Amnesie mal Pi gleich neues Leben

Autor: Another_Mietziii
veröffentlicht am: 29.12.2008




Kapitel 1

Mit ihren gr?n-blauen Augen, beobachtet sie den Fall des ersten Schnees. Schwerf?llig erhebt sie sich und wendet den Blick ab, direkt auf das Foto ihres geliebten Mannes, der schon seit ?ber 30 Jahren tot ist. Mit Tr?nen in den Augen geht sie die steile Treppe hoch, k?mmt ihr langes weisses Haar, legt sich ins Bett und schl?ft ein - f?r immer.

'Rrrrrrrriiiiinnnnggg!' , der Wecker klingelte zum dritten Mal und schon wieder dr?ckte die Besitzerin, dessen dieses antike St?ck sehr am Herzen lag, behutsam aber bestimmt den Schlafmodus. Beim vierten Mal allerdings stand sie senkrecht im Bett und beeilte sich, denn sie war jetzt schon eine viertel Stunde zu sp?t. Schnell schl?pfte sie in die engen Hosen und in ihr Lieblingstop, schnappte sich ihren Anorak und rannte aus dem Haus Richtung Schule. Schon von weitem sah man dieses Unbarmherzige Geb?ude, das grau und trist mitten in der Stadt stand und von dem man sich lieber fernhalten w?rde, wenn man nicht unbedingt n?her rann musste.
Das noch etwas verschlafene aber sehr gestresste M?dchen rannte durch den Torbogen direkt ins Haus hinein, wo sie sofort, wie sollte es anders kommen, dem Direktor geradewegs in die Arme lief.
'Miss Sharon, Sie sind schon wieder zu sp?t!'
Sie starrte besch?mt auf den Boden und nickte.
'Herr Direktor?'
'Spar dir die Erkl?rungen junges Fr?ulein, geh zu deiner Klasse und in der Mittagspause hast du dich auf direktem Wege ins Sekretariat zu begeben!'
Wieder nur ein Nicken, dann rannte sie in ihre Klasse, entschuldigte sich erneut f?r ihr zu sp?t kommen und setzte sich an ihren Einzelplatz. Sie war eher still und verschwiegen, und mochte es nicht sich mit anderen zu unterhalten.
Der Unterricht wurde fortgef?hrt, Mathematik stand auf dem Plan. Sie seufzte, denn Mathe war nicht ihr st?rkstes Fach, Hypotenusen, algebr?ische Formeln und Potenzzahlen, was f?r ein Albtraum.
'Miss Sharon, k?nnen sie mir die Berechnung dieser L?ngsseite erkl?ren?'
Sie schwieg, sch?ttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Sie wusste es nicht, und ihr Lehrer wusste das auch. Missbilligend gab er die Aufgabe weiter.
Die zweite und die dritte Stunde waren nicht besser, sie hatte vergessen ihre Englischhausaufgaben zu erledigen und schon wieder kassierte sie einen Minuspunkt in der imagin?ren Gedankenliste der Lehrer.
Danach stand Musik auf dem Programm, da sie allerdings keine normale Schule besuchte, sondern eine Musikhochschule, war das kein normaler Musikunterricht, sondern jedes Talent wurde gef?rdert. Ihr Talent war Geige spielen, die Kombination jedes einzelnen Tones beherrschte sie mit einer Leidenschaft und Wahrhaftigkeit, dass sie besser war als mancher Profigeigenspieler. Sie liebte Musik, privat spielte sie aber eher selten Geige. Sie sang dann viel lieber.
Nach drei Stunden Musik stand die Mittagspause an und f?r sie hiess das, dass sie zum Direktor musste. Ohne auf irgendjemanden speziell zu achten, lief sie den dunklen, langen Korridor zum Sekretariat entlang und klopfte behutsam und etwas scheu an die T?re.'Herein!', rief eine barsche Stimme.
Das M?dchen trat langsam und zur?ckhaltend ein.
'Setz dich, der Direktor wird dich gleich empfangen.'
Sie nickte und setzte sich auf das weisse, uneinladende Sofa und begutachtet das Zimmer, welches sie schon zu gut kannte. Graue und schwarze Bilder hingen an den W?nden, nichts war farbig, noch nicht mal die Blumen, auch sie erschienen matt und getr?bt.
Die T?r des Direktors ging so ruckartig auf, dass sie vom Sofa aufschreckte.
Ein Junge aus der h?chsten Klassenstufe kam raus gest?rmt. Das Gesicht rot vor Wut stapfte er an ihr vorbei. Bevor er ganz hinausging drehte er sich im Rahmen noch einmal um und musterte sie.
'Mach dich auf was gefasst Kleine, der Typ hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, es wird ziemlich ungem?tlich.'
Er nickte ihr zu und ging erhobenen Hauptes aus dem Raum.
Es schauderte ihr, wenn sie daran dachte, dass sie sein n?chstes Opfer, direkt auf dem Silbertablett serviert war.
'Du kannst jetzt reingehen', sagte die Sekret?rin, als w?re sie was Besseres.
Wie in Zeitlupe erhob sich das M?dchen und trat voller Ehrfurcht in den B?roraum des Direktors ein.
'Setz dich!', befahl er.
Sie zuckte innerlich zusammen und beeilte sich damit sich hinzusetzen.
'Was denkst du eigentlich wer du bist, wenn du meinst du k?nntest die Lehrer mit deinem unp?nktlichen Erscheinen jeglichen Respekt untersagen?'
Schweigen, sie schwieg, wusste nicht was darauf erwidern. Sie merkte, dass er keinen Respekt vor ihr hatte, denn jeder an der Schule der respektiert wurde, wurde gesiezt.'Sag was! Bist du stumm oder was?', rief er ungehalten.
Sie senkte den Kopf so weit sie konnte um ihm nicht in die Augen schauen zu m?ssen.Ihr kam es vor als w?rden diese Augen sie aufspiessen.
'Ich werde mich mit deinen Eltern in Verbindung setzen, geh mir aus den Augen!'
Froh endlich gehen zu d?rfen stand sie auf und ging so schnell hinaus wie sie konnte.Draussen lehnte sie sich an die Schliessf?cher und Tr?nen rollten ihr ?bers Gesicht. Sie wusste, es w?rde ?rger hageln wenn sie nach Hause kam. Ihr Vater w?rde sie, wie schon so oft, mit der Peitsche verpr?geln und ihre Mutter w?rde zuschauen und nur sagen, wie gerecht es sei und dass ihr Vater recht hatte. Manchmal hatte sie das Gef?hl, ihr Vater w?rde sich daran aufgeilen, wenn er sie beinahe zu Tode pr?gelte.
Sie dachte sich manchmal auch, dass es vielleicht besser w?re, wenn er sie endlich zu Tode pr?geln w?rde, nur um ihr das Leid zu ersparen.
Zum essen war ihr nicht zu mute, sie lief in das Musikzimmer und fing an Geige zu spielen und dazu zu singen. Sie beruhigte sich allm?hlich und die Symphonie erf?llte ihr Herz. Ihre tristen Gedanken konnte sie ausspielen und frei lassen. Was sie nicht ahnte, dass ihr Musiklehrer ihr zuh?rte.


Kapitel 2

Vorsichtig und in der Hoffnung, dass sie niemand h?rte, trat sie zur Haust?re ein und wollte schon in ihr Zimmer huschen, doch ihr Vater stand schon am Treppenabsatz.
'Komm bitte mit in die K?che.' , sagte er erstaunlich ruhig.
Sie tat was ihr befohlen und setzte sich da auf ihren Stuhl.
'Wei?t du eigentlich, wie viel wir bezahlen, damit du diese Eliteschule besuchen darfst?'Sie sch?ttelte nur den Kopf, doch sie konnte sich denken, dass es eine ganze Stange Geld sein musste.
'Was meinst du eigentlich wer du bist?', schrie er pl?tzlich los.
Sie zuckte zusammen. Jetzt w?rde ihr gleich der Himmel auf den Kopf fallen. Er holte aus und schlug zu. Sie wimmerte, doch sie sagte keinen Ton und liess es ?ber sich ergehen. Er schrie und tobte. Er schlug sie immer wieder. Sie sp?rte keinen Schmerz mehr.
Schlussendlich, als sie schon blutete, liess er von ihr ab. 'Geh auf dein Zimmer du Flittchen, wir reden ein anderes mal.' Sie stand auf ohne das Gesicht vor Schmerzen zu verziehen und ging in ihr Zimmer. Da legte sie sich wie ein Embryo auf ihr Bett und dachte immer wieder daran, wie sch?n es w?re frei zu sein und nicht tagt?glich verpr?gelt zu werden. Schlussendlich schlief sie ein.
Als sie wieder aufwachte, war es schon dunkel. Sie wollte aufstehen doch die Schmerzen warfen sie sofort wieder auf das Bett zur?ck. Ihr war schwindelig und sie schnappte nach Luft. Sie blieb liegen und kr?mmte sich zusammen.
Sofort brach sie in Schweiss aus, Panik erf?llte sie irgendwie und sie schloss die Augen wieder. Wenig sp?ter startete das M?dchen noch einen Versuch, alles um sie herum nahm sie ged?mpft wahr. Ihr Zimmer drehte sich.
Sie suchte den T?rknauf und stolperte auf den leeren Korridor. Das Haus lag still da, es kam ihr seltsam kalt vor und die Schmerzenswellen, die ihr durch den K?rper str?mten, machten die Situation keineswegs besser. Ihre Eltern waren wohl nicht da, denn sie nahm schemenhaft wahr, dass die Uhr die an der Gegen?berliegenden Wand hing, 20.00 Uhr anzeigte. Um diese Zeit waren ihre Eltern bei den Nachbarn und pflegten ihre sozialen Verh?ltnisse.
Das M?dchen stieg immer noch vor Schmerzen zusammengekr?mmt und schwer atmend die Treppe hinunter. Sie klammerte sich wie, ein kleines ver?ngstigtes Kind an seine Mutter, an das Treppengel?nder. Als sie schliesslich unten war und in der Eingangshalle stand, suchte sie ein Telefon um jemanden anzurufen der ihr half, doch das Telefon war nicht auffindbar. Wieder ?berrollte sie eine Welle aus Schmerz. Sie sackte auf den Boden, der Schmerz riss ihr den Boden unter den F?ssen weg, wieder schnappte sie nach Luft. Tr?nen rollten ihr ?ber das Gesicht. Nachdem der Schmerz wieder etwas nachgelassen hatte, erhob sie sich schwerf?llig und bewegte sich langsam auf die T?r zu. Sie drehte den T?rknauf, jedoch sprang die T?r nicht auf - sie war abgeschlossen. Verzweifelt suchte sie den Zweitschl?ssel auf dem kleinen Regal neben der T?r und riss dabei einige Gegenst?nde runter. Sie brauchte einige Sekunden, bis sie das Schl?sselloch traf. Mit letzter Kraft drehte sie den Schl?ssel rum, der wie immer klemmte. Als sie die T?r endlich offen hatte, lief sie so gut wie es ging auf die Strasse, doch die war menschenleer. Sie irrte den Strassen entlang, alles drehte sich, alles war verzerrt, sie wusste nicht wo sie war, sie f?hlte nur diesen gl?henden Schmerz in ihr. Alles was sie noch wahr nahm war ein helles Licht und dann diese unendliche Leere, als w?rde sie fallen, der Schmerz war pl?tzlich weg und alles was sie noch f?hlte, war ein unendlich sch?nes, warmes Gef?hl, dass sie einlullte.







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