Schreibwettbewerb - Geschichten - Teil 5

Autor: WettbewerbFun
veröffentlicht am: 27.10.2012


The evil thing

Name: Melissa
Alter: 17
Aussehen: schulterlange, braune Haare, meergrüne Augen, etwas mollig, 1,63 m, 67 Kg
Fähigkeiten: kann in ihren Träumen, die Zukunft sehen. Klappt aber natürlich nicht immer ^^
Kurz und knapp Vorgeschichte: Sie ist in einen kleinen Dorf Namens „Erosien“ geboren. Im Alter von 7 Jahren wurden ihre Eltern von einer gruppe Dämonen getötet, woraufhin sie diese zu hassen gelernt hat. Ihre Zwillingsschwester Celissa wurde damals entführt und nie wieder aufgetaucht.
Rasse: Mensch
Sonstiges: ist Fantasie und spielt in einer anderen Welt mit Namen „Ventera“. Dort gibt es Menschen, Elfen, Dämonen und Engel. Zur Zeit ist ein Krieg zwischen den Völkern ausgebrochen, wobei die Menschen am meisten erleiden müssen.


\"Warum ist er so anders?\"



Mit einem Ruck wurde sie nach hinten in die Dunkelheit gezogen. Ihre Gegenwehr, bestehend aus Tritten und Kratzern, brachte ihr keinen Erfolg.
Er konnte ihre Angst förmlich riechen, genauso wie ihren ganz eigenen weiblichen Duft.
„Ganz ruhig, Mensch. Ich rette dir gerade das Leben“, beschwor er sie leise. Dabei strich er sanft mit einer Hand über ihr Gesicht. Allmählich entspannte sie sich wieder. Als er dies merkt, lockerte er sofort den Griff und ließ sie frei. Ängstlich drehte Melissa sich um und erschauderte. Seine spitzen Ohren waren halb hinter pechschwarzen Haaren verborgen, die grünleuchtenden Augen stachen deutlich hervor. Seine linke Hand hatte er nun bequem gegen die kalte Steinmauer gestemmt, sein Blick fest auf ihre Gestalt gerichtet. Die rechte war in seine Hüfte gestemmt. Die Dämonen vor denen er sie tatsächlich grad gerettet hatte, liefen eilig vorbei und grunzten widerwertig.
„Warum?“ Mehr als dieses eine lapidare Wort bekam sie im Moment nicht raus. Ihre Stimme schien nicht ihr zu gehören, und schon gar nicht ihr wild schlagendes Herz. Eigentlich hätte sie schon längst die Flucht ergreifen sollen, doch etwas an ihm hielt sie vehement davon ab. Ein normaler Dämon hätte sie schon unlängst in kleine Stücke geteilt, nicht so wie dieser, der ihr angeblich das Leben retten wollte.
„Ich habe von deinen Fähigkeiten gehört. Du könntest sehr nützlich für uns sein“, meinte er tonlos. Sie seufzte frustriert und rieb mit einer Hand über ihre müden Augen. Schon seit zehn Jahren war sie nun auf der Suche nach ihrer Schwester und gleichzeitig auf der Flucht vor sich selbst.
„Die kannst du gern haben, unter einer Bedingung.“ Gespannt sah sie in sein Gesicht, welches sich nun deutlich verfinsterte.
„Ich glaube du verstehst den Ernst deiner Lage noch nicht ganz, Mensch. Es wird nicht verhandelt.“
„Du weißt doch gar nicht, was ich will“, schleuderte sie ihm wütend entgegen, wobei sie völlig vergaß, wer oder was er war.
„Sprich ruhig.“ Ihr Mut faszinierte ihn.
„Ich will meine Schwester finden. Du hast doch bestimmt die Möglichkeiten dafür.“
„Gewiss, die habe ich. Nun gut, ich werde sehen, was ich machen kann. Ich bin übrigens Nathaniel.“ Stieß er zischend hervor und schnappte sich ihr Handgelenk. Schmerzhaft zog er sie hinter sich her, auf ihren Protest nicht achtend.
Einige Tage waren sie unterwegs bevor sie die größte Stadt des Reiches sichteten. Staunend besah sie sich die wundervollen Häuser der alten Stadt. Nathaniel hatte ihr auf den Weg hierher viel erklärt und doch fühlte sie sich sichtlich unwohl so umgeben von Dämonen. Dabei hatte er ihr versichert, für ihren Schutz persönlich zu sorgen. In den letzten Tagen, hatten sie so etwas wie Freundschaft geschlossen. Oder vielleicht sollte man eher einen Waffenstillstand sagen.
„Wir gehen sofort zum Palast. Trödel bloß nicht rum. Mein Vater sieht es nicht gern, wenn man sich seine Befehlen wiedersetzt.“ Wer sein Vater war oder welche Position Nathaniel selbst bekleidete, wusste sie noch immer nicht. Jedoch wollte sie keinen Ärger riskieren.
„Keine Sorge. Solange du wirklich versuchst meine Schwester zu finden, werde ich brav sein.“ Schulterzuckend ging sie an dem verblüfften Dämon vorbei.
Am Tor angelangt, verbeugten sich die Wachen ehrfurchtsvoll und sagten keine Silbe. Irritiert zupfte Melissa ihren Begleiter am Ärmel seines langen schwarzen Mantels.
„Wieso machen die das?“
„Weil man sich vor dem Prinzen verbeugt.“
Fassungslos rang Melissa um Atem. Nathaniel war ein Prinz? Das würde Ärger bedeuten bei all ihren unbedachten Äußerungen. Wobei sie allerdings sagen musste, dass er wirklich gelassen auf alles reagiert hatte.
„Komm endlich, Mensch.“
„Warum nennst du mich immer nur Mensch? Ich habe auch einen Namen und wenn du von meinen Fähigkeiten gehört hast, dann sicherlich auch von meinen Namen in diesem Zusammenhang.“
Er winkte unwirsch ab und packte wieder ihr Handgelenk.
„Halt jetzt bloß die Klappe, sonst geraten wir beide in Schwierigkeiten.“ Verständlich nickte sie und er ließ ihr Handgelenk los, wenn er dafür auch ihre Hand ergriff. Diese Geste hatte etwas Beschützerisches und zärtliches an sich, das ihr ganz warm wurde.
Leider schafften sie es nicht einmal bis zum Thronsaal. Ein paar uniformierte Wachen kreuzten ihren Weg und zerrten sie von Nathaniel weg. Als er schon protestieren und den Wachen den Kopf abreißen wollte, stand sein Vater vor ihm. Nathaniel biss die Zähne fest zusammen und stieß ein leises Knurren aus.
Sein Vater gab den Männern zu verstehen, das Mädchen weg zu schaffen.
„Nathaniel“, rief sie ängstlich aus, in ihren flehenden Blick die Angst aussprechend. Er wiederum drehte ihr den Rücken zu und verschwand mit seinen Vater.

Die Zelle war feucht und roch unangenehm. Der Gestand von Rattenkot und Urin war dabei noch das angenehmste der Gerüche. Aus den anderen Zellen klangen die Wehklagen und tiefen Schluchzer vieler Menschen. Wie Vieh wurden sie auf engsten Raum zusammen eingepfercht und verletzten sich dabei gegenseitig.
Melissa hatte eine einzelne kleine Zelle bekommen. Ihre Kleidung war vollkommen durchnässt, da es hier rein regnete, die Kälte kroch immer weiter in ihren verspannten Muskeln. Zitternd wippte sie ihren Körper vor und zurück, darauf hoffend, bald hier raus zu kommen.
Doch niemand erhörte ihre Gebete. Es schien ihr als seien Wochen vergangen, als sie Nathaniel endlich wieder sah. Seine seidenen Haare klebten feucht an den gebräunten Wangen, die Kleidung zerlöchert und schmutzig. Doch hatte er immer noch diesen Blick, der senkende Hitze durch ihren Körper strömen ließ.
„Nathaniel…“ Ihr Wispern fraß sich tief in seine Seele. Ihm wurde übel, als er ebenfalls den üblen Gestand roch. Er krauste die Nase und versuchte nur so wenig wie möglich zu atmen. Den Schlüssel aus der Tasche holend, wendete er seinen Blick nicht eine Sekunde von ihr ab. Ihre klaren Augen waren getrübt, die Haare zerzaust und glanzlos.
„Ich hol dich hier raus, Mensch.“ Noch immer konnte er sich nicht dazu überwinden ihren Namen auszusprechen. Sie nickte nur eifrig und kam ihm entgegen. Die Tür glitt auf und schon in der nächsten Sekunde lag sie weinend in seinen Armen, den Kopf an seine Brust gepresst.
„Ganz ruhig. Ich werde dich von hier wegbringen. Und dann kannst du deine Schwester suchen. Ich habe einige Informationen bekommen, die dir sicherlich weiter helfen können.“
Vergessen war die Kälte, der Geruch und gar ihre Angst. Er hatte sein Wort gehalten, soweit es ihm möglich war. Hatte sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, wie sie angenommen hatte. Sie nickte leicht lächelnd und klammerte sich an seinen Arm. Gemeinsam schlichen sie durch modrige Gänge. Man konnte ihm deutlich ansehen, wie angespannt er war. Sein Vater würde wohl erfreut über die neue Situation sein, geschweige denn sie gutheißen.
Am Ende eines besonders langen und dunklen Ganges, wurden sie bereits von fünf Männern erwartet. Der König der Dämonen war einer von ihnen und sah wirklich finster aus. Seine Gesichtszüge glichen einer der Schauermasken, die Melissa noch aus ihrer Kindheit kannte.
„So so. Mein Sohn ist also der Auffassung ein wenig Unruhe zu stiften. Erwartest du allen Ernstes, das ich euch einfach so laufen lasse?“
„Ja, Vater. Das denke ich im Moment. Deine Männer hier, sind mir keineswegs gewachsen, wie du sehr genau weißt. Der Einzige der mich aufhalten könnte, außer dir natürlich, wäre Casara. Und der wiederrum ist nicht auffindbar. Des Weiteren würdest du mich selbst nie töten.“
Nathaniel hielt Melissas Hand so fest, dass es schmerzte, doch kam kein Laut über ihre zarten Lippen. Es verwunderte sie, das er sich gegen seinen Vater auflehnte und das auch noch wegen ihr. Es ergab keinen Sinn und doch schien es so richtig zu sein. Mit vorgereckten Kinn drängte sie sich weiter an Nathaniel, ihre Nerven selbst zum zerreißen gespannt.
„Nun gut, du magst Recht haben. Aber ich warne dich. Das Mädchen kann nur lebend gehen, wenn du sie begleiten würdest. Jedoch würdest du dann selbst ein Flüchtling sein. Du wärst nicht länger mein Sohn und Prinz über alle Dämonen dieser Erde.“
Einen Moment sah Nathaniel zu dem Menschenmädchen an seinem Arm, er zögerte. Wollte er wirklich für diesen Menschen alles aufgeben. Ihre Augen hatten den alten Glanz bereits wieder angenommen, ein Feuer schien darin zu brennen. Es zeugte von Willensstärke und Kraft.
Und genau das machte seine Entscheidung dann doch so leicht. Er strich behutsam mit seinem Daumen über ihre Hand und grinste zufrieden.
„Von mir aus“, meinte er dann gelassen an seinen Vater gewandt. Dieser sah völlig fassungslos seinen ältesten Sohn an und versuchte zu begreifen, welche Worte er gerade gesprochen hatte. Dann trat er einen Schritt beiseite und deutete Richtung Haupttor.
„beeilt euch lieber. Ich gebe euch genau eine Stunde Vorsprung, bevor ich euch verfolgen lasse. Ich hoffe du wirst es nicht noch bereuen.“ Seine Worte spie er zischend hervor und sah dann den beiden flüchtenden nach.

Die erste Zeit machten sie keine Rast. Bis tief in die Nacht hinein liefen sie immer weiter ohne sich ein einziges Mal umzusehen. Ihre Hand lag fortwährend in seiner sehr viel größeren und umschloss diese kraftvoll.
An einen kleinen Bach machten sie Pause. Melissa konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, die Augen offen zu halten, glich einem unmöglichen Zauber.
„Du hättest das nicht tun sollen, Nathaniel“, meinte sie leise und erschöpft. Sie setzte sich unter einen großen Baum und streckte ihre vom laufen steifen Glieder.
„Ich weiß.“
„Wieso hast du es dann getan?“
„Das geht dich nichts an.“ Skeptisch richtete sie sich auf und gesellte sich zu ihm ans Wasser.
„dann sag mir was du über meine Schwester weißt.“ Sie wechselte absichtlich das Thema, wobei dieses für sie selbst viel schlimmer war. Endlich hatte sie eine wirkliche Spur und keinen Wichtigtuer der nur ein paar Silbermünzen verdienen wollte, jedoch nichts Echtes hatte.
„Sie war eine Weile im Schloss vor vielen Jahren. Bei einem versuchten Punsch gegen meinen Vater, wurde sie weggebracht. Das war vor ungefähr drei Jahren. Ich habe nur eine Richtung gezeigt bekommen, der ihren Weg zeigen sollte. Tut mir leid, dass es nicht mehr ist.“ Bedauernd zuckte er die Schultern und widmete sich bereits wieder seinen gefangen Fischen.
Bei jedem seiner Worte, hatten sich ihre Augen mehr und mehr geweitet. Bis vor drei Jahren hatte ihre geliebte Schwester Celissa also auf jeden Fall noch gelebt. Was nun war, wusste sie noch nicht, aber es war ein guter Anfang. Wahrscheinlich war Nathaniel nicht umsonst diesen Weg hier entlang gegangen. Doch sie wollte auf keinen Fall, dass er noch weiter darin verwickelt wurde.
„Das ist wirklich toll. Dann sag mir einfach in welche Richtung es geht und du kannst sofort wieder zurück. Ich möchte nicht, das du dich mit deinen Vater entzweist nur wegen mir.“
„Für mich gibt es kein Zurück mehr. Ich habe diesen Weg gewählt und werde ihn an deiner Seite weiter gehen. Mich wirst du so schnell nicht los.“
„Aber…“
„Kein Aber. Freu dich lieber darüber, einen so starken Beschützer zu haben.“ Er schmunzelte leicht, was auch ihr ein Lächeln entlockte.
„Und er ist auch kein bisschen eingebildet.“ Sie überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen.
„Und auf keinen Fall zu selbstsicher“, fügte er hinzu, wobei er sich aufrecht hinstellte.
„Na dann kann ich ja nur Glück haben. Ich danke dir Nathaniel.“ Sanft wollte sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange geben. Als hätte er es vorhergesehen, drehte er den Kopf ein wenig und seine Lippen streiften die ihren.
„Nicht jetzt. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“ Er ignorierte ihr Erröten geschickt, indem er ihre Hand nahm und einen ebenso sanften Kuss darauf hauchte.
„Aber ohne dich wäre nicht mal der Anfang gemacht“, gab sie zu bedenken und schmiegte sich in seine Umarmung.
„Du kannst immer auf mich zählen. Ich lasse dich nicht mehr alleine. Und ich werde dafür sorgen, dass du deine Schwester findest. Kostete es was es wolle.“
„Dann sollten wir wieder aufbrechen.“ Geschickt entzog sie sich ihm und nahm die kleine Tasche auf, die sie immer bei sich trug.
Er griff nach ihrem Arm.
„Lass uns erst ruhen, Mensch.“ Wieder spürte sie diesen leisen Stich, ohne ihn jedoch zu zeigen.
Eng umschlungen glitten beide in einen unruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen weckten die Strahlen der hellen Sonne und die klaren Vogelstimmen das ungleiche Paar.
„Auf geht’s“, meinte Melissa fröhlich und hielt ihm eine Hand hin, damit er leichter aufstehen könnte.
„Auf geht’s, Melissa“, raunte er lächelnd in ihr Ohr.





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