Keep Breathing Teil 2

Autor: Fullmoon
veröffentlicht am: 03.04.2008




Kapitel 2

Nach der Trauung schloss Karas Mutter sie in ihre Arme. 'Ich bin sehr, sehr stolz auf dich.' sagte sie leise.
'Danke, Mama.' murmelte Kara und sog ihren Duft ein, den sie schon seit ihrer Kindheit so liebte. 'Ich muss jetzt los. Cain wartet nicht gerne.'
Ihre Mutter nickte und gab ihr einen letzten Abschiedskuss, bevor sie Kara in ihr Auto steigen lie?.
Cain fuhr los und Kara folgte ihm, ihrer Mutter und seinen Eltern ein letztes Mal zuwinkend.Etwas Gutes hatte diese Heirat wenigstens.
Sie hatte keine unausstehlichen Schwiegereltern. Nach der Trauung hatten Giles und Julie Charvet sie herzlich in ihre Arme geschlossen und sie in ihrer Familie willkommen gehei?en.Kara fand das so r?hrend, dass ihr schon wieder die Tr?nen in die Augen geschossen waren.Sie drehte das Radio lauter, um sich abzulenken.
Unvorstellbar, dass sie jetzt ?Danziger-Charvet' mit Nachnamen hie?. Offiziell war sie aber nur ?Frau Charvet', aber das hatte sie sich selbst ausgesucht. Sie hasste sich daf?r, dass sie immer noch so altmodisch war und davon tr?umte einen liebevollen Ehemann zu bekommen, seinen Namen anzunehmen und in einem Haus mit einem wei?en Gartenzaun zu leben. Doch dieser Wunschtraum war meilenweit entfernt.
Wenigstens konnte sie sich jederzeit von Cain scheiden lassen, aber was war das schon f?r ein ermutigender Gedanke?
Sie wusste nicht, was das Schlimmste war.
Dass sie jetzt zu ihm zog und ihr geliebtes Heim verlassen musste, in dem sie seit zwei Jahren lebte, oder, dass sie ihre Prinzipien einfach so in den Wind geschossen hatte.
Du hast sie nicht in den Wind geschossen, ermahnte sie sich. Du hast deinem Vater einen Gefallen getan und das ist schon eine sehr edle Entscheidung.
Was man von Cain Charvet nicht sagen konnte. Dieser Mistkerl war nur auf ihre Firma aus und auf noch mehr Reichtum und Macht.
Sie lie?en Frankfurt hinter sich und fuhren eine Weile die Autobahn entlang.
Kara hatte gedacht, er w?rde mitten in der Stadt wohnen, in einem teuren Appartement mit modernen M?beln.
Als sie schlie?lich die Autobahn wieder verlie?en und die Landstra?e lang fuhren, lobte sie sich f?r ihre grandiose Fehleinsch?tzung.
Cain bog rechts ab und sie fuhren einen holprigen Pfad entlang. Links und Rechts von ihnen standen alte Eichen, die sich leicht im Wind wiegten.
Kara war so damit besch?ftigt, sich alles anzugucken, dass sie nicht gemerkt hatte, dass Cain angehalten hatte und w?re beinahe in seinen teuren Wagen hereingefahren.
Sie dr?ckte noch rechtzeitig auf die Bremse und atmete erleichtert aus. H?tte sie sein Auto besch?digt, h?tte er sich wahrscheinlich noch heute von ihr scheiden lassen.
Und dann weiteten sich ihre Augen.
Er wohnte in einem riesigen Haus. Falls man das ?berhaupt noch Haus bezeichnen kann.Villa w?re wohl treffender.
Die Villa war in schlichtem wei? gehalten und hatte gro?e Fenster. Der Haust?reingang war ?berdacht und wurde von zwei wei?en S?ulen geschm?ckt.
Sie parkte ihr Auto und stieg aus.
Passend zu Cain waren ?berhaupt keine Anzeichen von Blumen oder dergleichen zu sehen.Nur eine riesige Garage, die sich per Knopfdruck ?ffnete und ein metallener Briefkasten.Der Postbote musste einen sehr gro?en Umweg machen, um ihm seine Post zu liefern.Cain stand schon an der Haust?r. 'Was ist? Willst du da noch den ganzen Tag stehen?''Meine Sachen?'
'Lydia wird sie dir hoch tragen.'
Lydia? 'Du hast eine Haush?lterin?'
Er antwortete nicht, sondern ging schon einmal ins Haus. So viel zur Gastfreundschaft.Kara folgte ihm und kaum war sie ?ber die Schwelle des Hauses getreten, klappte ihr auch schon der Kiefer herunter.
Der Boden der Eingangshalle, einfach alles, war aus Marmor. Die Treppe befand sich an der Wand und sie konnte von unten sehen, dass es im Obergeschoss noch weitere R?ume gab, die wahrscheinlich genauso eindrucksvoll waren, wie jenes, in dem sie gerade stand.
Wie konnte ein Mensch ganz allein in diesem riesigen Haus wohnen?
Kara fragte sich, ob Cain einsam war, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder, da sie beschloss, dass es ihr schnuppe sein sollte, ob er einsam war. Er konnte sich ja mit seinem Geld unterhalten.
Auf einem antiken Tisch standen Blumen, ein kunstvoll arrangiertes Bouquet, doch dennoch wirkte alles in dem Haus k?nstlich und kalt.
Die K?che und auch das Wohnzimmer waren in demselben Stil gehalten.
Es gab entweder viel Glas oder viel Marmor. Eine riesige Terrassent?r vermittelte ihr einen Ausblick in den Garten, in dem sich ein gro?er Teich befand und am Ende des Gartens sah sie einen aus Tannen bestehenden Wald.
Das einzig Gem?tliche war der Kamin, obwohl sie das wei?e B?renfell davor ein wenig geschmacklos fand.
Kara fand Cain schlie?lich in seinem Arbeitszimmer, w?hrend er mit jemandem telefonierte.Das Arbeitszimmer war mit dunklem Laminat versehen und auch die W?nde mit dunklem Holz get?felt. An den W?nden hingen Bilder von tristen Landschaften und sein
Mahagonischreibtisch quoll vor lauter Unterlagen und Ordnern fast ?ber.
Kara vermutete, dass Cain die meiste Zeit hier verbrachte.
'Ja, Jean, alles klar. Wir sehen uns.' Cain legte auf und erhob sich. 'Ich zeige dir dein Schlafzimmer.'
'Okay.'
Sie gingen die Treppe hinauf und er f?hrte sie in ein Zimmer mit Blick auf den Garten.Die W?nde waren in einem warmen Orange gestrichen worden und auf dem Boden befand sich ein weicher, wei?er Teppich. Anscheinend hatte er dieses Zimmer nicht eingerichtet.Staunend ging sie hinein und bewunderte das gro?e Himmelbett, den gro?en Schrank und die bezaubernden, wildromantischen Bilder.
Sie ?ffnete das Fenster und trat auf den Balkon. Sie st?tzte sich auf das Gel?nde, schloss die Augen und atmete die warme Juliluft ein.
Dann drehte sie sich um und sah Cain an. 'Es ist wundersch?n.'
'Lydia wird dir dein Gep?ck bringen.'
Mit diesen Worten drehte er sich um und verlie? das Zimmer.

Unruhig lief Kara auf und ab. Sie hatte ihre Sachen ausgepackt, alles sorgf?ltig gefaltet und in die Schr?nke verstaut. Und es war erst halb vier. Sie hatte sich extra Zeit genommen, doch anscheinend wollte und wollte die Zeit nicht schneller vorbeigehen.

Vielleicht sollte sie sich bei einem Bad entspannen, ?berlegte sie. Sie ?ffnete die T?r in ihrem Schlafzimmer, die sie direkt ins Badezimmer f?hrte. Das Bad war, wie nicht anders zu erwarten, wei? gefliest und geschmackvoll eingerichtet, doch Kara fehlten die kleinen Details die aus dem Bad, und auch aus dem Rest des Hauses, ein gem?tliches Heim machten.Sie hatte ihre Kosmetiksachen schon zuvor einger?umt und sorgsam hingestellt und auch versucht die T?r, nur aus reiner Neugier, am anderen Ende des Raums aufzumachen, doch sie war abgeschlossen. Wahrscheinlich ein Stauraum, hatte sie vermutet.
Sie ging zu der gro?en Badewanne und lie? das Wasser einlaufen.
Als sie schlie?lich in dem Schaum eintauchte und die Augen schloss, f?hlte sie sich schon viel besser. Die ganze Anspannung lie? langsam von ihr ab und sie konnte ihre Gedanken flie?en lassen. Aus der Stereo-Anlage, die sie in ihrem Schlafzimmer angeschlossen hatte, t?nte die melancholische Musik der Cranberries zu ihr her?ber und Kara sang leise mit, die Augen immer noch geschlossen.
Wenn sie doch f?r immer in dieser Wanne sitzen und alles um sich herum vergessen k?nnte.Das Leben w?re so viel einfacher?
Als sie h?rte, wie ihre Schlafzimmert?r mit einem Ruck aufgerissen wurde, zuckte sie zusammen und richtete sich kerzengerade auf.
Das Wasser war mittlerweile kalt geworden und sie selbst total zerschrumpelt.
Schnell stieg sie aus der Wanne und zog sich ihren Bademantel ?ber. Keine Sekunde zu sp?t, denn Cain kam schon ins Zimmer gestapft.
'Cain, klopf vorher an, bevor du in mein Zimmer kommst.' sagte sie gereizt.
Sein Gesichtsausdruck war teilnahmslos, als er sie in ihrem Bademantel sah.
'Das ist mein Haus.'
'Ich wohne jetzt auch hier.'
'Das spielt keine Rolle.'
'Ich bin jetzt deine Frau.'
Bei diesem Wort w?re er beinahe zusammengezuckt.
'Du bist nicht meine Frau.' versetzte er und Kara registrierte eine Regung in seinem Gesicht, die sie nicht zu deuten vermochte.
Sie rauschte an ihm vorbei in ihr Schlafzimmer und hinterlie? eine Spur von kleinen Tropfen auf dem wei? gefliesten Boden. Cain folgte ihr.
'Ach ja?' W?tend drehte sie sich zu ihm um. 'Wir haben vor ein paar Stunden geheiratet, schon vergessen?'
'Du wei?t genauso gut wie ich, dass das keine Ehe ist.'
Kara dachte an ihren Vater. Und dann kapitulierte sie.
'Was willst du?' fragte sie m?de und setzte sich an die Frisierkommode.
'Einige Dinge mit dir besprechen.' antwortete er.
Sie begann sich die nassen Haare zu k?mmen. 'Was f?r Dinge?'
'Du erz?hlst niemandem aus der Firma, was heute passiert ist.' Cain wartete auf ihre Reaktion, doch als keine kam, fuhr er fort. 'Wir fahren getrennt zur Arbeit. Es bleibt wie es vorher war. Ich bin immer noch dein Chef und du bist immer noch Dolmetscherin in meiner Firma, vergiss das nicht.'
Sie schnaubte. 'Wie k?nnte ich das vergessen?' warf sie spitz ein.
Er ignorierte ihre Bemerkung. 'Ich muss mich noch in die Unterlagen deiner
Dolmetscherfirma einlesen. Wenn ich fertig bin, erkl?re ich dir, wie man eine Firma leitet. Zun?chst muss ich mich noch ?ber die finanzielle Lage erkundigen.'
Kara legte die B?rste beiseite und band ihre Haare zu einem Dutt.
Als sie fertig war, wandte sie sich ihm zu.
'Wenn du was essen willst, dann mach dir was. Erwarte nicht, dass wir jeden Abend zusammen essen werden.' sagte er. Oder dass wir ?berhaupt zusammen essen werden.Sie sah ihn an. 'So wird das jetzt die ganze Zeit zwischen uns laufen?'
Er erwiderte ihren Blick. 'Sch?tze mal ja.'
'Du kennst mich gar nicht, Cain. Warum bist du so abweisend zu mir?'
Seine grauen Augen funkelten eigenartig. 'Was erwartest du von mir? Blumen? Z?rtliche Worte? Ist es das, was du willst, Kara?'
'Nein!' rief sie frustriert. 'Was habe ich getan, dass ich es verdient habe, so von dir behandelt zu werden?'
Cain ging zur T?r, blieb aber an der Schwelle stehen. 'Es hat nichts mit dir zu tun.'
Dann verlie? er den Raum und schloss leise die T?r hinter sich.
Kara starrte sie einen Moment lang an. Dann legte sie sich ins Bett und weinte leise.

Rastlos w?lzte Cain sich im Bett herum. Er konnte einfach nicht schlafen.
Der heutige Tag war mit einer der Schlimmsten, den er je verbracht hatte. Und Karas Bem?hungen eine normale Ehe zu f?hren waren auch nicht gerade hilfreich.
Sie w?rden sich nur an den Wochenenden auf die Nerven fallen und unter der Woche w?rden sie sich nur morgens und abends sehen.
Sie nicht sehen zu m?ssen, machte alles ertr?glicher.
Irgendwann gab er den Versuch auf einzuschlafen und warf die Bettdecke zur Seite. Zum Gl?ck hatte er eine Minibar in seinem Schlafzimmer, die ihren Zweck jederzeit erf?llte, wenn er sie in Anspruch nahm. Sei es, wenn er durstig aufwachte und keine Lust hatte den weiten Weg bis zur K?che zu laufen, oder sei es, wenn er eine Frau zu sich einlud und sie das Privileg hatten nach dem Sex eine teure Flasche Champagner genie?en zu k?nnen.
Heute jedoch brauchte er weder Wasser noch Champagner, sondern etwas viel St?rkeres.
Cain ?ffnete die Minibar und holte eine Flasche Whiskey heraus.
Whiskey war immer gut. Er ?berlegte, ob er den Alkohol in ein Glas sch?tten sollte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Kurzerhand ?ffnete er den Verschluss der Flasche, hob sie an seine Lippen und nahm einen gro?en Schluck.
Der Whiskey brannte in seiner Kehle und er sch?ttelte sich innerlich.
Eigentlich war er nicht der Typ, der seine Sorgen mit Alkohol wegsp?lte, doch heute machte er eine Ausnahme. Nach einem weiteren Schluck, stellte Cain die Flasche wieder in den kleinen K?hlschrank.
Er sollte es nicht ?bertreiben, denn ihm stand eine weitere F?nf-Tage-Arbeitswoche mit vielen ?berstunden bevor.
Mit brennender Kehle schl?pfte er wieder ins Bett und starrte solange die Schattenspiele an, die der Mond auf die Decke warf, bis er endlich einschlief.

Als Kara die Treppe hinunterging, war Cains Auto schon von der Einfahrt verschwunden. Sie war extra eine Stunde fr?her als sonst aufgestanden, um sich Zeit zu nehmen, den Weg zum Charvet-Geb?ude zu finden.
Drau?en fing es an zu d?mmern und die Sonne warf ihre ersten Sonnenstrahlen durch die gro?en Fenster. Kara ging in die K?che und machte sich einen Kaffee.
Dann h?rte sie die Haust?r aufgehen und ging verwundert in die Eingangshalle, um zu gucken, ob Cain vielleicht wiedergekommen war, doch es war Lydia, seine Haushaltshilfe.'Guten Morgen.' sagte Kara und l?chelte Lydia freundlich an.
'Oh, guten Morgen, Frau Charvet.'
'Bitte, nenn mich doch Kara.'
Lydia war eine junge Frau, die aus Russland geflohen war, um sich ein besseres Leben in Deutschland zu erhoffen. Ihr Weg hatte sie auf den Stra?enstrich gef?hrt, bis Cain sie eines Tages halb tot an seiner Haust?r gefunden und sie schlie?lich als Haushaltshilfe eingestellt hatte, um sie aus dem Rotlichtmilieu zu holen. H?tte Kara davon gewusst, h?tte sie wahrscheinlich laut gelacht, denn so viel Menschlichkeit h?tte sie Cain wahrlich nicht zugemutet. Doch Lydia kannte ihren Arbeitgeber weit besser, als es sein k?hler Umgang mit ihr zu zeigen vermochte. Ihre blauen Augen strahlten Kara an und sie strich sich ihre lila gef?rbten Haare aus dem Gesicht.
'Danke, Kara.'
Kara machte eine wegwerfende Geste. 'Du musst dich nicht bei mir bedanken. Sag mal, ist Cain morgens immer so fr?h weg?'
Lydia nickte. 'Wenn ich da bin, dann ist er meistens schon weg.'
'Arbeitet er lange?'
'Manchmal.'
'Okay, ich will dich nicht lange aufhalten. Ich muss auch gleich los.'
Sie trank ihren Kaffee aus und fragte sich, warum Lydia so reserviert war, wenn sie ?ber Cain sprachen.

Cain sa? mit seinem Finanzmanager in seinem B?ro und spielte mit dem Kugelschreiber in seiner Hand. Jean Marineau war ein Mann in den Mittvierzigern mit hellbraunen Haaren und freundlichen gr?nen Augen, die ihn in diesem Moment jedoch vorwurfsvoll anschauten.'Was zum Teufel hast du dir da gedacht, Cain?' Bevor Cain antworteten konnte, f?gte er hinzu: 'Nein, was zum Teufel, hast du dir da nicht gedacht?'
'Ich habe es dir gesagt, damit du mir hilfst und nicht, dass du mich wie ein kleines Kind zur Schnecke machst, ist das klar?'
Vorsichtshalber unterhielten sich die beiden auf Franz?sisch, was f?r Cain und Jean kein Problem war, da beide bilingual aufgewachsen waren.
'Cain, du bist zwar mein Freund, aber in diesem Fall stehe ich nicht auf deiner Seite.'
'Na toll!' sagte Cain und wurde zunehmend w?tender. 'Wirklich toll!'
'Was hast du denn erwartet? Dass ich dir auf die Schulter klopfe?'
'Einbisschen Verst?ndnis h?tte auch nicht geschadet!'
Jean lachte tonlos. 'Verst?ndnis? Daf?r, dass du eine Frau geheiratet hast, um sich die H?lfte ihrer Firma anzueignen? Ich bin ?berrascht, dass sie dich nicht im Schlaf umgebracht hat.''Immerhin erkl?re ich ihr, wie man eine Firma richtig leitet, ohne, dass sie irgendwann bankrott geht.' entgegnete Cain finster.
'Also wirklich, Cain. Meinst du, Sarah h?tte das gut gefunden?'
Cains Eingeweide verkrampften sich. 'Lass Sarah aus dem Spiel. Sie hat damit nichts zu tun.''Ist Geld und Macht der einzige Beweggrund f?r diese Blitzhochzeit?' fragte Jean und musterte seinen Freund einsch?tzend.
Cains Augen verengten sich. 'Kara ist nicht schwanger.'
'Habt ihr eine Aff?re?'
'Du spinnst wohl!'
'Wieso sollte ich spinnen?' erwiderte Jean ruhig. 'Sie sieht doch gut aus. Ihr seid verheiratet. Und ihr wohnt in einem Haus.'
Cain schwieg.
Jeans Augen blitzten. 'Du denkst also dar?ber nach.'
'Nein, tue ich nicht.' versetzte Cain genervt.
'Der Gedanke scheint dir aber nicht abwegig zu sein.'
'Ich habe keine Zeit f?r so was.'
'So, so.'
'Du bist mir echt keine Hilfe, Jean.'
Sein Freund zog seine Augenbrauen hoch. 'Du willst Hilfe?' Nach kurzem Schweigen fuhr er fort. 'Also gut. Eure Beziehung muss sich bessern. Ich sag ja nicht, dass du mit ihr in die Kiste h?pfen sollst, aber du solltest lernen sie zu respektieren. Oder wollt ihr euch die ganze Zeit nur anschweigen und euch gegenseitig aus dem Weg gehen?'
'Deine Frau verweichlicht dich.'
Jean grinste. 'Nein, das tun meine Kinder.'

Die T?r, die zu der Dolmetscherfirma Danziger und Partner geh?rte, ?ffnete sich vollautomatisch. Kara holte tief Luft und betrat das erste Mal seit langem wieder die Firma ihres Vaters. Nein, falsch, jetzt war es ja ihre Firma. Der stellvertretende Chef, Karsten Fried, leitete sie solange, bis Kara selbst f?r die Aufgabe bereit war. Von ihrer Mutter hatte sie aber erst k?rzlich erfahren, dass er auf Gesch?ftsreisen war.
Die Dolmetscher, die bis jetzt flei?ig an ihren ?bersetzungen gearbeitet hatten, stellten ihre Arbeit ein und hoben bei der Erscheinung neugierig den Kopf.
Leises Murmeln machte sich im Raum breit.
'Kara, bist du das?'
Eine ?ltere, st?mmige Frau erhob sich aus dem hinteren Teil des Raumes von ihrem Schreibtisch und steuerte direkt auf sie zu.
'Maria?'
'Ach, Gott, du bist es wirklich!'
Die Sekret?rin ihres verstorbenen Vaters breitete mit einem L?cheln die Arme aus und dr?ckte Kara an ihren ?ppigen Busen.
'Sch?n dich wieder zu sehen, Maria.' Kara erwiderte die Umarmung.
'Kind, sag, wie geht es dir?'
Kara l?chelte Maria an. 'Oh, gut, danke.' log sie. 'Und dir? Du siehst ja wirklich toll aus!'Maria err?tete leicht und schlug ihr verlegen auf den Arm. 'Nun ?bertreib mal nicht! Ach, Kara, was ich dich fragen wollte? Nein, komm erst mal mit.' Sie f?hrte Kara durch den Raum, w?hrend sie den Mitarbeitern von Danziger und Partner einen tadelnden Blick zuwarf. 'Ihr, geht blo? wieder an die Arbeit! Was f?llt euch ein das arme Kind so anzugaffen, als w?r' sie eine Attraktion im Zoo!'
Einige senkten besch?mt den Blick, andere murmelten kleinlaut Entschuldigungen und wiederum andere machten sich wortlos wieder an die Arbeit.
Kara konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, das erste wirkliche L?cheln, das sie nach dem Tod ihres Vaters und ihrer grauenvollen Eheschlie?ung zustande brachte.
Maria ging mit ihr zu Karl Danzigers B?ro und Kara f?hlte, wie sich ihr Puls beschleunigte und sie zu schwitzen begann.
'Maria?'
Maria konnte ihre Gef?hle nachvollziehen und l?chelte sie aufmunternd an. 'Komm, Liebes, irgendwann musst du ja mal reingehen.'
Es kam ihr vor, als h?tte er nur Mittagspause gemacht, denn alles sah immer noch so wie fr?her aus. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihren Vater immer um Sekunden verfehlt hatte und in sein ordentliches B?ro gestolpert war.
Doch sie wusste, dass er nicht mehr zur?ckkommen w?rde.
Maria schloss leise die T?r hinter sich, um zu verhindern, dass sie jemand belauschte.
'Was ich vorhin sagen wollte?' begann sie behutsam.
Kara ging um den Holzschreibtisch herum und betrachtete die Fotos, die Karl dort stehen hatte. Eins war von ihren Eltern, wie sie Kara als Neugeborenes stolz im Arm hielten, das andere war ein Familienfoto, das erst vor ein paar Jahren von einem Fotograf geschossen wurde. Aus Respekt hatte man seine Sachen nicht in eine Kiste verstaut, sondern sein B?ro so gelassen, wie es war. Und so sollte es auch sein, befand Kara.
'Wenn er doch nur hier w?re?' sagte sie leise.
'Wir vermissen ihn alle, Kara.' sagte Maria und ber?hrte Karas Arm. 'Heute hat ein Mann angerufen und wollte sich ?ber die Finanzen der Firma erkundigen. Ich wollte es ihm nicht sagen und da hat er gesagt, dass er der vorl?ufige Chef von Danziger und Partner sei.'
'Ein Mann?'
'Sein Name war Cain Charvet.'
'Was?'
'Da war noch etwas. Er sagte, er sei mit dir verheiratet.' f?gte Maria hinzu.
Kara f?hlte, wie die Wut in ihr aufbrodelte. Auf was hatte er gestern noch so viel Wert gelegt?
Dass sie es auch ja niemandem erz?hlte!
'So? Hat er das gesagt?'
'Nun, ich habe ihm nat?rlich gesagt, dass das unm?glich sein kann und dass er sich zum Teufel scheren soll.'
Kara l?chelte Maria an. 'Das hast du gut gemacht.'
Na warte, Cain.
Kara sah auf die Uhr und stellte fest, dass ihre Mittagspause schon fast vorbei war, weshalb sie sich von Maria verabschiedete und wieder zur?ck zum Charvet Geb?ude ging.
Und sie nahm sich vor noch an diesem Abend ein ernstes Gespr?ch mit ihrem werten Ehemann zu f?hren.

Cain war total geschafft und nur allzu erleichtert, als er sein Auto in der Einfahrt seines einsamen Hauses parkte und ausstieg.
Kara erwartete ihn schon im Wohnzimmer, als er die T?r aufschloss. Sie legte das Buch beiseite, das sie sich zum Zeitvertreib gekauft hatte, und stand auf.
'Wo warst du so lange?' fragte sie ihn.
'Das geht dich gar nichts an.' antwortete er knapp ohne sie anzusehen, w?hrend er seine Anzugjacke abstreifte.
'Cl?mentine hat mir gesagt, dass du fr?her als ich gegangen bist.'
'Kara, was ich mache hat dich nicht zu interessieren.' stellte Cain klar. Von wegen Ruhe.Sie funkelte ihn an. 'Ach ja? Und was du mit meiner Firma machst, hat mich dann also auch nicht zu interessieren?'
Cain, der gerade auf dem Weg zum K?hlschrank war, blieb stehen und sah sie zum ersten Mal an diesem Tag an.
'Ich wollte mich nur ?ber die Finanzen erkundigen.'
'Du h?ttest mich fragen k?nnen. Ich h?tte dir die Unterlagen besorgt.'
'So, dann warst du heute also in der Firma deines Vaters.'
'Es ist jetzt meine Firma. Und ich will, dass du mir vorher Bescheid sagst, wenn du irgendwas unternimmst. Noch geh?rt sie nicht zur H?lfte dir, Cain.' entgegnete Kara.
Cain ?ffnete den K?hlschrank und holte eine Flasche Wasser heraus.
'Sch?n.'
'Du hast Maria gesagt, dass wir verheiratet sind.' warf sie schlie?lich ein, nachdem er einen langen Schluck genommen hatte. 'Oder habe ich irgendetwas falsch verstanden, als du gesagt hattest, ich sollte niemanden von unserer Heirat erz?hlen?'
Mist, jetzt hatte sie ihn erwischt. Wahrscheinlich h?tte sie noch w?tender reagiert, wenn sie erfahren h?tte, dass er Jean etwas davon erz?hlt hatte. Auf seinen Rat die Beziehung zwischen ihnen zu verbessern, griff er besser an einem anderen Tag zur?ck.
'Ich habe gesagt, du sollst niemanden aus meiner Firma von unserer Heirat erz?hlen.' sagte er.
Sie blinzelte ihn schweigend an, sich leise ?rgernd, dass er Recht hatte. Er fragte sich, warum sie ihre Haare immer zusammenband. Als er sie gestern jedoch in diesem Bademantel gesehen hatte, waren ihre Haare nass und offen. Schnell verdr?ngte er das Bild wieder.Sie wollte irgendetwas erwidern, doch er fuhr ihr ?ber die Lippen.
'Ist das jetzt gekl?rt? Ich bin m?de und ich habe keine Lust mich noch weiter mit dir zu unterhalten.'
Dann drehte er sich um und wollte in sein Arbeitszimmer gehen, in der Hoffnung, dass seine kalte, abweisende Bemerkung ihm endlich Ruhe bescheren w?rde, doch er t?uschte sich.Er h?rte Karas leise Schritte hinter sich.
'Was willst du denn noch?' Genervt drehte er sich zu ihr um. 'Das Haus ist gro? genug, dass wir uns nicht andauernd ?ber den Weg laufen m?ssen, geschweige denn, dass du mir folgen musst!'
Er baute sich vor ihr auf und sie war sich seiner Gr??e zu gen?ge bewusst.
Statt eingesch?chtert einen Schritt zur?ck zu machen, blickte sie trotzig zu ihm auf.
'Wei?t du was, Cain?' Seine kalten, grauen Augen bohrten sich in die ihren. 'Man hat mir immer gesagt, dass erfolgreiche M?nner kleinkarierte Arschl?cher sind. Ich hab das aber immer dementiert, weil ich an deinen Vater gedacht habe, der erfolgreich und trotzdem auf dem Boden geblieben ist und nichts von seinem wahren Charakter eingeb??t hat. Und ich bin immer noch dieser Ansicht. Du hingegen bist ein snobistischer, arroganter, widerw?rtiger Mistkerl, der gerne erfolgreich sein will, es aber nie sein wird.'
Als sie sich umdrehen wollte, packte Cain sie wutentbrannt am Arm und zog sie wieder zu sich.
Er senkte seinen Kopf, so dass sie auf Augenh?he waren. Er war ihr so nah.
Und diese Augen?
'Was hast du schon f?r eine Ahnung, Kara? Hast du ?berhaupt einen blassen Schimmer von dem, was du da von dir gibst?'
Karas Augen weiteten sich vor Schreck.
Cain l?ste sich vor ihren Augen auf und es wurde schwarz um sie herum.
Doch es gab kein schnelles Erwachen mit einem Filmriss. Stattdessen sah sie
verschwommene Bilder in der Leere auftauchen.
Eine Frau und ein Mann. Und viel Blut. Und so viele Schmerzen? ?berall?
Cain lie? ihren Arm abrupt los, als Kara anfing zu schreien. So viel Angst wollte er ihr gar nicht einjagen. Bis er bemerkte, dass sie gar nicht ihn ansah.
Ihre Augen waren vollkommen leer und schimmerten merkw?rdig. Er packte sie an den Schultern und sch?ttelte sie.
Sie blinzelte und nahm Cains Umrisse wahr. Und seine H?nde auf ihrer Schulter.
Zitternd griff sie sich an den Kopf. Sie hatte pl?tzlich wahnsinnige Kopfschmerzen.
'Oh Gott?'
'Was ist los?' fragte Cain.
Kara riss sich aus seinem festen Griff und wankte ein paar Schritte zur?ck.
Dann drehte sie sich abrupt um und lief, ohne ein weiteres Wort, die Treppe hoch.

Kommentare sind nat?rlich immer erw?nscht :)
Das n?chste Kapitel wird wahrscheinlich erst n?chste Woche abgeschickt, wenn ich Deutsch und Englisch hinter mir hab. So, ich setz mich jetzt auch wieder an meine B?cher :)
LG
Fullmoon







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