Meine verstorbene Tante

Autor: Traum
veröffentlicht am: 16.10.2006




Die Geschichte die ich euch erzählen möchte ist schon ca. acht Jahre her und ist wirklich in meinem Leben passiert.

Ich war ca. 6 und meine Schwester ca. 4 Jahre alt. Wir beiden hatten eine Lieblingstante. Nicht weil sie uns alles gegeben hat was wir wollten, sondern weil man mit ihr über alles reden konnte, sie einem zuhörte, sie Lebenslustig war, fast jeden Spaß mit machte und einfach die beste Tante der Welt war. Ich kann es nicht besser erklären, aber es ist so.Na ja auf jeden Fall war sie mit unserem Onkel gerade frisch Verheiratet und auch glücklich. Ihr größter Wunsch war Kinder zu bekommen. Doch irgendwie klappte es nie.Im Laufe der Zeit bekam sie immer sehr heftige Kopfschmerzen, die sie sich nicht erklären konnte. Nachdem mein Onkel und ich sie überreden konnten zum Arzt zu gehen, machte dieser verschiedene Untersuchungen und schickte uns wieder alles nach Hause. Er würde uns anrufen, sobald er Ergebnisse hatte. Meine Tante hatte schon ein schlechtes Gewissen und saß die ganzen Nächsten Tage vor dem Telefon und wartete auf den Anruf ihres Arztes. Nach ca. Zwei Wochen klingelte endlich das Telefon und der Arzt Dr. Böcke forderte meine Tante auf, zu ihm in die Praxis zu kommen, denn er müsste noch eine Untersuchung machen, um etwas ausschließen zu können oder leider zu bestätigen. Ich begleitete meine Tante, denn ich konnte sie nicht alleine dort hin fahren lassen. Ich wartete brav im Wartezimmer, denn Dr. Böcke wollte mit meiner Tante in Ruhe reden. Nach ca. einer guten stunde kam sie heraus, mit lauter Infozetteln. Diese Verstaute sie im Wagen und meinte zu mir: 'Komm wir gehen eine heiße Schokolade trinken.' Wir saßen also im nächst besten Cafe und tranken unsere heiße Schokolade. Obwohl meine Tante eigentlich kaum trank. Sie starrte eher in der Gegend rum und sah sehr nachdenklich aus. Nach weiteren 5 stillen Minuten fragte ich sie was los sei. Sie erzählte mir von dem Gespräch mit Dr. Böcke und das es nicht sicher sei, dass der Gehirn Tumor erfolgreich entfernt werden könnte. Als ich Gehirntumor hörte, blieb mir die heiße Schokolade im Hals stecken. Wie wir Kinder in dem Alter nun mal sind, fragte ich: Wirst du Sterben? Wenn ja, dann möchte ich auch sterben.
Darauf hin fing meine Tante an bitterlich zu weinen. Wir bezahlten schnell und fuhren nach Hause. Auch zu Hause war es für alle ein riesiger Schreck. Selbst meine kleine Schwester versand es und versuchte uns mit einer Runde Kuscheln auf zu muntern.
Die nächsten Wochen war eine Qual. Sie musste jede Woche zur Chemo-Therapie und langsam vielen ihr die Haare aus und sie bekam eine Perücke. Meine kleine Schwester sah sie mit Perücke als sie 5 war, das letzte mal. Sie wollte sie nicht mehr sehen und wir hielten es auch für richtig. Ich war erst 7 und für mich war das auch alles sehr schwierig, aber ich wollte durchhalten. Das schlimmste fand ich noch, es sollte sich der größte Traum meiner Tante und meines Onkels verwirklichen. Sie war schwanger, doch schon im 5. Monat verlor sie das Baby durch die schweren Bestrahlungen und der Chemo-Therapie. Ein größter Teil des Gehirntumors ließ sich entfernen, aber es wuchs immer wieder etwas nach und nach ca. 1 ½ Jahren, machten die Ärzte ihr keine Hoffnung mehr. Meine Tante kämpfte wirklich sehr lange, auch als sie schon kaum etwas selber machen konnte. Die Ärzte kamen zu ihr nach Hause und ans Aufstehen war schon lange nicht mehr zu denken. Immer wieder überfiel sie eine sehr heftige Müdigkeit und sie schlief 3-4 Stunden durch. Sie bekam Morphium, damit sie nicht vor Schmerzen sich krümmen musste. Sie nahm erst durch die Starken Medikamente sehr zu, doch um so schlechter es ihr ging, um so mehr nahm sie wieder ab. Kurz vor ihrem Tod wog sie nur noch 25 kg. Es war im Frühling, meine Schwester war jetzt schon 6 Jahre alt und ich 8 Jahre alt. Wir waren zu Besuch bei meiner Tante. Meine Schwester wollte sie immer noch nicht sehn und ging zu Oma und Opa herüber. Ich blieb bei meiner Tante und hielt ihre Hand. Seit Tagen hatte sie keine Kraft mehr etwas zu sagen, doch heute bewegten sich ihre Lippen und es kam ganz leise, aber deutlich: 'Bitte, hole alle Verwandten und Freunde die du in der nächsten halben Stunde zusammen trommeln kannst. Ich möchte sie noch einmal sehen.'
Ich tat es und nach 20 Minuten waren ihre besten Freunde, ihre Eltern, die Eltern meines Onkels, meine Schwester, meine Eltern und noch ein paar mehr da und standen um ihr Bett herum. Ich nahm wieder ihre Hand und sagte: Ich habe so viele es ging, zusammen getrommelt. Sie öffnete langsam ihre Augen und sagte leise: Danke für alles was ihr in meinem Leben für mich getan habt. Bitte seit nicht traurig wenn ich gehen muss. Es ist besser so. Für uns alles.
Das war ein sehr trauriger, aber auch schöner Augenblick. Mein Onkel und ich nahmen beide ihre Hand und nahmen sie in den Arm. Keine drei Minuten später war sie friedlich eingeschlafen. Jeder von uns nahm auf seine eigene weise von ihr Abschied und ging dann aus dem Haus.
Drei Tage später war die Beerdigung. Es waren über 200 Menschen, die von ihr Abschied nahmen und uns ihr Beileid aussprachen.

Mittlerweile bin ich 17 und habe ihren Tod akzeptiert, doch mich macht es immer noch sehr fertig und diesen Text habe ich unter Tränen geschrieben. Ich besuche ihr Grab fast täglich und denke auch täglich an sie.









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