Our secret base~

Autor: Menma-chan
veröffentlicht am: 31.05.2013


Kapitel 1: Das Sommermonster
Es begann damals, im Sommer vor zwei Jahren. Es war heiß, wie jedes Jahr. Ich lebte in einem kleinen Provinzdorf mitten im Herzen Japans, allein mit meinem Vater. In einem Kaff wie unserem passierte niemals etwas. Die Schüler hatten keine großartigen Möglichkeiten, ihre Freizeit zu gestalten- Aber ds störte mich nicht. Ich ging sowieso nicht raus.
Ich weiß noch genau, wie ich vor dem Fernseher saß, das Eis langsam in meinem Mund schmolz und meine Finger beinahe schon von alleine die richtigen Knöpfe auf der kleinen Konsole drückten.
Mein Name ist Jinta Yadomi, 17 Jahre alt und ich erzähle euch die Geschichte vom Sommermonster.

Kalter Schweiß lief mir in die Stirn. Schon wieder saß ich seit ein paar Stunden einfach in meinem Zimmer und spielte dieses Videospiel. Es war langsam langweilig, aber etwas anderes hatte ich nunmal nicht zu tun. Kurz hielt ich inne, als ich Stimmen hörte. Mit einem Blick aus dem Fenster konnte ich ein junges Pärrchen sehen, das sich angeregt unterhielt. Sie trugen eine Schuluniform, also waren sie wohl Schüler.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen, setzte mich wieder vor die Konsole und begann erneut, zu spielen. Diesmal hämmerte ich regelrecht auf die Tasten.
„Stirb, stirb, stirb!“ rief ich nachdrücklich mit jedem virtuellen Schlag, den ich abgab.
„Hää?“ hörte ich auf einmal in einer lauten Stimme hinter mir. Ich drehte mich nicht um. Sie stützte sich auf meinen Beinen ab, die ich im Schneidersitz gefaltet hatte und starrte in den Blidschirm. Noch immer tat ich mein möglichstes, sie zu ignorieren.
„Ist das Building Builder?“ rief sie aufgeregt. Nun reagierte ich doch.
„Niemals. Frauen sind wirklich blöd..“ war meine Antwort. Sie begann an mir zu rütteln.
„Aber er sieht genauso aus wie er! Schau dir seine Lippen an, siehst du wie geschwollen sie sind?“
„Wenn das dein einziges Kriterium ist, müsste der alte Kerl von Abakus auch Building Builder sein!“
„Ja, aber Jintan..“
Jintan. Warum musste sie immer diesen Namen benutzen. Einen Moment sah ich nun doch zu ihr, in ihre tiefblauen Augen, und sofort versetzte es mir einen Stich. Ich wusste schon, warum ich es vermied, sie zu beachten..
Schlagartig stand ich auf und ließ die Konsole einfach weiterlaufen, während ich in die Küche ging. Das Sommermonster ist wirklich böse, dachte ich mir, während ich begann, Wasser aufzusetzen.
„Hey, das ist nicht fair, Menma will auch salzigen Ramen!“ rief sie schonwieder von hinten und kam ebenfalls in die Küche gerannt, um mir mit einem gewaltigen Satz in den Rücken zu springen. Es war wirklich schwer, sie zu ignorieren. Ich biss mir auf die Unterlippe und brach ein Ei auf, um es zu den Nudeln in den Topf zu geben.
„Das Ei!“ rief sie entsetzt, ehe sie wieder begann an mir zu zerren und zu rütteln.
„Los, rühr es, rühr es!“ rief sie dabei unaufhörlich. Plötzlich hörte ich eine andere Stimme hinter mir.
„Ist das Ramen? Sieht gut aus, mach mir auch was.“ Meinte mein Vater lächelnd, als er die Küche betrat.
„Oh, dein Vater!“ stellte auch sie nun fest.
„In Ordnung!“ rief ich meinem Vater zu, ohne auf sie einzugehen.
„Wie unfair, deinem Vater machst du was und mir nicht?“ protestierte sie nun hinter mir und riss an meinem T-Shirt herum. Ich ging zum Schrank, um Teller herauszuholen, sie hämmerte weiter auf meinen Rücken ein. Als ich in den Glasschrank sah, konnte ich mein Spiegelbild sehen. Nur meins. So war es also.
Ich konnte hören, wie mein Vater im Wohnzimmer den Fernseher anschaltete. Er verhielt sich komplett normal. Also bedeutete das...
„Hey, Jintan!“ nörgelte sie. Ich stellte die beiden Schüsseln auf den Tisch und setzte mich meinem Vater gegenüber. Das Sommermonster war einem Nervenzusammenbruch nahe. Eigentlich war sie kein richtiges Monster. Sie war ein Mädchen. Ein kleineres Mädchen mit einem weißen Rüschenkleid, mit weißen langen Haaren und mit einer weißen zarten Haut. Nur ihre Eisblauen Augen stachen herraus.
Mein Vater kippte sich wie immer unzählige Mengen an Pfeffer in sein Ramen. Ich aß es jedoch so, wie es war. Das heißt, ich versuchte es. Sehr weit kam ich aber nicht, denn besagtes Monster setzte sich trotzig auf meinen Schoß, sodass ich mein Ramen nicht sehen, geschweige denn erreichen konnte. Am liebsten hätte ich sie runtergeschubst, aber wenn ich in der Öffentlichkeit mit ihr interagieren würde, dann würden die Menschen mich höchstwahrscheinlich für verrückt halten. Was die meisten sowieso schon taten.
Dieser Sommer damals... ich erinerrte mich, als wäre es erst gestern gewesen. Wir waren alle gerade einmal 6 Jahre alt, bis auf Yukiatsu. Er war schon 7. Ich kletterte auf einen der hohen Bäume in unserem Wald.
„Jintan, sei vorsichig!“ rief Menma mir von unten zu.
„Mir gehts gut!“ antwortete ich und kletterte voller Eifer weiter. Alle meine Freunde standen unten, alle sahen mir zu. Einmal rutschte ich kurz ab, da raunten sie. Aber ich fing mich wieder. Ich fühlte mich wie ein Held.
„Wow, Jintan ist der Größte!“ rief Anaru begeistert, als ich ihr den dicken Käfer vor die Nase hielt, den ich vom Baum runtergeholt hatte.
„Jintan ist cool!“ stimmte Poppo mit ein und hüpfte wild um mich herum. Yukiatsu und Tsurumi standen wie immer etwas abseits, aber auch Tsurumi schien von meinem Fang begeistert. Ich grinste stolz in die Runde.
„Hey Jintan!“ hörte ich meinen Namen hinter mir. Als ich mich umdrehte, blickte ich in Menmas strahlendes Gesicht.
„Was gibts, Menma?“ fragte ich, etwas verwundert.
„Weißt du, ich habe einen Wunsch...“
Wer ich damals war...

Langsam wurde ich wach. Ich lag auf dem Boden. Was in aller Welt war passiert?
Plötzlich spürte ich ein Gewicht auf meiner Brust. Als ich an mir herabsah, konnte ich sehen, das sie, das Monster, sich auf mich gelegt hatte. Anscheinend schlief sie tief und fest.
Ich bin ohne Zweifel Krank. Der ganze Stress, den ich bis jetzt angesammelt habe, hat sich körperlich ausgewirkt.
Langsam wurde sie wach, erhob sich, irgendetwas leise vor sich hin murmelnd und sah mich mit verschlafenem Blick durch halb geöffnete Augen an.
„Guten Morgen..“ sagte sie dann mit einem Lächeln auf dem Lippen und strahlte mich glücklich an.
„Im Moment... gehe ich davon aus, das du eine Verkörperung meiner Probleme bist..“ murmelte ich leise als Antwort. Sie sah mich perplex an.
„Aber...“
Ich öffnete meine Augen und sah ihr ins Gesicht.
„Warum tauchst du gerade jetzt auf?“
Man konnte ihr deutlich ansehen, das sie nichts verstand. Ich biss mir auf die Unterlippe.
„Und warum.. bist du eine Ältere Version von ihr..“ brachte ich den Satz leise zu Ende. Ja, sie sah genauso aus wie Menma. Sie benahm sich auch wie Menma und sie nannte sich selbst Menma.
Sie setzte sich auf und sah in die Luft, als würde sie überlegen.
„Hm.. lass mich nachdenken..“ murmelte sie.
„Ich hab keine Ahnung!“ rief sie dann glücklich und mit einem Eifer, als hätte sie eine Lösung gefunden. Auch ich setzte mich nun auf.
„Das kann ich nicht glauben!“ rief ich gereizt. Irgendeinen Grund musste es doch für ihr auftauchen geben, und wenn sie ihn nicht wusste, wer sonst?
„Aber... ich denke, ich will das mein Wunsch wahr wird. Das ist es!“ stellte sie dann fest. Ich zog die Augenbrauen etwas zusammen. Meine Muskeln verspannten sich unter meiner Haut. Ihr.. Wunsch?
„Was für einen Wunsch..?“ fragte ich und sah sie forschend an. Das konnte doch nicht..
„Eigentlich... hab ich keine Ahnung!“ wiederholte sie einfach ihre Worte von vorhin, und auch den Eifer hatte sie wieder. Ich wurde langsam wütend.
„Wie soll man dir einen Wunsch erfüllen, wenn du ihn selbst nicht kennst!?“ schrie ich sie an.
„Aber ich fühle, dass das wirklich der Grund ist...“ murmelte sie, völlig unbeeindruckt von meinem kleinen Wutanfall.
„Was könnte das sein...“ überlegte Menma weiter, leise vor sich hin murmelnd.
„Woher soll ich das wissen!?“ entgegnete ich, wieder etwas lauter als eigentlich beabsichtigt.
„Igitt! Du hast mich angespuckt!“ rief sie plötzlich und begann sich mit ihren kleinen Händen im Gesicht herumzuwaschen. Dann formte sie mit ihren Händen ein kleines Quadrat und hielt es mir mit den Worten „Barierre!“ vors Gesicht.
Sie ist das Sommermonster.
Sie ist mein Stress.
Sie ist mein Trauma.
„Versuch erstmal dich zu erinnern, was dein Wunsch war!“ unterbrach ich ihr gerede darüber, wie ecklig es doch war von mir angespuckt zu werden. Sie hielt inne und sah mich einen Moment an, dann setzte sie wieder ihr sorgloses Lächeln auf.
„Oh ja! Es war ein Wunsch, der nur erfüllt wird, wenn wir alle zusammen sind!“ verkündete sie. Ich sah auf und spürte, wie meine Brust sich zusammenzog.
„Alle? Du meinst..“
Plötzlich wurden wir durch ein Klingeln an der Tür unterbrochen.
„Ich komme!“ rief Menma und stürmte auch schon los.
„Warte!“ schrie ich ihr hinterher und sprang auf, um dem Quälgeist zu folgen. Endlich konnte ich sie kurz vor der Tür zu fassen kriegen.
„Ich hab gesagt du sollst warten!“
Sie versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien.
„Aber es ist jemand an der Tür!“ entgegnete sie aufgeregt.
„Was würde passieren, wenn du die Tür öffnest? Sei einfach ruhig und-“
Weiter kam ich nicht, als besagte Tür sich schon von allein öffnete.
„Was machst du da..?“ hörte ich eine Stimme, die ich nur zu gut kannte. Bevor ich antworten konnte, sprang Menma auch schon los.
„Es ist Anaru!“ rief sie fröhlich und fiel der rothaarigen um den Hals.
„Hey, beruhige dich!“ zischte ich ihr zu.
„Beruhigen? Ich bin nicht aufgeregt.“ Antwortete Anaru und fasste sich an den Nacken, an dem Menma gerade freudetaumelnd hing.
„Irgendwie ist mein Nacken ziemlich verspannt...“ murmelte sie leise und eher zu sich selbst.
„Anaru... du kannst Menma nicht sehen..?“ fragte Menma ziemlich enttäuscht und kam langsam wieder runter, um ihr ins Gesicht zu sehen. Sie allerdings sah einfach durch sie hindurch mich an. Ich seufzte kaum merklich. Irgendwie tat sie mir leid.
„Also, was gibt es?“ wandte ich mich dann der rothaarigen wieder zu. Sie kramte mit ihren lackierten Fingernägeln einen braunen Umschlag hervor und hielt ihn mir mit einem „hier“ vor die Nase.
„Der Lehrer hat mich gebeten, dir die Hausaufgaben für die Sommerferien zu geben.“ erklärte sie. Ich schaute verwundert auf.
„Jetzt? Die Sommerferien sind doch schon in zwei Tagen vorbei!“ entegnete ich. Sie drückte mir den Umschlag gereizt in die Arme.
„Im Gegensatz zu dir, habe ich viel zu tun!“ antwortete sie und drehte sich mit diesen Worten etwas hochnäsig um.
„Dann hättest du sie auch einfach wegwerfen können. Ich möchte eh nicht mehr auf diese dumme Schule gehen!“ murmelte ich leise.
„Mir ist es egal, ob du wieder zur Schule kommst oder nicht! Aber du solltest dich wirklich schämen..“ entgegnete sie laut, mit etwas Nachdruck.
Menma sah entsetzt zwischen uns beiden hin und her. Sie schien nicht zu verstehen, was los war.
„Ciao.“ Meinte Anaru dann, ehe die Tür wieder zu flog.
„Anaru..“ murmelte Menma leise und sah ihr traurig hinterher. Ich setzte mich wütend vor mich hin murmelnd an den Tisch, sie folgte mir und setzte sich mir gegenüber.
„Warum hast du sie nicht gefragt!? Sag einfach ‚lass uns zusammen ihren Wunsch erfüllen, Anaru!‘“ meinte sie wütend. Ich sah sie ernst an.
„Zu allererst, nenn‘ sie nicht so. Nenn‘ sie Anjou, oder von mir aus auch Naruko und bleib dabei!“ erklärte ich leise. Sie sah mich unbeeindruckt an.
„Warum sollte ich? Anaru ist Anaru. Sie ist zu allen nett und hat viele Videospiele und Mangas!“
„Das meinte ich!“ unterbrach ich ihre Schwärmerei harsch.
„Sie ist nicht mehr die Anaru, die sie damals war. Diese dumme Kuh würde mir auch nicht helfen, wenn ich sie darum bitten würde..“
„Dumme Kuh..?“ fragte sie verwundert. Ich seufzte.
„Jedenfalls sind wir nicht mehr befreundet!“
„Ich hasse das!“ unterbrach sie mich.
„Ich hasse das.. ich kann es nicht leiden wenn du soetwas über Anaru sagst!“ schrie Menma mich wütend an. Ich sah sie nur überrascht an.
„Komm schon, lass uns nochmal mit ihr reden! Fragen wir sie, Jintan!“
Ich stutzte. Geradeben, für einen kurzen Moment hatte sie genauso ausgesehen wie die Menma von damals. Aber das war unmöglich. Dennoch starrte ich sie einen Moment lang nur an. Dann senkte ich den Blick.
„Na gut...“ gab ich leise nach, auch wenn ich nicht genau wusste, wieso.
„Jetzt, wo du Anjou gesehen hast, verstehts du doch was das für deinen Wunsch bedeutet. Es ist nicht nur Anjou, alles hat sich seit damals verändert.“ Murmelte ich leise und wieder verspannten sich meine Muskeln.

„Jintan, bist du fertig?“ rief Menma durch das ganze Haus.
„Ja ja, schrei nicht so..“ antwortete ich und band meinen Schnürsenkel zu. Dann setzte ich eine Mütze auf, die ich tief in mein Gesicht zog und außdem eine Brille. Als ich die Treppe runterging, sah Menma mich verwundert an.
„Warum trägst du eine Brille?“ fragte sie.
„Mach dir darüber keine Gedanken..“ antwortete ich lediglich und ging zur Tür, um diese zu öffnen. Ich griff gerade nach der Klinke, als ich auf einmal Stimmen von draußen hörte. Es schien, als würden sich zwei Ältere Frauen unterhalten. Ich hielt einen Moment inne, dann sog ich die Luft ein und riss mit einem Ruck die Tür auf.
Die beiden Frauen hielten inne und sahen überrascht in unsere Richtung, wobei sie ja nur mich wirklich sehen konnten.
Verschüchtert hob ich meine Hand und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.
„G..Guten Tag!“ brachte ich schließlich hervor. Die Frauen nickten mir ebenfalls zur Begrüßung zu. Menma sah mich nur verwundert an.
„Was für ein seltsamer Ausdruck... hey, du hast da was zwischen deinen Zähnen hängen!“ informierte sie mich und deutete auf ihre eigenen.
„Halt die Klappe!“ pfiff ich sie an ohne daran zu denken, wo ich war. Die Frauen wichen erschrocken etwas zurück.
Verdammt.
Genau darum hasste ich es, mit ihr zu reden. Darum hasste ich, das sie da war. Wütend ging stampfte ich los.
„Jintan, warte doch!“ rief Menma und holte eiligen Schrittes zu mir auf. Nach einer Weile sah sie sich verwundert in der Straße um, in der wir uns befanden.
„Aber Jintan.. Anarus Haus liegt garnicht in dieser Richtung..“ stellte sie fest.
„Wenn wir schon unterwegs sind, lass uns etwas rumlaufen.“ antwortete ich knapp. Menma begann, fröhlich umherzulaufen und sich alles genau anzusehen. Ich beobachtete sie einen Moment, ehe ich wieder nach vorn sah und auf einmal zwei Kerle erblickte, die auf mich zugingen. Sie unterhielten sich angeregt über einen zurzeit laufenden Kinofilm. Diese Typen waren auf meiner Schule, daran erinnerte ich mich noch.
Ich zog meine Mütze tief in mein Gesicht und drehte mich etwas von ihnen weg. Sie gingen einfach an mir vorbei, anscheinend hatten sie mich nicht erkannt. Ich seufzte auf.
„Waren das Freunde von dir?“ fragte Menma, die nun wieder genau vor mir stand und mich mit ihren großen blauen Augen Fragend an.
„Nein.“ Antwortete ich leise und ging mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen in die andere Richtung weiter. So war das nunmal. Diese Frauen haben mich wirklich aufgeregt, aber niemand denkt weiter darüber nach. Selbst Anaru sagte soetwas. Anscheinend war ich ihr wirklich egal.
Mittlerweile dämmerte es, und wir gingen eine einsame, unbenutzte Eisenbahnschiene entlang.
„Knick, macht das Genick!“ rief Menma und pflückte ein paar der Gänseblümchen, die an deren Rand wuchsen. Als sie einen kleinen Straus zusammen hatte, roch sie mit einem breiten Lächeln daran.
„Es riecht nach Sommer!“ rief sie fröhlich aus.
„Du hast dich nicht verändert...“ murmelte ich leise und sah sie von hinten an, spürte, wie mein Hals schonwieder trocken wurde. Sie drehte sich zu mir um.
„Hä?“ fragte sie verwundert, ich wandte das Gesicht ab.
„Vergiss es.“
Das war auch nicht überraschend. Schließlich war sie nur eine Wahnvorstellung. Ich sah auf die Schienen, auf die von der Abendsonne Schatten geworfen wurden. Ich konnte nur meinen eigenen sehen. ‚Bitte erfülle meinen Wunsch‘, huh? Das liegt ohne Zweifen an der Beziehung, die ich zu Menma hatte...
„Jintan!“ rief sie mich aus meinen Gedanken. Ich wandte den Blick in ihre Richtung.
„Schau mal!“ forderte sie mich begeistert auf. Sie stand mit einem Fuß auf einem der Zaunpfähle, die um das Gleis herum aufgebaut waren und hüpfte fröhlich darauf rum.
„Hey, komm da runter, das ist gefährlich!“ befahl ich ihr leise, aber bestimmt. Sie lachte nur und hüpfte weiter, als auf einmal ihr Fuß abrutschte. Meine Brust zog sich zusammen. Für den Bruchteil einer Sekunde erinnerte ich mich an damals, als mein Vater es mir gesagt hatte. Nicht nocheinmal!
Ich rannte mit einem gewaltigen Satz los, hatte nichts als ein lautes Brummen in meinen Ohren. Ich hörte nur die Stimme meines Vaters, die Worte, die er damals gesagt hatte.
„Jintan, Menma ist...“
„MENMA!“ schrie ich und schmiss mich mit einem lauten Schrei nach vorn, um sie noch in letzter Sekunde aufzufangen. Und fiel. Ich fiel hart auf den Boden, landete auf meinem Brustkorb. Es tat weh. Es raubte mir den Atem. Mein ganzer Körper kribbelte. Aber ich blieb einfach liegen und sagte nichts.
„Ji..Jintan..?“ fragte Menma nach einer Weile vorsichtig und stupste meinen Kopf an.
„Bist du in Ordnung?“
„N..Nichts passiert...“ antwortete ich leise und erhob mich langsam.
„Yadomi?“ ertönte es hinter mir, und ich drehte mich langsam um. Als ich sah, wer da hinter mir stand, weitete ich überrascht die Augen.
„Was machst du da?“
Auch Menma sah die beiden verwundert an, dann wurde ihr überraschtes Gesicht zu einem über alle Stränge strahlendem.
Dort standen Tsuruko und Yukiatsu... nein, Chiriko Tsurumi und Atsumu Matsuyuki und sahen mich mit einem kalten Blick von oben herab an. Wir alle schwiegen einen Moment, dann hob Chiriko meine Brille auf, um sie mir zu überreichen.
„Hier.“ Meinte sie lächelnd, aber es war nicht ihr sanftes, herzliches Lächeln von damals. Es war ein notgedrungenes, der Höflichkeit entsprungenes Lächeln, so als spräche sie mit einem Fremden.
„D..danke.“ erwiederte ich dennoch und nahm die Brille entgegen. Atsumu schulterte seine Tasche.
„Wir sind gerade auf dem Weg nach Hause. Wusstest du, das wir auf eine Hochschule gehen?“ erklärte er mir kühl, auch ein wenig Arroganz war aus seiner Stimme herauszuhören. Ich senkte meinen Blick und sah auf ihre Schuluniform.
Das war die Hochschuluniform, die ich tragen sollte. Ich wollte..
„Yadomi?“ unterbrach Atsumu meinen Gedankengang. Ich sah auf.
„Geht es dir gut?“ fragte er mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen. Ich nickte nur.
„J..Ja, alles gut.“ Antwortete ich, dann drehte ich mich um.
„Ah.. Tsuruko und Yukiatsu! Sie sind es wirklich!“ stieß Menma fröhlich hervor, und ihre Augen leuchteten gerade zu. Ich ging an ihr vorbei.
„Lass uns gehen.“ Meinte ich zu ihr, als mir die beiden wieder einfielen. Ich drehte mich um und dachte für einen Bruchteil einer Sekunde nicht nach.
„Oh, ich meinte Menma und-“
Plötzlich huschte ein überraschter Ausdruck über ihre Gesichter, ehe Atsumus Miene steinhart wurde. Chiriko warf ihm einen besorgten Blick zu. Erst da fiel mir auf, was ich gesagt hatte. Beschwichtigend hob ich beide Hände.
„Das ist es nicht, ich meinte..“
„Was ist mit Menma?“ unterbrach Atsumu mich mit kühler Stimme und sah zu Boden.
„Also.. weißt du..“
„Redest du immernoch darüber?“
Ich hielt verwundert inne und sah ihn an. Sogar von hier aus konnte ich sehen, das seine Muskeln sich verspannt hatten und seine Finger krampfhaft den Griff seiner Tasche umklammerten.
„Yukiatsu..?“ fragte Menma verwundert, auch wenn er sie nicht hören konnte.
„Ich habe davon gehört.“ Redete er weiter.
„Yukiatsu!“ meinte Chirkio nun harsch, doch er ging nicht darauf ein. Er ignorierte sie und redete einfach weiter.
„Anscheind gehst du nicht zur Schule. Du bist durch die Eignungstests gefallen und gehst nun auf eine Regionale Schule. Du gehts nicht zur Schule und wirfst mit Meiko Honmas Namen um dich. Stimmt irgendwas mit deinem Kopf nicht?“
Ich sah ihn mit geweitetem Blick an. Dann senkte ich das Gesicht mit zusammengebissenen Zähnen, ehe ich einfach kertmachte und wegrannte. Ich rannte und rannte. Menma rief mir hinterher, aber ich hielt nicht an.
Es war schon dunkel, die Straßenlaternen gingen bereits an, als ich endlich langsam zum stehen kam. Ich atmete tief durch.
„Jintan!“ rief Menma hinter mir und kam ebenfalls angerannt.
„Verstehst du es jetzt..?“ keuchte ich. Sie blieb hinter mir stehen.
„Alle haben sich verändert.“
Ich richtete mich auf und sah geradeaus.
„Nein, der der sich am meisten verändert hat, bin ich...“
Menma kam langsam näher, ich konnte ihre Schritte auf dem Asphalt hören.
„Jintan, hey..“ murmelte sie.
„Zu viel Stress. Gönn‘ mir mal ne Pause.“ Sagte ich leise zu ihr.
„Wenn ich bei dir bin, erinnere ich mich... an Dinge, die ich vergessen möchte. Und das kotzt mich an!“
Menma war hinter mir still. Ich ging einfach nach vorn, sie folgte mir nicht.
„Jintan..“ hörte ich leise hinter mir, aber ich drehte mich nicht wieder um, sondern ging einfach weiter.
Als ich endlich zuhause war, legte ich mich einfach in mein dunkles Zimmer und sah an die Decke. Ich konnte nachdenken, in Ruhe. Endlich einmal, nach so langer Zeit.
Damals.. in jenem Sommer.. war noch alles anders.

Ich lief gerade zu unserem Geheimversteck, das mitten im Wald lag. Eigentlich war es nur eine alte, verlassene Jagdhütte, aber wir alle hatten Dinge von Zuhause mitgebracht, und so wurde es irgendwann richtig gemütlich. Wir verbrachten alle beinahe jeden Tag darin. So auch den heutigen.
„Ich hab es!“ rief ich, als ich die Hütte betrat. Die anderen drehten sich verwundert um.
„Was denn?“ fragte Naruko verwundert und sah mich mit großen Augen an.
„Wir werden die Super Peace Busters!“ verkündete ich stolz.
„Wow, das ist cool!“ rief Tetsudou aufgeregt aus.
„Was sind ‚Busters‘?“ fragte Amatsu, und auch Chiriko, die neben ihm stand, wirkte etwas perplex.
„Das ist eine Gruppe von starken Leuten! Wir werden den Frieden schützen!“ erklärte ich. Tetsudou sprang aufgeregt in der Luft herum.
„Super!“ rief er dabei immer wieder aus. Chiriko legte den Kopf schief.
„Welchen Frieden schützen wir?“ fragte sie. Ich nahm stolz eine Superheldenpose an, die ich mal im Fernsehen gesehen hatte.
„Den Frieden hier, dort und überall!“ rief ich eine Antwort. Meiko kam von hinten angerannt.
„Toll, dann ist Jintan der Anführer, oder?“ rief sie begeistert. Ich drehte mich zu ihr und tippte an ihre Stirn.
„Warum nennst du mich immer so, ich heiße Jinta, ohne ‚n‘!“ wies ich sie zum wiederholten male darauf hin, aber ich glaubte nicht wirklich, das sie es sich jemals abgewöhnen würde. Dennoch drehte ich mich nun wieder den anderen zu, ohne auf ihre Frage einzugehen.
„Wenn wir wirklich Helden sein wollen, dann brauchen wir auch coole Namen!“ erklärte ich weiter, ehe ich durch die Runde sah. Schließlich zeigte ich mit dem Finger auf Naruko.
„Du bist Anaru!“ stellte ich fest. Sie rückte ihre große Brille zurecht und sah mich verwundert an.
„Warum Anaru?“ fragte sie. Ich grinste.
„Das hab ich aus deinen Namen zusammengesetzt. Naruko und Anjou.“ Erklärte ich.
„Also wäre ich Tsuruko..?“ fragte Chiriko.
„Und ich Yukiatsu..“ fügte Amatsu hinzu. Ich nickte eifrig. Tetsudou sprang nochimmer um uns herum.
„Ich will Poppo heißen!“ rief er aufgeregt. Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Poppo? Aber das ist doch in keinem deiner Namen drin..“ stellte ich verwirrt fest.
„Trotzdem, der Name ist cool!“ beharrte er, und ich ließ seufzend meine Arme sinken.
„Gut, meinetwegen. Dann bist du Poppo.“
Poppo machte einen Freudensprung und tänzelnte um uns herum. Meiko zubbelte von hinten an meinem T-Shirt, ich drehte mich zu ihr um.
„Dann ist Meiko Menma?“ fragte sie. Irgendwie regte es mich auf, das sie immer von sich in der dritten Person sprach. Das machte sie irgendwie kindisch. Aber ich nickte.
„Ja, genau.“
„Und wie heißt du, Jinta?“ fragte Yukiatsu mich. Die anderen sahen mich ebenfalls fragend an. Ich holte gerade Luft um etwas zu erwiedern, als Menma mir ins Wort fiel.
„Jintan!“ rief sie.
Wir alle drehten uns zu ihr um.
„Was..?“ fragte Tsuruko.
„Du bist Jintan.“ Stellte sie fest. Eigentlich wollte ich ihr wiedersprechen. Aber als ich in ihre blauen Augen sah, die mich so anstrahlten.. meine Brust zog sich zusammen und ich wandte den Blick ab.
„Gut, von mir aus..“ gab ich schließlich nach. Menma sprang in die Luft und stieg in Poppos Freudentanz mit ein.
Alle sind mir gefolgt... bis zu diesem einen Tag...
Wir saßen wiedereinmal alle in unserem Versteck.
„Hey, Jintan..“ murmelte Anaru auf einmal leise. Ich sah sie an.
„Du magst Menma, oder..?“ fragte sie. Ich sah sie mit geweiteten Augen an. Plötzlich wurde alles um uns herum ganz still. Sie allen sahen mich mit großen Augen an, alle wollten eine Antwort hören. Ich schluckte und die Röte stieg mir ins Gesicht.
„Wo..Wo von redest du da?“ rief ich überrumpelt. Auch Menma war rot und schien nicht zu verstehen.
„Sei ehrlich. Es gibt keine Geheimnisse bei den Super Peace Busters!“ stieg auch Yukiatsu nun mit ein und sah mich mit einem bohrenden Blick an.
„Yukiatsu!“ stieß ich aus und wurde immer röter. Was sollte ich antworten?
„Sag es, sag es, sag es!“ begann Poppo mich nun mit gehobener Faust anzufeuern.
„Hört schon auf damit..“ murmelte Tsuruko seufzend. Ich ballte eine Faust. Und wieder handelte ich ohne zu überlegen.
„Wer..“ begann ich leise mit gesenktem Blick, dann sprang ich auf.
„Wer würde so ein hässliches Mädchen wie-!“ augenblicklich hielt ich inne. Was hatte ich da gesagt? Einen Moment war alles still, dann wandte ich langsam den Blick in Menmas Richtung. Ich hatte gedacht, sie würde weinen. Weil sie so eine Heulsuse war.
Aber... sie lächelte nur entschuldigend. Als ob sie etwas dafür könnte. Als ob sie etwas für meine grenzenlose Dummheit könnte. Aber anstatt, mich zu entschuldigen.. lief ich einfach aus der Hütte in den Wald. Menma lief mir hinterher, aber ich wartete nicht. Wenn ich doch nur stehen geblieben wär.. es war alles meine Schuld.
Ich rannte geradewechs nach Hause. Mein Vater kam mir aus der Tür entgegen.
„Oh, du bist schon zurück?“ hatte er gefragt.
„Ich gehe deine Mutter im Krankenhaus besuchen. Stell das Essen in die Mikrowelle, wenn du Hunger hast.“ Informierte er mich, ehe er aufbrach. Ich aß es kalt, schaufelte Löffel für Löffel in mich hinein.
Dieses Lächeln.. zerrte an meinem Herzen. Ich dachte, ich würde mich am nächsten Morgen entschuldigen. Aber dieser Morgen... kam nie.

Mittlerweile war es ziemlich spät, aber Menma war immernoch nicht zurückgekehrt. Sie hatte Hunger, ihr Magen knurrte. Aber sie wollte nicht zurück zu Jintan, immerhin war er doch böse auf sie.
Stattdessen stand sie vor ihrem alten Haus und sah daran hoch, als ihr auf einmal ein bekannter Duft in die Nase drang.
„Curry..“ murmelte sie leise. Dann betrat sie das Haus einfach. Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer und der Duft wurde immer stärker.
„Hey, die Tür ist offen.“ stellte ein Junge mit hellem Haar fest.
„Dann solltest du sie besser schließen.“ Erwiederte ein älterer Mann und blätterte seine Zeitung um.
„Wow, Saa-kun, du bist so groß geworden!“ rief Menma begeistert und lief zu dem Jungen, der am Tisch saß und ein Videospiel spielte. Dann wandte se sich dem Mann mit der Zeitung zu.
„Und Papa hat viele graue Haare bekommen!“ stellte sie fest.
Plötzlich ertönte ein Klingeln in dem Haus. Menma wandte sich dem Geräusch zu und sah eine Frau, die vor einem kleinen Tischchen Kniete. Auf dem Tisch stand ein Foto von Menma, und viele kleine Kerzen.
„Mama..“ flüsterte sie leise.
„Nun hör schon endlich auf damit.“ murmelte Saa. Menmas Mutter und auch Menma drehten sich zu ihm um.
„Saa-kun..“ meinte ihre Mutter entsetzt.
„Immer wenn wir Curry essen, opferst du eine Schale für sie.“ Flüsterte er leise. Erst jetzt bemerkte Menma die kleine Schale, die auf dem Tischchen stand.
„Das ist Verschwendung.“ Stellte er fest.
„Es war aber ihr Lieblingsessen..“ antwortete ihre Mutter mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Tote essen nicht.“
„Sag das nicht. Deine Schwester war ein kleiner Dummkopf, vielleicht weiß sie ja noch nicht, das sie tot..“ murmelte ihre Mutter und sah Menmas Foto an.
Menma spürte, wie sich ihre Augen langsam mit Tränen füllten. Dennoch legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
„Ich weiß es.“ Flüsterte sie ganz leise.
„Menma weiß, das sie gestorben ist.“
Sie ging ein paar Schritte zurück und stieß versehentlich gegen den Tisch, woraufhin das Glas, das darauf stand, zu Boden fiel und zerbrach.
„Was zum Teufel machst du da?“ fragte ihr Vater Saa-kun. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf.
„Ich weiß nicht, das Glas hat sich von allein bewegt!“ verteidigte er sich.
„Mach es einfach sauber!“ befahl der Vater streng, ehe er sich wieder seiner Zeitung zuwandte.
„Menma..?“ flüsterte ihre Mutter leise, doch sie war schonwieder leise durch die Tür verschwunden.

Ich schloss den Kühlschrank wieder, nachdem ich schon zum hundertsten Mal reingesehen hatte.
„Total leer...“ stellte ich leise fest. Also begann ich einfach, mir wieder Ramen zu kochen.
Nach diesem Tag... trieben alle, die den Frieden schützen wollten... einfach auseinander.
Ich griff nach einem der Eier. Einen Moment sah ich es einfach stumm an, als mir plötzlich ihre Stimme wieder in den Sinn kam.
„Menma möchte Eiersuppe! Eiersuppe!“
Dieses Mädchen...
Ich biss die Zähne zusammen, dann ließ ich das Ei einfach fallen und rannte raus in die Nacht.
Ich wollte immer..
„Wo kann sie nur hingegangen sein?“ rief ich mir selbst zu, während ich über die Straße rannte.
Ich wollte immer...
Das der Morgen nach diesem Tag..
..Der Morgen, an dem ich mich bei Menma entschuldige..
„Menma, wo bist du!“? schrie ich in die Nacht, während ich über die Brücke in unserem Dorf rannte.
..kommt!..
Der Stress.
Mein Trauma.
Ich bin mir sicher, ich habe Menma heraufbeschworen, um mich bei ihr zu entschuldigen.
Wenn das stimmt, dann muss ich..
Ich rannte in den Wald hinein, bis ich schließlich zu unserer alten Hütte kam. Ich wusste nicht genau, warum ich hier gelandet war, aber in ihrem inneren brannte Licht. Also rannte ich so schnell ich konnte zu ihr hin und riss die Tür auf.
„Men-“ schrie ich, hielt aber überrascht inne. Das Innere der Hütte war komplett eingerichtet, allerdings nicht mehr so, wie wir es damals hinterlassen hatten. An der Wand hing eine große Weltkarte, und auch sonst war alles ziemlich exotisch eingerichtet.
„Was ist das alles...?“ fragte ich mich verwundert und ließ den Blick schweifen.
„Du Trottel, was machst du in meiner Hütte?“ hörte ich auf einmal eine laute Stimme hinter mir und drehte mich ruckartig um. Vor mir stand ein ziemlich breiter, großgewachsener Kerl, doch als er in mein Gesicht sah, hielt er inne und sah mich verwundert an.
„Jintan?“ murmelte er verwirrt. Ich sah ihn ebenfalls perplex an.
„Po..Poppo?“ fragte ich. Plötzlich fiel mir etwas von früher ein.
Wir hatten beide auf einem kleinen Hocker gestanden, mit einem Messer in der Hand.
„Hier ritzen wir den Namen ein!“ hatte ich zu ihm gesagt. Er hatte das Messer in der Hand gehabt.
„Wie schreibt man ‚Super‘?“ hatte er gefragt. Ich hatte ihn damals dafür ausgelacht und es ihm buchstabiert. Ich drehte meinen Kopf etwas. Tatsächlich, da stand es noch. Eingeritzt in dem hohen Brett.
Ich kann es fühlen.
Die Zeit, die seit jenem Tag still gestanden ist, läuft nun weiter.

Kapitel 1. Ende








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