Blut der Liebe Teil 4

Autor: _tiaragirl_
veröffentlicht am: 24.01.2009




Danke für die lieben Kommis. =) Hab mich echt gefreut. Und ich hoffe, ihr freut euch genauso über diesen Teil. Viel Spaß beim Lesen!


~3~
Schweißgebadet wachte Michelle auf. Sie hatte einen Alptraum gehabt. Dabei schien sie wild um sich getrampelt und geschlagen zu haben, denn das Kissen lag zur rechten Seite des Bettes auf dem Boden und auch die Decke war kurz davor von der Matratze zu fallen. Das T-shirt, in dem Michelle geschlafen hatte, war nass. Stöhnend ließ sie sich zurück aufs Bett fallen. Erinnerungen an den Traum blitzten in ihrem Gedächtnis auf.
Ein Mann, so schnell wie das Licht. Er rannte durch den Wald, als gäbe es kein Morgen. Aber er war nicht der Gejagte. Nein, er war der Jäger.
Und das letzte was Michelle sah, waren pechschwarze Augen, die vor Zufriedenheit und Glückseligkeit leuchteten.
Es war eigentlich eine Nacht wie jede andere gewesen, doch schon am vorigen Abend war Michelle mit einem mulmigen Gefühl ins Bett gegangen, das sich nun bestätigte. Bestimmt schüttelte sie ihren Kopf, als versuche sie alle schrecklichen Gedanken hinauszuschütteln. Der Versuch schlug fehl, also warf sie einen Blick auf ihren Wecker. Zehn nach sechs. Es war noch Zeit, bis die Schule anfangen würde, aber schlafen könnte Michelle auch nicht mehr. So stand sie auf, zog sich ausnahmsweise zueinander passende Klamotten heraus und begab sich frisch fertig gemacht und geschminkt in die Küche, um Kaffee zu kochen. Irgendwie musste sie die Zeit ja totschlagen. Als Michelle nach einem ausgiebigen Frühstück mit gekochten Eiern und frischem Orangensaft immer noch über eine Stunde Zeit hatte, überwand sie ihre Faulheit und begab sich in ihr Zimmer zum Aufräumen. Dabei ignorierte sie gekonnt jegliche Gedanken, die auch nur annähernd etwas mit schwarz, kalt oder verschwinden zu tun hatten.

Endlich in der Schule, sich über den Gong zur ersten Stunde freuend, setzte sich Michelle auf ihren Platz. Ihr Zimmer war nicht mehr wieder zu erkennen. Alle Klamottengebirge waren verschwunden und die Büchertürme hatten ihren Weg zurück ins Regal gefunden. Sämtliche unnötigen Notizen waren im Müll gelandet und auch der Staubsauger und das Wischtuch hatten zum ersten Mal in ihrem Leben Michelles Zimmer zu Gesicht bekommen.
Das waren zunächst genügend Anstrengungen für einen Tag. Zumindest Michelles Meinung nach. Jetzt hatten sie Englisch, ein Fach, in dem man schlafen konnte. Erstens war dem Lehrer total egal, wer aufpasste und wer nicht, er machte einfach in seinem Turn weiter und zweitens war Englisch so was wie ihre zweite Muttersprache. Ihre Tante, bei der sie aufgewachsen war, kam ursprünglich aus England. Sie war wegen ihr zurückgekehrt, weil ihre Mutter gestorben war, als sie noch ein Baby war. Eine kleine Träne verirrte sich in Michelles Augenwinkel und zog eine schwarze Spur über ihre Wange, bis sie von ihrem Kinn auf die helle, zarte Haut ihres Dekoltees tropfte. Michelle zitterte. Sie hatte ihre Mutter nie kennen gelernt. Alles was sie über sie wusste, war aus Erzählungen von ihrer Tante Gloria und die waren nur sehr lückenhaft und kurz. Sie hieß Sunshine. Sonnenschein.
Ja, der Name sollte zu ihrer Mutter gepasst haben. Sie trug angeblich die Sonne im Herzen. Egal wie fies andere gewesen waren oder wie schlecht die Chancen standen sie hat nie ihr herzliches Lachen verloren und immer nur das positive in einem Menschen gesehen. Und sie hatte die gleichen Haare und Augen wie ihre Tochter.
Das war aber auch alles, was Michelle außer ein paar Fotos von ihrer Mutter hatte. Niemand wusste wer ihr Vater war. Und niemand erzählte ihr, wie ihre Mutter gestorben war.

Reflexartig griff Michelle an ihren Hals und ihre Finger spürten des kühle Silber.Ja und die Kette hatte sie noch. Die Kette, die um ihren Hals hing, als ihre Mutter sie verlassen hatte. Es war ein zierliches Silberkettchen, an dem eine Sonne aus einem undefinierbaren, gelb glitzernden Edelstein hing, in deren Mitte komische Zeichen standen, die Michelle nicht entziffern konnte. Sie waren ihr aber auch egal. Wichtig waren die Worte, die auf der Rückseite eingraviert und silbrig angemalt worden waren.

Für meinen Sonnenschein

Sie schienen in aller Schnelle eingraviert worden zu sein, da die einzelne Buchstaben ein wenig unordentlich aussahen.

Eine weitere Träne wollte Michelles Wange hinunterlaufen, doch sie wischte sie bestimmt mit ihrem Handrücken weg. Ihre Mutter hätte gewollt, dass sie fröhlich ist. Also blickte Michelle starr zur Tafel, ohne etwas zu erkennen und versuchte ein Lächeln aufzusetzen, was ihr nicht so recht gelingen wollte. ' Du bist glücklich, du bist stark, du bist der Sonnenschein' , immer wieder murmelte sie diese Worte wie ein Mantra vor sich hin, als würde nur durch ihren Wunsch und die Wörter sich sämtliche Regeln und Gesetze der Natur ändern. Ihr Lächeln erreichte trotzdem nicht ihrer Augen.
'Hey Süße, was ist denn los?' Erschrocken schaute Michelle Lilli an. 'Nichts ist los', pampte sie unfreundlich zurück. Auch wenn Lilli ihre beste Freundin war, so ging sie dies trotzdem nichts an. 'Tschuldigung, aber kann es sein, dass du Liebeskummer hast?' Liebeskummer?!?'Ich geb dir gleich Liebeskummer!' Das hätte Lilli nicht sagen sollen. Dunkelrot lief Michelles Gesicht an und innerlich kochte sie. Leider verstand Lilli dies nicht als Warnung sondern deutete dies als Bestätigung ihrer Annahme. 'Uhh!!! Chelli ist verknallt! Chelli ist verknallt! Sieht er wenigstens gut aus?' 'Ahrg!!!' Das war zu viel. Die Wut hatte sich gesammelt und aufgestaut. Jetzt explodierte sie. Dieser Satz, war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, der kleine Funken, der ein riesiges Flammeninferno verursachte. Michelle hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Der Raserei verfallen sprang sie auf und stürzte sich auf ihre beste Freundin. Lilli fiel zu Boden und schrie einen spitzen Schrei aus. Das alle Schüler und auch der Lehrer zusahen war Michelle egal. Sie hörte die Schreie nicht, fühlte die Arme, die sie zurückhalten wollten, nicht. Ihr Körper schien nur noch aus Zorn zu bestehen und sie fühlte dieses Feuer in sich, das genau dort brannte, wo ihr Herz war. Sie drückte Lillis Körper zu Boden, hielt ihre Arme über ihrem Kopf fest und lachte dreckig. 'Wagst du es noch einmal so etwas zu sagen?'
Unfähig sich zu bewegen lag Lilli unter Michelle. Sie wollte sich wehren, sich losreißen, davon laufen. Doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Sie konnte nur Michelles Augen anstarren. Das Honiggelb hatte sich verfärbt. Michelles Augen leuchteten Lava-rot. Und sie spürte die Angst, die wie Blut durch ihre Adern floß und in jedem Teil ihres Körpers zu spüren war.

Entsetzt ließ Michelle ihre beste Freundin los, sprang auf, schnappte sich ihre Schulsachen und rannte aus dem Raum. 'Michelle, stehen bleiben. Sofort. Michelle bleiben Sie auf der Stelle stehen!' Michelle ignorierte die Schreie ihres Lehrers. Sie wollte bloß weg. Wollte vor sich selbst fliehen. Sie ekelte sich vor dem, was sie getan hatte. Michelle wusste, dass sie ihre Freundin auch geschlagen hätte, was allerdings noch lange nicht das Schlimmste von ihren Gedanken gewesen wäre. Erst als sie ihre glühende Iris in Lillis Augen und die Angst dahinter gesehen hatte, war ihr bewusst geworden, was sie dort überhaupt tat. Am liebsten hätte sie sich selbst geschlagen. Michelle hatte keine Ahnung, was sie eben geritten hatte. Sie konnte sich nur an diese überwältigende Wut erinnern, die jegliche Kontrolle über ihren Körper übernommen hatte. Noch immer floss das Adrenalin durch ihre Agern. Michelle beschleunigte ihre Schritte und rannte den Schulflur entlang. Als sie aus dem Gebäude trat musste sie laut schreien:

'Was passiert mit mir?'







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz