Jeder nur nicht der!!! Teil 6

Autor: Sani
veröffentlicht am: 29.02.2008




Bumm.
Erschrocken und mit einem schmerzenden Hintern öffnete ich die Augen.
Ausgestreckt lag ich auf dem Boden. Noch ein wenig benommen stand ich auf. Vorsichtig setzte ich mich auf das Bett. Kaum hatte ich es berührt, da durchfuhr mich auch schon wieder der Schmerz vom Aufprall.
Verdammt. Mein armer Hintern. Wie schaffe ich das bloß immer wieder von diesem Bett zu fallen? Autsch!
Sauer stand ich wieder auf und rieb mir meinen schmerzenden Hintern.
Verkrampft dachte ich darüber nach was ich wohl geträumt hatte. Es war nicht das erste Mal dass ich auf dem Boden aufwachte. Um genau zu sein, war das jetzt schon das fünfte Mal. Eine weile lang stand ich noch stumm da, bis ich's aufgab.
Ach, ist doch Scheiß egal. Ein blauer Fleck mehr oder weniger ist jetzt auch nicht mehr wichtig.
Aufgebracht, wie ich es immer wieder schaffte mich selbst zu verletzen, durchquerte ich mein Zimmer und zog mich an. Wie immer zog ich das an was ich zuerst fand. Heute war es mal eine Hüftjeans und ein rotes Kurzärmliges Leibchen.
Wann heute wohl meine Vorlesung ist?
Schnell zog ich meine Mappe aus meiner Tasche und sah nach.
11:00. Und jetzt ist es 9:00. Perfekt. Ich geh zur Uni und nach der Uni dann gleich einkaufen. Heute muss ich nicht einmal arbeiten. Es ist Freitag. Und dann noch das Wochenende. Man, bin ich froh.
Glücklich sah ich mir meine Mappe weiterhin an. Ich bemerkte einige Notizen und Vorlesungen. Sofort änderte sich meine Stimmung.
Ich konnte bis am Montag eine Hausarbeit schreiben und hatte 2 Vorlesungen.
Für Dienstag waren 2 Hausarbeiten angesagt und 3 Vorlesungen. Mittwoch war alles wieder ganz ok. Bloß eine Vorlesung. Und Donnerstag wieder zwei.
Die nächste Woche wird ja der pure Wahnsinn!
Gedankenverloren krallte ich mir meinen Laptop und ging in die Küche.
Der Kaffee war schon aufgesetzt.
Daniel! Er ist schon wach. Hoffentlich lässt er mich in Ruhe.
Hastig stellte ich meinen Laptop ab, schenkte mir Kaffee ein und verschwand im Bad.Nachdem ich im Badezimmer fertig war, ging ich zurück in die Küche und stellte unerfreut fest dass ich nicht alleine war.
Lachend stand Daniel vor meinen Laptop.
'Was machst du da?', fauchte ich ihn entsetzt an.
Noch immer lachend sah er mich an.
Wütend krallte ich mir meinen Laptop und erstarrte als ich sah worüber er da gelacht hatte.Es waren meine Baby- und Jugendfotos.
Ich verfluchte mich selbst dafür diese Bilder nicht schon längst gelöscht zu haben. Es waren die einzigen, auf denen meine Familie drauf war. Die einzigen an denen wir alle noch glücklich waren. Die einzigen Fotos an denen ich mich nicht schlecht gefühlt hatte.
Plötzlich stiegen verborgene Gefühle in mir auf. Gefühle die ich in der hintersten Ecke meines Herzen versteckt hielt. Auf einmal war alles wieder da. Jeder einzelne Tag, an dem ich in meinem Bett lag und weinte. Jeder einzelne Tag an dem ich keine Unterstützung von meinen Eltern hatte. Jeder einzelne Tag an dem ich alleine war. Wieder kam der Schmerz. Dieser unerträgliche altbekannte Schmerz. Alles war wieder da. Jedes einzelne Detail.
'Was willst du noch hier, Lena?', hatte mich mein Vater gefragt, 'Geh doch. Du weißt was wir von dir wollen. Philipp ist so ein guter Mann für dich. Er liebt dich. Heirate ihn oder tu es nicht. Doch wenn du dich weigern solltest ihn zu heiraten, verlierst du nicht nur ihn sondern auch uns. Entscheide dich Lena. Wir und Philipp oder diese Universität.'
'Aber Papa,' hatte ich ihm weinend widersprochen, 'das kannst du doch nicht machen. Du weißt nicht was Philipp macht. Du weißt nicht wie weh er mir tut. Er liebt mich nicht. Er betrügt mich, mit jeder die er sieht. Mit jeder einzelnen die er trifft, betrügt er mich Papa. Wie kann er mich da lieben?'
Damals hatte ich wie verrückt geweint. Ich hatte erwartet dass er ausflippen würde, dass er Philipp die Schuld geben würde. Ich hatte erwartet dass er mich in den Arm nimmt und sich entschuldigt. Doch das was dann passiert war, war das letzte was ich erwartet hatte. Und das schlimmste was mir passieren konnte.
Es war dass was mich bis heute manchmal in meinen Albträumen verfolgt hatte.
' Ach! Und deswegen regst du dich so auf? Er ist ein Mann. Was soll er denn mit dir anfangen? Sieh dich doch an. Kein Wunder dass er sich andere gesucht hat. Wer hätte das nicht bei dir getan? Welcher Mann wäre dir schon treu geblieben? Gott weiß was so ein Mann wie Philipp von einem Miststück wie dir will.'
Damals hatte ich ihn nur angestarrt.
Er hat einfach nur geschrien: ' Wie entscheidest du dich? Wir oder die Uni?'
Mit dem meiner letzten Kraft hatte ich geantwortet: 'Leb wohl Papa.'
Danach bin ich weggerannt. So schnell ich konnte. Seit dem hatte ich ihn nicht gesehen. Kein einziges Mal hatte ich wieder seine Stimme gehört.
Ich hatte nicht bemerkt, dass Daniel aufgehört hatte zu lachen.
Er bewegte sich langsam auf mich zu, darauf bedacht mich nicht zu verschrecken.
Erschrocken bemerkte ich dass meine Wangen nass waren. Hastig wischte ich sie trocken. Doch ich konnte nicht aufhören. Immer wieder von neuem füllten sich meine Augen voller Tränen und gingen ihre Wege über meinen Wangen.
Hartnäckig versuchte ich mich zu beherrschen. Versuchte aufzuhören. Doch ich konnte es nicht. Zu lange hatte ich meine Gefühle verborgen gehalten. Zu lange haben sich meine Tränen zurückhalten müssen. Langsam nahm mir Daniel den Laptop aus den Händen, unbewusst hatte ich ihn umklammert. Er legte ihn beiseite und sah mich an.
Und wieder erinnerte ich mich an Papas Worte.
'Welcher Mann wäre dir schon treu geblieben?'
Ich schloss meine Augen und hoffte dadurch mich beruhigen zu können. Doch genau das Gegenteil war passiert. Ich sah ihn wieder, sah sie alle. Schmerzhaft öffnete ich meine Augen, in der Hoffnung es wäre jemand da.
Und da stand er. Daniel. Er sah mich traurig an und streckte seine Hand aus. Zärtlich wischte er mir eine Träne von der Wange. Leicht zuckte ich zurück unter seiner Berührung. Sanft zog er mich an sich und ich ließ es zu. Schluchzend legte ich meinen Kopf auf seine Brust. Ich konnte nicht mehr.
Tröstend stricht er mir übers Haar und murmelte mir beruhigend zu: 'Sch-h-h-h…Es wird alles wieder gut. Ich bin da Lena. Ich bin bei dir.'
Immer und immer wieder wiederholte er diese Wörter. Doch ich konnte ihnen keinen Glauben schenken. Ich durfte ihnen keinen Glauben schenken. Immer wieder wurde ich verletzt. Immer wieder enttäuscht. Philipp hat auch gesagt er sei da, doch am Ende war es er der mich am meisten verletzt hatte. Er war es der mir das Messer in mein Herzen gerammt hatte und immer wieder umgedrehte. Leicht schüttelte ich meinen Kopf. Ich wollte nicht denken. Denn ich wusste dass es mich nur noch mehr verletzen würde.
Verzweifelt versuchte ich zu reden. Ich wollte ihm sagen, dass ich nicht mehr konnte. Wollte sagen dass ich schlafen wollte. Doch ich konnte es nicht. Ein Kloß steckte in meinem Hals und wurde immer größer.
Doch Daniel verstand, was noch nicht einmal ich verstanden hatte.
Sanft aber bestimmt hob er mich hoch und nahm mich in seine Arme. Langsam trug er mich in mein Zimmer während ich weiterhin leise an seiner Brust gedrückt weinte.Er öffnete die Tür und trug mich zum Bett. Vorsichtig legte er mich rein und deckte mich zu. Er wollte sich gerade umdrehen und gehen, als ich leise wimmerte: 'Bitte geh nicht, Daniel. Lass mich jetzt nicht allein.'
Besorgt drehte er sich um und setzte sich auf den Rang meines Bettes.
'Ä-ä…I-i-i', schluchzte ich.
Blitzschnell legte er mir die Finger auf die Lippen.
'Du musst nichts sagen. Ich bleib bei dir ok?'
Er lächelte leicht und ich ruckte rüber.
Vorsichtig legte er sich neben mich und ich spürte wie die Matratze sich unter unserem Gewicht leicht senkte.
Ich drehte mich zur Seite und schaffte es etwas zu sagen: 'Kannst du mich umarmen?'Er lächelte leicht und sagte: ' Klar.'
Ich drehte mich auf die Seite und spürte seinen Arm um mich.
'Danke', murmelte ich.
Langsam fühlte ich mich besser und schlief ruhig und mit trockenen Wangen ein.

Fortsetzung folgt, Lg Sani







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