Imagine - Liebe zwischen Traum und Wirklichkeit

Autor: Fallow me
veröffentlicht am: 13.12.2009




Ich sass im Bett und sah mir das Fotoalbum an und hing bei unserem Hochzeitsfoto fest. Dany war in einen schwarzen Anzug gehüllt, seine längeren Haare waren nicht wie sonst wild und zerzaust sondern mal richtig gestylt und er sah einfach gut aus. Ich hatte ein weisses Kleid an, weil er sich immer eine Braut in weiss gewünscht hatte. Es war bodenlang, das Oberteil war ein Korsett und war mit Spitzen besetzt. Die Frauen waren hellgrün, die Männer schwarz angezogen. Wir heirateten an einem wunderschönen Spätsommertag. Die Sonne schien genau so stark, dass wir nicht froren und der Tag war genau so lang wie die Zeremonie dauerte. Wir waren Nachtmenschen und dies sollte auch in einem Teil unserer Hochzeit nicht fehlen, unsere Hochzeit sollte ein Teil unserer selbst widerspiegeln. Sie fand in der Kirche statt, ich war alles andere als religiös, aber wir fanden, dass es halt irgendwie dazu gehört und so liessen wir uns kirchlich trauen. Das Fest selbst fand draussen statt auf einer grossen Wiese unter grossen, alten Eichen. Eine Lifeband spielte und wir assen und tranken und amüsierten uns.
Die Zeremonie und das Fest waren traumhaft, die Hochzeitsnacht aber unvergesslich. Dany hatte einen kleinen Bungalow gemietet. Das ganze Schlafzimmer war voller Rosenblüten und Kerzen, im Hintergrund lief Musik und eine kalte Flasche Sekt stand neben dem Bett. Wir wohnten nicht weit von der Küste entfernt und der Bungalow lag in der Nähe der Küste und durch das Riesenfenster hatte man einen eindrücklichen Blick aufs Meer. Es war einfach wunderschön.

Ich wurde wieder einmal durch eine Schwester aus meinen Gedanken gerissen. Ich warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Sie lächelte mich entschuldigend an und teilte mir mit, dass die Ärzte gleich bei mir vorbeikommen würden und ob ich mich vorher noch waschen wollte.Ich nickte vorsichtig.
Kurz nachdem ich mich gewaschen hatte, kam auch die Visite. Ich staunte wie viele Leute das waren und vor allem waren alle Männer. Der Oberarzt stellte sich als Dr. Philipp Matthews vor und dabei schüttelte er mir die Hand. Ich musterte diesen Mann, er war für einen Oberarzt sehr jung, ich schätzte, dass er in meinem Alter war, er hatte braune Haare, allerdings nicht mehr sehr dicht und grüne Augen und sah freundlich aus.
Als erstes fragte er mich, wie es mir gehen würde und ich erwiderte es würde mir gut gehen, auch wenn es keineswegs so war. Er lächelte und erzählte mir dann, was sie alles getan hätten und wie, ich wollte um ehrlich zu sein keine Details wissen. Der Arzt erzählte mir etwas, das ich seit drei Jahren wusste, nämlich, dass ich einen Gehirntumor hatte, der auf einen Hirnlappen drückte. Weiter teilte er mir mit, dass sie ihn entfernt hätten, aber sie sind sich nicht sicher, ob sie alles erwischt haben und so müsste ich noch einmal ein MRT über mich ergehen lassen. Ich sagte nichts, ich hörte ihm auch nicht mehr zu, sondern verlor mich in meinen Gedanken. Ich schluckte die Tränen herunter, denn ich dachte wieder an diesen Tag vor drei Jahren zurück.

Daniel und ich sassen im Auto nach Hause. Wir stritten uns ziemlich heftig und ich würde heute darüber lachen, wenn das Ende nicht mein Leben zerstört hätte. Das Thema war belanglos, beinahe unwichtig, aber ich war zu der Zeit Schwanger und stritt mich wegen jeder Kleinigkeit. Dany ignorierte es nicht, liess es jedoch kommentarlos über sich ergehen, denn er wusste, dass ich ihn liebte.
Doch an diesem einen Abend verlor er seine Beherrschung und wir stritten uns. Es hatte geschneit und die es war glatt, durch den Streit war er abgelenkt und achtete nicht auf die Strasse. Auf dem Glatteis in einer Kurve verlor er die Kontrolle über das Auto, wir gerieten auf die Gegenfahrbahn und wir kollidierten mit einem LKW. Dany war auf der Stelle tot.Mir war nicht viel passiert, allerdings verlor ich unser Kind. Als ich aber Daniel plötzlich neben mir stehen oder sitzen sah, wurden die Ärzte stutzig und verordneten ein MRT. Damals fanden sie heraus, dass ich einen Tumor hatte. Dany war eine Halluzination durch den Druck auf meinen Hirnlappen.
Das war auch der Grund, wieso ich mich drei Jahre lang nicht operieren liess, ich konnte ihn nicht los lassen. Ich probierte durch eine leichte Chemotherapie meinen Tumor so in Schach zu halten, dass er nicht grösser wurde, doch das schlug irgendwann nicht mehr an und so wurde er grösser und grösser und ich kam schlussendlich ins Krankenhaus, wo man mir aus gesundheitlichen Gründen den Tumor entfernte.
Mir wurde klar, ich würde Daniel bis ich tot war nicht mehr sehen und dieser Gedanke war unerträglich. Ich verlor innert Sekunden alles, was mir je etwas bedeutet hatte, wegen einem kleinen, unbedeutenden Streit.

Der Arzt legte mir eine Hand auf die Schulter, ich hatte angefangen zu weinen. Mein Herz krampfte sich zusammen und ich fing an zu schreien. Er Arzt sah mich erschrocken an, und verstand wohl nicht, wieso ich schrie. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wollte nicht mehr leben, sie hatten mir meinen Tumor entfernt und mir Dany endgültig weggenommen. Eher wollte ich sterben, als ohne ihn zu leben.
Ich konnte mich nicht mehr beruhigen und die Tränen flossen in Strömen. Plötzlich wurde ich umarmt, ich nahm meine Hände von meinem Gesicht und vergrub mein Gesicht in dem Kittel der Person. Ich beruhigte mich langsam und die Stimme sagte mir, ich solle tief durchatmen. Ich sog dabei den Duft dieser Person ein und bemerkte, dass er wie Dany roch. Ich schoss mit einem Ruck auf und bereute es sofort, in meinem Kopf fing sich sofort alles zu drehen an. Ich guckte dieser Person ins Gesicht und erkannte einen Mann, jedoch sah er nicht ansatzweise so aus wie Daniel, bevor ich ihn mir aber genauer angucken konnte verlor ich das Bewusstsein, ich hörte nur noch, wie die Maschinen zu piepsen anfingen, wie die Stimmen panisch wurden und wie mich dieser Mann wieder zu Bewusstsein holen wollte. Doch ich konnte nicht wach bleiben und weisses Licht umflutete mich plötzlich.
Ich hatte mein Hochzeitskleid an und lief auf einer Strasse aus weissem Kies. Ich wusste nicht wohin ich ging, doch ich folgte meinem Herzen. Was ich sah, war ein Tor aus geflochtenen Rosen. Als ich eintreten wollte, packte jemand mein Handgelenk und als ich mich umdrehte, sah ich Daniel. Ich musste tot sein…

Fortsetzung folgt...







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