Eine Urlaubsromanze

Autor: Drachenfeuer
veröffentlicht am: 26.12.2002




Natasha fand einen freien Sitzplatz im Checkin – Bereich der Lufthansa und setzte sich hin, wobei sie ihre Schultertasche vor sich auf den Boden stellte. Sie schaute auf ihre Uhr – Manuela und Bianca waren bereits eine halbe Stunde zu spät dran.Sie öffnete ihre Tasche und nahm einen Liebesroman heraus und begann zu lesen, um die Zeit totzuschlagen. Natasha las normalerweise keine Liebesromane, aber wenn sie Urlaub hatte, war dies genau die Lektüre, die ihr gefiel.Sie schloß das Buch und steckte es wieder in ihre Tasche, als ihr einfiel, dass sie noch nicht im Urlaub war, sondern auf dem Flughafen Schönefeld und hier auf ihre beiden sich verspätenden Freundinnen wartete.Wenn das Flugzeug auf dem Galileo Airport in Pisa landet, dann bin ich ganz offiziell im Urlaub, dachte sie. Und nicht vorher.Es war heiß im Checkin – Bereich, darum nahm Natasha ihr langes, blondes Haar mit den Händen zusammen und sicherte es mit einer Spange. Überall waren Leute, die ihr Gepäck auf kleinen Karren vor sich herschoben und ziemlich lässig in Shorts und T – Shirts gekleidet waren, obwohl es, typischerweise, draußen regnete. Natasha trug Jeans und ein einfaches Top. Es würde jede Menge Zeit für knappe Sachen geben, wenn sie erst mal am Strand war.Als Bianca vorgeschlagen hatte, dass sie 14 Tage lang in der Villa ihrer Tante und ihres Onkels in der Toskana verbringen könnten, war Natasha hocherfreut. Sie hatte hart gearbeitet und brauchte eine Pause. Sie hatte die letzten Wochen intensiv an einer großen Werbekampagne für ein neues Produkt einer großen Firma gearbeitet und war nun, als es endlich auf dem Markt war, ziemlich erschöpft. Sie freute sich darauf am Strand zu entspannen, sich in der Sonne zu räkeln, die Sehenswürdigkeiten zu betrachten und viel Zeit mit ihren Freundinnen zu verbringen.
„Natasha !“
Natasha sah auf und erblickte Bianca und Manuela, die vor ihr standen.
„Entschuldige, wir haben uns verspätet. Der blöde Berliner Verkehr! Der Taxifahrer ist einen riesigen Umweg gefahren, damit wir doch noch hier sein konnten,“ sagte Manuela. Sie trug Caprihosen, ein dünnes Top und Sandalen. Bianca war ähnlich gekleidet.
„Santa Maria ! Natasha du hast dich angezogen, als ob du zum Nordpol willst!“ meinte Bianca.
Natasha kicherte. “Es regnet draussen. Und es ist kalt. Außerdem werde ich mich umziehen wenn ich dort bin.“
„Na, sind wir bereit? Tickets, Geld, Ausweise, alles dabei?“ fragte Manuela.
„Wir brauchen keine Ausweise, schließlich gehörten wir alle zur EU,“ sagte Bianca lachend.
„Stimmt schon, aber sicher ist sicher,“ meinte Manuela ein wenig verlegen.
„Ich kann es kaum erwarten endlich dort zu sein;“ saget Natasha. „Zwei Wochen Erholung, sich bräunen, das Meer, die Sonne und jede Menge alten Wein!““Das war wirklich eine tolle Idee von dir, das wir die Villa deiner Tante und deines Onkels benutzen können. Bist du sicher sie haben nichts dagegen?“ fragte Manuela.Bianca schüttelte den Kopf. „Natürlich bin ich sicher. Sie nutzen sie nur für ein paar Wochen im Jahr, wenn sie nicht arbeiten. Den Rest des Jahres sind sie in Mailand. Mein Cousin Lorenzo schaut ab und an mal nach dem Rechten, er wohnt im Haus nebenan.“
„Und er ist derjenige der uns vom Flughafen abholt, wenn wir angekommen sind?“ fragte Manuela.
“Ja,” erwiderte Bianca. “Erwartet aber nicht zuviel. Er ist ein Webpage – Designer und verbringt die meiste Zeit vor seinem Computer.“Über Lautsprecher wurde letztmalig zum Einchecken aufgefordert und Natasha stand auf, ihre Tasche fassend. „Also los, Mädels, lasst uns einchecken. Italien, wir kommen!“


Natasha fand ihren Sitzplatz im Flugzeug und legte den Gurt um. Ihr Herz raste und die Handflächen waren ganz verschwitzt. Sie fühlte eine leichte Übelkeit und dabei hatte sich das Flugzeug keinen Zentimeter bewegt bisher!
„Bist du in Ordnung?“ fragte Bianca.
Natasha nickte. „So in Ordnung wie ich sein kann, solange bis das Flugzeug in der Luft ist.“ sagte sie, zur Decke deutend.
„Ist doch nichts dabei wenn man fliegt. Ich bin schon so oft geflogen.“
“Ich auch, aber ich hasse den Start. Nachdem das Flugzeug erst einmal in der Luft ist geht es mir gut. Mich stört auch nicht die Landung. Es ist nur dieser Geschwindigkeitsschub den ich nicht mag.“
„Ich werde deine Hand halten, wenn du möchtest.“
Natasha kicherte. „Danke Bianca. Ich werde das vielleicht brauchen!”
„Während das Flugzeug zur Startbahn rollte, verkrampfte sich Natasha, lachte aber innerlich, als sie hörte, wie Manuela, die hinter ihr saß, damit begann „E viva Italia“ zu singen.


Als sie das Flugzeug auf dem Flughafen in Pisa verlassen hatten und ihr Gepäck aufgenommen hatten, gingen Natasha, Bianca und Manuela zur Ankunftshalle. Bianca schaute sich nach ihrem Cousin um.Natasha war verschwitzt, obwohl die Ankunftshalle klimatisiert war. Sie wünschte sich fast, das sie dünnere Sachen angezogen hätte.„Da ist er!“ rief Bianca und die anderen folgten ihr, während sie sich einen Weg zu einem schlanken, dunkelhaarigen Mann bahnte, der abgeschnittene Jeans-Shorts und ein T- Shirt im Tank-Top- Stil trug. Natasha verschlug es den Atem. Er sah fantastisch aus.Sie sah ihn sich genau an, während Bianca auf ihn zuging und bemerkte sein kurzes, lockiges, schwarzes Haar, die dunklen Augen und die Breite seiner Schultern. Seine Brust war von gekräuselten, dunklen Haaren bedeckt, die oben aus dem T – Shirt lugten. Neugierig konnte Natasha nicht aufhören auf das dunkle Muttermal zu schauen, welches unten auf seiner Wange saß, direkt neben seinem dunklen Schnurrbart.Bianca umarmte ihn und er küßte sie auf die Wangen. Bianca machte es ihm begeistert nach und erklärte, dies wäre so üblich in Italien. Sie wechselten einige Worte auf italienisch und dann wandte sich Bianca Natasha und Manuela zu.
„Mädels, das ist mein Cousin Lorenzo,“ sagte sie. „Lorenzo, das sind meine Freundinnen, Natasha und Manuela.“
Lorenzo schüttelte zuerst Manuela die Hand und dann Natasha. Seine dunklen Augen schauten in ihre und er starrte sie an, während er ihre Hand ergriff.“Es ist mir eine Freude euch beide zu treffen,” sagte er, Natashas Hand loslassend. Sie konnte spüren wie ihre Hand förmlich prickelte. „Natasha – was für ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Frau.“
„Danke,“ sagte Natasha nervös.
Bianca räusperte sich und ihre Hand trommelte ungeduldig gegen ihren Koffer.
„Mädels, falls ihr es noch nicht bemerkt haben solltet, der Himmel ist blau und wolkenlos, die Sonne scheint und es sind 31 Grad und ein paar Zerquetschte da draußen. Ich sage nur der Strand ruft, oder was meint ihr ?“
„Ja. Geh voran, Bianca!“ sagte Manuela.
“Meine macchina – ich meine mein Auto – steht direkt vor der Tür,” sagte Lorenzo.
Als Natasha sich herunterbeugte, um ihre Tragetasche zu aufzunehmen, tat Lorenzo das bereits für sie.
„Nein, bitte, es ist meine Tasche – ich bin verantwortlich dafür,“ sagte Natasha.
„In Italien öffnet der Herr die Tür für die Dame, er hilft ihr die Taschen zu tragen und er zieht die Stühle für sie zurück,“ sagte Lorenzo.
„Das ist altmodisch.“
„Vielleicht,“ sagte er, sich Natashas Tasche über die Schulter hängend. „Aber ich mag es nun mal so.“
Lorenzo führte sie zu seinem Auto, mit Natasha neben sich. Manuela und Bianca tauschten einen Blick aus und Bianca zuckte nur mit den Schultern.


Draußen wünschte sich Natasha wirklich, dass sie leichtere Sachen zum Reisen angezogen hätte. Die Hitze stand förmlich in der Luft. Lorenzo hielt vor einem roten Fiat und lud die Taschen in den Kofferraum.
„Na dann, wer sitzt vorne?“ fragte Bianca.
„Natasha,“ sagte Manuela mit einem verschlagenen Lächeln. „Im Falle ihr wird auch im Auto schlecht.“
Natasha warf Manuela einen wütenden Blick zu. „Aber ich werde nicht …“
„Doch, wirst du! Erinnerst du dich noch daran, als wir vor ein paar Wochen nach Bremen gefahren sind? Dir war übel, noch ehe wir aus der Strasse in der du wohnst raus waren!“
„Ich war…“
“Meine Damen, bitte,” unterbrach sie Lorenzo. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich muß arbeiten. Ich muß die Webseite eines Kunden ins Netz stellen heute Abend. Können wir das einfach jetzt klären und dann losfahren?“
Bianca nickte. „Entschuldige Lorenzo. Mach schon Natasha, setz dich vorne hin!”
Natasha seufzte und beschloss das es zwecklos war noch weiter zu argumentieren. Bianca und Manuela stiegen hinten ein, während Lorenzo sich auf den Fahrersitz setzte und den Motor anließ.
Er legte seine Hand auf Natashas, die ihre in den Schoß gelegt hatte.
„Enspann dich einfach. Du bist im Urlaub.“ sagte Lorenzo beruhigend.


Die Villa befand sich an einem abgelegenen Teil des Strandes in der Nähe eines kleinen Dorfes mit Namen Ardenza. Es war sehr idyllisch, mit goldenem Sand, blauem Meer und Bäumen, die einigen Schutz vor der heißen Sonne versprachen. Natasha verliebte sich augenblicklich in dieses Flecken Erde. Lorenzo trug das Gepäck in die Villa und zeigte ihnen alles.„Ich habe die Hütte vollgepackt mit allem was ihr so brauchen könntet, aber wenn ich etwas vergessen haben sollte, laßt es mich einfach wissen. Ich bin gleich nebenan. Wenn ihr nach Livorno wollt, oder in eine der anderen kleinen Städte oder Dörfer, werde ich euch hinfahren, aber ich werde nicht bei euch bleiben können, also werdet ihr mich anrufen müssen, wenn ihr zurück wollt, damit ich euch abholen kann.“
Bianca sagte etwas auf italienisch zu Lorenzo, der ihr auch antwortete.
„Natasha hast du das verstanden?“ fragte Manuela.
Natasha schüttelte den Kopf. „Nein das ist alles wie chinesisch für mich.“
„Für mich auch.“
„Na ja, ich muß jetzt wieder an die Arbeit,“ sagte Lorenzo. „Ciao.“


Lorenzo ging zu seinem Haus, schloß auf und warf die Schlüssel auf einen kleinen Tisch neben der Tür. Es war heiß und er wünschte sich, er hätte die Klimaanlage angestellt, ehe er zum Flughafen gefahren war. Er betätigte einige Schalter an der Wand und bald überflutete kühle Luft sein erhitztes Gesicht. Er ging in sein Büro und schaltete den Computer an. Er öffnete die Startseite und klickte dann auf ein File an dem er gearbeitet hatte, ehe er losgefahren war, aber er konnte sich nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren. Eine Stunde verging, dann noch eine, aber er hatte kaum etwas geschafft.Als seine Mutter aus Mailand angerufen hatte und ihm gesagt hatte, das Bianca für ein paar Wochen mit einigen Freundinnen in der Villa bleiben wollte, hatte er innerlich aufgestöhnt. Er wußte, das sie seine Arbeit stören würden, und deshalb hatte er darauf bestanden, dass er sie lediglich vom Flughafen abholen würde und wieder zurück und zwischendurch vielleicht noch irgendwo hin, wo sie sich die Sehenswürdigkeiten ansehen konnten. Seiner Mutter war es recht, solange er ein Auge auf sie haben würde und darauf achtete, dass alles in Ordnung war.Jetzt jedoch wünschte sich Lorenzo er wäre mit ihnen am Strand. Er könnte wirklich etwas Gesellschaft vertragen. Er war schon viel zu lange alleine. Es war schließlich seine Wahl gewesen, erinnerte er sich. Er hätte nach Mailand ziehen können, zu seinen Eltern. Aber statt dessen hatte er beschlossen zu bleiben. Er vermißte die Atmosphäre der großen Stadt, die Leute, der Lärm der Autos und Lambrettas und für einen Moment wünschte er, er wäre an einem hektischeren Ort.Er hörte Lachen, als Natasha, Bianca und Manuela sich auf den Weg zum Strand machten. Er dachte daran, wie Natasha am Strand liegen würde, einen knappen Badeanzug tragend und der Gedanke machte ihn rasend. Er widerstand dem Drang hinaus auf den Balkon zu gehen, denn er wußte, wenn er von dort aus Natasha sehen würde, dann könnte er die Arbeit gänzlich vergessen, und er würde dem Kunden erklären müssen, warum seine Website noch nicht ins Netz gestellt worden war. Dann zwang er sich dazu sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Als die Seite fertig war und ins Netz gestellt, würde er sich mit einem Blick auf die wundervolle Natasha belohnen.


Natasha entschied, das sie im Paradies war, als sie sich mit ihrem Liebesroman auf den Liegestuhl legte. Bianca verrieb Sonnencreme auf Manuelas Schultern während sie davon sprachen im Meer baden zu gehen.„Du kommst doch mit, oder?“ fragte Manuela.
Natasha schüttelte den Kopf. „Noch nicht, Manuela. Ich bin absolut zufrieden damit hier zu liegen und mich zu entspannen und mein Buch zu lesen.“„Ich hätte nie gedacht, das du sowas liest,“ sagte Bianca.
„Ich lese das normalerweise auch nicht, ehrlich. Nur wenn ich im Urlaub bin.“
„Ja, ja – das sagen sie alle!“ meinte Manuela.
Natasha machte sich nicht die Mühe zu antworten, sondern legte das Buch neben sich und schloß die Augen. Sie hatte sich den Bikini angezogen, obwohl sie zuerst gezögert hatte, ihn überhaupt mit in den Urlaub zu nehmen. Seit sie jedoch Lorenzo getroffen hatte, war sie froh, dass sie ihn eingepackt hatte.


Lorenzo beendete die Arbeit an der Webseite in Rekordzeit und stellte sie ins Netz. Er sank in seinen Sessel zurück, ermüdet und ganz verspannt. Dann telefonierte er mit seinem Kunden, um ihm mitzuteilen, der Auftrag wäre zur Zufriedenheit erledigt. Anschließend ging er in die Küche und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er zog sein Top aus, nahm einen tiefen Schluck, öffnete die gläserne Schiebetür und trat auf den Balkon hinaus. Er konnte zwei Personen im Wasser ausmachen, aber keine dritte. Er fragte sich, ob eine davon wohl Natasha wäre und er ließ seinen Blick suchend über den Strand gleiten, bis er sie auf einem Liegestuhl ausgestreckt sah. Ihm stockte der Atem.Ihr Bikini überließ wenig der Vorstellung und er sah Natasha nackt in seinen Armen, ohne diesen Bikini. Er bewunderte ihr langes, blondes Haar, ihr edles Gesicht und ihren schlanken Körper, wobei ihm bewusst wurde, das es schon lange her war, dass eine Frau ihn so angezogen hatte. Viel zu lange wie er wußte.Sein Bier austrinkend, verließ er den Balkon und ging aus dem Haus.
Natasha hörte Fußschritte die sich ihr näherten, aber sie war nicht in der Lage ihre ermüdeten Augen zu öffnen.„Du hast aber schnell aufgegeben!“ sagte sie.
„Was aufgegeben?“ fragte Lorenzo.
Natasha fuhr hoch und richtete sich auf im Liegestuhl, die Augen öffnend. „Gott, du hast mich erschreckt! Ich dachte du wärst Manuela oder Bianca gewesen.“Er grinste. “Nein, ich fürchte das bin ich nicht. Die scheinen da draußen eine Menge Spaß zu haben,“ sagte er, auf die beiden Personen im Wasser deutend. „Warum bist du nicht draußen bei ihnen?““Oh, ich glaube ich werde mich bald zu ihnen gesellen. Ich bin ein wenig eingeschlafen, während sie ins Wasser gingen;“ Natasha setzte ihre Sonnenbrille auf, um ihre Augen vor der gleißenden Sonne abzuschirmen. „Bist du fertig mit deiner Arbeit?“Lorenzo nickte. „Fürs Erste. Ich habe nur Pause gemacht. Ich muß noch eine weitere Webseite designen.“
„Fühlst du dich nie einsam, so alleine in dem Haus und nur arbeiten?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich. Mir gefällt meine Arbeit,” Lorenzo wußte, sobald er die Worte aussprach, das sie gelogen waren. Abrupt wechselte er das Thema. „Gefällt es euch denn?”“Oh ja! Ich bin so glücklich das Bianca die Reise organisiert hat. Ich brauchte eine Erholungspause. Sie ist eine tolle Freundin.““Ja, ist sie. Ich wünschte nur, ich würde sie öfter sehen können. Ich war ein paar Jahre bei ihr in Berlin, als ich einen Platz zum Bleiben brauchte. Ich ging dort auf die Universität.“„Wirklich? Das erklärt, warum dein Deutsch so gut ist.“
Lorenzo zuckte mit den Schultern. „Es könnte besser sein. Wie lange kennst du schon Bianca?“
“Seit fast einem Jahr. Ich traf sie, als ich begann in der Werbefirma zu arbeiten, in der ich jetzt bin. Ich vermisse sie noch immer, jetzt wo sie da aufgehört hat, aber wir alle brauchen ja mal eine Veränderung ab und an.“
„Ja, ich schätze das stimmt. Nun …“
„Nun…?”
Lorenzo unterbrach seine Rede und stand auf. „Nun, ich glaube ich gehe besser wieder an die Arbeit. Ich muß noch das Grunddesign entwickeln für die nächste Seite an der ich arbeite.“
„In Ordnung.“
Er drehte sich wieder zu ihr herum. „Natasha?“
„Ja?“
„Danke.“
„Wofür?“
“Fürs Zuhören und dafür das du mir Gesellschaft geleistet hast. Ich sehe dich nachher.“
Lorenzo streckte impulsiv seine Hand aus und streichelte Natashas Wange mit seinen Fingern, ehe er sich herumdrehte und auf sein Haus zuging.Er wünschte nur, er hätte den Mut gehabt zu fragen, ob sie ihm beim Abendessen Gesellschaft leisten würde.


Die nächsten Tage ihres Urlaubs verbrachten Natasha, Manuela und Bianca am Strand mit schwimmen, sonnenbaden und faulenzen. Lorenzo fuhr sie nach Livorno, aber er blieb nicht bei ihnen. In Wahrheit wollte er es, aber er wollte nur bei Natasha sein.An den Abenden fuhr er sie zu verschiedenen Bars und verbrachte sie Zeit in der sie aus waren zuhause, sich fragend, ob das wohl die Nacht sein würde, wo Natasha jemand anderen kennen lernen würde. Als er sie sich in den Armen eines anderen Mannes vorstellte, verspürte er eine rasende Eifersucht, er war dann nicht mehr er selbst. Er ertappte sich dabei wie er die Uhr anstarrte, bis es wieder Zeit war, sie abzuholen und dann wie ein Verrückter zu rasen, um dort zu sein. Es fiel ihm auf, das Natasha die Ruhigere der Drei war, obwohl sie auch immer fröhlich war, konnte man doch leicht erkennen, dass sie nur die Hälfte von dem trank, was Manuela und seine Cousine sich genehmigten.Eines Abends machten sich Bianca und Manuela fertig für ihre mittlerweile gewohnte Nacht im Dorf, aber Natasha hatte keine Lust ihnen dabei Gesellschaft zu leisten. Sie wusste, das sie sich zu Lorenzo hingezogen fühlte und das es ihm ähnlich erging und obwohl sie nicht selbst den ersten Schritt machen wollte, war sie doch neugierig was passieren würde, wenn die anderen Beiden nicht dabei wären. Außerdem, sagte sie sich, wenn nichts passiert kann ich noch immer mit meinem Buch auf dem Balkon sitzen und dem Rauschen der Wellen lauschen.
“Komm schon Natasha, sei nicht langweilig!” sagte Manuela. „Warum kommst du nicht mit uns?“
„Ich fühle mich wirklich nicht in Stimmung um auszugehen. Ich will lieber etwas faulenzen. Wenn ihr morgen Abend ausgeht, komme ich garantiert wieder mit,“ erwiderte Natasha.
„Versuch nicht sie zu überreden,“ sagte Bianca und zwinkerte Natasha verschlagen zu. „Sie hat ganz offensichtlich ihren Entschluss gefasst.“
Natasha sah Bianca an und fragte sich warum sie gezwinkert hatte. Trotzdem war sie froh, das ihre Freundin sich auf ihre Seite stellte.
„Nun, ich bin soweit, wenn du es auch bist, dann laß uns deinen Cousin holen,“ sagte Manuela. „Wir sehen dich später Natasha.“
„Viel Spaß,“ sagte sie, als sie die Villa verließen.
Nachdem die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, ging Natasha in die Küche und holte eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und ein Glas. Dann nahm sie ihr Buch und ging hinaus auf den Balkon, um sich hinzusetzen.


Lorenzo fuhr schnell zurück. Er war überrascht gewesen, als er Manuela und Bianca ohne Natasha bei ihm erscheinen sah und das Wissen, das sie alleine in der Villa war, erschien ihm fast zu mächtig, um damit fertig zu werden und es erregte ihn schmerzlich. Er zwang sich dazu, sich aufs Fahren zu konzentrieren und als er angekommen war, ging er hinunter zum Strand, um nach ihr zu suchen. Als er sie nirgends sehen konnte, starrte er hinaus aufs Meer. Die Wellen brachen sich leise am Strand und Lorenzo beschloß, die einzige Art, wie er seiner Erregung einigermaßen Herr werden konnte, war ein Bad im kühlen Meer, das Äquivalent für ihn zu einer kalten Dusche.


Auf dem Balkon legte Natasha ihr Buch zur Seite und streckte sich, während sie hinaus aufs Meer sah. Sie bemerkte eine schlanke Gestalt im Sand und erkannte, das es Lorenzo war. Er starrte hinaus auf die Wellen. Natashas Herzschlag beschleunigte sich und sie spürte ein prickelndes Gefühl, welches ihr ihr die Wirbelsäule hinab fuhr, als sie sah, wie er sein T – Shirt auszog, sowie seine Jeans und seine Schuhe, bis er vorm Wasser stand, nur mit einer knappen Badehose bekleidet. Natashas Herz setzte fast aus, als er auch noch die auszog und nackt am Strand stand. Sie konnte seinen beeindruckenden Körper bewundern – seine breiten Schultern, seinen flachen, muskulösen Bauch. Er war dunkel und gebräunt und Natasha musste ein Stöhnen unterdrücken, um ihn nicht zu stören. Lorenzo lief in die Wellen und begann im Meer zu schwimmen. Natasha hielt es nicht länger mehr aus.


Lorenzo schwamm schon eine Weile, ehe er bemerkte, das er nciht mehr alleine im Wasser war. Natasha tauchte vor ihm auf, die Wasseroberfläche durchbrechend. Sie schüttelte das Wasser aus ihrem Gesicht und strich ihr feuchtes Haar mit einer Hand nach hinten.
„Natasha!“ rief er überrascht. „Was machst du hier?“
“Ich habe mich gerade selbst eingeladen dir Gesellschaft zu leisten,” sagte sie. „Ist doch hoffentlich in Ordnung?“
Lorenzo wurde sich plötzlich bewusst das er nackt war und schwamm etwas von ihr fort.
„Ich wollte…ääh… ich wollte gerade zurückschwimmen.“ sagte er nervös. Doch ehe er das machen konnte, streckte Natasha ihre Hand aus und berührte ihn.
„Ich habe dich gesehen, weißt du? Vom Balkon aus,“ flüstere sie.
Er errötete und streckte zögernd die Hand nach ihr aus. Er spürte, das auch sie nackt war. Er sah ihr tief in die Augen und sie erwiderte seinen Blick. Ihre Hand nehmend, zog er sie zu sich heran.
„Komm,“ flüstere er und sie schwammen zurück ans Ufer.


Als sie das Ufer erreicht hatten, legte Lorenzo das Handtuch aus, welches er mit an den Strand gebracht hatte und Natasha sank in seine Arme …


“Wir gehen besser zurück ins Haus,” flüstere ihr Lorenzo nach einer Ewigkeit zu. „Ich muß Manuela und Bianca noch aufsammeln.“
„Ich weiß.“
„Natasha, würdest du etwas tun für mich heute Nacht?“
Sie lächelte ihn an.
„Natürlich.“
“Schlaf heute Nacht bei mir.”
„Aber was werden Manuela und Alexandra sagen?“
„Gar nichts. Du wirst schon wissen was du sagen musst, wenn sie fragen.“
Sie lächelte.
Ja, das würde sie wissen.
Sie hatte in seinen Augen die Antworten auf all ihre Fragen gefunden. Sie wußte für den Rest ihres Urlaubs würde sie jeden Abend in der Villa bleiben.


Natasha saß auf dem Sofa in ihrer Berliner Wohnung, ihre Katze Biff lag schurrend auf ihrem Schoß. Sie wartete darauf, das Bianca vorbeischaute, die vorhin angerufen hatte und ihr mitgeteilt hatte sie hätte eine „Überraschung“ für sie, die sie hoffentlich wieder aufmuntern würde. Natasha blieb skeptisch; nichts hatte sie aufgemuntert seit der Urlaub vor zwei Monaten zuende gegangen war. Sie hatte jede Nacht mit Lorenzo verbracht, in seinem Haus, nach jener ersten Nacht am Strand, aber sie sprachen nie davon das sie wieder nach Hause fahren würde, so als ob es zu schmerzlich wäre, es in Worte zu fassen. Er brachte sie zum Flughafen und sagte ihnen auf Wiedersehen. Sie hatte einige E-mails von ihm bekommen, aber Natasha hatte beschlossen zu versuchen Lorenzo zu vergessen. Das Blöde an der Sache war, das es so unglaublich schwierig war, viel schwieriger als sie vermutet hatte.


Sie stürzte sich in die Arbeit und verbrachte ihre Zeit mit Manuela und Bianca, aber die Beiden merkten das Natasha nicht die Selbe war seit sie wieder zurück waren. Sie hatten viel probiert, um sie aufzumuntern, aber nichts hatte geholfen.
Natasha schaltete den Fernseher an und zappte durch die Kanäle, während sie wartete. Ich muss es noch stärker probieren, ihn zu vergessen, dachte sie bei sich und einfach mit meinem Leben weitermachen. Es war eine Urlaubsromanze, nichts weiter.
Ein Klopfen an der Tür kündigte Biancas Ankunft an. Sie setzte Biff auf den Boden und öffnete die Tür.
“Hi Natasha,” sagte Bianca, sie umarmend. “Du siehst ja nicht so gut aus.”
Natasha zuckte die Schultern. „Mir geht es gut – wirklich.“
“Sicher? Du siehst so aus seit wir aus dem Urlaub zurück sind.”
„Ja, das stimmt. Es war eben diese Urlaubsromanze mit deinem Cousin, mehr nicht. Die hat mich ein bißchen aus der Bahn geworfen. Aber das habe ich jetzt überstanden. Ich habe kaum an ihn gedacht, seit wir wieder zurück sind.“
„Ist das dein Ernst?“ erklang eine dunkle Stimme von der Tür her.
Natasha stockte der Atem und sie begann zu zittern. Lorenzo stand hinter Bianca.
“Was – was machst du denn hier?” fragte sie überrascht.
„Nun, das Gute am Designen von Webseiten ist, man kann es überall machen. Und wenn ich ehrlich bin, ich habe das Leben in einer Großstadt vermisst. Und ich habe dich vermisst.“
„Ich helfe ihm dabei hier klarzukommen, habe ihm eine Wohnung besorgt, ein Auto, eben all das,“ sagte Bianca verschwörerisch.
„Und hier bin ich.“
Natasha wußte nicht, was sie sagen sollte.
„Ich…ich bin sprachlos.“ Sagte sie schließlich.
Lorenzo nahm sie in die Arme und zog sie zu sich heran.
„Ich habe dich vermisst, Natasha. Wirklich sehr vermisst.“
„Ich habe dich auch vermisst.“ Sagte sie.
„Ich liebe dich, Natasha.“
„Ich liebe dich auch Lorenzo,“ sagte Natasha und ihre Lippen fanden zueinander.
In diesem Augenblick wusste Natasha, das ihre Beziehung nicht nur eine Urlaubsromanze gewesen war.



ENDE
<bR>Copyright by Drachenfeuer. Diese Geschichte darf ausschließlich auf der Seite 'Rock und Liebe' veröffentlicht werden. Alle Rechte vorbehalten.

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