Flat share - a lot of love Teil 9

Autor: Naina
veröffentlicht am: 04.05.2008




Amy stand vor ihm und rührte sich nicht. Viel zu sehr wühlte in ihrem inneren ein bitterer Kampf. Sie hatte es niemals für möglich gehalten, dass sie Kai oder irgendwem anderes so etwas antun könnte.
'Ich muss mit dir reden.', Kai drückte sie an den Schultern ins Wohnzimmer und brachte sie dazu sich auf die Couch zu setzen.
'Bitte sieh mich an.'
Zögerlich richtete sie ihren Kopf wieder, versuchte jedoch seinen Augen auszuweichen. Ihre brannten schon gehörig und waren rot von den vielen Tränen, die sie auf der Fahrt zu ihm vergossen hatte.
'Ich kann dich so nicht heiraten.'
Erschrocken trafen sich ihre Blicke. Sie wagte nicht zu sprechen. Neue Tränen machten sich auf den Weg durch ihr Gesicht und landeten sanft auf ihrem Schoss.
'Natürlich liebe ich dich. Mehr als alles andere,', er strich zart über ihre Schulter, 'aber so lange du mir nicht vertraust und endlich sagst was los ist, kann ich es einfach nicht. Man sagt doch, dass man in einer Ehe Freud und Leid teilt. Aber das tust du nicht. Du lässt mich an deinen Gefühlen nicht teilhaben.'
Es fehlte nur noch die passende Hintergrundmusik dann würde Amy behaupten, dass sie sich in einem schlechten Film befand.
'Bitte sag endlich was.', enttäuscht und wütend wollte Kai aufstehen. Amy ergriff seine Hand und zog ihn langsam wieder zurück.
'Du hast Recht. Ich wollte dir schon lange etwas erzählen oder besser gesagt reinen Tisch machen, aber die Angst dich zu verletzen und zu verlieren war einfach zu groß.'
'Egal was es ist, du kannst es mir erzählen.'
'Bist du sicher?', unsicher kniebelte sie an einem der Sofakissen.
'Ja, klar, so lange du nicht kommst mit: ich hab dich betrogen und bin schwanger, ist doch alles O.K.', versuchte Kai zu scherzen, um die Stimmung auf zu lockern und Amy Mut zu machen. Doch ihr versetzte es einen Schock. Ihre Hände begannen noch heftiger zu zittern und ihre Stimme drohte wieder zu brechen. Dies blieb auch Kai nicht verborgen. Man hörte seine Kinnlade fast auf den Boden aufschlagen.
'Was hat das zu bedeuten?! Amy! Du hast mich doch nicht etwa….', er wurde lauter. Sie brach wieder in Tränen aus und hielt sich ihre Hände vors Gesicht.
'WER???!!!!', Kai sprang wutentbrannt auf.
'N-Nick', stammelte Amy leise.
'Nein!! Hast du mit ihm geschlafen?!'
Keine Reaktion. Kai brauste los und schmiss die Vase samt den frischen Rosen gegen die Wand. Mit lautem Klirren prasselten die Scherben auf den Boden. Die Rosen ertranken im Wasser. 'Hast du mit ihm geschlafen?!', brüllte er erneut, wieder ein stück lauter und aufgebrachter. Eingeschüchtert nickte sie, was Kai noch mehr in Rage brachte. Er wütete in der Wohnung und riss alle Bilder, auf denen sie beide zu sehen waren, von den Wänden. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Für gewöhnlich war er ein friedliebender Mensch, der selten aus seiner gemütlichen Laune zu bringen war. Und nun schien er die gesamte Wohnung kurz und klein schlagen zu wollen. Amy versuchte in der Zeit sich zu beruhigen, in dem sie die Scherben der Vase auflas. Da sie so zitterte schnitt sie sich tief in ihre rechte Hand. Sie fühlte jedoch keinen Schmerz mehr. Sie kauerte sich in eine Ecke und drückte sich die Hände immer fester gegen ihre Ohren. Sie kniff ihre Augen zusammen. Wollte nichts mehr sehen, nichts mehr hören. Wünschte sich, aus diesem Albtraum zu erwachen.
Plötzlich trampelte Kai wie in Trance auf sie zu und zerrte sie unsanft an ihrem Handgelenk nach oben. Er holte aus und schlug ihr hemmungslos ins Gesicht. Laut wimmerte sie auf und ging zu Boden. Kai setzte sich auf sie und drückte seine großen Hände fest auf ihren Mund. Amys Augen waren weit aufgerissen, auf einmal nahm sie einen kleinen roten Punkt auf Kais Unterarm, mit dem er gerade erneut ausholte, war. Weniger als eine Sekunde später rollte er sich von ihr herunter und kugelte sich schmerzerfüllt auf dem von Blut beflecktem Teppich.Sie hockte sich zu ihm und strich über seine Hand, während sie mit der anderen Hand das Telefon angelte und den Notdienst rief.
'Es wird alles wieder gut, Kai. Glaub mir. Ich bin für dich da.' Sie zog ihm mit größter Vorsicht das Oberteil aus und versuchte so gut wie es ging die Blutung zu stoppen. In ihrem Unterbewusstsein wusste sie ganz genau, wer auf Kai geschossen hat
te, doch in diesem Moment wollte sie es nicht wahr haben.Wenige Minuten später waren Sanitäter vor Ort und hoben ihn nach draußen. Amy fuhr mit im Krankenwagen. Kai hauchte immer wieder die gleichen Worte vor sich hin: 'Was hab ich getan? warum tust du mir das an? Ich habe dich so geliebt.' . Immer und immer wieder wiederholte er diese drei Sätze. Amys schlechtes Gewissen wuchs ins Unermessliche. Sie konnte nicht aufhören zu weinen, schluchzte vor sich hin, hielt seine kalte Hand.
Im Krankenhaus ging alles sehr schnell. Er wurde sofort in einen Operationssaal gefahren. Amy blieb hilflos auf dem Flur zurück, nachdem ihre Hand verbunden und ihre Wunde an der Wange verarztet war. Eine endlos lange Zeit, wie es ihr erschien, saß sie auf einem Stuhl im Gang und wartete. Sie fühlte sich, als wolle das Weiß um sie herum sie erdrücken. Die Wände waren in weiß, nur ein grüner Streifen in Hüfthöhe folgte dem langen Flur. Die Ärzte gekleidet in weiß, genau wie die Pfleger. Schrecklich.
'Amy, Amy, wie geht es ihm?', Andriana kam angelaufen und umarmte ihre Freundin. 'Was ist denn passiert?'. Amy und Andy hatten sich seit dem letzten Telefonat in Amys Pause nicht mehr gehört, daher war Amys Erstaunen umso größer, als diese nun vor ihr stand.
'Es ging alles so schnell, ich wollte das nicht.', quiekte Amy, deren Stimme immer noch tränenerstickt versagte. Andy nahm sie in den Arm und sprach ihr Mut zu.
'Sie dürfen nun reinkommen.'
'Wie geht es ihm denn?', erkundigte sich Andy neugierig bei dem zuständigen Arzt. Ein älterer Mann mit schneeweißem Haar und einer kleinen runden Brille auf der Nasenspitze.'Den Umständen entsprechend gut. Es wurde nichts Wichtiges getroffen. Er hatte großes Glück. Ich denke, er kann heute schon wieder heim.', Andy nickte zustimmend, während Amy schon neben Kai auf einem Stuhl saß.
Kai war sehr blass, selbst seine Lippen waren schlecht durchblutet und hatten daher kaum Farbe. Kai drehte seinen Kopf zu ihr hin.
Sie gab ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. 'Es tut mir alles so leid. Ich wollte dich wirklich niemals verletzen. Ich weiß, was ich getan habe ist unentschuldbar, trotzdem hoffe ich, dass du mir irgendwann wenigstens verzeihen kannst. Ich will dich nicht verlieren. Du bist mir doch so schrecklich wichtig, ich…', er hielt seine schwachen Händen gegen ihre Lippen. Ein kleines Lächeln baute sich in seinem Gesicht auf. 'Danke, dass du mir diese drei wunderschönen Jahre geschenkt hast'
'Was soll denn heißen, die drei Jahre? Ich werde mich bessern, glaub mir. Willst du uns nicht noch eine Chance geben?', flehend tauchte sie in seinen wässrigen Augen ein. Selber konnte sie jedoch nicht glauben, welche Worte dort ihre Lippen verließen. Immerhin wusste sie genau, dass ihr Herz nach Nick rief.
'Amy, wir haben beide Fehler gemacht. Ich weiß, dass ich dich nicht hätte schlagen dürfen. Das tut mir auch furchtbar leid. Ich würde uns auch liebend gerne noch eine Chance geben, aber ich sehe diese Chance für uns beide nicht, denn ich werde ewig Nick in deinen Augen sehen.'
'Können wir nicht wenigstens Freunde bleiben?'. Kai legte seine Hand auf ihre und nickte sachte. Amy begann zu strahlen und fiel ihm um den Hals.
Kurz darauf schlummerte Kai erschöpft ein. Amy schloss leise die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg in die Cafeteria, wo Andy auf sie wartete.
'Wie geht es ihm?', Andy rührte eifrig in ihrem Milchkaffee.
'Eigentlich gar nicht so schlecht, denk ich. Er hatte schon immer ein dünnes Nervenkostüm.''Stimmt schon. Weißt du was? Ich werde Ben bald in Amerika besuchen. Ist eine kleine Überraschung.'
'Uh, weißt du denn, wo er wohnt?'
'Das ist ja noch das kleine Problemchen. Aber vielleicht flieg ich einfach mit Nick, wenn er zurückgeht. Wobei ich ein wenig Angst vor ihm habe.'
'Du bist mittlerweile schon 22 Jahre alt und immer noch so unsicher.'
'Hm…'

Abends waren Kai und Amy wieder zurück in ihrer gemeinsamen Wohnung. Für sie war diese neue Situation mehr als unangenehm.
'Soll ich dir was zu Trinken bringen?', Unbeholfen stand Amy im Türrahmen und zupfte nervös an ihrem Rock.
'Nein, danke.'
'Soll ich dir was kochen? Auf was hast du denn Lust?'
'Amy, ich brauche nichts. Setz dich neben mich.', er deutete mit seiner Handfläche aufs Sofa.Schüchtern hockte sie sich neben ihn.
'Hör zu. Ich wusste doch schon damals, dass du ihn liebst. Man kann sich eben nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Also hör endlich auf, dich verrückt zu machen. Natürlich kratzt die ganze Sache an meinem Selbstbewusstsein, aber ich bin dir trotzdem nicht böse. Außerdem bleiben wir ja noch Freunde.'
Amy schmiss sich um seinen Hals: 'Du bist unglaublich! Ich habe noch nie so einen verständnisvollen Menschen wie dich getroffen!'
Er lächelte zart und nickte: 'Morgen solltest du dann anfangen deine Sachen zu packen. Ich nehme ja mal an, dass du ihm nach Amerika folgen wirst.'
'Hm, da hast du wohl Recht und kündigen muss ich auch noch.'
Amy holte ihre fette Federdecke und ihr Kissen und wanderte in ihr altes Zimmer. Sie empfand die Situation für einfacher, wenn sie nicht mehr in einem Bett schliefen.

Nachts schreckte sie schweißgebadet auf. Albträume verfolgten sie. Unschlüssig schlich sie um vier Uhr morgens in dem Flur herum, trank etwas, ging zur Toilette und schlenderte zurück. An Kais Zimmer vorbei nahm sie plötzlich Geräusche wahr. Neugierig drückte sie ihr Ohr gegen die massive Holztür. Ein Schluchzen. Kai weinte. Amy hatte sich schon
gewundert, wie er so stark geworden war, dabei hatte er sich lediglich eine Fassade aufgebaut. Ein neuer Schwall von Gewissensbissen durchzog sie. Ein Kribbeln tauchte in ihren zierlichen Fingern auf, sollte sie die Tür öffnen und zu ihm rein gehen?
Nein! Sie entschloss sich, es bleiben zu lassen. Kai würde es sicher nicht begrüßen vor ihr als Heulsuse da zu stehen. Müde und abgeschlagen tapste sie in ihr Zimmer zurück und schmiss sich verzweifelt in ihr weiches Kissen, welches leise zusammen glitt. Ihre Augen brannten und sie fühlte sich wie ein Sack Zement, dennoch wollte sie der Schlaf nicht erlösen. Wie lange würde ihr schlechtes Gewissen diese Show mit ihr abziehen wollen?
Sie wälzte sich hin und her, klemmte die Decke zwischen ihre Beine, zog sie bis unter die Nase, um sie danach wieder geschwitzt von sich weg zu drücken. Dazu ließ sie das monotone Ticken ihres alten Weckers zur Weißglut bringen. Genervt riss sie die Batterien raus und klemmte sich gleich wieder zwischen ihr dickes Kissen. Auf diese Weise verbrachte sie die restliche Nacht.
Früh morgens tauchte sie völlig abgekämpft in ihrem Büro auf und reichte eine Kündigung ein. Die Verwunderung des Chefs war sehr hoch, was er mit seinem typischen
Mundwinkelzucken bemerkbar machte. 'Ich hoffe, Sie haben sich Ihre Entscheidung gut überlegt.'
'Ja, ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht.', nickte Amy.
'WAS HAST DU?!', rüttelte Andy an Amys Schultern, als diese ihr von ihrer Kündigung berichtete, 'bist du von allen guten Geistern verlassen?!'
'Es ging einfach nicht anders, O.K.? Ich werde von hier weggehen.'
'Was? Wohin denn? Was sagt Kai denn dazu?'
'Er hat mir bei der Entscheidung geholfen. Ich werde nach Amerika ziehen.'
'Moment!', Andy legte ihr frisches Milchbrötchen auf ihren Teller, 'Jetzt versteh ich das ganze! Sag bloß du gehst mit Nick. Er hat deinen Verlobten angeschossen!'
'Aber er hat mir damit nur geholfen.'
'Das ändert nichts daran, dass er eine Waffe bei sich getragen hat.'
'Andy, begreif es doch! Ich liebe ihn! Daran kann ich nichts ändern.', mit Tränen in den Augen stand Amy auf und ließ Andy am Frühstückstisch zurück.
Sie setzte sich auf den Rand des alten Brunnens in der Stadtmitte, hielt sich ihr Handy ans Ohr und betrachtete ihr Spiegelbild im klaren Wasser.
'Nick, ich komme mit nach Amerika'……
'Hab auch nichts anderes erwartet. Dann pack deine Sachen, ich hol dich heute noch ab.'
'Bitte?! Ich dachte wir fliegen erst in 1 ½ Monaten?'
'Sei doch mal spontan! Außerdem war das nur die Zeit, die ich noch bis zu deiner Hochzeit hatte.'
'Das heißt, du wusstest von Anfang an, dass Kai und ich hei….'
-Piep….Piep…-
/Er hat aufgelegt! Dieser Typ ist so…./
Also machte sie sich an die Arbeit. Sie hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass sie mehr als einen Tag zum Packen Zeit haben würde. Sie war sehr erleichtert, dass die Wohnung leer war, als sie ankam. Kai war zur Kontrolle beim Arzt und wollte danach zu einem Freund. Eins war jedoch klar, Amy wollte nicht fliegen, ohne ihm auf wieder sehen zu sagen. Sie zog den alten großen Koffer aus braunem Leder vom Schrank und begann ihr ganzes Hab und Gut zu verstauen. Nach langer Packarbeit ließ sie sich samt dem Telefon in der Hand auf den Küchenstuhl fallen und rief alle Freunde und Verwandte an, um bescheid zu geben. Für sie kam die Abreise genauso überraschend, wie für alle anderen beteiligten.
'Na, haste dich langsam von ganz Deutschland verabschiedet?'
Erschrocken gab Amy einen lauten Schrei von sich. Nick war schon in der Wohnung und hatte ihr Gepäck auf dem Rücken.
'Klingel das nächste mal, du Idiot!', Amys Puls pumpte immer noch auf Hochtouren.
'Aber natürlich.'
'Gut.', tief durchatmend wählte sie die nächste Nummer: 'Andy, ich hoffe du rufst deinen Anrufbeantworter bald mal ab. Ich werde heute nach Amerika fliegen. Ich hoffe du kommst bald nach. Ich werde dir die Adresse schicken! Hab dich lieb.'
Für Kai hatte sie einen mehrseitigen Brief geschrieben und auf den Küchentisch platziert. Als nächstes schnappte sie die restlichen Taschen und folgte Nick aus dem großen Haus. Ein letzter Blick nach oben. Sie konnte es selbst nicht fassen, wie spontan sie Deutschland den Rücken kehrte.
'Wo hast du denn dieses Auto schon wieder her?!'
'Och, das hat gleich hier um die Ecke gestanden. Ich dachte so ein Jeep ist wenigstens groß genug für dein ganzes Geläpp.'
'Du bist aber auch unverbesserlich.'
'Hehe.'
Kopf schüttelnd schmiss sie ihre Tasche auf die Rückbank und haute sich auf den Beifahrersitz.
'Ich frag mich immer noch, worauf ich mich hier einlasse.'
'Auf Luxus und Abenteuer.', zwinkerte er.
'Soso.'
Nick setzte den großen Mercedes in Gang und fuhr zum Flughafen.
'Wenn ich gewusst hätte, dass man dich so dazu bringt mit mir mitzufahren, hätte ich Kai schon lange angeschossen.', setzte er sein größtes Grinsen auf. 'Damit scherzt man nicht! Ich wäre sauer, hättest du ihn einfach erschossen. Ich weiß nur, warum du es getan hast.'
'Hm…'
'Aber von wo aus, hast du bitte geschossen und womit?'
'Ist das nicht offensichtlich? Scharfschützengewehr, vom benachbarten Hochhaus.'

Mit Nick zusammen betrat sie den großen Vogel. Der Flug war ruhig und lang. Zielsicher landete der Pilot auf der Landebahn.
Als Amy den Flughafen mit ihren ganzen Koffern verließ, wurde sie von tausenden neuen Eindrücken überwältigt. Das war also ihr neues zu Hause. Nick hatte wahrlich nicht zu viel versprochen. Natürlich wurde ihr inneres Uhrwerk durch die große Zeitverschiebung mehr als durcheinander gebracht, aber sie war sowieso nicht müde.
'Nick, das ist unglaublich.'
'Weißt du was ich unglaublich finde? Du bist jetzt mit mir nach Amerika, bist aber noch nicht auf die Idee gekommen, mich zu küssen.'
'Oh, armer schwarzer Karter.', strich sie über seine Wange, 'Wo wohnen wir jetzt? Ich hoffe das Haus ist am Strand!'
'Ja….', lässig schwang sich Nick den Koffer um die Schulter und trampte los zu einem silbernen Cabrio. Auf Knopfdruck seiner Fernbedienung öffnete sich das feste Dach und Nick schmiss das Gepäck unsanft hinein.
'Ein bisschen mehr Mitgefühl, wenn ich bitten darf!', beschwerte sich Amy und legte ihre Taschen ab.
Wenige Sekunden später befanden sich beide auf der Straße. Die heiße Sommersonne brannte ihnen auf den Pelz, was der frische Wind wieder ausgleichte. Amy konnte ihren Blick nicht mehr von dem blauen Wasser wenden, was auf ihrer Seite zum Vorschein kam. Die Sonne hatte einen glitzernden Schleier auf die Wellen gelegt.
'So Kleine. Da vorne ist dein neues zu Hause.'
'Was? du meinst doch nicht etwa…'
'Doch klar. Gefällt es dir nicht?'
Amy war so überrascht, dass sie sich eine Hand vor ihren Mund hielt. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es sah aus wie in ihrer ehemals Lieblingsserie ‚Mein Traumhaus am Meer'.
Nick stellte seinen Cabrio in einer Garage ab. Amy lief ihm überwältigt nach. Die Villa war umgeben von einem weißen steinernen Zaun. Ein Weg über weiße Steinplatten führte an kleinen runden Palmen und Sträuchern vorbei und schließlich zu dem Gebäude selbst. Die Villa hatte einen leichten cremefarbenen Ton, der ins Weiße verlief. Über der dazu eher dunklen Tür, befand sich ein runder Balkon, der von geschwungenen Pfeilern gehalten wurde, so dass sich die Eingangstür im Schatten befand. Das Dach hatte eine hellrote Farbe und war mit welligen Platten geschützt. Die Fenster waren mit weiß umrahmt.
'Willst du dir das ganze nicht mal von innen ansehen?', Nick schwenkte vor Amys Augen herum, um sie wieder zu sich zu holen. 'Eh, ja doch natürlich'
Nick öffnete die Tür. Als Amy eintrat viel ihr sofort der saubere Marmorboden auf. Alles war in freundlichen Farben. Der Eingangsbereich wirkte schon gleich sehr einladend. Amy betrat sofort jedes einzelne Zimmer. Im Erdgeschoss befanden sich die große, geräumige, weiße Küche, ein freundliches Wohnzimmer und ein Bad. Aufgeregt trat sie die Treppe hinauf. Und befand sich als nächstes in einem großen Wohnzimmer, mit weißen Ledersofas, einem Flachbildschirmfernseher an der einen Wand und vor allem mit großen Fenstern bis zum Boden, die Amy ja so liebte. Als nächstes schlenderte sie in das Schlafzimmer. Es war wie der Rest des Hauses sehr hell eingeräumt. Der Schrank war ein riesiger Spiegel, ein großes Bett mit vielen Kissen lud sofort zum kuscheln ein. Doch das Highlight dieses Raumes war eindeutig der Balkon. Amy ging raus und dachte sie würde gleich wieder umkippen. Sie hatte direkte Sicht aufs Meer. Da die obere Etage auch noch rund war und der Balkon folgte dieser Form, konnte sie rund um das Haus schauen. Es war also der gleiche, der auch zum Eingang zeigte.
Für die restlichen Räume hatte sie jedoch keine Zeit mehr.
'Ich würde dich gerne noch weitergehen lassen, aber ich brauche dringend etwas zwischen den Zähnen.'
'Oh ja, ich auch. Wir müssen heute auch noch runter zum Strand, das ist dir klar?'
'Da haben wirs auch nicht weit. Du hast den Garten noch gar nicht gesehen. Unten wartet eine große Terrasse auf dich, von der aus man über eine Treppe direkt zum Strand kommt.''Oh Nick das ist so wunderschön hier.', sie fiel ihm um den Hals.
'Ich weiß…also auf geht's.'
Wieder brausten sie mit Nicks Cabrio los in die Stadt und setzten sich in ein Restaurant im Freien. Langsam lösten Laternen den Dienst der Sonne ab und schenkten nur noch ein leichtes romantisches Licht,
'Was kann ich Ihnen bringen?'
'Wir hätten gerne die Platte mit Meeresfrüchten, und bringen Sie uns den besten Champagner den Sie haben, es gibt nämlich was zu feiern.'
Der Kellner nickte zündete die Kerze in Mitten des Tisches an und ging zurück in die Küche.'Hättest du mir gleich gesagt, dass wir so chic essen gehen, hätte ich mich auch dem entsprechend angezogen.'
'Wieso denn? Mir gefällst du auch so und sonst brauchst du ja niemandem zu gefallen.'Sobald der Champagner da war, hob Nick ein Glas in die Höhe: 'Auf uns.'

Sie verbrachten noch einen wunderschönen und leidenschaftlichen Abend. Amy war so müde, dass sie trotz der neuen Situation ganz durchschlief und erst am nächsten Morgen von den Sonnenstrahlen geweckt wurde.
Lächelnd öffnete sie ihre Augen, und entdeckte Nick, der gerade sein Hemd zuknöpfte.'Du bist ja schon auf?'
'Klar, muss zur Arbeit.'
Verwirrt setzte sich Amy auf: 'Was arbeitest du denn, dass du dich so chic machst? Sag schon.'
'Ach, unwichtig. Bin heut Abend wieder für dich da.'
'Was, du willst den ganzen Tag weg bleiben?'
'Ja, leider. Aber ich werde mir die ganze nächste Woche für dich frei nehmen, versprochen. Dann zeig ich dir die Umgebung. Draußen steht ein kleiner Käfer als Cabrio. Ich dachte, du würdest immer noch so an deinem Auto hängen. Die Schlüssel liegen unten auf dem Küchentisch. Aber pass ein bisschen auf. Die Menschen hier fahren dir den Arsch ab und behaupten hinterher du hättest keinen gehabt.', er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Haare und verließ das Haus.
Müde streckte sich Amy. Arbeitete Nick wirklich? Neee, schließlich hatte er in Deutschland mal wieder alles geklaut, was nicht bei drei auf den Bäumen hing. Achselzuckend stand Amy auf und schlürfte im Nachthemd in die Küche. Freudig stellte sie fest, dass Nick ihre Lieblingscornflakes gekauft hatte. Anscheinend war er wirklich nur in Deutschland gewesen, um sie ab zu holen. Alles war auf ihren Geschmack abgestimmt. Sie hatte ihn wirklich falsch eingeschätzt. Natürlich war er noch der gleiche gesetzlose Trampel, aber andererseits konnte er auch zuvorkommend und romantsch sein.
Samt ihrer Cornflakesschüssel setzte sie sich auf eine Liege auf die Terrasse. Der Wind, der vom Meer kam, blies ihr durch die Haare. Aber sonst war es schon sehr heiß. Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatte, beendete sie auf eigene Faust die Führung ihrer neuen Heimat. Im Büro verweilte sie einen ganzen Augenblick länger.
/Vielleicht kann ich hier herausfinden, was er arbeitet./
Neugierig zog sie mehrere Akten aus einer Schublade und druchreußte diese. Wie es aussah, bekam er von verschiedensten Menschen irgendwelche Aufträge. Er schien diesen nachzuspionieren und deren Privatleben peinlich genau unter die Lupe zu nehmen. War er Privatdetektiv? Das konnte sie sich irgendwie bei ihm auch nicht vorstellen. Aber was war er denn dann? Das würde sie schon noch raus finden. Am besten bei einem romantischen Essen, von ihr gekocht, auf der neuen super romantischen Terrasse.







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz