Zauber der Sommernächte Teil 4

Autor: Felia
veröffentlicht am: 09.03.2008




Eine angeregte Unterhaltung fand im Esszimmer statt.
Während Magali am Kopfende Platz nahm, halfen Carla und Franceska Rosa beim Tischdecken.
Chiara stand die ganze Zeit nur im Weg, sie wollte ihrer Mutter nicht von der Seite weichen, bis Diego seiner Tochter einen sanften Klaps auf den Hintern gab und sie zu sich auf den Schoß zog.
Carlo und Pico taten ganz wichtig und versuchten ihren Onkel mit den neuerworbenen Kenntnissen während seiner Abwesenheit, zu beeindrucken.
Mit ernster Miene hörte Diego den Beiden zu und nur Chiara, die ihren Vater kannte wie kein anderer, blieb das Zucken der Mundwinkel nicht verborgen. Im Stillen freute sie sich darüber.Nur Ricarda saß trübsinnig am Tisch, irgendwie sah sie einsam aus.
Mit einem tiefen Seufzer glitt sie von Diegos Schoß und ging zu ihrer Cousine, irgendwie tat sie ihr leid, immer war sie die Außenseiterin, aber sie hatte auch selbst Schuld, was muss die dumme auch immer petzen.
Als Ricarda Chiara erblickte verengten sich ihre Augen misstrauisch, nie ihm Leben wurde Chiara freiwillig zu ihr kommen, es sei denn um den neusten Streich an ihr auszuprobieren, doch sobald sie das versöhnliche Lächeln ihrer Cousine erblickte, machte sich ein Gefühl der Freude in ihr breit, und sie kam sich nicht mehr so alleine vor.

Mit einem sanften Lächeln beobachtete Magali das bunte treiben am Tisch, sie staunte nicht schlecht, als sie Chiara und Ricarda in einer regen Unterhaltung nebeneinander sitzend vorfand. Sie fühlte sich wohl in ihrer Familie, Diego und Carla berichteten von ihren Erlebnissen in Ägypten, Franceska kam gar nicht hinterher sich die Lachtränen weg zu wischen und Rosa achtete sorgsam darauf, dass die Kinder keinen Unfug anstellten.

3 Plätze waren leer. Der Platz von Steven, Franceskas Mann. Er ist zu Hause geblieben, als Franceska Carla vorgeschlagen hatte bei Magali zu wohnen während ihre Schwester mit Diego einen kleinen Urlaub machte. Dann war da noch der Platz von ihrem verstorbenen Mann, und der letzte Platz, nun ja, der gehörte ihrem Sohn, der vor 8 Jahren bei einem Autounfall starb.
Bei dieser Erinnerung zuckte sie zusammen, es konnte so viel Zeit vergehen, wie es mochte, aber es würde den Schmerz und den Verlust nicht lindern können.
Und plötzlich kam ihr wieder das Paket in Erinnerung.
Magali bemerkte nicht, wie plötzlich alle Gespräche am Tisch verstummten, erst als Franceska zu erzählen begann, was an diesem Morgen vorgefallen war, fing sie an langsam wieder alles wahrzunehmen, den besorgten Blick von Carla.
Sofort versuchte sie vom Thema abzulenken, doch bevor sie auch einen Ton herausbringen konnte, meldete sich Chiara zu Wort:' Ich weiß, was in dem Paket drin ist!', erzählte sie stolz 'da sind ganz viele Bilder von Großmama, als sie noch jung war!' 'Bilder, was für Bilder?', fragte Carla ineteressiert. 'Ach Chiara meint bestimmt Fotos.', versuchte Franceska abzuwinken. 'Nein, es waren ganz große Bilder, so sehen keine Fotos aus!' Das kleine Mädchen war sichtlich entrüstet und empört darüber, dass man ihr nicht glaubte.Alle Blicke richteten sich auf Magali. Sie hatte es gewusst, dass irgendwann die Zeit war ihren Töchtern die Wahrheit zu sagen, doch sie wollte diesen Moment so lange es ging hinauszögern, sie hatte Angst vor ihrer Reaktion
'Ja, es sind Bilder, manche gezeichnet, manche mit Aquarell gemalt, es gibt auch Ölgemälde, aber die waren viel zu groß, um in diese Mappe hineinzupassen. Chiara, sei so lieb und hole ein paar von ihnen runter.'
Und schon war das Mädchen auf und davon.
Kaum 1 Minute war vergangen, in der ein Schweigen geherrscht hatte, als sie auch wieder zurückgestürmt kam, mit den beiden Bildern, die sie vorher so fasziniert hatten.
Den anderen klappt buchstäblich die Kinnlade runter, als sie das Bild in dem smaragdgrünen Kleid betrachteten, Frabceska und Clara könnten nicht aufhören zu staunen, selbst Diego schien seien Überraschungen nicht verbergen zu können.
Sofort wurde Magali von allen Seiten mit Fragen bombardiert:'Aber woher…?' 'Wie kommt es,…?' 'Wer hat es…?' Bevor alles in einem wilden Stimmengewirr untergehen konnte, sorgte Diego mit seiner bestimmenden Art für Ruhe, ihm war nicht entgangen, wie angespannt Magali war und wie sehr diese Unterhaltung an ihren Nerven und ihrer Selbstbeherrschung zehrte. 'Carls, Franceska, jetzt lasst doch mal eure arme Mutter in Ruhe, seht, wie müde sie ist, eure Fragerei kann auch bis Morgen warten. Rosa, lass dir von den beiden übermütigen Damen mal beim Aufräumen helfen.'
Dankbar lächelte Magali ihn an, dies war einer der Gründe, warum sie Diego so viel lieber mochte als Steven, der immer viel zu förmlich und manchmal auch etwas oberflächlich war, deswegen war sie auch heilfroh, dass sie mit ihrer jüngeren Tochter zusammen lebte.Böse funkelte Carla ihren Mann an, aber ein Blick auf ihre Mutter verriet ihr, dass er Recht hatte, Magali sie wirklich nicht gut aus, und dem nachzufolgen, was Franceska erzählt hatte, hatte Magali heute etwas erschüttert.
So stand sie auf und zog ihre Schwester hoch, die kurz davor war Diego eine bissige Bemerkung entgegenzuschleudern.
In der Küche machte sie ihrem Ärger Luft: 'Was glaubt er eigentlich wer er ist?' Carla wusste warum sich ihre Schwester so aufregte. Es lag daran, dass Diego immer viel besser als die Anderen die Situationen erfasste und er darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Magali Ruhe brauchte, als ob Franceska das selbst nicht wüsste.
Doch ihre Neugier war einfach zu groß und so vergaß für einen Moment alles, bis sie wie ein kleines Kind ermahnt wurde.
Während sich die beiden Frauen in der Küche unterhielten half Diego Magali die Treppen in ihr Zimmer rauf.
Seiner Meinung nach schien es ihr jetzt viel schlechter zu gehen als kurz vor ihrer Abreise, zu gern hätte er die Ursache gewusst, doch er wollte nicht zu aufdringlich sein.
Er machte sich auch sorgen um sie, er hatte wirklich verdammt viel Glück gehabt, nicht nur mit seiner Frau, sonder auch mit seiner Schwiegermutter, er konnte Steven, der das nicht zu schätzen wusste echt nicht verstehen.
Nach dem Diego wieder nach unten gegangen war setzte Magali sich auf ihr Bett, in der Hand hielt sie den Brief, der mittlerweile ziemlich mitgenommen aussah.
Sie hatte Angst, doch noch länger hinauszögern konnte sie es nicht.
Grade als sie den Umschlag aufreißen wollte, öffnete sich die Tür und alle 4 Enkelkinder stürmten herein.
Sie krochen alles zu ihr unter die Bettdecke und verlangten ihre allabendliche Gutnachtgeschichte.
Seufzend legte Magali den immer noch ungeöffneten Brief auf den Nachttisch und begann zu erzählen.

Durch ein leises Gekicher wurde sie geweckt. Die beiden Jungs waren schon weg aber Ricarda und Chiara lagen am Fußende des Bettes und schienen sich über etwas zu amüsieren.Magali scheuchte die beiden Mädchen aus dem Bett und ging nach unten, nach dem sie sich frisch gemacht hatte.
An diesem Morgen schien sie ihr inneres Gleichgewicht wieder gefunden zuhaben. Sie fühlte sich erholt und ausgelastet, ihre Augen strahlten Leben aus und ein rötlicher Schimmer überdeckte ihre Wangen.

Der Frühstückstisch war bereits gedeckt, doch von den anderen Hausbewohnern war weit und breit nichts zu sehen, wahrscheinlich waren alle draußen im Garten, denn es war herrliches Wetter.
Magali nahm sich ein halbes Brötchen und eine Tasse Tee und machte sich auf den Weg zu ihrer Familie.
Die Kinder tollten wild herum und die Erwachsenen unterhielten sich angeregt, als sie plötzlich bei ihrem Erblicken verstummte, schlussfolgerte Magali daraus, dass gerade über sie gesprochen wurde.
Doch sie sagte nichts. Sie setzte sich auf die Liege. Chiara kam auf sie zugerannt mit einer handvoll Weintrauben. 'Guck mal! Papa war heute bei der Plantage, sind die nicht hübsch?', sprudelte die Kleine freudig hervor. Magali nahm eine Weintraube in den Mund und ließ sie sich auf der Zunge zergehen. Sie war köstlich.
Carla betrachtete ihre Mutter und stellte erfreut fest, dass die ausgeruht und wesentlich besser zum vergangenen Tag aussah, das war gut, denn sie hätte gern einige Fragen gestellt.Der Tag verlief herrlich, doch jedes Mal wenn Franceska und Clara über das Paket sprechen wollten schien Magalis Blick zu sagen, wartet, nicht jetzt.
Am Abend war es dann soweit, die beiden Schwestern konnten nicht länger warten, zumal musste Franceska am nächsten Tag nach Hause zu ihrem Mann fahren, da bat Magali ihre beiden Töchter mit ihr in ihr Zimmer hinaufzukommen.
Sie zeigte ihnen auch die restlichen Bilder. Darunter waren auch Aktbilder von ihr. Ein Bild war bezaubernder als das andere. Doch auf allen Bildern lagen die Augen im Schatten oder wurden von den Haaren oder Händen verdeckt.
An diesem Abend erzählte Magali ihren beiden Töchtern ihre Geschichte, die Geschichte die sie vor allen dingen wegen Clara nicht mehr Geheim halten durfte und wollte.

….Ja es war schon viele Jahre her, als Magali ein junges 18 jähriges Mädchen voller Energie und Lebensfreude war. Ihren Eltern gehörte bereits schon zu dem Zeitpunkt die Weinplantage und Magali bewohnte exakt dasselbe Zimmer, was sie auch nun bewohnte.
Doch vieles war anderes. Sie hatte ein unbeschwertes Leben und wurde gern von ihrem Vater verwöhnt. Die Familie war sehr reich und angesehen und die jungen Männer standen nicht nur wegen dem großen Vermögen Schlange, sondern weil Magali ein wunderschönes junges Mädchen, dass jedoch zum Bedauern Mancher einen viel zu großen Dickschädel hatte.Ihre Eltern wollten aus ihr etwas großes machen, alles war vorherbestimmt. Nach der Schule sollte sie Wirtschaft studieren, um später in die Leitung der Weinplantage einsteigen zu können, da sie das einzige Kind und somit die einzige Erbin war, die das ganze einmal erben würde.
Natürlich, Magali liebte die Plantage, doch sie wusste, wenn sie erst einmal im Betrieb drinnen war, konnte sie nicht mehr das tun, was sie wollte.
Doch Magali hatte ganz andere Pläne. Sie träumte von Paris und von den ganzen Künstlern dort. Sie wollte Kunstjournalistin werden, doch schien hütete sich davor ihre Träume ihrem Vater anzuvertraun.

Doch dann kam DER Sommer.
Freudestrahlend rannte das junge Mädchen nach Hause. Endlich sie hatte ihren
Schulabschluss! Ihr Vater würde stolz auf sie sein, bei dem Durchschnitt, was sie hatte. Sie war zwar nicht Klassenbeste, aber dennoch standen ihr nun die Türen offen. Und endlich hatte sie den Mut gefasst ihm zu sagen, was sie vorhatte, sie war sich sicher, er würde das verstehen, wenn sie ihm erklären würde, wie viel es ihr bedeutet.
Sie öffnete die schwere Tür und stürmte leichtfüßig ins Wohnzimmer wo sie ihrem Vater sofort glücklich um den Hals fiel.
Vom Laufen hatte Magali ganz rote Wangen und das schwarze Haar stand ihr wirr in alle Richtungen vom Kopf ab.
Zufrieden betrachtete der Vater das Zeugnis, es war perfekt.
'Magali, ich habe große Neuigkeiten für dich, da aber deine Mutter erst zum Mittagessen wieder da ist, wirst du sie auch beim Mittag erfahren.', lächelte er.
Magali versuchet ihn mit Fragen zu durchlöchern doch er wandte sich nur lachend ab: 'Geduld ist wohl nicht so deine Stärke, aber du musst das lernen vor allen Dingen im Umgang mit der Plantage!'
Doch es klang auch ein Stück Ernst mit drin. Eine Falte bildete sich auf Magalis Stirn, schon wieder die Plantage, alles woran ihr Vater die letzten Wochen dachte war diese Plantage.Doch bevor der Stimmungsumschwung ihrem Vater auffiel stürmte sie in ihr Zimmer, wo sie Carmen, ihrem ehemaligen Kindermädchen begegnete und sie mit Schwung herumwirbelte:'Kannst du dir es vorstellen? Ich bin endlich erwachsen, endlich frei!!!!!! Ich kann machen, was ich will!!!! Ah Carmen, guck nicht so böse drein, du wirst sehen, ich werde schon noch das erreichen, was ich mir vorgenommen habe!!!' Sie drückte Carmen noch einen Kuss auf die Wange und stürmte hinauf.
Carmens Tadel ging in dem Getrappel auf der Treppe vollkommen unter.
Besorgt schüttelte sie den Kopf., sie wusste ganz genau, als einzige, was für Träume Magali hatte und war sehr besorgt deswegen. Sie kannte auch den Hausherrn schon seit längerem und wusste, dass sein Wille unbeugsam war.
Sie hoffte, dass ihr kleines Mädchen Vernunft annehmen würde, um wenigstens den Krach mit ihrem Vater zu vermeiden, der unweigerlich folgen würde, doch im inneren wusste sie auch, dass nichts und niemand Magali von dem einmal gefassten Plan abbringen würde.Vater und Tochter waren sich in dieser Hinsicht sehr ähnlich und Carmen betete darum, dass alles halb so schlimm sein würde, wie sie befürchtete.







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