Eben.“, wollte Vi unser sehr wortreiches Gespräch wieder aufnehmen. Aber schon standen wir vor dem Unterrichtsraum für Englisch, der ersten Unterrichtsstunde heute. Sie und ich setzten uns auf unsere Plätze. Leider saßen wir getrennt, weil der Lehrer meinte, dass wir zu viel redeten. Vi wurde neben Aurelie gesetzt, eine gute Freundin von uns. Die hatte es gut, sie hatte wenigstens jemanden zum Reden. Ich musste von da alleine die Stunden absitzen. Nur gut, dass Englisch ein Fach war, das ich mochte. Sonst hätte es echt düster für mich ausgesehen. Meine Gedanken schweiften zu Samuel. Hatte ich eben überreagiert, als ich ihn stehen gelassen habe? Doch wer war ich, wenn ich überreagierte?! Ich kannte mich nicht als ein Mensch mit plötzlichen Gefühlausbrüchen, denn normalerweise, achtete ich darauf, mich unter Kontrolle zu haben. Doch seit gestern fiel es mir schwer – besonders Samuel gegenüber – mich zu beherrschen. Ich erlag meinen Gefühlen und schleuderte sie dem unschuldigen Kerl mitten ins Gesicht. Er tat mir schon fast leid, dass ausgerechnet er darunter leiden musste. Er hatte mir ja an sich nichts getan. Bevor ich weiterdenken konnte, schob sich ein pinker Minirock vor meinen Tisch und damit in mein Blickfeld. Ich musste nicht hochgucken, um zu wissen, wer es war, doch ich tat es trotzdem. Noch während ich meinen Kopf etwas nach hinten neigte, fragte ich augenrollend: „Was willst du, Ashley?“ „Einen schnuckeligen Kerl hast du da angeschleppt.“, sagte sie mit einem Lächeln auf ihren rosa Barbie-Lippen. „Und so hilflos. Wo er sich hier doch nicht auskennt…“ Der unschuldige Blick blieb nicht lange in ihrem zugekleisterten Gesicht. Sie schaute mich direkt an. „Genau meine Kragenweite. Also: falls du Absichten bei ihm hast, das kannst du dir gleich abschminken.“ Damit drehte sich Ashley auf ihrem übertrieben hohen Absatz um und gesellte sich wieder zu ihrem Gefolge.
Abschminken, haha, dachte ich. Das hätte diese falsche Puppe mal nötig. Was glaubte die eigentlich, wer sie war?! Sie konnte mir Samuel wohl kaum verbieten. Obwohl, sie konnte ihn mir zwar nicht verbieten, aber hatte ich überhaupt eine reelle Chance bei ihm? Ich meine, er war so perfekt, dass kein Junge aus meinem Jahrgang auch nur annähernd an ihn rankam. Also: Nein, beantwortete ich mir meine Frage. Dann sollte ich ihn mir aus dem Kopf schlagen. Ja, das wäre glaube ich das Beste für alle. Vi, Ashley und alle anderen Mädchen würden mich in Bezug auf Samuel nicht mehr kümmern und ich würde auch von keiner Eifersucht übermannt, wenn es nichts gab, worauf ich hätte eifersüchtig sein können. Ich würde mich einfach nicht mehr für Samuel interessieren, alles was ich gestern und heute gefühlt hatte, löschte ich aus. Samuel war einfach nur ein Bekannter. Mehr nicht. Und er würde auch nie mehr werden als ein Kumpel. Das nahm ich mir vor. Ich schloss meine Augen um meinen Entschluss zu festigen und alles aus meinem Kopf zu verbannen. Ich machte Platz für gähnende Leere. Samuel, dachte ich und es durchzuckte mich. Hatte ja super geklappt, mit dem Ausradieren. Da war es wieder. Alles war wieder da. Mist. Also nochmal. Augen zu, Gefühle raus. So. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich dabei die Luft angehalten hatte und atmete jetzt kräftig aus.
Keine Sekunde zu früh, denn da ging die Tür auf und ein neuer Schüler kam herein, zusammen mit Mr. Gordon, unserem Englischlehrer. Chucks, verwaschene Bluejeans, graues, enges Shirt mit V-Ausschnitt, muskulöser Oberkörper, insgesamt sportlich. Als mein Blick zu seinem Gesicht wanderte blieb mir der Atem stehen. Diese markanten Gesichtszüge, die verwuschelten, braunen Haare, die schokoladenbraunen Augen. Perfekt. Und alles kannte ich. Es hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Seit ich Samuel gestern das erste Mal gesehen hatte.






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