Flat share - a lot of love Teil 3

Autor: Naina
veröffentlicht am: 30.03.2008




Amy trampelte Nick wütend nach. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Erst fuhr er so schnell, dass ihr hören und sehen verging, und nun zerschmetterte er das Auto in seine Einzelteile.
Plötzlich entdeckte sie ein kleines Häuschen, auf das Nick zusteuerte.
Fest schlug er gegen die Tür: „Lass mich rein!“
Sofort öffnete sich die Tür und ein großer blonder Mann kam zum Vorschein.
/uuuuh…/
Ein begrüßender Handschlag der Beiden folgte und sie traten schließlich ein.
„Das ist ja eine Ewigkeit her, dass ich dich zu Gesicht bekomme.“, stellte der Fremde fest.„Unsinn, ein paar Monate.“, stellte Nick richtig.
„Wer ist denn deine wunderschöne Begleitung? Sehr attraktiv!“
„Glaub mir, selbst ein durchgelatschter Turnschuh ist attraktiver als sie!“, Nick setzte sich auf einen der dunklen Stühle, legte die Beine hoch auf den Tisch und zündete sich eine Zigarette an.
„Findeste echt? Also mir gefällt sie.“
„Dann nimm sie dir.“
Amy stand nur im Eingang und wusste nicht, was sie tun sollte. Normalerweise würde Nick für seine plumpen Aussagen etwas von ihr zu hören bekommen, doch sie zügelte sich und untersuchte einfach den Raum, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Er war sehr dunkel. Die Rollläden waren noch halb geschlossen. Die Möbel waren aus dunklem Eichenholz und eine Lampe, die nur ein mattes Licht spendete, hing niedrig über dem Tisch in der Mitte.Amy war es gar nicht wohl, dort wo sie war.
„Setz dich doch.“, riss sie der Blonde wieder aus ihren Gedanken und schob ihr einen Stuhl zurecht.
Schüchtern setzte sie sich.
„Ich bin Ben. Und wie heißt du?“, hielt er ihr die Hand entgegen.
„Amy.“
„Schön dich kennen zu lernen.“, sanft küsste er ihren Handrücken und hockte sich neben sie.„Wie alt bist du denn, schöne Frau?“, Ben zwinkerte ihr zu.
„Neunzehn.“
„Oh, das passt ja. Ich bin dreiundzwanzig. Kein zu großer Unterschied, findest du nicht auch?“
/Ist das hier der Baggerkönig oder was?!/
„Ja, damit hast du recht.“, antwortete Amy mit sanfter Stimme.
Nick stand auf, und begann in einer Schublade der Vitrine zu wühlen. Er zog etwas silbernes heraus und steckte es ein.
„Ich nehm die wieder mit.“
„Ich sehe es.“
Ben wendete sich wieder Amy zu und lächelte sie freundlich an.
„Hast du nicht was zu trinken?“, fragte Amy vorsichtig.
„Klar. Alles was du willst, Darling.“
„Cola?“
„Oki doki.“
Schnell sprang Ben auf und holte eine eisgekühlte Flasche hervor.
Er schüttete den Inhalt in ein Weinglas und reichte es ihr.
„Dankeschön“
„immer wieder gern.“, wieder zwinkerte Ben.
Amy kippte gleich einen gewaltigen Schluck herunter.
„Kannste mir einen Wagen ausleihen?“, fragte Nick, während er weiter in der Wohnung rumräumte.
„Ausleihen? Oder schenken?“
„Ist doch das selbe.“
„Ja, bei dir schon. Na gut, hier.“
Ben warf ihm einen Schlüssel zu, den er sofort auffing.
„Einen Fiat?!“
„Ja.“
„Was soll der Scheiß!“
„Du schrottest meine Wagen immer, da glaubst du doch nicht im Ernst, dass ich dir einen besseren gebe.“
„Wie viel PS hat dieses Auto denn?“, stellte sich Amy neben Ben und blickte zu ihm auf.„45.“, fing dieser an zu lachen.
„Du willst mich wohl verscheißern!?“, regte sich Nick wieder auf.
„Also ich find’s gut, damit kann er wenigstens nicht so rasen!“
„So sieht’s aus.“, stimmte ihr Ben zu.
Genervt stöhnte Nick auf und verließ das Haus.
„Kommst du oder soll ich dich hier lassen?!“, rief er ungeduldig zurück.
„Komme!“
„Es war schön, dich kennen zu lernen.“, zwinkerte Ben mal wieder und Amy folgte ihm hastig.
Nick saß bereits in einem kleinen Fiat und sie setzte sich neben ihn. Gekonnt fuhr er aus der engen Ausfahrt.
Sein Fahrstil wurde durch die wenigen PS deutlich gebremmst.
„Wieso hat Ben denn so viele Autos?“
„Er gefällt dir, was? Hast ja mächtig geflirtet.“
„Ja und? Ist das denn verboten? Er sieht eben gut aus und ist nicht so ungehobelt wie du!“
Nick grinste leicht und konzentrierte sich wieder auf die Autobahn.
„Warum hat er jetzt so viele Wagen?“
„Kann dir doch egal sein!“
„Außerdem sah seine Bude aus, wie so eine Kriminellenunterkunft.“
„Hehe…meinst du echt?“
„Ehhhh??? Er ist dein krimineller Partner!“
„Einer, meiner ‚kriminellen Partner’ ja.“
Amy war geschockt. So hatte er auf sie gar nicht gewirkt.
„U-und was du da eben aus der Vitrine heraus geholt hast war….“
„Eine Knarre, richtig.“
„Du wolltest also nur mit mir in die Altstadt, damit du dir einen Wagen und eine Waffe besorgen kannst?!“
„Kluges Mädchen.“
„Hast du nichts aus deinem Aufenthalt im Knast gelernt? Willst du deine Freiheit wieder aufs Spiel setzen?!“
„Ängstlich und schüchtern hast du mir irgendwie besser gefallen.“, wich er aus.
„Das glaub ich jetzt nicht. Ich sitze mit einem Kriminellen auf engem Raum, außerdem ist er bewaffnet und gefährlich und….“
Plötzlich hielt Nick ihr das kalte Eisen gegen die Schläfe, obwohl er noch auf die Straße sah.Amy traute sich nicht zu atmen.
„W-willst du mich….er…erschießen?“
„Wenn du weiterhin so viel quasselst! Es kann doch nicht so schwer sein, mal eine halbe Stunde die Fresse zu halten?!“
Geschockt ließ Amy ihren Kopf gegen die Scheibe sinken und starrte stur nach vorne.„Schon besser.“, lachte Nick und steckte die Pistole wieder ein.
Langsam bildeten sich über den beiden dunkle Wolken, die sich kurze Zeit später entluden. Der Regen wurde immer heftiger, das die Scheibenwischer kaum hinterher kamen.
Amy blickte weiter stur auf die Straße. Sie zitterte. Alles kam zusammen, ihr war kalt und sie hatte Angst. Angst vor Nick.
Sie hatte ihn tatsächlich unterschätzt. Jetzt wo sie zurück dachte, war es ganz schön dumm gewesen, ihm die CD wegzunehmen. Er hatte doch von Anfang an gezeigt, wie Gewaltbereit er war.
Flüchtig sah Nick zu Amy runter und bemerkte sofort ihren leeren Blick.
„Hast du etwa Schiss?!“
„….“
Plötzlich wurde es hell im Wagen und nicht mal eine Sekunde später ein lauter Knall. Amy zuckte noch mehr zusammen.
Wieder blitzte es und wieder kam der Donner sofort hinterher.
Die Straße war kaum noch zu sehen. Obwohl es erst fünf Uhr war, ließen die schwarzen Wolken es wirken, wie tiefste Nacht.
„Hey, komm, dir passiert nichts. Das verspreche ich dir.“, Nicks Stimme klang plötzlich so weich und lieb.
Amy guckte ihn dennoch nicht an. Viel zu sehr erschreckte sie jeder erneute Blitz und der darauffolgende Donner. Und immerhin befand sich eine Schusswaffe in seiner Tasche.Auf einmal fühlte sie zarte Berührungen auf ihrem Kopf. Nick strich ihr über die Haare. „Beruhige dich. Es ist alles gut, wir sind gleich da.“
Zaghaft nickte Amy. Was war denn jetzt auf einmal mit ihm los? Hatte er vielleicht Mitleid? Oder tat ihm die ganze Sache einfach nur Leid?

„Hier neben steht dein Käfer, willst du damit nach Hause fahren?“
Amy schüttelte den Kopf: „Ich hol ihn Morgen.“
„Wie du meinst.“
Nick gab wieder Gas und fuhr zu dem Hochhaus. Beide stiegen aus und rannten ins Haus, um nicht all zu nass zu werden. Immer noch peitschte der Regen und die Bäume ergaben sich hilflos dem Wind und schwankten hin und her.
„Da seid ihr ja.“, öffnete Mary erleichtert die Tür, „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“„Alles in Ordnung.“, murmelte Amy und schmiss sich auf ihr Bett. Der ganze Druck, der sich im Auto aufgebaut hatte, fiel von ihr herab. Doch unwohl war ihr dennoch bei dem Gedanken, dass Nick in der gleichen Wohnung wohnte.

„Willst du nichts essen?“, kam Kai nach ein paar Stunden in ihr Zimmer.
Amy stand vor ihrem Fenster, aus dem man schon längst nichts mehr erkennen konnte.„Amy?“, er kam auf sie zu und stellte sich neben sie.
„Ist alles in Ordnung? Hat er dir etwas angetan?“, Kai klang ernst und besorgt.
„Nein, hat er nicht. Alles O.k. Ich habe einfach keinen Hunger.“
„Nun gut, wie du meinst.“, schon schloss sich die Tür wieder.
Amy schlich ins Bad, duschte, machte sich fertig und kroch mit nassen Haaren unter ihre warme Bettdecke.
Sie hatte schon als kleines Kind Angst vor Gewitter gehabt. Sie fühlte sich dann immer schrecklich alleine. Klar, sie war mittlerweile neunzehn, doch diese Furcht schien für immer zu bleiben.
Erst als das Unwetter nachließ, konnte sie endlich etwas schlafen.
Am nächsten Morgen drängelte sich dafür schon früh die warme Morgensonne durch ihre Jalousien. Um Nick nicht zu wecken, verkniff sie sich die Musik und verließ so schnell wie möglich das Haus. Ein kleiner Blick auf ihre zierliche Armbanduhr, sie war heute wirklich früh dran.
Dann jedoch die schockierende Erkenntnis: Ihr Käfer stand noch in der Altstadt.
/Hoffentlich hat er das Unwetter überlebt!/
Da sie jedoch sowieso immer recht langsam fuhr, schaffte sie es auch zu Fuß locker zur ersten Vorlesung.
In der Uni sitzend, konnte sie sich gar nicht auf das konzentrieren, was der alte Professor von sich gab.
Nick hatte wirklich recht behalten. Sie hatte ihn nicht verpfiffen.
Mittlerweile könnte sie sich jedoch dafür ohrfeigen, dass sie sich so feige verhalten hatte. Er würde sie bestimmt niemals erschießen. Denn er wollte mit Sicherheit nicht lebenslänglich hinter Gittern wohnen.
/Wenn ich wieder zurück bin, zeig ich ihm, dass er mit mir nicht machen kann, was er will!/Nach den Vorlesungen traf sie sich noch mit ihrer besten Freunden Andriana, die sie kurz Andy nannte, in einem Café. Andy hatte rote Haare und Sommersprossen. War also ein sehr spezieller Typ Frau. Ihr Aussehen war sehr auffällig, sie persönlich dafür umso unauffälliger. Sie war schüchtern und ruhig, was Amy gerade recht kam, denn für sie hatte Andy immer ein offenes Ohr.
„Ich hab dir doch erzählt, dass bei uns ein Neuer eingezogen ist, Nick. Boar, ich sag dir, mit dem ist nicht zu spaßen.“
„Warum?“, Andy nippte an ihrem Kaffee und wartete darauf, dass Amy weitererzählte.
„Gestern, das glaubst du gar nicht was er getan hat, er…“
/Soll ich ihr das wirklich erzählen? Dann wird sie ihn garantiert nicht mögen…aber was störts mich? Soll sie ihn doch hassen…/
„Er hat was?“
„Er war mit mir in der Altstadt.“
Verwundert zog Andy die Augenbrauen hoch. Das war die besondere Nachricht? Sie waren zusammen in der Altstadt?
„Ja, er, er hat mich halt mit zu seinem Freund genommen und der sah ja mal so was von schnuckelig aus, aber gar nicht mein Typ. Aber dein Typ könnte er sein.“
„Meinst du?“, piepste Andy, mit ihrer zierlichen Stimme.
„Warum nicht? Du lernst ja nie jemanden kennen, weil du nie auf Partys gehst.
„ja, du weißt doch, dass das nicht mein Ding ist.“
„Und das muss sich schnellstens ändern.“
„Warum? Ich lese lieber einen schönen Roman.“
„Das darf sich ja keiner anhören. Pass auf, nächsten Samstag, also Morgen, gehen wir auf die Sommerparty.“
„Aber Amy, ich…“
„Kein aber, abgemacht.“
„Wenn’s denn sein muss.“
„Ja, das muss sein!“
Andy fuhr sie noch zu ihrem Käfer, dem glücklicherweise nichts passiert war, und Amy tuckerte los.
/Vielleicht sollte ich…/
Sie drückte das Gas weiter runter und klammerte sich fester um das Lenkrad.
/eigentlich gar nicht so schlimm…/
Sie ging noch mehr aufs Gas und probierte aus, was aus dem Käfer so raus zu holen war. Natürlich nicht sehr viel, aber das machte trotzdem gleich ein ganz anderes Gefühl in ihr breit.„Wow, Amy du Raser.“, lachte Kai, als sie die Wohnungstür herein kam.
„Kannste mal sehen!“, kicherte Amy, die genau wusste, dass Kai das nicht ernst gemeint hatte.
Plötzlich tauchte auch Nick im Wohnzimmer auf. Ein kurzer Schauer lief über Amys Rücken, die sich aber schnell wieder fing.
„Hey Nick! Na, wie war dein Tag?“
Nick schaute sie nur von der Seite an, schnappte sich eins von den Schokokeksen, die in einer kleinen Glasschüssel auf dem Couchtisch standen, und war wieder wie vom Erdboden verschluckt.
„Nick?“, leise klopfte Amy an seine Tür und horchte. Er antwortete nicht, also trat sie einfach ein.
„Du redest ja noch mit mir.“
Nick werkelte gerade an irgendeinem Gerät herum, was Amy nicht identifizieren konnte.„Emm ja. Ich wollte fragen, ob du am Samstag mit zur Sommerparty kommen willst?“Verdutzt schaute Nick sie an.
„Und Ben könntest du auch mitbringen.“
„Darum geht’s also. Du willst ihn wiedersehen.“, Nick legte sein Werkzeug weg und schmunzelte.
„Nein, ich kenne ein Mädchen, was ihm vielleicht gefallen würde.“
„Du würdest wirklich deine Freunde an einen Kriminellen geben?“, Nick lachte mit einem ironischen Unterton.
„Ich denke, Ben würde ihr nichts antun, außerdem, würde er ihr gut tun. Sie muss endlich mal lernen zu feiern. Also kommst du nun mit oder nicht?“
Einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke und keiner sagte etwas.
„Vergiss es!“
„Aber warum denn nicht?“
„Warum sollte ich dir einen Gefallen tun?“
„Einfach so.“
„Verschwinde.“
Amy seufzte laut auf und machte kehrt.
Dadurch, dass sie heute in der Vorlesung so viel über Nick nachgedacht hatte, hatte sie tatsächlich wieder neuen Mut gefasst und die Angst vor ihm war verschwunden. Er würde ihr doch auf keinen Fall etwas antun können. Oder?
/Irgendwie schade, dass er nicht mitkommt. Mit ihm als Begleitung auf eine Party, wo wirklich jeder kommt, das wär schon was. Schließlich ist er sehr maskulin und sieht super sexy aus….aber na ja man kann nicht alles haben…/







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