Jeder nur nicht der!!! Teil 7

Autor: Sani
veröffentlicht am: 03.03.2008




'Welcher Mann wäre dir schon treu geblieben?'
Blitzartig schlug ich die Augen auf. Ein wenig verwirrt sah ich mich um. Es war bestimmt schon Mittag und neben mir lag Daniel. Und plötzlich überkam mich wieder die Erinnerung. Ich stand weinend in der Küche, Daniel tröstet mich und ich bat ihn nicht zu gehen. Wieder sah ich zu Daniel und in meinem Magen breitete sich ein warmes, mir unbekanntes, Gefühl aus.
Er war geblieben.
Ohne es zu merken lächelte ich leicht. Vorsichtig drehte ich mich zu ihm und sah ihn genauer an. Erst jetzt bemerkte ich wie seine blonden kurzgeschnittenen Haare funkelten, wenn sie ein Sonnenstrahl traf. Meine Augen wanderten von seinen Haaren zu seinen geschlossenen Augen, zu seiner Nase und schließlich zu seinem Mund. Gebannt sahen meine Augen auf seine Lippen. Ich erinnerte mich an das Gefühl sie zu spüren. Wie weich und sanft sie waren. Erinnerte mich an das Lächeln das sie gebildet hatten. Erinnerte mich an die Wörter die sie gesagt hatten: Ich bleib bei dir.
Sofort änderte sich meine Miene wieder und ich dachte an den Auslöser dieses Satzes. Meine Vergangenheit. Ich konnte einfach nicht mit ihr abschließen. Wieder dachte ich an Papas Worte. Und wieder durchfuhr mich die Trauer. Doch diesmal war es anders. Diesmal konnte ich klar denken. Lange hatte ich den Fehler bei mir gesucht. Hatte mich fertig gemacht, weil ich sie in Stich gelassen habe. Doch letztendlich war es umgekehrt. Sie haben mich weggeschickt und ich bin gegangen. Diesmal durchfuhr mich eine andere Trauer. Ich hatte lange gebraucht um das zu begreifen. Doch am Ende hatte ich es doch verstanden. Leicht geknickt sah ich wieder Daniel ins Gesicht. Er schlief immer noch tief und fest.
Eigentlich wäre er ja ganz ok und gut sieht er ja auch aus. Na gut, er sieht umwerfend aus. Und sein Körper erst.
Einige Augenblicke schwärmte ich noch bis mich ein Gedanken in die Realität zurückbrachte: Er ist Bina's Bruder!
Ich hing weiterhin meinen Gedanken nach als ich meinen Namen hörte.
'Lena,' murmelte Daniel so leise, dass ich glaubte mich zuerst verhört zu haben.
'Lena,' sagte er diesmal ein wenig lauter und seufzte leicht.
Augenblicklich erstarrte ich. Neugierig sah ich ihn an. Lauschend wartete ich darauf ob er noch einmal etwas sagen würde. Doch er blieb stumm und ich hörte nur seinen regelmäßigen Atem.
Er hatte meinen Namen im Schlaf gesagt, dachte ich heimlich und lächelte in mich hinein.Verträumt sah ich Daniel an. Er hatte eine Seite von mir gesehen, die ich niemanden vorher gezeigt hatte. Nicht einmal Bina hatte ich so nah an mich ran gelassen und dass obwohl sie meine beste Freundin ist.
Ich dachte an die letzten Tage. An meine erste Begegnung mit ihm und an die anderen Zwischenfälle. Er ist in mein Leben spaziert und hatte alles auf den Kopf gestellt. Nichts war so wie es war.
'Hey,' flüsterte Daniel leise.
Aus meinen Gedanken herausgerissen, sah ich ihn an.
'Hallo,' murmelte ich schwach zurück.
'Wie lange bist du schon wach?', fragte er neugierig, noch immer sehr leise und sanft.
'Nicht lang.'
Er schmunzelte leicht und ich wusste schon worüber.
'Könnte es sein-', begann er doch ich unterbrach ihn.
'Nein könnte es nicht!'
'Du weißt doch gar nicht um was es geht,' sagte er beleidigt.
'Und ob ich das weiß!', antwortete ich sicher.
'Ach ja? Um was denn?'
'Du wolltest mich gerade fragen, ob es sein könnte dass ich dich beim schlafen beobachtet habe.'
'Und ?'
'Natürlich nicht!', antwortete ich und hoffte dass er mir meine Lüge glaubte.
'Ach und wieso hast du dich dann zu mir gedreht?'
'Ich dreh mich im Schlaf nun mal gerne auf die Seite.'
'Ach? Und du bist vor einigen Sekunden aufgewacht und hast bemerkt das du dich zu mir gedreht hast?', sagte er ungläubig.
'Ganz genau!'
'Eine bessere Lüge fällt dir nicht ein?'
'Das ist keine Lüge!', fauchte ich ihn an.
Er schaffte es auch immer wieder mich auf die Palme zu bringen!
'Doch und zwar eine sehr schlechte. Wenigstens von dir hätte ich mir eine originellere Lüge erwartet.'
Ich fass es nicht. Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt. Wie komme ich immer in solche Situationen?
Ich liege in meinem Bett, neben einem Mann (und dass schon zum zweiten Mal) den ich kaum kannte und diskutierte mit ihm darüber wieso ich so schlecht lüge!
Dass schaff auch nur ich!
'Du behauptest ich sei eine Lügnerin?'
'Wenn du mich so fragst. Ja, ich behaupte dass du eine Lügnerin bist.'
Entsetzt sah ich ihn an.
Auf der Stelle drehte ich mich um.
'Was machst du denn jetzt?', fragte Mr.Ich-weiß-alles-besser-als-du Daniel leicht verwirrt.'Ich schlafe weiter!'
'Und was wird mit dem Einkauf?'
Shit! Das hatte ich ganz vergessen. Die Vorlesung!
Kaum hatte ich den Gedanken fertig gedacht war ich schon auf den Beinen. In meiner Eile war ich zu schnell aufgestanden, so dass ich sofort wieder nach hinten kippte. Und mit dem Kopf direkt auf Daniels Bauch landete.
Leise kicherte er. Schnell stand ich wieder auf, doch diesmal langsamer. Mit erhobenen Hauptes stand ich da und ließ mir nicht anmerken wie gerne ich wieder zu ihm ins Bett gekrochen wäre, um mich wieder von ihm umarmen zu lassen.
'Für deine Vorlesung wird's wohl schon zu spät sein, Süße!'
'Ach und wieso bitte`?'
'Weil es mittlerweile schon 14:00 Uhr ist.'
'14:00 Uhr schon?'
'Ganz genau, meine Süße!'
'Hör auf mich Süße zu nennen!', fauchte ich ihn wütend an.
'Magst du Süße nicht?,' fragte er.
'Nein, ich mag Süße nicht.'
'Ok, dann passts.'
'Danke.'
Ich wollte gerade aus dem Zimmer stolzieren als er nach mir rief: 'Hey!'
Genervt drehte ich mich um.
'Warte auf mich ja. Ich brauch noch 10 Minuten. Dann können wir los gehen.'
'Wohin los gehen?'
'Einkaufen?'
'Du kommst mit?'
'Na was glaubst du denn? So wie du drauf bist, müsste ich froh sein wenn ich eine Scheibe Brot zum Abendessen bekommen würde. Ne, das tu ich mir nicht an. Ich komm mit, außerdem hab ich ein Auto und du müsstest mit der Bahn fahren. Und da ich mir sowieso noch was zum anziehen kaufen muss, hab ich ja auch etwas davon.'
Glücklich über seine vielen Argumente sah er mich lächelnd an.
Mist, er hatte Recht!
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand ich in die Küche.
'Das ist dann wohl ein Ja!', hörte ich ihn triumphierend aus dem Zimmer schreien.
Und er hatte recht. Dieses Mal hatte er gewonnen.

'Beeil dich verdammt noch mal,' schrie ich in die Wohnung hinein.
Angespannt stand ich im Türrahmen und wartete darauf dass Mr.Ich-brauch-länger-als-eine-Frau Daniel endlich auftauchte.
'Kein Stress, Süße', sagte er während er auf mich zukam.
Und ich staunte nicht schlecht. Er hatte Blue Jeans an und ein blaues verwaschenes T-Shirt das sich leicht um seinen Oberkörper spannte. Meine Augen wanderten hinauf zu seinem Gesicht und seinen Haare, die leicht gegellt waren und in allen Richtungen standen. Ich schmolz dahin.
'Hey? Noch da? Was starrst du mich denn so an?', fragte er verblüfft.
Ich fing mich schnell wieder und antwortete schlicht: 'Ach nichts. Komm wir müssen uns beeilen.'
Ich war schon an den Treppen, als Daniel mir nachkam. Unten angekommen folgte ich ihm zu seinem BMW. Wir stiegen ein und fuhren los.
'Also wo muss ich denn lang?', fragte er, die Augen auf die Straße gerichtet.
'Auf die Autobahn und dann sag ich dir wies weiter geht,' antwortete ich, immer noch in Gedanken.
Gelangweilt schaltete ich das Radio ein. Es spiele gerade eines meiner Lieblingslieder. Dirty little Secret.
Ich sang wie gewohnt mit und vergaß dabei ganz dass Daniel da war.

'Let me know that I've done wrong
When I've known this all along
I go around a time or two
Just to waste my time with you

Tell me all that you've thrown away
Find out games you don't wanna play
You are the only one that needs to know

I'll keep you my dirty little secret
(Dirty little secret)
Don't tell anyone or you'll be just another regret
(Just another regret, hope that you can keep it)
My dirty little secret...'

Im Rhythmus der Musik bewegte ich meinen Körper.
Als das Lied vorbei war lehnte ich mich erschöpft und glücklicher als vorhin zurück.Lächelnd blickte ich zu Daniel. Er lächelte zurück und mir wurde warm ums Herz.Ein wenig verwirrt über mein inneres Gefühlschaos, sah ich weg.
Schweigend fuhren wir weiter, bis ich es nicht mehr aushielt.
'Und?', kam es aus meinem Mund, ohne dass ich selbst wusste was ich damit meinte.Fragend sah er mich an und sagte: 'Was und?'
'Was hast du vor die nächsten Wochen? Jetzt wo Bina nicht hier ist?'
Fragte ich dumm drauf los. Doch meinen Fehler erkannte ich erst nachdem ich die Frage schon ausgesprochen hatte. Ich hätte mich selbst Ohrfeigen können. Jetzt nachdem ich ihn schon gefragt habe, wird er sicher denken dass ich mich dafür interessiere! Verdammt!'Dass was ich vorher auch schon vorhatte. Relaxen, mir die Stadt ansehen, die Kurse machen.'
'Ach so. Wirst sicher viel Spaß haben.'
'Ja da bin ich mir sicher', sagte er leicht lachend.
Wieder mal verstand ich nicht was er damit meinte.
Wir waren schon an der Autobahn angekommen, als er nach dem Weg fragte. Kurz erklärte ich es ihm.
Dort angekommen suchten wir einen Parkplatz und stiegen dann aus.
'Also, ich schlage vor wie gehen zuerst was zum Anziehen kaufen,' sagte Daniel.
'Ähem…wieso wir?', fragte ich .
'Willst du zu einem Salsakurs mit Jeans und Pulli hingehen?'
'Was? Wieso Salsa?'
Jetzt hatte er es geschafft mich ganz zu verwirren.
'Ich wollte eigentlich mit Bina hingehen. Aber da sie nicht da ist, musst du halt mit!'
'Kommt gar nicht in Frage!', antwortete ich.
'Ach komm schon. Ich kann die Karten doch nicht einfach zurück geben. Die nehmen sie nicht mehr!'
'Dann such dir doch eine andere. Vielleicht sogar gleich eine die dir zu Füßen liegt!'
'Willst du etwa behaupten dass du mir nicht zu Füßen liegst?', fragte er mit einem Lächeln in der Stimme und bewegte sich in meine Richtung.
Ich wusste worauf er hinauswollte, aber diesmal würde ich mich nicht von ihm um den Finger wickeln lassen.
'Ich? Nein! Eher einem Schwein als dir.'
'Ach? Und da bist du dir sicher?'
Mittlerweile war er schon bei mir und sah mir in die Augen.
Bloß nicht manipulieren lassen Lena!Versuchte ich mir einzureden.
'J-j-j-ja…;' stotterte ich leicht.
Vorsichtig strich er mir eine Strähne hinters Ohr.
Dann beugte er sich vor und flüsterte mir leise hinein: 'Lügnerin.'

Fortsetzung folgt, Glg Sani







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