Auf der Suche nach dem Geisterpferd

Autor: *Clara*
veröffentlicht am: 17.01.2010




Der Abschied
'Na gut, Milly. Dann werden wir uns nun wohl ‚Good Bye' sagen müssen! Du wirst mir fehlen. Aber bestimmt sehen wir uns schon bald wieder. Ich hab dich lieb meine Süße. Tschüss!' Die Tränen traten mir in die Augen, als ich von Lissy wegtrat und aus der kleinen Hängerluke hinaus trat. Mein Vater nahm gerade den Umschlag mit dem Geld von Mr Slow entgegen. ' ‚Good Bye' meine Süße!', waren meine letzten Worte an Milly.
Mr Slow hatte zwar angeboten, dass ich Milly schon im nächstens Jahr auf seiner sehen könnte, doch bis dahin war es noch lang …
'Ach komm schon! Von deinen 50.000 Dollar kannst du dir ein Pferd deiner Wahl aussuchen! Und es wird ganz dir gehören! Ja?', mein Vater versuchte mich zu trösten, während ich, mit Tränen in den Augen, dem Transporter nachstarrte, in dem mein geliebtes, zuverlässiges Westernpferd dahin schwand. Ich nickte bloß, dann wand ich mich von ihm ab und ging in den Stall. Hier fühlte ich mich immer noch am wohlsten. Ich lief die Stallgasse hinab, bis ich zu Milly alter Box kam, die nun plötzlich leer und verlassen wirkte. Ich blinzelte, um die Tränen, die meine Augen verschwommen sehen ließen, zu stoppen. Dann ließ ich in die Sattelkammer, wo ich meinen Blick über die Pferdenamen, die über den jeweiligen Sätteln hingen, schleifen. Johny, Debby, Eymi, Ryan, Kondor, Bronko, Lissy, … bei Chris blieb mein Blick hängen. Er war ein gut geschultes Westernpferd, auf das man sich wirklich verlassen konnte, auch wenn er manchmal ein wenig träge erschien. Ich nahm den Sattel vom Halter, klemmte ihn mir unter den Arm und griff dann mit der nun freien Hand nach der Trense. Gerade drehte ich mich um, da blickte ich in das lächelnde Gesicht von Nils. 'Wo geht's hin?' 'Äh … ich wollte einfach mal ein bisschen querfeldein reiten, vielleicht mal zu der Koppel, die direkt hinter dem Golden Hill liegt.' Er nickte. 'Was dagegen, wenn ich dich begleite?' 'Ähm … nein?' Es klang mehr wie eine Frage, statt wie eine Antwort! 'Gut, dann nehme ich Goldie! Sie wurde schon etwas länger nicht mehr bewegt.' 'Okay. Ich geh schon mal zu Chris.', meinte ich.

Die Verletzung
'So mein feiner, jetzt geht's raus!' Ich führte den dunkelbraunen Wallach den Stallgang entlang, bis zum großen, hölzernen Stalltor, dass ich krachend aufstieß. Ich trat mit Chris hinaus in die warme Sommerluft und stieg auf. Ich ritt ihn ein wenig im Schritt, bis auch Nils auf Goldie hinzu kam. 'Gut, dann mal los!' Er lächelte. Ich nickte und ließ den Braunen lostraben, auch Nils trieb das sanfte Quarter Pony an. So ritten wir vom Hof, doch gerade, als wir in einen Waldweg einbiegen wollten, hörte ich die Stimme meinen Vaters über den Hof schallen. Sassy, eine dunkelbraun-weiß gescheckte Quarter Horse-Stute, mit der Jo gerade auf dem Reitplatz arbeitete, reckte neugierig den Kopf. 'Emily? Emily!' Ich runzelte die Stirn. Was wollte er denn jetzt noch von mir? Wollte er mir etwa verkünden, das für Chris, auf dem ich gerade saß, ein gutes Verkaufsangebot eingetroffen war, und der neue Besitzer gleich kommen würde? Wäre ja nicht auszuschließen …
Mittlerweile war mein Vater bei uns angekommen und meinte: 'Gut, dass ich dich noch erwische! Ich wollte dich fragen, ob du morgen Lust hättest, mit mir ein paar Pferde, die zum Verkauf stehen, anzusehen. Ich habe mich ein bisschen informiert, und es gibt wirklich gute Angebote! Also, was sagst du?' Ich war ein bisschen überrumpelt. Na los! Nimm es an. Milly wirst du nie wieder sehen, also suche dir das Pferd, das dein Pferd sein wird! Ich schloss kurz die Augen, dann nickte ich. Ich werde Milly überwinden müssen, und das beste Mittel dagegen wird sein, ein neues Pferd zu bekommen, um das man sich kümmern musste. 'Gut, dann fahren wir morgen nach dem Frühstück los. Aber jetzt wünsche ich viel Spaß euch beiden!' Ich überwand mich zu einem Lächeln. Dann drehte ich mich im Sattel wieder in die richtige Richtung und ließ Chris antraben. Ich blickte hinter mich, und sah, dass Nils mir folgte. Also sah ich wieder nach vorne. Sobald wir auf einen Sandweg kamen, der sich knapp 200m durch den Wald schlängelte, rief ich nach hinten über meine Schulter hinweg: 'Los, wir galoppieren!' Und schon trieb ich den Wallach in einen schnellen Jagdgalopp. Er preschte los und in Sekundenschnelle erreichten wir auch schon das Ende des Sandweges. Hier begann wieder der matschige Waldweg. Ich parierte den braunen Wallach zum Schritt durch und klopfte ihn als Lob. Ich schaute über meine Schulter hinweg nach hinten. Goldie war noch knapp drei Pferdelängen von mir entfernt, denn durch ihre kleineren Beine, war die Ponystute nicht ganz so schnell wie die Großpferde, unter denen unter anderem auch Chris war. Doch schnell hatte sie Chris eingeholt und nun schritten die beiden Pferde gelassen nebeneinander her. 'Äh … Nils? Ich wollte noch zur Waldkoppel reiten, mal so nach den Pferden sehen, okay?' 'Klar, ich …' Doch in dem Moment brach er ab, denn plötzlich stauchelte Goldie. Ich runzelte dir Stirn und wechselte einen besorgten Blick mit Nils. 'Warte, ich steige lieber mal ab.' Auch ich schwang mich vom Pferderücken. Während Nils Goldie ein wenig im Schritt führte, damit ich mir die kleine Stute noch mal in Bewegung sehen konnte, stand Chris ruhig neben mir. Alle Pferde der Ranch waren nämlich extra so ausgebildet worden, dass sie immer, oder zumindest meistens, die Ruhe bewarten und still standen, ohne weg zu laufen. Wenn die Cowboys unserer Ranch nämlich viermal im Jahr aufbrachen, um die Gegend nach Mustangs zu durchsuchen, brauchten sie ruhige Pferde, die auch mitmachten, wenn wilde Pferde um sie herum preschten.
Als Nils das Pony führte, fiel mir auf, dass die goldfarbene Stute die eine Hinterhand ein wenig nachzog. 'Ich glaube, sie lahmt. Wir sollten besser zurücklaufen, damit sie sich keine schlimmere Verletzung einholt.' 'Stimmt. Oder … reitest du schon mal vor, und sagst deinem Vater, er soll den Tierarzt anrufen? Ich komme mit ihr nach.' 'Okay, geht klar. Bis gleich.'Erfragliche Gefühle
'Mm, das sieht nach keiner ernsthaften Verletzung aus. Ein paar Tage, dann ist sie wieder topfit. Bis dahin braucht sie aber strenge Boxenruhe, nur einmal den Stallgang hoch und runter. Okay?' Ich nickte. Mein Paps betrachtete Goldie kritisch. Doch als er die Diagnose hörte, wurden seine Gesichtszüge wieder entspannter. 'Gut zu wissen. Danke Dr. Houlder. Äh, da hätte ich noch eine Bitte an sie. Könnten Sie sich noch mal Holly ansehen? Sie soll ja in wenigen Wochen abfohlen.' 'Natürlich. Wo steht sie? Haben Sie sie schon in eine Fohlenbox gebracht?' 'Ja, kommen Sie mit, die Fohlenboxen sind in dem kleinen Stallgebäude, das an der hinteren Stallwand des Hauptstalles liegt. Dort sind derzeit außerdem noch Lucy und ihre Daily, und Georgina mit ihrem Garry untergebracht. Folgen sie mir.' Und so verschwanden die beiden aus dem Stall. Nils stand neben Goldie und streichelte ihren Hals. 'Ich bin froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.' Ich nickte stumm. 'Okay, dann werde ich mal zum Abendessen gehen. Äh … willst du mitessen?', fragte ich unsicher. 'Sorry, nein, aber danke. Heute Abend kommen ein paar meiner Verwandten und meine Mutter kocht dann immer für zwanzig, obwohl wir doch trotzdem nur sieben Leute sind. Nun, jedenfalls ist sie dann immer total sauer, wenn wir uns vor so einem Familienessen drücken.' 'Ach so. Okay, dann bis morgen!' 'Ja, bis morgen!' Als er das sagte, blickte er mir tief in die Augen. Ich blickte schnell weg, doch ich war sicher, dass ich rot anlief. 'Äh … ja, dann … tschüss.' Schnell schlüpfte ich aus der Box lief über den Hof zum Wohnhaus. Ein wenig aus der Puste stürzte ich ins Haus. 'Hi Mom, was gibt zu essen?' Ich zog die Jacke aus, hängte diese an einen der Haken, die im Flur deponiert waren und kickte mir die Stiefel von den Füßen. An Westerntunieren, oder anderen wichtigen Ereignissen zog ich die Chaps an, doch an normalen Tagen, wie diesen, nahm ich einfache Gummistiefel. 'Hallo mein Schatz. Es gibt Sandwiches. Setz dich, dein Vater kommt auch gleich, er wollte noch mit irgendjemandem telefonieren.' Ich ließ mich auf meinem gewohnten Stammplatz nieder und schüttete mir ein Glas Wasser ein. Wie Nils mich angesehen hatte …Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Was bildete ich mir eigentlich ein? Natürlich empfand Nils nichts für mich! Ich wurde mit meinen Gedanken unterbrochen, als mein Paps herein kam. 'Hallo Schätzchen, ich habe noch ein paar Pferde gefunden, die wir morgen angucken könnten. Wir haben morgen also schon mal sieben Pferde zum ausprobieren auf der Liste.' Er lächelte mich an. Er gab sich sehr viel Mühe, dass merkte man. Und ich wollte ihn auch nicht enttäuschen, aber … warum verstand er nicht, dass niemand Milly ersetzen konnte? Als ich an die liebe, ruhige, zuverlässige Pinto-Stute dachte, bildeten sich wieder ein paar Tränen in meinen Augen. Ich blinzelte sie fort. 'Ist gut, Paps, danke.'

Eine unheimliche Recherche
Nach dem Abendessen verschwand ich sofort auf mein Zimmer. Ich wollte noch ein wenig im Internet stöbern. Die Sache mit dem Hengst auf der Koppel ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Zu blöd, dass das gestern mit Goldie passieren musste. Sonst hätte Nils den Hengst vielleicht auch gesehen und mein Vater würde mir endlich glauben … Ich klickte auf Google und tippte einen Suchbegriff ein.
Wildpferde in den Bahamas
'Mehr als 500 Beiträge.', las ich. Okay, so würde ich nicht vorankommen.
Ich probierte etwas anderes, auch wenn ich ziemlich sicher war, dass diese verrückte Idee niemals klappen würde! Also tippte ich:
Geisterpferde
Schon besser, nur 27 Beiträge. Ich sah auf den ersten Eintrag. ' ‚Susi und die Geisterpferde' von der Autorin Georga Koldinski, ein sehr bekanntes Kinderbuch, besonders in den nördlichen Teile Amerikas sehr geschätzt. Es enthält …' Okay, danach suchte ich wirklich nicht! Ich scrollte runter, las über Anzeigen, wo für Bücher oder Filme geworben wurde. Dann entdeckte ich etwas, was meine Aufmerksamkeit wirklich erregte. 'Geisterpferde in den Bahamas.' Ich klickte den Beitrag an. Puh! Das waren 16 beschriebene Seiten, das könnte lang werden … aber egal, ich fing an zu lesen:

Geisterpferde in den Bahamas
Manche halten es für Unfug, doch manche stimmen den Legenden zu. Eine dieser Legenden besagte, dass einmal ein junges Mädchen, etwa von 15 Jahren, einen kleinen Ausflug machen wollte, also lief sie los. Doch schon bald bildeten sich dicke Nebelschwaden. Sie wusste nicht mehr, wo es lang ging, wohin sie nach Hause musste. Da plötzlich hörte sie ein Wiehern. Es war gedämpft, doch deutlich zu erkennen. Sie lief dem Geräusch entgegen, bis sie nur noch wenige Meter von dem Pferd entfernt war. Es hatte sich mit einem Bein in Stacheldrähten verfangen. Es war dasselbe Pferd, das sie schon öfter beobachtet hatte. Ihr war es schon oft aufgefallen, doch keiner ihrer Freunde hatte dieses Pferd jemals zu Gesicht bekommen. Nun, trotz des Nebels und der panischen Angst des Tieres schaffte sie, dass aufgebrachte Pferd zu befreien. Doch die Nacht brach an, es wurde immer kühler, und man konnte immer schlechter sehen. Das Mädchen wusste, dass es keine Chance hatte, in einer kalten Winternacht in den Wäldern der Bahamas zu überleben. Voller Angst lief sie durch einen dunklen Wald und suchte nach dem richtigen Weg, doch dabei verirrte sie sich immer mehr. Plötzlich, unter der Last des ganzen Tages, brach sie zusammen. Bewusstlos lag sie da, Minuten, gar Stunden? Sie wusste es nicht mehr. Doch plötzlich erwachte sie. Sie fand sich auf dem Rücken des wilden Pferdes wieder. Es schnaubte und galoppierte, immer schneller und schneller … schließlich hatte es sie zur Lichtung gebracht, in dessen Nähe ihr Haus stand. Sie ließ sich vom Pferderücken gleiten und streichelte das braune Pferd. Da öffnete sich die Tür des Hauses und das Mädchen wandte sich von dem Pferd ab, um seiner Mutter in die Arme zu laufen. Sie meinte, sie hätte alles diesem Pferd zu verlangen, doch als sie sich umdrehte, war das Pferd mit dem glänzenden Fell verschwunden. Man hörte nur noch einen dumpfen Hufaufschlag.
Angeblich geistert dieses Pferd nun schon seit Jahrhunderten durch die Bahamas und immer wieder passiert so eine seltsame Geschichte.
Doch anscheinend gibt es zwei dieser unglaublichen Geisterpferde, vermutlich Brüder. Doch die Ansicht, dass es zwei dieser Tiere gibt, wurde erst vor kurzem entdeckt. Eines der beiden Pferde, das dunkelbraune, ist allerdings verschollen, vermutlich hat es sich unter die anderen Pferde dieser Welt gemischt, sodass es jeder sehen konnte.
Beide dieser unglaublichen Tiere sind Hengste, einer ist hellbraun, dessen Fell golden glänzt, der andere ist dunkelbraun, dessen Fell silbern glänzt. Eine Gemeinsamkeit haben diese beiden Pferde. Beide haben eine tiefschwarze Mähne, die in Vollmondnächten aufleuchtet und glitzert.
Normalerweise hat immer nur einer die Gabe, diese zauberhaften Wesen sehen zu können, doch alle 100 Jahre haben zwei Leute, die zusammen gehören, das Glück dazu.

Wow! Das ist ja richtig unheimlich! Ich war so gebannt, diese Legenden zu lesen, dass ich gar nicht bemerkte, dass es mittlerweile schon nach Mitternacht war und meine Augen immer wieder zu fielen.
Doch als ich mich unter meine Decke kuschelte und in einen tiefen Schlaf fiel, geisterte dieses unglaubliche Geschichte immer noch durch meine Träume.

Das sind die 'KAPITEL 5 bis KAPITEL 8' meiner Geschichte ... würde mich echt freuen, wenn ihr etwas dazu schreibt!
Ach ja, es ist zwar eine Pferdegeschichte, aber etwas Liebe ist auch dabei!
Noch kurz was zu mir: Ich bin Clara, 11 Jahre alt, und habe zwei Hunde und zwei Kaninchen!Viel Spaß beim Lesen!







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