Embryonale Stammzellen

Wofür ist die Stammzellenforschung sinnvoll?

Für uns Laien ist es nicht ganz einfach, bei der immer aktuellen Debatte um die Forschung mit Stammzellen den Überblick zu behalten, da in der Öffentlichkeit eher Debatten über ethische Fragen als über Konkretes stattfinden. Zum Teil wird der Eindruck erweckt, als wäre die Stammzellenforschung gewisser Maßen der Startschuss für das Klonen eines Menschen. Mediziner setzen große Hoffnungen, dass mithilfe der Stammzellen künftig bei Krankheiten eine Heilung möglich ist, bei denen dies aktuell nicht der Fall ist.

Was genau sind Stammzellen?

Grob gesagt sind Stammzellen der Ursprung allen Lebens. Jeder Mensch wächst mithilfe von zahllosen Zellteilungen. Die Medizin unterscheidet zwischen embryonalen Stammzellen und adulten Stammzellen. Aus ersteren kann sich jedes beliebige Organ entwickeln, während bei adulten Stammzellen feststeht, wohin sie sich entwickeln

Welche Krankheiten können mit Stammzellen bekämpft werden?


Heute unheilbare Krankheiten sollen künftig mit Stammzellen bekämpft werden

Forscher hoffen, dass sie bei der Bekämpfung einer ganzen Reihe von Krankheiten, die eines Tages durch eine Therapie mit Stammzellen möglich sein soll, Fortschritte verzeichnen können. Hierzu zählen unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Parkinson, Alzheimer und Diabetes. Letztere hat sich mehr und mehr zu einer Volkskrankheit entwickelt, was aktuelle Zahlen belegen. Zu Beginn eines Forschungsprojekts zum Thema Stammzellen steht immer die Forschung an tierischen Zellen, bevor anschließend ein Antrag zu stellen ist, um an menschlichen Stammzellen forschen zu dürfen.

Rechtliche Rahmenbedingungen und ethische Fragen


In Deutschland gelten strenge Regeln für die Stammzellenforscher

Deutschland hat im internationalen Vergleich strenge Regularien in Bezug auf die Forschung an Embryonen. Vor allem der Import von Stammzellen ist stark eingegrenzt, da es in dem Gesetz von 2008 nur erlaubt ist, Stammzellen zu importieren, die vor dem 01.05.2007 im Ausland erzeugt wurden. Auch der Begriff der Menschenwürde wird in Deutschland enger gefasst als zum Beispiel in Großbritannien. Eine Forschung an Embryonen ist in Deutschland ausdrücklich verboten, womit ausdrücklich nicht gemeint ist, dass Stammzellen nicht zu Forschungszecken eingesetzt werden dürfen. Viele erinnern sich vermutlich noch an die lebhaften Debatten, in denen es darum ging, wann menschliches Leben beginnt. Im Vereinigten Königreich hat sich der Begriff des „Pre-Embryo“ durchgesetzt, der deutlich macht, dass es laut der britischen Definition ein Stadium gibt, bevor menschliches Leben beginnt. In Deutschland wurde die Debatte zum Teil sehr emotional geführt. So hatte beispielsweise die Umweltschutzorganisation Greenpeace davor gewarnt, dass es keine „Patente am Leben“ oder ein „Klonpatent“ geben dürfe. Der Stamzellenforscher Oliver Brüstle von der Universität Bonn hält diese Begriffe für Polemik, wie er in diesem Interview in der Zeit deutlich machte. Er weist unter anderem darauf hin, dass es sich embryonalen Stammzellen oft um überzählige, befruchtete Eizellen handelt, die sozusagen als Abfallprodukt bei der künstlichen Befruchtung entstehen. In einem Urteil von 2012 hat der Forscher einen Erfolg errungen, denn der Bundesgerichtshof hat Stammzell-Patente unter Auflagen erlaubt. Diese besagen unter anderem, dass dies in dem Fall erlaubt ist, wenn dafür zuvor keine Embryonen getötet wurden.

Vieles bleibt eine Zukunftsvision

Die Forschung an menschlichen Stammzellen ist noch eine relativ junge Disziplin. In der öffentlichen Debatte in Deutschland spielen hierbei ethische Fragen oftmals eine wichtigere Rolle, als die Chancen, die mit der Forschung verbunden sind. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es sich bei dieser Forschung um ein hochkomplexes Thema handelt. Ein weiterer Punkt ist die Emotionalität, die damit verbunden ist. Die Vorstellung, Menschen klonen zu können, wirkt vermutlich auf viele eher abschreckend und furchteinflößend. Und dennoch ist die Vorstellung, dass mithilfe der Stammzellenforschung eines Tages eine Heilung von Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson möglich ist, ein gewichtiges Argument für die Forschung. Letzten Endes ist die Stammzellenforschung vor allem eine Abwägung zwischen Nutzen und ethisch-moralischen Fragen, auf die es keine richtige oder falsche Antwort gibt.

Embryonale Stammzellen im Nabelschnurblut


Stammzellen werden aus Blut gewonnen

Stammzellen lassen sich heute durch drei verschiedene Möglichkeiten aus dem Körper heraus isolieren. Es kann aus dem Knochenmark gewonnen werden, in dem zum Beispiel eine Punktion im Bereich des Beckens erfolgt. Die zweite Möglichkeit ist, dass es aus dem Blut entnommen wird, wobei zuvor eine medikamentöse Behandlung nötig ist. Eine dritte Möglichkeit besteht darin, die Stammzellen direkt nach der Geburt aus dem Nabelschnurblut zu entnehmen. Hierbei wird die Nabelschnur direkt nach der Geburt punktiert und die Stammzellen schmerzfrei für Mutter und Kind entnommen.

Nabelschnurblut spenden oder einlagern?

Wohl die wenigsten Paare machen sich vor der Geburt über so abstrakte Dinge wie die Gewinnung embryonaler Stammzellen Gedanken, weshalb laut den Experten von Seracell über 90% des Nabelschnurbluts nach der Geburt einfach vernichtet werden. Wer sich dafür entscheidet, dies nicht zu tun, hat anschließend zwei Möglichkeiten, denn er kann das Blut dann entweder spenden oder einlagern. Wer sich für die kostenlose Einlagerung in einer öffentlichen Blutbank entscheidet, der hat anschließend keinen Zugriff mehr darauf, denn die Stammzellen werden im Bedarfsfall für jeden Patienten verwendet, der sie benötigt. Wer die Kontrolle über die Nutzung der Stammzellen seines Kindes behalten möchte, kann sie kostenpflichtig bei einer privaten Blutbank einlagern.

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Bild 1-3: Pixabay.com © PublicDomainPictures (CC0 1.0)


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