Schreibwettbewerb - Geschichten - Teil 12

Autor: WettbewerbFun
veröffentlicht am: 27.10.2012


(Storyname nicht bekannt)

Name: Gina

Alter: 16

Aussehen: lange,
blonde Haare mit pinker Strähne, dunkelgrüne Augen mit hellgrünen und
hellblauen Sprenkeln


Fähigkeiten:
kann leuchten

Kurz und knapp Vorgeschichte: Mutter
vor 6 Jahren gestorben, Vater depressiv geworden


Rasse: Lichtwesen

Sonstiges: Ich weiß, dass ich das am
Schluss viel zu schnell gemacht hab, aber


das wird im Verlaufe des Wettbewerbs
noch klarer und


ausführlicher behandelt, keine Angst




Green Day
hatte sie laut aufgedreht und ließ sich über Kopfhörer beschallen, während die
Landschaft draußen an ihr vorbeizog. Seit sie von zuhause losgefahren waren,
hatte Gina sich komplett von der Außenwelt abgekoppelt und ignorierte die
Versuche ihres Vaters, mit ihr zu sprechen. Inzwischen hatte er aufgegeben,
betrachtete sie aber noch manchmal aus den Augenwinkeln. Es schmerzte ihn, dass
sie ihn nicht beachtete, bisher hatten sie immer ein gutes Verhältnis gehabt.
Aber es war seine Schuld, dass sie ihn so behandelte, wieso mussten sie auch
umziehen? Vor einem Monat hatte er ihr verkündet, dass sie nach Therbau ziehen
müssten, weil er ein neues Leben beginnen wollte und endlich allen Schmerz
hinter sich lassen wollte. Seit dem Tod ihrer Mutter vor 6 Jahren war er
vereinsamt, hatte sich vollkommen in seine Arbeit und das Wohlergehen seiner
Tochter gestürzt und versucht so seinen ganzen Kummer zu vergessen. Seine
Freunde hatten sich mit der Zeit von ihm angewandt, der früher immer fröhliche
Witzbold war zu einem depressiven Workaholic geworden, und durch seinen
Arbeitsdrang war er in eine so hohe Position gelangt, dass er nicht mehr wie
früher sich mit Leuten, die sich ein Haus von dem Architekturbüro, in dem er
arbeitete, bauen lassen wollten, auseinander setzen musste, sondern jetzt die
Häuser selber planen durfte und so vor seinem Computer versumpfte. Doch das
sollte jetzt der Vergangenheit angehören, er hatte seinen Arbeitgeber überreden
können, ihn in die Filiale nach Therbau zu versetzen. Aber Gina wollte nicht
weg, nicht raus aus dem Haus, das er und ihre Mutter zusammen erbaut hatten,
die einzige greifbare Erinnerung, die sie noch von ihr hatte. Alles andere, was
sie besessen hatte, hatte ihr Vater entweder weggegeben oder vernichtet, in
einem seiner depressiven Anfälle.


Heute würden
sie zu mehreren Wohnungsbesichtigungen fahren, ihr Vater hatte einige Wohnungen
in Therbau rausgesucht und es geschafft, alle auf einen Tag zu legen, so dass
sie nur einmal aus ihrer Heimat, einem kleinen Dorf im Norden von Sintyan, nach
Therbau fahren und die mehrstündige Fahrt nicht mehrfach unternehmen mussten.
Eine halbe Stunde später wich die ruhige, ländliche Landschaft den ersten
größeren Ansiedlungen, die Häuser standen immer dichter, bis sie auf eine große
Straße kamen, die laut dem Navigationssystem den Namen „Therbausche Straße“
trug. Nochmal einige Zeit später fanden sie das Haus, wo die erste Besichtigung
statt finden sollte und nachdem sie nach langer Suche einen Parkplatz gefunden
hatten, klingelten sie an der Tür. „Das Parkplatzproblem spricht schon mal
gegen diese Wohnung“, stöhnte ihr Vater. Eine noch relativ junge Frau öffnete
ihnen die Tür, sie schien um die dreißig zu sein und trug einen schicken
Hosenanzug, der an ihr aber erstaunlicherweise nicht burschikos sondern elegant
wirkte, ihre Pumps verstärkten den Eindruck einer attraktiven Frau noch. Vorsichtig
blickte Gina ihren Vater von der Seite an, doch dem fiel ihre Attraktivität
nicht auf, er sprach in einem neutralen Ton mit ihr und erklärte, dass sie
wegen dem Verkauf der Wohnung hier wären, woraufhin die junge Frau sich als
Hausbesitzerin vorstellte und mit der Führung begann.


Etwa neun
Stunden beziehungsweise sieben Wohnungen später saßen Gina und ihr Vater in
einem McDonalds und versuchten ihren Hunger mit ein paar Cheeseburgern und
Chicken McNuggets zu stillen, während sie über die weitere Entscheidung, welche
Wohnung sie nehmen würden, diskutierten. Jede hatte ihre Vor- und Nachteile,
doch keines überzeugte sie vollkommen. Daraufhin beschlossen sie, eine Nacht
darüber zu schlafen und jetzt nach Hause zu fahren, weshalb Gina noch kurz auf
die Toilette. Nach ihrem Geschäft wusch sie sich die Hände und betrachtete sich
im Spiegel: Sie mochte ihre langen, blonden Haare, in die ihre beste Freundin
Sam, eigentlich Samantha, beim letzten Mädchenabend eine pinke Strähne
geflochten hatte. Am nächsten Tag war sie damals damit der Star der Schule
gewesen; die meisten von ihnen hatten sehr strenge Eltern, die alle „moderne
Auffälligkeiten“, wie sie die Dorfältesten nannten, niemals erlaubt hätte. Doch
diese Sonderrolle war für sie nichts neues, ihr Vater gab ihr immer genügend
Geld, damit sie sich hübsche Kleidung kaufen konnte und fiel damit zwischen den
Mädchen aus ihrem Dorf, die vor allem die Kleidung ihrer älteren Geschwister
oder geflickte Sachen tragen mussten, eindeutig auf. Dadurch hatte sie sich
auch den bestaussehendsten Jungen der Schule angeln können, Chris, ihren
Freund, den sie aber jetzt, wo sie wegzog, wahrscheinlich abservieren musste.
Allerdings hatte er nie zugegeben, dass er sie wegen ihrer Kleidung gut fand,
sondern nannte immer ihre Augen als Grund, aber auch da hatte er Recht, dass
gab sie gerne zu. Ihre Augen waren dunkelgrün mit hellgrünen und hellblauen
Sprenkeln und ihr wurde oft gesagt, dass es schien, als würden sie von innen
leuchten. Aber nicht nur Chris hatte ihr Komplimente wegen ihren Augen gemacht,
auch die Jungs aus den anderen Dörfern ringsherum hatten sie oft bei Dorffesten
angesprochen, da kamen die Menschen aus der ganzen Umgebung zusammen, weil hier
sonst nicht viel los war und so lernte sie auch mal männliche Wesen kennen als
die, mit denen man schon seit Kindertagen befreundet war. Chris und sie kannten
sich zwar auch schon seit Kindertagen, aber er hatte sich trotzdem in sie
verliebt. Sie hingegen – sie wusste es nicht, Seine Küsse und Berührungen
gefielen ihr zwar, aber ein wirkliches Kribbeln im Bauch hatte sie nie gespürt.
Vielleicht war es ganz gut, dass sie jetzt nach Therbau zog, dachte sie,
während sie sich die Hände abtrocknete und den McDonalds verließ, da hätte sie
wenigstens einen richtigen Grund, mit ihm Schluss zu machen.


Suchend
blickte sie sich nach dem Auto ihres Vaters um, der schon vorgegangen war, um
das Auto zu holen, und sie hier abholen wollte. Wegen der Nacht, die schon seit
einiger Zeit hereingebrochen war, musste sie ihre Augen ziemlich anstrengen,
aber schließlich erblickte sie es auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie
warf kurz einen Blick nach rechts und links, wo es im Augenblick keine
Autolichter zu sehen waren, offensichtlich war gerade eine rote Ampelphase.
Dann rannte sie über die Straße, um möglichst schnell zum Auto zu kommen, sie
war müde und wollte im Auto schlafen.Er hupte,
doch er wusste, dass es zu spät war, um auszuweichen, genauso wie dass es seine
Schuld war. Hätte er sein Motorrad abholen lassen, als er vorhin bemerkt hatte,
dass seine Lampen nicht mehr funktionierten, würde er jetzt nicht gleich einen
Menschen umbringen. Klar, sie hätte vielleicht sein Motorengeräusch hören
können, aber er hätte nicht darauf vertrauen können. Die Kleine, die sich jetzt
genau in seiner Fahrbahn befand und in die er in ein paar Sekunden rammen
würde, hatte er auch nur dadurch bemerkt, weil von ihr ein unheimliches
Leuchten ausging. Sie war etwas Besonderes, das fühlte er tief in sich drinnen,
dass man schützen müsste. Er würde bei diesem Unfall eh verrecken, und wenn
nicht, würde er im Gefängnis landen, was zwar ein riesiger Unterschied war,
aber sein Leben trotzdem ruinieren würde. Wieso sollte er dann nicht wenigstens
versuchen, sie zu retten. In allerletzter Sekunde lehnte er sich mit seinem
ganzen Gewicht zur Seite und so schlitterte er knapp an ihr vorbei, ohne sie zu
erwischen. Dann wurde um ihn herum alles schwarz.





Sie hörte
einen Schrei und wusste, dass er von ihr kam, aber sie konnte einfach nicht
damit aufhören. Gerade war etwas großes Dunkles an ihr vorbeigerast, und sie
hatte gerade noch zur Seite springen können, sonst hätte es sie erwischt.
Jetzt, wo das Dunkle zum Stillstand gekommen war, näherte sie sich ihm
vorsichtig. In dem Licht der Geschäfte an den Straßenseiten konnte sie sehen,
dass es ein junger Mann war, der wie tot neben seinem Roller lag. Sofort fing
sie wieder an zu schreien, was sie nur unterbrochen hatte, um sich dem dunklen
Etwas unauffällig nähern zu können. Inzwischen war auch ihr Vater bei ihr
angekommen, mit einer Taschenlampe und Telefon bewaffnet, womit er gerade mit
dem Notruf redete. In der Ferne konnte sie Autos herannahen hören, sie musste
irgendetwas unternehmen, damit der Rollerfahrer nicht überfahren werden würde.
Also entriss sie ihrem Vater die Taschenlampe und leuchtete sie den Autos
entgegen. Der Vorderste fing an zu bremsen, auf der Einbahnstraße konnte es
keine Gegenlichter geben und er dachte wahrscheinlich, dass es ein
Geisterfahrer war. Jetzt, im Licht der Scheinwerfer des ersten Autos, das kurz
vor der Unfallstelle hielt, konnte sie den am Boden Liegenden genauer betrachten.
Zwar schien er eine Menge Blut verloren zu haben, aber er zuckte noch etwas,
wie von einem Alptraum geplagt. Als sie sich neben ihn kniete und seinen Puls
fühlte, war sie sich endgültig sicher, dass er noch lebte. Was für ein Glück!
Auch wenn er sie beinahe gerade umgefahren hätte, fühlte sie sich mit ihm
verbunden, sie empfand eine tiefe Sympathie für diesen Fremden. In dem Moment
kam der Notarzt, der scheinbar hier ganz in der Nähe gewesen war, denn selbst
für ein mit Blaulicht fahrendes Fahrzeug kam nicht so schnell durch die engen
und vollen Straßen von Therbau. Die Sanitäter sprangen aus dem Krankenwagen,
der sich direkt dahinter befand, heraus und fingen an, sich um den Verletzten
zu kümmern, während ein anderer auf sie zukam, sie in eine Decke wickelte und
sie zum Krankenwagen führte. Das war der Moment, wo ihr Vater eingriff, etwas
von Erziehungsrecht und Entführung brüllte und erst durch einen weiteren
Kollegen, der ihm erklärte, dass sie wegen des Schocks in einer gefährlichen
Lage war, beruhigt werden. Im Krankenwagen war das Licht hell und unangenehm
und es war ziemlich eng, weil die Trage auch noch mit hinein geschoben wurde,
auf der sich der junge Mann befand. Er war groß, nicht übermäßig, aber doch um
einiges größer als sie, hatte stoppelige, braue Haare und trug neben einer
engen Jeans noch ein schickes Tshirt mit V-Ausschnitt, das seine Muskeln, die
sich darunter befanden, sehr betonte. Als der Wagen losfuhr schlug er die Augen
auf und ihre Blicke verhakten sich ineinander. Seine Augen hatten die gleiche
Farbe wie ihre. „Gina!“, flüsterte er heiser, was einer der Sanitäter, der
neben ihm saß, gleich dazu brachte, ihn zurechtzuweisen, leise zu sein, es sei
in seinem Zustand noch zu gefährlich, zu sprechen. „Tobias!“, entkam es ihr,
woraufhin auch sie zurechtgewiesen wurde. Sie wusste nicht woher sie seinen
Namen kannte, aber sie hatte tief in sich gespürt, dass er so heißen müsste. Das Aussprechen seines Namens hatte ihr die
letzte Energie geraubt und so schlief sie im Krankenwagen ein.





Als Gina
aufwachte, befand sie sich in einem kahlen, weißen Raum, ein Krankenzimmer, wie
sie sofort schloss. Sie ließ ihren Blick wandern, bis er auf eine Frau, die in
einer Ecke des Zimmers stand, fiel. „Hallo?“, sprach Gina sie an. Erschrocken
wandte sich die Frau um und kam dann schnell auf das Bett, in dem Gina lag, zu.
„Hallo, ich heiße Helga Urgrad, ich bin die Mutter von Tobias, dem Jungen, der
dich beinahe angefahren hätte.“ – „Ich weiß!“, unterbrach Gina sie, „ich meine,
ich weiß, dass er Tobias heißt. Aber ich weiß nicht woher, kennen wir uns denn
irgendwoher?“ Die Frau schwieg und lief nervös im Zimmer herum: „Das ist das,
worüber ich mit dir reden wollte. Es ist verrückt, aber versuch es einfach zu
akzeptieren. Du bist ein Lichtwesen, du strahlst von innen. Dein Vater wusste
auch von nichts, deshalb muss deine Mutter auch ein Lichtwesen gewesen sein.
Lichtwesen sind eigentlich ganz normale Menschen, nur dass sie leuchten können,
wenn sie in der Nähe von Finsterniswesen sind. Tobias ist eines von diesen
Wesen, er hat mir erzählt, wie du auf der Straße geleuchtet hast, deshalb kam
ich überhaupt darauf. Ich habe ihm gerade auch erst davon erzählt, dass er ein
Finsterniswesen ist. Lichtwesen und Finsterniswesen ziehen sich magisch an,
bringen sich aber dauernd gegenseitig in Gefahr, wenn sie nicht zusammen sind.
Wenn sie sich einmal gegenseitig das Leben gerettet haben, was du und Tobias
letzte Nacht gemacht habt, sind sie unmöglich zu trennen.“ Verwirrt blickte
Gina sie an: „Und das heißt?“ – „Ihr gehört zusammen und werdet auch heiraten
müssen. Ich weiß, dass klingt jetzt, als ob ich dich dazu zwingen würde, aber
in kürzester Zeit wirst du selbst den Drang dazu verspüren. Sobald ihr euch
küsst, wird er übermenschliche Kräfte bekommen, mit denen er dich beschützen
kann. Beziehungsweise wird, denn der große Tag steht kurz bevor, an dem die
Leminen gegen uns in den Krieg ziehen werden!“ Jetzt war Gina endgültig
verwirrt: Sie würde einen Fremden heiraten müssen? Und ihm ihr Leben anvertrauen müssen? Und was
war das mit dem ‚großen Tag‘? „Was an dem großen Tag passiert, wissen wir
nicht, aber es gibt eine Schriftrolle, in der von diesem Tag als ‚großen Tag‘
gesprochen wird und er wird demnächst irgendwann sein. Aber vielleicht willst
du erstmal Tobias sehen? In seiner Nähe wirst du dich besser fühlen.“ Schon
beim Nennen seines Namens lief ihr wieder ein wohliger Schauer über den Rücken,
also nickte sie. Tobias Mutter setzte sie in einen Rollstuhl, der in einer Ecke
des Krankenzimmers stand, da sie wegen dem Schock erstmal nicht gehen sollte
und brachte sie zu ihm. Als sie seine Tür öffnete, schien er sie schon erwartet
zu haben: „Gina!“, rief er wieder aus, diesmal mit mehr Kraft in der Stimme. In
dem Moment stand Gina einfach aus dem Rollstuhl auf, ging zu ihm und umfasste
liebevoll seine Hand. Er zog sie wie wahnsinnig an und tief in ihr schrie es
geradezu, dass er der Richtige war. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn und ihr
wurde klar, was Liebe war. Es hatte nichts mit Aussehen und Beliebtheit zu tun,
wonach sie sich Chris ausgesucht hatte, sondern es war einfach eine Sache
zwischen zwei Menschen, ein unbeschreibliches Gefühl. Langsam näherten sich ihre
Lippen seinen und auch er setzte sich auf, um ihr näher kommen zu können, als sie
plötzlich etwas von hinten traf und außer Gefecht setzte. „Die Leminen greifen
an!“, war das Letzte was sie hörte, bevor sie in Ohnmacht fiel.





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