Sommernacht

Autor: lauriii
veröffentlicht am: 22.07.2009




Keuchend und völlig verschwitzt kam ich am Schlossgarten an. Ich bin im Eiltempo zum Garten gestürmt aber keine Spur war von Hannes zu sehen oder zu hören. Bis ich ein entferntes Knirschen von Schnee wahrnahm und eine dunkle Gestalt auf mich zu kam. Mit einem Stück Verlegenheit und den Händen in der Hosentasche kam Hannes auf mich zu und gab mir ein Begrüßungsküsschen auf die Wange. 'Hi Jasmin…'. Meine Augen fingen an zu glänzen und ich musste unweigerlich grinsen. 'Hi Hannes, so schüchtern plötzlich? Schließlich wolltest du doch gleich dieses schnelle Treffen.' 'Ja…' kam nur von ihm. Er vergrub seine Hände noch tiefer in der Tasche und sah beinahe lächerlich aus in dieser Haltung. 'Jasmin…ähm, die Sache mit dem Kuss. Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht was da in mich gefahren ist.' 'Schon gut.' unterbrach sie ihn. 'Ich möchte einfach nur das wir Freunde bleiben ok.' ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. 'Du glaubst gar nicht wie froh und erleichtert ich bin.' er umarmte sie stürmisch und sie beide gingen noch eine Weile im Garten und erzählten wie früher miteinander.

Später brachte Hannes sie noch nach Hause. Anschließend setzte sie sich in die Küche mit einer warmen dampfenden Tasse Tee. Ihre Nase war noch gerötet von der Kälte. Mittlerweile war es nach Mitternacht. Sie zündete sich ein paar Kerzen an und verharrte auf ihrem Stuhl um nachzudenken. Irgendwo zeriss es ihr das Herz. Sie hatte gehofft und geglaubt das Hannes ihr jetzt eine andere Erklärung schulden wollte. Inständig hatte sie gebetet dass er ihr etwas anderes, Bedeutenderes sagen würde als so eine blöde stotternde Antwort zum Kuss. Deshalb hatte sie ihn mit ihrer halbherzigen Aussage unterbrochen. Sie wollte das doch gar nicht. Sie wusste einfach nicht was sie tun sollte. Sollte sie vielleicht den ersten Schritt wagen oder doch um den Erhalt ihrer Freundschaft kämpfen? Vielleicht wäre es besser sie würde sich von Hannes entfernen…

Anjas ruhiger gleichmäßiger Atem verriet ihm dass sie tief schlief. Er hätte jetzt auch keine Lust auf einen Streit oder heftige Auseinandersetzungen mit ihr, nur um zu erklären wo er sich mitten in der Nacht rum trieb. Sie hatte sowieso etwas gegen die Freundschaft mit Jasmin und ihm. Leise zog er sich aus und wollte unter die Bettdecke zu Anja kriechen. Stattdessen ging er auf die Toilette, wusch sich sein Gesicht und blickte sich dann im Spiegel an. 'Du bist so ein Narr…' sagte er leise zu sich. Ständig schwirrte ihm im Kopf herum warum er nicht die Wahrheit zu Jasmin gesagt hatte. Es wäre doch so einfach. Und doch so schwer. Konnte man einen Kuss schon als betrügen ansehen? Die Antwort für ihn war ein klares >Ja< Anja würde ihm das womöglich nie verzeihen. Andererseits wollte er sie auch nicht betrügen. Es wäre einfach nicht fair. Und was würde Jasmin davon halten wenn sie wirklich immer noch etwas für ihn empfand, wenn er und Jasmin zusammenkommen würden aber sie wüsste dass er fremdgehen würde, sowie er es bei Anja getan hatte? Ständig taten sich ihm diese Fragen auf und er hatte es leid. Genug mit dem Versteck spielen. Er war mit Anja zusammen. Basta. Schläfrig kuschelte er sich ins Bett und versuchte die Sorgen zu vergessen.

Jasmins Lider gingen nur mühsam am nächsten Tag auf. Als sie nur einen Fuß aus dem Bett schwang, nahm sie ihn gleich wieder zurück. Es war eisig in ihrer Wohnung. Trotzdem zwang sie sich nach wenigen Minuten hoch und tapste flink ins Badezimmer. Die kalten Fliesen verbesserten ihren Zustand nicht gerade. Rasch machte sie sich fertig, schnappte sich ihre Tasche und verpackte sich in ihre dicken Wintersachen. Wie zu erwarten waren die Minusgrade hoch. Trotzdem kamen die ersten Sonnenstrahlen durch. Es war nebelig. Man konnte nur erahnen das sich unter dieser Decke ein strahlend blauer Himmel befinden musste. Ansonsten wäre die gute Sonne nicht da. Die Sonne…wie sehr vermisste Jasmin die angenehm warmen Tage. Völlig in Gedanken versunken ging sie über die Ampel kurz vor der Bahnhaltestelle. Sie erschrak aus ihren Gedanken. Nahm ein Hupen wahr. Es gab einen Knall. Einen dumpfen Aufschlag. Alles wurde schwarz um sie herum.

An der Bahnhaltestelle direkt gegenüber der Ampel sah Hannes Jasmin. Die Ampel war rot für Fußgänger. Doch Jasmin setzte trotz alledem ihren Gang fort. Völlig entsetzt rannte er wie der Teufel los. 'Jasmin' schrie er noch. Doch es war zu spät. Das Auto hupte wie wild und bremste stark. Der Fahrer verlor die Kontrolle über das Fahrzeug und drehte sich einmal um die eigene Achse um dann mit voller Wucht Jasmin wegzureißen. Kurzerhand flog sie zu Boden und wurde bewusstlos. Mit vor Angst geweiteten Augen blickte Hannes zu Jasmin und eilte zu ihr hin. Er wollte sie gerade bewegen doch der Mann im Wagen kam ihm zuvor. 'Nicht bewegen, Junge! Ich ruf sofort den Notarzt. Es ist wichtig das du sie nicht bewegst möglicherweise würdest du ihr sonst noch mehr schaden.' Wutentbrannt brüllte Hannes zurück 'Das interessiert mich doch nicht, du Vollidiot! Du hast ihr doch genug geschadet! Hast du etwa Tomaten auf den Augen? Wie kann man nur mit so einer Geschwindigkeit in der Stadt fahren?!' Plötzlich wich die Wut zurück und Tränen schossen Hannes in die Augen. Er hatte solche Angst um Jasmin. Der Mann kam auf ihn zu und umarmte ihn. Es tat gut. Unter Tränen entschuldigte sich Hannes bei dem Mann. Es war genau genommen Jasmins Schuld, auch wenn er sich das nicht so richtig eingestehen wollte. Indem Moment kam die Polizei inklusive Krankenwagen. Während Jasmin auf eine Bahre getragen wurde, vernahm die Polizei die Daten des Mannes sowie die von Hannes. 'Wohin wird sie gebracht?' fragte er einen der Sanitäter. 'Ins Klinikum am Bahnhof. Sie können sie bald besuchen.' Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Ein Polizeibeamter kam noch mal auf ihn zu. 'Haben Sie Schule?' 'Ja.' 'Dann bitte ich Sie dorthin zu gehen und am Unterricht teilzunehmen. Ich weiß es wird Ihnen schwer fallen. Aber bitte machen Sie den anderen Leuten nicht noch mehr Arbeit, ok?' Hannes verstand voll und ganz. Somit machte er sich auf den Weg.







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