safe. - Teil 2

Autor: himbäre.
veröffentlicht am: 12.06.2012


Viel Spaß mit dem zweiten Teil :)
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Eigentlich ging ich nicht mehr zur Schule, ich hatte mein Abitur seit letztem Jahr in der Tasche, doch offiziell machte ich erst nächstes Jahr mein Abi.
Der Eisbecher kam und er war wirklich groß. Selbst ich, ein großer Fan von Eis, war froh, dass ich ihn mir mit Emily teilte. Erdbeere, Banane, Apfel, Kiwi und Ananas konnte ich an Früchten ausmachen. Die Ananas überließ ich Emily, sie mochte dafür Äpfel nicht so gerne. Den Rest der Früchte teilten wir uns. Zwischen zwei Löffeln fragte Emily: "Und, was treibt dich nach Denver?" "Ich wollte einfach weg von zu Hause. An meiner alten Schule bin ich außerdem schon zwei Mal sitzen geblieben." Etwas Besseres war mir so schnell nicht eingefallen. "Und jetzt wohnst du ganz alleine?" Ich nickte. "Respekt. Ich glaube, ich würde das nicht hinbekommen." Sie lachte kurz auf. "Obwohl ich mir das auch spannend vorstelle. Und als eine Herausforderung sehe. Einerseits bist du freier, in dem was du machst und was du nicht machst, andererseits musst du auch gucken, dass du alles hintereinander bekommst." "Ja, ich bin auch mal gespannt, wie das wird.", gab ich lächelnd zu. Wir löffelten das Eis zu Ende und Emily lehnte sich mit einem Seufzer zurück. "Das war lecker, aber wie trainieren wir das jetzt wieder ab?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich lachte kurz auf. Bei ihrer Figur würden diese Paar Gramm garantiert nicht stören, aber ich hatte eine Idee: "Wie wär's wenn wir den Stadtrundgang dazu nutzen?" "Gute Idee, aber dann müssten wir wahrscheinlich joggen. Aber so ein Bummel ist ja auch Bewegung und somit besser als nichts.", stimmte Emily zu. Ich ließ diese Aussage von ihr unkommentiert. Dieser Eisbecher würde ihr ganz bestimmt nicht schaden aber Frauen haben ja eh ein anderes Körpergefühl.
Ich bezahlte das Eis, obwohl Emily protestierte und mir auf jeden Fall die Hälfte zurück geben wollte. Ich lehnte das Geld ab und nahm es als Entschädigung dafür, dass sie mir die Stadt zeigte.
Sie wusste an vielen Orten eine Geschichte zu dem Ort zu erzählen und zeigte mir Häuser mit verschnörkelten Malereien auf den Giebeln und empfahl mir einige Geschäfte, die jedoch geschlossen hatte, da heute Sonntag war. Ich war froh, dass ich noch einmal mit Emily hier war, denn bei meinen vorherigen Touren hatte ich das Augenmerk mehr auf die Vernetzung und Anordnung der Straßen und Gassen gelegt. So sah ich wirklich schöne Seiten von Denver und lernte hier und da noch etwas über die Stadt.
Wir waren gerade am Rathaus angekommen und Emily erzählte mir ein wenig über die Geschichte des Rathauses - ich war echt erstaunt, dass sie so viel wusste -, als ein Mädchen auf uns zukam, Emily begrüßte und sie umarmte. Dann erklärte mir Emily, dass das ihre beste Freundin war und stellte mich als ihr neuer Nachbar vor. Die Freundin war ebenfalls hübsch mit ihren kinnlangen dunkelbraunen Haaren und den strahlenden pazifikblauen Augen. Außerdem war sie kurviger und etwas kleiner als Emily. Sie hatte ein nettes Lächeln und wirkte sehr selbstbewusst auf mich. Dann verwickelte sie mich auch sofort in ein Gespräch. "Und du bist jetzt Emilys neuer Nachbar?" "Sieht so aus.", erwiderte ich freundlich. "Na dann werden wir uns ja in Zukunft öfter sehen.", sagte Emilys Freundin mit einem Zwinkern. "Verrätst du mir deinen Namen?" "Ich bin Samuel." "Viola. Aber du kannst mich ruhig Vi nennen. Kriege ich deine Handynummer?", sie reicht mir die Hand und hielt sie meiner Meinung nach etwas zu lange. Außerdem ging sie ganz schön ran. Etwas zu sehr, fand ich. "Wann anders vielleicht.", blockte ich also ab. "Schade. Ich muss aber auch schon wieder weg. War schön dich kennen gelernt zu haben. Bis bald. Ciao Emmy!“ „Ciao!“, sagten Emily und ich im Chor. Ich guckte sie an und und wir mussten beide grinsen. Viola drehte sich um, nicht ohne mir noch einmal zuzuzwinkern und lief über den Rathausplatz in eine schmale Gasse. Wir schauten ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Dann wandte Emily sich an mich. „Tut mir leid, dass sie dich so angebaggert hat, aber so ist sie immer, etwas aufbrausend und lässt nix anbrennen.“ Ich musste grinsen. Jetzt entschuldigte sie sich tatsächlich für ihre Freundin. „Ist schon okay, ich komm damit klar.“, erklärte ich, immer noch mit einem Grinsen im Gesicht. „Was grinst du so?“, fragte Emily nach. „Ach..nichts.“ Ich bemühte mich das Grinsen zu unterdrücken und zu meinem Glück allmählich verschwand es auch auf natürliche Art und Weise aus meinem Gesicht und ich konnte meine Gesichtsmuskeln entspannen. Emily schaute kurz auf die Uhr und wieder weg. Dann schaute sie noch einmal hin und erschrak. „Scheiße! Schon 8 Uhr! Ich weiß, dass ist eigentlich nicht spät, aber würde es dir was ausmachen, wenn wir zurück gehen? Ich muss nämlich noch Hausaufgaben machen und für eine Arbeit lernen. Außerdem ist morgen Schule und ich muss früh raus.“ Sie sprach schnell. „Nein, das würde es nicht. Wir können uns gerne auf den Rückweg machen.“, erwiderte ich ruhig und musste schon wieder lächeln. Was war bloß heute los mit mir, ich war doch sonst nicht so eine Grinsebacke. Emily hatte es anscheinend wirklich eilig, also gingen wir zurück, am Eiscafé vorbei und bogen in eine von vielen Gassen ein, die vom Pucciniplatz abgingen. Auf den Rückweg fragte ich Emily: „Auf welche Schule gehst du denn?“ „Ich bin auf der Norman Dylan. Und wo gehst du hin?“ „Ich schätze wir sind ab morgen auf der gleichen Schule.“ Ich musste schon wieder ein Lächeln unterdrücken, doch Emily schien diese Tatsache wenig zu begeistern. „Schön.“, antwortete sie knapp. Ich wunderte mich etwas, über die kühle Antwort, aber dachte mir weiter nichts dabei.
Als wir vor ihrem Gartentor angekommen waren, verabschiedete ich mich und ging auf mein Zuhause auf Zeit gegenüber zu. Ich schloss die Tür auf, trat ein und wartete bis sie in Schloss fiel. Dann ließ ich mich auch fallen. Und zwar auf das Sofa, das sehr gemütlich war. Ich fühlte mich nicht nur auf dem Sofa wohl, sondern eigentlich ein der ganzen Wohnung, obwohl ich erst seit gestern hier war. Das Sofa stand an einer hüfthohen Trennwand, welche sich neben dem Türrahmen entlang der Rückseite des Sofas zog. Gegenüber von mir war ein Fernsehbildschirm an die Wand montiert, unter ihm stand die ganze TV-Anlage und zwischen Sofa & TV stand ein brauner Couchtisch. Dieses „Wohnzimmer“ wurde von links beleuchtet, dort bestand die Wand vollständig aus Glas bzw. Fenstern. Wenn man an der Wand mit dem Bildschirm entlang schaute, kam zuerst ein Fenster auf halber Höhe mit weißen Sprossen und dann grenzte die Küche an diese TV-Sitzecke. Sie war größtenteils in Weiß gehalten, was mir ein Gefühl von Reinlichkeit vermittelte. Eine Küchenzeile mit Herd, Backofen, Kühlschrank, Mikrowelle und zwei Küchenschränken boten genügend Platz für mein Hobby: Kochen. Ich liebte es bei guter Musik verschiedene Gerichte zu kreieren und mit Gewürzen und ihren Geschmacksrichtungen zu experimentieren. Hinter mir und der Trennwand befand sich ein kleiner Flur, von dem drei Türen abgingen. Einmal eine Tür zum Büro, die sich direkt hinter mir befand, links daneben eine, die zum Schlafzimmer führte und die letzte war die des Bades. Schlafzimmer und Bad waren praktischerweise miteinander verbunden, durch eine andere Tür im inneren der Zimmer, dennoch waren sie beide vom Flur aus zu erreichen. In meinen Gedanken lobte ich die Innenausstatter für die geschmackvolle Einrichtung, die in der ganzen Wohnung vorhanden war. Da fiel mir ein, dass ich ja nun täglich Bericht erstatten musste, weil ich nicht mehr jeden Tag in der Zentrale war. Gestern war noch nicht viel passiert, außer, dass ich ausgepackt und die Stadt noch einmal erkundet hatte, darum erhob ich mich wieder von dem gemütlichen Sitzplatz und ging ins Büro, um meinen ersten Bericht zu schreiben und abzuschicken. Im Büro standen noch zwei Kisten herum, aus denen ich bisher lediglich meinen Laptop genommen hatte. Ich setzte mich an den Schreibtisch, der aus Metallstreben und einer Glasplatte bestand und schaltete den Laptop an, den ich hier platziert hatte. Ich öffnete das unternehmenseigene Mailprogramm und loggte mich mit dem allgemeinen und meinem persönlichen Sicherheitskey ein. Gut, dass ich die Internetverbindung schon gestern installiert hatte, denn darauf hätte ich jetzt echt keine Lust. Ich hatte keine neuen Mails. Gut, so blieb alles erst einmal so, wie es gestern vereinbart worden war. Mein Chef hatte mir gesagt, dass er sich melden würde, sobald es Änderungen in der Planung gab. Also schrieb ich ihm, dass ich Emily heute erst einmal kennen gelernt hatte und dass nichts Außergewöhnliches passiert war. Ich drückte auf ‚Senden‘ und loggte mich wieder aus. Dann checkte ich meine privaten Mails. Meine Mutter hatte mir eine ellenlange Mail geschrieben, aber ich beschloss sie morgen zu lesen. Ich konnte mir schon denken was drin stand. Sie vermisste mich und wollte am liebsten, dass ich zurück kam. Und das, wo ich erst einen Tag weg war. Ich kannte doch meine Mutter. Das musste ich mir jetzt nicht noch reinziehen. Also schaltete ich den Laptop wieder aus, weil ich auch merkte, wie müde ich war. Schnell unter die Dusche, den Tag abwaschen und dann legte ich mich in Boxershorts ins Bett. Doch die Dusche hatte meinen Kreislauf wieder in Schwung gebracht, sodass ich noch wach lag. Ich dachte über den Tag nach und je mehr ich das tat, desto deutlicher wurde mir bewusst, dass ich nicht zum Vergnügen hier war, sondern um meinen Job zu machen. Aber ließ sich auch nicht alles mit meinem Job rechtfertigen. Ich beschloss, mich voll und ganz auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Ich musste diese innere Blockade aufbauen, weil sonst alles aus dem Ruder geraten könnte und das wäre wirklich nicht hilfreich.






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