A cruel life with a glimmer of hope - Teil 2

Autor: Jessica
veröffentlicht am: 02.07.2011


2. Kapitel


„Hallo? Ist da jemand?“, schrie eine alte männliche Stimme. Lea packte meinen Arm und zog mich mit sich. Sie rannte so schnell sie konnte auf das Licht zu und erschrocken blieb sie vor ihm stehen.
„Lea? Bist du das? Was tust du noch so spät hier? Ihr drei seid ja völlig durchnässt. Was ist passiert?“, rief der alte Mann aufgeregt.
„Keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen fort von hier. Hast du noch deine alte Jägerhütte?“, fragte sie.
Er nickte und wir rannten im Regen durch die kalte Dunkelheit. Nach wenigen Minuten kamen wir an einer alten Hütte an. Drinnen setzen wir uns auf eine Holzbank und der Mann zog Decken aus einer Kiste heraus. Zuerst wickelten wir das Baby gut ein und wogen es beruhigend in den Schlaf. Danach kramte er einen Korb aus einer Decke, legte ein altes Kissen hinein, um dort Nevio einzubetten.
„Nun möchte ich aber eine Erklärung. Sind das deine Kinder?“, fragte er neugierig.
„Nein. Den Namen der Frau kannte ich leider nicht. Sie ist tot. Die Hütte wurde in Brand gesetzt und wir flohen. Ein Mann hatte sie jahrelang eingesperrt gehabt und zu ihren Sklaven gemacht.“, stammelte sie und legte die Hände ins Gesicht um leise zu weinen. „Er wollte uns alle töten.“
„Lea, ich werde sofort die Polizei verständigen. Dieser Mann muss bezahlen. Kommt! Wir werden nach dem Regen zu meinem Haus gehen und dort könnt ihr euch erstmals ausruhen.“
Ich umklammerte ängstlich Leas Arm und zitterte.
„Wie heißt du kleines Mädchen?“, fragte er freundlich und kniete sich zu mir hinunter.
„Serah. Serah Leiken.“, schluchzte ich.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Mein Name ist Karl.“
Er zupfte an seinem grauen Bart am Kinn und schüttelte seinen Filzhut aus, der völlig nass war und atmete tief aus.
Nach einer halben Stunde stoppte der Regen und wir schlichen erneut durch den Wald. Karl baute in der Zeit ein Griff an den Korb, sodass Lea ihn ohne Probleme tragen konnte. Schon nach fünfzehn Minuten kamen wir an seinem Haus an, das an einer Straße lag. Ich war fasziniert von dem Beton und den vielen Häusern. Das einzige Haus, das ich jemals sah, war die Scheune und der Wald drum herum.
Lea nahm meine Hand und Karl bat uns ins Haus ein. Dort wurde Nevio versorgt Karl rief sofort die Polizei, die um halb drei Nachts vor unserer Tür stand. Er bat sie hinein und Lea wurde befragt.
„Ihr Name?“, fragte ein stämmiger rothaariger Polizist mit käsigem Gesicht.
„Lea Zenner.“
„Wohnort?“
„Ich wohne nicht weit von hier. Karl ist mein Nachbar.“
„Können Sie uns schildern, was genau passierte?“
„Ich wurde zu einem Mann namens Edgar Leiken gerufen und dabei handelte es sich eigentlich um eine Gewalteinnahme. Er benutzte mich, um einer Frau bei der Geburt zu helfen. Sie bekam einen Jungen und anschließend hatte er vorgehabt uns zu töten. Wir flohen in den Wald und sahen wie die Hütte in Flammen aufging. Karl fand uns anschließend und brachte uns hierher.“, schluchzte sie und ihre Beine zitterten immer noch vor Angst. Was würde nun mit uns geschehen?
„Also wenn ich das richtig verstehe sind beide nicht ihre Kinder?“
„Nein.“
„Gut. Wir werden nun keine weiteren Fragen mehr stellen und die Kinder kommen mit. Sie werden zu ihrem Vater gebracht.“
„Nein! Dieser furchtbare Mann war ihr Vater. Das Mädchen heißt Serah Leiken und ihr kleiner Bruder heißt Nevio Leiken. Bitte, ich werde das Sorgerecht übernehmen. Die beiden haben niemanden außer mir. Ich bitte sie.“
„Wir werden weiteres später klären, aber die Kinder kommen erstmals mit.“, meinte der Polizist und alles andere lief genauso ab. Sie steckten uns zuerst in ein Heim, wodurch ich ein Bett bekam und Nevio durfte auch aufgenommen werden. Das Heim war ein wenig lästig, vor allem, weil fast alles für mich neu war. Meine Mutter brachte mir ausreichend bei, aber trotzdem fühlte ich mich absolut fehl am Platz. Es war wie eine neue Welt für mich und trotzdem freute ich mich für meinen kleinen Bruder, dass er diese Vergangenheit nicht miterleben musste. Nach einem Monat durfte uns Lea adoptieren, wegen sehr vielen eindeutigen Gründen und wir akzeptierten sie auch als unsere neue Mutter.
Zwölf Jahre später:
Die Zeit verging schnell. Nevio wuchs zu einem prächtigen Jungen heran und Lea zeigte sich als eine wunderbare Mutter. Schließlich war heute mein achtzehnter Geburtstag. Ich hatte viele Freunde gefunden, sogar Verwandte. Nach einigen Jahren stellte sich heraus, dass meine Mutter angeblich bei einem Autounfall auf einer Brücke ums Leben kam. Die Leiche wurde nie gefunden, weil mein Vater sie auch sechs Jahre lang versteckte. Nevio und ich nahmen erst Existenz an, als die Polizei uns registrierte. Wir waren nun Staatsbürger und hatten endlich echte Rechte. In all den Jahren hatte ich furchtbare Angst, dass er zurückkommen könnte, aber niemand fand meinen Vater. Er war wie aufgelöst. Bis zu meinem achtzehnten Lebensjahr glaubte ich fest daran, dass er zurückkehren würde. Er musste, da er sich dieses Missgeschick vor zwölf Jahren nicht auf sich sitzen ließ. Aber wie würde er reagieren, wenn ich vor ihm stand und sein Drachen-Tattoo mich anstarrte? Mich durchfuhr eine Gänsehaut bei dem Gedanken. Dennoch lebten wir in einem Frauenhaus zusammen mit Lea. Das Risiko war zu groß eine eigene Wohnung zu besitzen. Er könnte einfach auftauchen und uns alle töten. Deshalb suchten wir das beste Frauenhaus aus, das wir finden konnten. Es lag an einem Wald, umgeben von wunderschönen Gärten, einem Spielplatz und nahegelegen an einem kleinen Dorf. Wir lebten schon einige Jahre dort und gewöhnten uns an das Leben zwischen vielen Menschen. Bei Nevio gab es manchmal einige Beschwerden, da er ein Junge war und das Geschlecht wurde am meisten gehasst. Aber ich, als seine große Schwester beschützte ihn und versuchte Lea zu überreden mit ihm auszuziehen. Schließlich hatte ich nun eine gute Ausbildung als Marktmanagerin bei einem Drogeriemarkt bekommen. Schon in meinem ersten Ausbildungsjahr bekam ich achthundert pro Monat. Das war eine Menge Geld, das ich auch zusammensparte, um mir später vielleicht eine Wohnung zu gönnen.
Gerade saß Lea auf dem Sofa und betrachtete den Fernseher. Jemand erzählte vom Wetter, das uns nächste Woche im Juni erwarten würde.
„Wirst du ihn wirklich mitnehmen?“, fragte sie.
„Wen?“
„Nevio.“
„Du wirst dich allein fühlen, oder?“
Sie nickte leicht und drehte ihren Kopf zur Seite.
„Ich würde auch so gerne wieder in eine Wohnung ziehen, aber noch immer gefrieren meine Adern, wenn ich nur an deinen Vater denke. Allein die Vorstellung wie er euch behandelte, war grauenhaft. Jedes Mal überkommt mich eine Gänsehaut, sobald er in meinen Gedanken auftaucht.“
„Jedoch glaube ich, dass er tot ist. So lange hörten wir nichts mehr von ihm.“, log ich und wollte sie damit nur beruhigen.
„Ich hoffe du hast Recht. Ein Leben lang in diesem Frauenhaus zu verbringen, ist nichts für mich. Ich meine, wann war ich das letzte Mal im Urlaub?“
Sie seufzte und massierte ihre Stirn.
„Nevio wird bald dreizehn. Meinst du nicht wir sollten ihm die Wahrheit sagen?“
„Über mein Leben? Niemals! Ich möchte auch weiterhin, das er denkt du seist seine Mutter und das du nur hier bist, weil dein Vater dich einmal geschlagen hat. Es wäre eine Katastrophe, wenn er erfährt, dass sein eigener Vater so ein grausamer Mensch war, er wird sich das niemals verzeihen. Ich bin wie eine zweite Mutter für ihn, Lea.“, brauste ich los.
Sie zischte laut und hielt ihren Zeigefinger vor den Mund.
„Du weckst ihn!“, rief sie und zog wütend ihre Augenbrauen zusammen.
„Er sollte sowieso mittags nicht schlafen, dann ist er abends immer fit und schläft nie ein. In der Schule ist er dann wie gerädert.“ Ich nahm meine schwarz-graue Tennistasche und stürmte aus dem Zimmer. Dann fuhr ich mit dem Auto zum Tennisplatz um rechtzeitig zum Training da zu sein. Ich spielte schon seit ich sieben Jahre war, Tennis. Es war eine angenehme Ablenkung und ich hatte wirkliches Talent für diesen Sport. Jedenfalls kamen mir meine drei Mannschafts- und auch Gruppenspieler entgegen. Wir waren auch die dicksten Freunde. Da gab es Laura, sehr klug, dürr, groß und nett. Aline war lässig, schlank, muskulös, äußerst hübsch, aber doch sehr rechthaberisch. Die Dritte hieß Emily, klein und von der Art her wie ich. Aline und Emily kamen auf mich zu gerannt und erzählten mir das Neueste. Laura saß noch auf der Bank und kämmte sich ihre Wasserstoffblonden Haare zurück.
„Wir bekommen ein neues Mitglied. Sein Name ist Tom. Ich kenne ihn. Er ist verdammt heiß und eine absolute Beliebtheit bei den Mädels. Sozusagen ein Frauenheld.“, erzählte Aline und kaute auf ihrem Kaugummi herum.
„Ach ja? Und wo ist diese Berühmtheit?“, fragte ich und gerade kam aus dem Clubhaus ein braunhaariger junger Mann mit einem perfekten Aussehen. Er besaß keine Pickel, keine kleinen Muttermale im Gesicht. Seine Augen waren grün und für einen Moment war ich gefesselt. Er war wirklich wunderschön.
„Serah? Alles klar?“, rüttelte mich Emily wach, als sie an meinem Arm zog. Beide drehten sich um und schauten dem Neuen hinterher.
„Das ist er!“, flüsterte Aline.
„Gar nicht mal so schlecht.“, murmelte ich und ging weiter, um meinen Trainer zu begrüßen. Heinz, unser Trainer, war der beste mit dem ich je trainiert hatte. Er war A-Trainer und ziemlich beliebt. Das Training mit ihm war meistens lustig und ich liebte es hierher zu kommen. Meistens veranstalteten wir auch Camps oder kleine Turniere wo die Erwachsenen, Alten gegen die Jungen spielen mussten. Bevor Heinz auftauchte, war der Club wie ein Friedhof mit vielen alten Leuten und nur sehr wenigen Jungen. Er belebte den Club zu neuem und das machte viele glücklich.
„Hallo Serah!“, rief er mir zu, als er aus der Halle kam. Wir hatten sieben Plätze auf der Anlage und ein neu gebautes Clubhaus. Mir folgten noch Aline und Emily, die sich daraufhin auf den Platz begaben und ihre Schläger auspackten. Wir sind die beste Damenmannschaft aus unserem Club. Wir schafften es sogar in die Regionalliga und sind sehr stolz darauf. Mittlerweile hatte ich sogar LK 7 geschafft.
Das Training dauerte zwei Stunden und ständig schaute uns Tom zu. Mich machte es ein wenig nervös, dass er da saß und uns zuschaute. Manchmal wollte er am liebsten klatschen, wenn wir Punkte gegeneinander spielten und ein schöner Zug gemacht wurde. Aber er umklammerte nur die Sitzbank und schaute uns weiterhin zu. Am Ende des Trainings verabschiedeten die drei Mädels sich von mir, da ich noch im Clubheim duschen wollte. Kurz bevor ich in die Kabine der Damen gehen wollte, stellte sich Tom vor mich und streckte Arm neben sich aus. Ängstlich starrte ich ihn an. Mit dem Jungen hatte ich kein einziges Wort gewechselt und nun hält er mich sogar auf, um mir wahrscheinlich etwas sagen zu wollen.






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