Gefangen in der Freiheit - Teil 2

Autor: Träumerin
veröffentlicht am: 18.09.2012


Sie war auf eine wunderschöne Wiese.Die vielen, vielen bunten Blumen versprühten einen betörenden Duft.Freudig sprang Kaela in die Lüfte."Komisch", dachte sie."Ich mag doch eigentlich den Frühling oder den Sommer gar nicht."Sie lächelte leicht.Kaela hob ihren Kopf und genoss die warmen Sonnenstrahlen.Anders als sonst immer, stachen sie nicht in ihre Augen und blendeten sie.Sie waren ganz mild, überhaupt nicht grell.Eine frische Brise umwirbelte ihr Haar und sie streckte ihre Arme nach oben.
"Das ist es", dachte sie."Das ist die Freiheit."
Plötzlich umarmte sie jemand von hinten.Sie wusste schon, ohne sich umzudrehen, wer es war.Ihr Lächeln erstarb und ihr Gesicht wurde ganz starr.
"Lass mich los", flüsterte sie leise und versuchte sich erfolglos,von seinen Armen zu befreien."Du wirst mir niemals entkommen.Du kannst so oft fliehen, wie du willst, aber im Endeffekt bist du wieder bei mir,Kaela.Der Vertrag kann nicht gebrochen werden", hörte sie ihn sagen.Seine Arme verwandelten sich in Ketten, die sie festhielten und jede Flucht unmöglich macht.Kaela schrie auf und versuchte sich los zu machen, doch die Ketten zogen sich fester zusammen und erdrückten sie fast.
Der Himmel, der vorher noch so hellblau war, verdüsterte sich, wurde schwarz.Die Finsternis fraß sich langsam zu ihr durch.Die Blumen und die Pflanzen verschwanden.Kurz bevor die Dunkelheit sie erreichte, erschien eine Frau vor ihr.Sie war groß und dürr, ihre blassen Haaren waren fast so weiß wie ihre.Das Bernsteingelb in der Augen der Frau wirkte leer und trüb.
"Mutter...",flüsterte Kaela erschrocken.Die Frau blickte in ihre Augen und lächelte,lächelte breiter,bis ihr Gesicht einer schreckliche Fratze ähnelte.Sie sprach:"Ich bin nicht deine Mutter.Und du bist auch nicht meine Tochter.Ich würde niemals so eine wie dich gebären."
Dann verschluckte die Dunkelheit sie.

Ihr war eiskalt.Ihr ganzer Körper fühlte sich ganz steif an.Sie bewegte kurz ihre Hand.Ein jäher Schmerz durchfuhr ihr Körper.Kaela stöhnte leise auf und drehte sich zur Seite.Dann schlug sie ihre Augen auf.Sie befand sich in ihren
Kammer.Mal wieder.Alles sah wie immer aus.Zynisch verzog sie ihr hübsches Gesicht und schwang ihre Beine vom Bett.Trotz der vielen Kissen und Decken war ihr immernoch kalt.Nicht äußerlich, nein, sondern innen drin.Das war schon so, seit sie denken kann.Es war, als wäre ein großer Teil ihrer Seele eingefroren.Ihr Gesicht verdüsterte sich, als sie sich an ihren Traum erinnerte.
"Wieso", wisperte Kaela."Wieso hast du das nur getan, Mutter?"
Sie erwartete keine Antwort, kein Zeichen von Gott oder an was auch immer die Leute glauben.Es gibt keinen Gott.Wenn das so wäre, wieso ging es ihr und noch andere tausende Menschen von dieser Welt so schlecht?Würde sie diesen Gott einmal treffen, so würde sie ihn ihre Meinung sagen.Betrübt starrte das Mädchen in die Leere und seufzte leise.Die Flucht von gestern hatte nicht funktioniert.Wieder einmal.Das war schon das dritte Mal.Sie hörte ein zaghaftes Klopfen.Sie stand auf und nahm die Kleider, die auf den kleinen Hocker waren.Kaela faltete sie auseinander und zog sie an.Dann trat sie vor den großen Spiegel und betrachtete desinteressiert ihr Spiegelbild.Es war ein einfaches, knielanges, blassrotes Kleid, dass ihre Schulter freiließ und das bis zur ihrer Taille hauteng war und dann locker um ihre Beine wehte.Es war schlicht und dennoch schön.Ihre hellblonden Haaren, die fast geisterhaft weiß wirkten,fielen ihr sanft über die Schultern.Ihre schneeweiße Haut stach nach wie immer hervor.Alles in allem war alles an ihr blass.Ihre Haare,ihre Haut,ihren Mund.Nur ihre schwarzen Augen waren dunkel.Viele Menschen hatten sie mit weitaufgerissenen Augen angesehen und griffen rasch nach Schutzamulette und drückten sie an der Brust, als sei sie der Teufel selbst.
"Und das ist nicht weit entfernt davon, was ich wirklich bin",dachte Kaela und verzog wieder das Gesicht.
Alles in allem sah sie gut in den Kleid aus
Trotzdem rümpfte die Blondine abfällig die Nase.Wenn ihr irgendwann einmal ihre Freiheit gelingt, würde sie selbst entscheiden, was sie anzieht.Sie hasste Kleider und Röcke.Ehr bevorzugte sie, auch wenn es nicht ihren Geschlecht nicht typisch ist, bequeme Hosen und ein einfaches Oberteil.Achtlos drehte
sie ihren Spiegelbild den Rücken zu und öffnete die alte Holztür.Davor stand schon einer der Hausmädchen und sah sie leicht ängstlich an.Sie war erbaulich jung, nicht viel älter als sie und sie sah, dass das Mädchen in ihrer rechten Hand ein Schmuckstück hatte.Kaela verdrehte innerlich die Augen.Schutzamulett.
"Der junge Herr wünscht sich ihre Anwesendheit,Fräulein",rasselte sie rasch herunter, machte eine unbeholfene Verbeugung und suchte schnell wieder das Weite.Kaela stand dagegen alleine in der Türschwelle und sah ihr lange nach.
Dann machte sie sich auf den Weg nach oben.

"Wie schön, dass du da bist", ertönte Leon's Stimme schon, noch bevor Kaela
die letzte Stufe erreicht hatte.Die Tür stand sperrangelweit offen und Leon saß mit einen amüsierten Lächeln auf einen bequem aussehenden Sessel."Ich dachte schon, dass du wieder auf der Flucht bist, Kaela."
"Sie haben gerufen?",fragte sie kühl, ohne darauf einzugehen.Es würde sowieso nichts bringen.
Sein Lächeln wurde breiter."Immer noch die Eiskalte was?", meinte er und machte eine Handbewegung, dass sagte, die solle eintreten.Ohne zu zögern tat sie das auch.Sie wusste schon längst, wieso sie hier bestellt worden war.
Der 19-jähriger sah sie mit einen auffordernden Blick an.Kaela verbiss sich einen weiteren Seufzer,schloss die Tür und ging auf ihn zu.Sie kniete sich vor ihn nieder und streckte ihren Arm aus.Mit einer raschen Bewegung schnitt Leon mithilfe eines Messers ihr in das Handgelenk.Der Schnitt war sehr tief und dunkelrotes Blut tropfte heraus.Ohne eine Miene zu verziehen nahm sie das hin.Sie hatte sich an den Schmerz gewöhnt.Leon beugte seinen Gesicht zu ihren Handgelenk und leckte das Blut ab, bevor es auf den teuren Seidenteppich fallen konnte.Trotzdem kamen weitere nach.Er hob seine andere Hand, die einen kleinen Säckchen umklammerte.Leon streute ein wenig von den Inhalt auf ihren Handgelenk.Die winzigen, rubinroten Kugeln fielen in die Wunde.Sofort hörte es auf zu bluten und die Haut um die Wunde herum färbten sich scharlachrot, breitete sich immer weiter aus.Leon und Kaela verfolgten es fast hypnotisierend, beide leicht außer Atem.
"Verloren die Seele, gezwungen der Hass", sagte Leon leise die Formel auf.
Seine smaragdgrüne Augen funkelten gierig.Auch in Kaela erwachte das Verlangen, auch wenn sie das nicht wollte.
"Gehen den Pfad der Schatten, verachten den Weg des Lichtes", flüsterte Kaela.Sie schloss die Augen und sie spürte, wie Leon ihre Handgelenke packte.
Gemeinsam zitierten sie die letzte Sätze:
"Blut des Todes, komm hervor.
Seelen des Lebens,kommt zu uns.
Wir,die Schattenwesen,rufen euch!"
Kaum kam das letzte Wort aus den zwei Menschen, nein Schattenwesen,
breitete sich das Scharlachrot über den ganzen Körper von Kaela und Leon starrte seltsam faszinierd auf ihre Haut.Plötzlich standen sie inmitten von einen Tornado, nur, dass die Luft tiefschwarz, weiß und rot war.
Von weit entfernt hörten die Zwei einzelne Schmerzensschreie und sie spürten, wie die Seelen, die zuvor in den Körper der Bediensteten waren, sich um sie wirbelten.Kaela öffnete ihren Mund und eine Seele flog in ihr.
Und mit jeder Seele, die sie verschlang, gefror ihre eigene immer mehr.
Sie wusste, wenn das so weiter geht, würde ihre gesamte Seele eingefroren sein, genauso wie bei Leon.Sie würde sich unmenschlicher,grausamer benehmen als je zuvor.Doch sie konnte nicht aufhören.Ein Teil von ihr, ein sehr großer Teil, sehnte sich nach die kraftvollen Seelen, die so sehr nach Leben schmeckte.Und sie konnte aus nicht aufhören, weil Leon sie zwang.
Auch er sog gierig die Seelen ein und seine grünen Augen flammten blutrot auf.Sie wusste, dass auch ihre Augen so waren.Sie hatte keinen freien Willen mehr, in Moment nicht, dass wusste sie.Doch sobald sie ihre sich so sehr begehrte Freiheit erlangen würde, würde sie den Verlangen widerstehen können.Als der Wind sich legte, ließ Leon ihre Handgelenke los.Ihre Haut war wieder so weiß wie vorher und auch Leon's Augen hatten ihre ursprüngliche Farbe."Du kannst jetzt gehen",sagte er und grinste sie mit einen schelmischen Glitzern in den Augen an, beugte sich zu ihr und küsste sie auf den Mund.Kaela
musste sich bemühen, ihre Ekel zu unterdrücken.Als er endlich sich löste, kehrte sie ihn wortlos den Rücken zu und verließ den Raum.





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