A cruel life with a glimmer of hope - Teil 3

Autor: Jessica
veröffentlicht am: 07.07.2011


Kapitel 3

Ich starrte ihn fassungslos an und hätte am liebsten seinen Arm vor meiner Nase weggezerrt. Aber er krallte sich am Türrahmen fest.
„Lass uns eine Runde spielen, ja?“, fragte er freundlich und ich wollte auch das Angebot abschlagen, aber irgendetwas trieb mich dazu, es doch anzunehmen.
„Also gut.“, grinste ich siegreich und stellte meine Tasche auf die Bank. Das Spiel dauerte fast frei Stunden und er war unglaublich stark. Schließlich standen wir im dritten Satz und meine Hände zitterten vor Nervosität. Wenn ich gewinnen würde, wäre, das extrem peinlich für ihn als Junge. Ein Mädchen gewann gegen einen neunzehn jährigen Kerl. Aber dann kam eine unerwartete Wende, die das Spiel beendete. Ich verlor und zwar im letzten Satz zu null. Fürchterlich peinlich. Schockiert setzte ich mich auf die Bank und konnte es nicht fassen, was er gerade getan hatte. Ich führte doch.
Er setzte sich neben mich und stützte sich mit den Ellenbogen auf seinen Beinen ab.
„Unglaublich, ich habe verloren.“, murmelte ich fassungslos.
„Dein Problem war, das du nicht strategisch denkst. Obwohl ich drei Leistungsklassen unter dir bin, habe ich einen LK 7er geschlagen und sogar gewonnen. Irgendwann ist wirklich nur Köpfchen gefragt. Heinz versucht es dir ständig beizubringen, aber irgendwie verstehst du es nicht ganz, was er dir damit sagen will. Also bat er mich es dir zu zeigen.“
So ist das also. Er fragte mich überhaupt nicht freiwillig, ob ich mit ihm mal spielen möchte, sondern wurde von Heinz beauftragt? Ich seufzte schwer, packte meine Tasche und ging schweigend vom Platz. Das Clubheim war leer, sodass ich mir auch unangenehme Blicke vermeiden konnte. Fertig geduscht, stand Tom immer noch draußen um auf mich zu warten.
„Komm, ich nehme dich mit.“, rief er zu mir und zog seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche. Wäre es jetzt unhöflich abzulehnen?
Ich nickte leicht und auf dem Parkplatz hielten wir an einem R8. Ein verdammt teures Auto. Ich stieg ein und legte davor meine Tasche in den praktischen Kofferraum. Im Auto schwiegen wir ständig, bis ich ihm sagen musste, das er am Frauenhaus halten machen sollte. Tom wusste genau was das bedeutete und was ich durch machen musste. Vielleicht hatte er sogar jetzt ein völlig anderes Bild von mir. Er hielt vor der Einfahrt an und ich stieg aus, nahm meine Tasche, ließ nur ein murrendes “Danke“ von mir und lief ins Haus hinein. Mir war es so unangenehm dass er jetzt wusste, dass ich in einem Frauenhaus wohnte und genau das hasste ich so sehr. Deswegen musste ich mir schleunigst eine Wohnung nehmen.
Nach drei Wochen hatte ich es auch geschafft. Meine Wohnung war in der Nähe des Tennisplatzes und nahe an der Stadt. Für mich und Nevio reichte sie vollkommen aus. Lea begann zu weinen, als wir unsere Sachen packten und wie sehr wünschte sie sich auch aus diesem Haus heraus zu kommen, aber ihre Angst war dafür zu groß. Ich bot ihr so oft an mit uns mitzukommen, aber aus Angst lehnte sie jedes Mal ab. Sie selbst wollte nicht weinen, sie wünschte sich auch das Beste für uns. Aber danach würde sie allein sein. Nevio und ich könnten sie nur einmal in der Woche besuchen wegen meiner Arbeit und meinen Hobbys. Von nun an müsste ich auch Wäsche waschen, die Wohnung pflegen und mich um den Haushalt kümmern. Nevio erklärte sich bereit immer für Essen und Trinken zu sorgen.
Als es eine Woche dauerte bis wir alles in die Wohnung einräumten, ließ ich mich glücklich ins Schlafzimmerbett fallen und Nevio begutachtete sein eigenes Zimmer. Er hatte nämlich noch nie eins. Etwa Lea teilte eins mit ihm oder ich. Ich verlor nicht einen Gedanken an meinen Vater, das es vielleicht ein Fehler seien könnte, nun auf mich allein gestellt zu sein. Es tat gut vom Frauenhaus losgekommen zu sein und endlich ein neues Leben anfangen zu können. Doch da vibrierte es in meiner Hosentasche. Schnell zog ich das Handy heraus und Emily war am Telefon.
„Also im Moment bin ich in irgendeinem Treppenhaus, sehe eine Klingel, aber kein Schild wo vielleicht “Leiken“ drauf steht. Müsste deine Wohnung sein.“, lachte sie und ich legte grinsend auf. Es klingelte und Nevio war schneller an der Tür, als ich. Emily begrüßte ihn und strich einmal über seinen Kopf und umarmte mich.
„Super Wohnung!“, gratulierte sie mir.
In der Küche hatte ich einen Kuchen auf den Tisch gestellt und machte uns Kaffee.
„Ich glaube ich habe dir noch gar nicht das neuste erzählt.“, fing sie an. „Tom hat einen Zwillingsbruder, aber es sind keine Eineiige.“
„Und was soll jetzt daran so interessant sein?“
„Doppelte Chancen.“, rief sie und in dem Moment nippte ich an meinem Kaffee und verschluckte mich böse. Emily fing an zu kichern und klopfte mir auf den Rücken. Nach wenigen Sekunden kam ich zu Wort.
„Ich gebe zu das Tom verdammt gut aussieht, aber ich glaube dass er im inneren eine andere Seite hat.“
„Ach Quatsch! Tom kann sehr nett sein, immerhin hat er dich doch einmal nach Hause gefahren und du dumme Kuh hast auch seitdem kein einziges Wort mehr mit ihm gewechselt.“, fauchte Emily und ein klein wenig kindisch war die Sache schon von mir.
„Ja, schon. Ich werde in nächster Zeit auch mit ihm reden.“
„Das will ich hoffen und bitte ihn seinen Bruder mitzunehmen.“, kicherte sie.
„Gut, aber dann sage ich das es dein Wunsch wäre.“, lachte ich.
Am Abend schlief ich wunderbar ein. Ich hatte ein riesiges Bett für mich allein und doch fehlte etwas. Was kann es noch geben, außer ein wunderbaren Job, eine große Wohnung und viele nette Freunde. Müsste ich nicht komplett zufrieden gestellt sein? Nach ein paar Drehungen und Wendungen im Bett, schlief ich ein, aber unzufrieden, obwohl ich alles hatte.
Nach der Arbeit zog ich mich schnell um, um rechtzeitig im Training zu sein, doch dieses Mal waren zwei Kerle da. Einmal Tom, der mir sofort auffiel und daneben ein anderer. Seine Haaren waren kurz schwarz, er hatte dunkelbraune Augen, die fast so aussahen wie seine Haare und einen unglaublich gut durchtrainierten Körper. Das musste Toms Zwillingsbruder sein. Wie hypnotisiert ging ich an ihnen vorbei und wurde erst auf dem Platz von meinem Trainer wachgerüttelt.
„So, Serah, das ist Toms Bruder Oliver. Leider ist er kein Tennisspieler, dafür ein sehr guter Basketballspieler. Er hat uns alle eingeladen zur Saarlandliga der Herren.“
Ich schaute ihn an und er grinste mir nur freundlich zu. Nach dem Training kam Oliver zu mir und bat mich, mich mit ihm zusammen zu setzten. Im Clubhaus ließ er sich von der Wirtin ein Wasser bringen.
„Ich habe gehört, dass du, Heinz und noch jemand aus dem Club die einzigen Trainer seid. Stimmt das?“
Ich nickte. „Heinz hat nie Zeit und den anderen kenne ich nicht, deshalb wollte ich dich beauftragen meine kleine Schwester Susanne auf unserem Privatplatz zu trainieren.“
Ich schluckte. Die hatten einen eigenen Privatplatz? Das war mehr als genial. „Wäre das möglich?“
Was für ein gutes Angebot. Ich würde noch zusätzlich Geld verdienen, aber leider hatte ich kein Auto.
„Ich habe kein Auto.“
„Kein Sorge, wir leihen dir eins. Nur würdest du dann nur die Hälfte deines Lohns bekommen, da wir es dir nicht einfach so geben könnten. Der Sprit ist heutzutage verdammt teuer.“
Ich nickte einverstanden und er gab mir seine Adresse und morgen würde er mit seinem Bruder vorbeikommen, um mir das Auto zu geben.
Ich hatte zwei Mal in der Woche Training mit der Kleinen und schon am ersten Tag, war ich völlig aufgeregt. Wie sähe deren Grundstück aus? War es vielleicht sogar eine Anlage? Das Auto war ein normaler PKW in schwarz. Nach einigen Minuten kam ich an einer riesigen Villa an, die sogar ein Tor hatten, das sich automatisch öffnete. Vorne gab es einen Parkplatz und hinter dem Haus hörte ich Wasser plätschern. An der Tür erwartete mich ein Buttler und wies mir den Weg ins Wohnzimmer, das wie bei den Superreichen aussah. Es gab zwei lange moderne Sofas, drei Sessel und einen riesigen Plasmabildschirm. Unter dem Fernseher war ein Karmin und eine rote Matte. Der Buttler bat mich, hier zu warten und nach ein paar Minuten kam ein kleines Mädchen hinuntergelaufen im Alter von neun Jahren. Sie reichte mir ihre Hand und begrüßte mich. Dann zeigte mir sie die Anlage. Es gab einen Swimmingpool, eine große Wiese, Schaukeln, ein Gartenhäuschen, den Tennisplatz und daneben einen kleinen Stall mit Pferden.
„Wo sind deine Brüder?“, fragte ich.
„Bist du wieder so eine Freundin oder so? So langsam nervt mich das. Immer wieder schleppen die beiden irgendwelche Ladies an und am nächsten Tag taucht auch schon die nächste auf.“
Das war unglaublich. Eine neunjährige regte sich auf, dass ihre Brüder immer wieder neue Mädchen mitbringen. Solche Typen waren das also. Machos, die das vollkommen auskosten so reich zu sein.
„Nein, verlass dich drauf, ich bin keine von den Mädchen.“
Sie lächelte zufrieden.
Das Training dauerte eine Stunde und gerade als ich gehen wollte, kam mir Oliver entgegen im Smoking.
„Und? Hat es ihr Spaß gemacht?“, fragte er.
„Ja.“, gab ich hochnäsig eine Antwort und ging an ihm vorbei.
„Hast du etwas?“
Ich schnaubte nur und lief aus der Tür hinaus.
Beleidigt verließ ich die Villa und setzte mich ins Auto um nachzudenken. Wieso interessierte mich das eigentlich? War es nicht seine Angelegenheiten? Vielleicht hingen aber all diese Mädchen auch nur an ihm wegen seinem Geld. Einerseits ist es auch wirklich ein großer Nachteil wenn man reich ist. Man wird nie wirklich echte Freunde finden. In dieser Hinsicht tat er mir ein wenig leid. Meine Vergangenheit und seine waren zwei verschiedene Welten. Er wuchs in einer führsorglichen Familie auf, ihm fehlte nie etwas und ich wurde in der Hölle groß. Kopfschüttelnd legte ich den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück zur Wohnung. Nevio schlief in seinem Zimmer und ich ließ leise die Rollläden hinunter. Am Abend saß ich dann im Bett und dachte ständig über Oliver nach. Susannes Worte gingen mir nicht aus dem Kopf. Ich hatte ihn wirklich anders eingeschätzt. Nett, freundlich, hilfsbereit und gebildet. Er mag vielleicht einen sehr reiche Familie haben, aber wie sah es mit seinem Ziel aus. Würde er denn den Platz seines Vaters übernehmen?
Plötzlich wurde ich halb eins abends von einem Klingeln an der Tür aus meinen Gedanken gerissen. Ängstlich lief ich in den Flur und wollte durchs Durchguckloch schauen, aber es war dunkel. Wer würde schon im Dunkeln die Treppe hinauflaufen? In meinen Andern gefror das Blut. Mir kam nur eine einzige Person in den Sinn. Mein Vater!






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