Sie wartet

Autor: Dalia
veröffentlicht am: 14.09.2011


Das Mädchen saß am Wegesrand. Sie wartete.
Gedankenverloren betrachtete sie ihre Rose.
Das Mädchen musste schmunzeln, denn sie hätte sich doch gewünscht nur einmal eine von IHM geschenkt zu bekommen. Nur einmal. Es wäre eine nette Geste gewesen. Sie mochte keine Rosen. Zumindest nicht so sehr wie andere in ihrem Alter. Aber sie mochte nette Gesten. Sehr sogar.

Das Mädchen hielt einen Moment inne.
Dann, in einer rasend schnellen Bewegung, und ohne jegliche Vorwarnung, schmiss sie die Rose auf den Boden. Da lag sie vor ihr, und im selben Moment tat es ihr fast schon Leid… FAST. Ein kurzes schleifendes Geräusch ließ sie zu Boden blicken, wo sie einen Haufen roten Matsch um ihre Schuhe herum sah. Ups. Jetzt hatte sie das Blümchen mit ihren Sneakern zertreten. Auf eine seltsame Art und Weise tat es ihr leid, gleichzeitig war es ihr aber auch egal.

Das Mädchen wurde nachdenklich. Wie wenig einem doch etwas bedeutete, wenn es von der falschen Person kommt. Die Rose hatte ihr ein Nachbar geschenkt als sie an seinem Garten vorbeilief. Es schön sie zu bekommen. Aber es war eben nur ihr Nachbar. Das war schon eine ganze Weile her – und jetzt ist sie sehr weit weg von dort. Nur ihre Gedanken sind nicht den weiten Weg gegangen. Sie sitzen noch immer an dem Ort fest, den andere ihr Zuhause nennen.
Das Mädchen blickte zu Boden.

Sie wartete – und fror.
Eigentlich war es nicht kalt. Die Sonne schien und das Mädchen sah die warme Luft, wie sie sich über dem grauen Asphalt sammelte und einen wilden Tanz vollführte. Es war ein richtig heißer Tag. Aber nicht für sie. Sie bekam diese Leere nicht aus sich heraus. Und die Kälte, die von ganz tief in ihrem inneren herkam, füllte sie nun aus.
Da saß sie also, ganz alleine und von der Welt verlassen. Denn ER war ihre Welt gewesen.

Das Mädchen spielte mit etwas. Ihre Finger drehten und wendeten einen Kleinen Gegenstand geschickt, so dass sie ihn von allen Seiten betrachten konnte. Es war ein Dorn der Rose. Den hatte sie vorhin abgelöst. Das machte sie gerne. Das Mädchen wunderte sich, wie eine so zarte Blume etwas so hartes und spitzes hervorbringen konnte – erstaunlich!

Das Mädchen wartete – staunend.

Dann stach das Mädchen zu.
Um den grün-braunen Dorn bildeten sich einige tiefrote Tropfen.Sie drückte mit all ihrer Kraft zu.
Jemand anders hätte das nicht getan. Aber sie war niemand anders.
Sie war eben sie selbst.
Das Mädchen freute sich über die wunderschöne Farbe der Flüssigkeit, welche nun in einem sanften Strom den Weg von ihrer Hand zum staubigen, grauen Boden fand.
Sie spürt keinen Schmerz. Keinen körperlichen. Schon eine ganze Weile nicht mehr. Es war ihr nicht mehr wichtig, was mit ihr passierte. Ihr war fast nichts mehr wichtig. Und sie war niemandem mehr wichtig.
Vor allem nicht IHM. Nicht so wichtig, dass sie zurückgehen mochte.
Das Mädchen wartet. Deshalb!








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