Gestern, heute, morgen - Eine Liebe für die Ewigkeit - Teil 3

Autor: Raindrop
veröffentlicht am: 06.11.2012


Kapitel 3

Nur ein Gedanke beschäftigte mich, während ich meinen Weg nach Hause eintrat. Wie sollte ich Sean aus dem Weg gehen? Was uns beide verband, war keine flüchtige Verliebtheit oder Zuneigung, es war Liebe, und zwar eine, die bereits seit mehreren Jahren bestand und uns immer wieder einholte, uns des Lebens beraubte, um uns im nächsten Leben wieder zusammenzuführen.
Ich war verzweifelt, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich es bewerkstelligen sollte. Sean war mein Schicksal, mein Seelenverwandten, der bekannte Deckel für den Topf, die Liebe meines Lebens und zwar nicht nur dieses Lebens.
Und dem sollte ich aus dem Weg gehen?
Wütend trat ich einen kleinen Stein vor mich her.
Doch wenn ich Seans und mein Leben erhalten wollte, müsste ich es schaffen. Felsenfest nahm ich es mir vor. Ich war stark, stärker als mein 30jährigen Ich vor 60 Jahren oder mein 25jährigen Ich vor 30 Jahren. Zwar war ich erst 17, aber ich hatte bereits die Erfahrung dieser beiden früheren Leben und diese wollte ich für mich nutzen.
Erst als ich vor dem Gartentor meines Elternhauses stand, kehrten meine Gedanken wieder in Hier und Jetzt zurück.
Auf der Treppe sah ich Mila sitzen.
“Hi.”- begrüßte sie mich und stand auf.
“Hi.”- sagte ich und passierte das Tor.
“Ich habe dir deine Sachen vorbeigebracht und auch die Hausaufgaben.”- meinte sie und ich nahm meine Tasche entgegen. “Bei den Lehrern habe ich dich krank gemeldet.”- fuhr sie fort. Sofort merkte ich, dass sie mir mein Verhalten von heute Morgen noch nicht verziehen hatte, denn normalerweise bekam sie den Mund nicht zu, jetzt hingegen hielt sie sich relativ knapp.
“Danke.”- ich bekam einen Besuch von meinen Schuldgefühlen.
“Ja. Ich gehe dann, bis morgen.”- verabschiedete sie sich und lief bereits den Weg zum Ausgang entlang.
“Mila.”- rief ich ihr nach und sie drehte sich um. “Heute um 16:00 Uhr kann ich doch, wenn du noch Lust hast?”- sagte ich dann und sie lächelte mich breit an.
“Aber sicher habe ich Lust.”- freute sie sich. “Ich hole dich dann ab. Pünktlich um 16:00 h.”- machte sie mir klar.
“In Ordnung.”- sagte ich nur und ging in das Innere des Hauses. Ich lehnte mich an die geschlossene Tür und legte den Kopf in den Nacken. Eigentlich hatte ich ja gar keine Lust heute etwas zu unternehmen, aber ich brauchte Ablenkung von meinen Gedanken und von meiner auswegslosen Situation. Und was konnte einem schneller und besser auf andere Gedanken bringen, als Shoppen mit der besten Freundin?
Die Müdigkeit überkam mich und ich beschloss mich noch etwas hinzulegen. Doch als ich mich ins Bett legte, kehrte meine Angst zurück. Also wälzte ich mich im Bett hin und her.
“Shit.”- gab ich genervt auf und ließ meine Beine vom Bettrand baumeln. Aus dem Nachtschrank neben meinem Bett holte ich einen Schokoriegel raus und biss genüsslich rein. Schokolade half mir schon immer gegen Kummer. Auch jetzt fühlte ich mich mit jedem Bissen wieder besser. Als ich nur noch die Verpackung in der Hand hielt, hatte sich meine Laune deutlich verbessert.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich schon langsam fertig machen sollte, denn ungefähr in einer halben Stunde würde Mila, pünktlich wie ein Uhrwerk vor meiner Haustür stehen.
Schnell zog ich mich um und lief runter in die Küche, um noch etwas zu essen, bevor Mila bei mir aufschlagen würde. Doch ehe ich in ein schnell gemachtes Butterbrot beißen konnte, klingelte es schon an der Tür. Ich seufzte und schluckte den noch nicht zerkauten Bissen runter.
“Ich komm doch schon.”- rief ich, als erneut geläutet wurde. “Kannst du nicht zwei Sekunden warten.”- sagte ich, als ich die Tür aufriss. Aber nicht meine besten Freundin stand vor mir, sondern der 6jährige Nachbarsjunge Leo und …Sean. Ich könnte heulen.
“Hi Abby.”- begrüßte mich Leo und schenkte mir eine breites Grinsen mit einer Zahnlücke.
“Hi Leo.”- gab ich zurück, nachdem ich die Sprache wieder gefunden hatte.
“Hi.”- warf mir Sean gleichgültig entgegen.
“Abby, ich wollte dich fragen, ob du Minki gesehen hast?”- fragte er, doch ich hatte nur Augen für Sean. “Sie ist wieder ausgerissen.” fuhr Leo fort.
Meine Großmutter hatte nicht übertrieben, als sie mir sagte, dass das Schicksal mir Sean immer wieder in den Weg stellen würde. Aber mit so einer baldigen Begegnung hatte ich jedoch nicht gerechnet.
“Abby?”- hörte ich Leos Stimme und sah ihn verwirrt an. “Hast du Minki gesehen oder nicht?”
“Ähh … nein.”- sagte ich dann und wand meine Augen ganz schnell von Sean ab, weil er mich schon ganz merkwürdig ansah und seine Augenbrauen zogen sich dann grimmig zusammen. “Ist sie schon wieder fortgelaufen?”- ich versuchte mich ganz auf Leo und sein Problem mit der Katze zu konzentrieren.
“Ja.”- antwortete er etwas weinerlich. “Ich habe aus Versehen die Tür zum Garten aufgelassen und da war sie schon weg.”- er schniefte.
“Wir finden schon das blöde Vieh.”- Sean hinter Leos Rücken klang schon genervt.
“Ja.”- meinte Leo mit Tränen in den Augen.
“Hallo Abby.”- rief mir schon Mila zu, die gerade durch das Gartentor kam.
“Hi.” - sagte ich nur und ordnete ganz schnell meine Gedanken, die wie vom Wind aufgewirbelten Blätter in meinem Kopf herumflogen.
“Hi Leo.”- begrüßte sie auch den blonden Jungen. “Du bist doch Sean?” - meinte sie dann und sah ihn fragend an.
“Ja.”- sagte dieser bloß knapp.
“Wir gehen ab heute in die gleiche Klasse.”- erinnerte sie ihn.
“Kann sein.”- er zuckte gleichgültig mit den Schultern.
“Was für ein Zufall, dass wir in der Nachbarschaft wohnen. Ich habe dich hier noch nie zuvor gesehen.”- zwitscherte sie und ich war so dankbar für ihre Geschwätzigkeit.
“Ich bin erst heute hierhin gezogen.”- antwortete er nur.
“Er ist mein Bruder.”- fügte Leo hinzu. Mila und ich sahen ihn gleichzeitig fragend an.
“Halbbruder.” - berichtigte Sean ihn. “Wir haben den gleichen Vater. Ich wohnte bis dato bei meiner Mutter in Boston.”- erklärte er und ich konnte ihm anhören, dass er keine weiteren Details preisgeben wollte.
“Ach so.”- Mila setzte ihr freundliches Lächeln auf. “Es ist schön dich in der Nachbarschaft begrüßen zu können.”- sie streckte Sean ihren Arm entgegen und schüttelte diese energisch, als er etwas zögernd seine Hand in ihre legte. “Weißt du schon von dem Straßenfest am Wochenende?”- wollte sie wissen und fuhr, ohne eine Antwort abgewartet zu haben, fort. “An diesem Wochenende ist es und ich würde mich sehr freuen, wenn du auch kommen würdest. Weißt du, Abby und ich helfen da mit und sind am Kussstand vertreten.”- teilte sie ihm mit, ohne ein einziges Mal zwischendurch Luft geholt zu haben. “Da du jetzt auch in der Nachbarschaft wohnst, wäre es sehr nett, wenn du mithelfen würdest. Wir brauchen ein paar Leute am Schießstand.”- fragend sah sie ihn an. Sean antwortete nicht sofort, sichtlich war er mit diesem Fluss an Information etwas überfordert.
“Äh … ich weiß nicht.”- sagte er dann und kratzte sich am Hinterkopf.
“Lass ihn doch mal ankommen.”- meinte ich dann zu Mila und Sean sah mich dankbar an.
“Ja gut.”- gab Mila nach und sah mich an. “Du kannst ja darüber nachdenken und mir dann einfach in der Schule Bescheid geben.”- sie lächelte erneut.
“Okay.” - meinte Sean dann und ich bezweifelte, dass er nur das geringste Interesse an einem Straßenfest hatte. “Lass uns die Katze suchen.” - sagte er an Leo gewandt und dieser nickte nur.
“Bis dann Mila, bis dann Abby.” - rief uns Leo über die Schulter zu und ließ sich von Sean auf die Straße zurückführen.
“Tschüss Leo, tschüss Sean.” - verabschiedete sich Mila von den beiden. “Können wir jetzt los?” - sagte sie an mich gewandt.
“Ich ziehe mir nur eine Jacke über.” - meinte ich und verschwand zurück im Haus um mir meine Lieblingsjacke aus dem Garderobenschrank zu holen.
Sean war nicht nur mein Mitschüler, sondern auch noch mein Nachbar.
Du böses, böses Schicksal!

Fortsetzung folgt ...





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